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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Vegetabilische Düngungsmittel.
Kalk versetzt wird, zum Dünger dienen. Küchenabfall, Unkraut, vermodertes
Holz und Sägespäne, gebrauchte Gerberlohe tragen zur Vermehrung des Dünger-
vorraths bei. Man bemerkt, daß alle diejenigen Vegetabilien, welche bei der
Einäscherung vieles Kali geben, besonders düngend sind, z. B. die Strünke der
Tabackspflanzen und das Stroh des türkischen Weizens, wenn man sie nicht vortheil-
hafter benutzen kann. Eine vorzüglich düngende Eigenschaft hat auch das Kartoffel-
kraut, welches aber, wenn es sich schnell auflösen soll, in seinem grünen Zustande
zusammengetreten oder aber sogleich in den Mist gebracht werden muß. Man hat
es auch mit Rasenerde und etwas Kalk in Mengehaufen gebracht, und von diesem
Kompost eine ganz vorzügliche Wirkung verspürt. Es ist keinesweges unbedeu-
tend, was ein Acker Kartoffeln an diesem Dungmateriale wiedergiebt. Bleibt es
auf dem Acker liegen und wird dann untergepflügt, so zersetzt es sich freilich auch
allmählig, und es läßt sich daraus zum Theil die geringe Erschöpfung erklären, die
manche vom Kartoffelbau bemerkt haben. Die Zersetzung geschieht aber langsam,
und es ist dann der Bestellung im Wege.

So giebt es auch manche andere nützliche Pflanzen, die sehr hohe Stengel
treiben z. B. die Sonnenblume (Helianthus annuus) und der Erd-Apfel oder
Erd-Artischocke (Helianthus tuberosus), und außer ihrer eigentlichen Frucht
eine große Menge Moder geben können, welches bei ihrem Anbau allerdings
Rücksicht verdient.

Das Kraut der salzigen sowohl als der süßen Seen, von jenen besonders die
Fucusarten, von diesen der sogenannte Post, Chara vulgaris, welcher immer mit
einem kalkigen Schleim überzogen ist, gehören zu den wirksamsten Düngungsmit-
teln, die für sich oder mit thierischem Miste versetzt in Fäulniß gebracht und auf-
gefahren werden.

§. 49.

Der Modder.Zu den vegetabilischen Düngungsmitteln gehört auch der Modder, welcher sich
theils in Niederungen und Sinken, theils unter dem Wasser in Teichen findet.
Denn wenn er gleich zuweilen und zwar um so besser mit thierischen Theilen ver-
mischt ist, und mehrentheils auch eine starke Zumischung von Grunderden hat, die
sich nach der Erdart der umliegenden Gegend richten, so hat doch die vermoderte
vegetabilische Substanz wo nicht quantitativ doch virtuel das Uebergewicht darin.

Vegetabiliſche Duͤngungsmittel.
Kalk verſetzt wird, zum Duͤnger dienen. Kuͤchenabfall, Unkraut, vermodertes
Holz und Saͤgeſpaͤne, gebrauchte Gerberlohe tragen zur Vermehrung des Duͤnger-
vorraths bei. Man bemerkt, daß alle diejenigen Vegetabilien, welche bei der
Einaͤſcherung vieles Kali geben, beſonders duͤngend ſind, z. B. die Struͤnke der
Tabackspflanzen und das Stroh des tuͤrkiſchen Weizens, wenn man ſie nicht vortheil-
hafter benutzen kann. Eine vorzuͤglich duͤngende Eigenſchaft hat auch das Kartoffel-
kraut, welches aber, wenn es ſich ſchnell aufloͤſen ſoll, in ſeinem gruͤnen Zuſtande
zuſammengetreten oder aber ſogleich in den Miſt gebracht werden muß. Man hat
es auch mit Raſenerde und etwas Kalk in Mengehaufen gebracht, und von dieſem
Kompoſt eine ganz vorzuͤgliche Wirkung verſpuͤrt. Es iſt keinesweges unbedeu-
tend, was ein Acker Kartoffeln an dieſem Dungmateriale wiedergiebt. Bleibt es
auf dem Acker liegen und wird dann untergepfluͤgt, ſo zerſetzt es ſich freilich auch
allmaͤhlig, und es laͤßt ſich daraus zum Theil die geringe Erſchoͤpfung erklaͤren, die
manche vom Kartoffelbau bemerkt haben. Die Zerſetzung geſchieht aber langſam,
und es iſt dann der Beſtellung im Wege.

So giebt es auch manche andere nuͤtzliche Pflanzen, die ſehr hohe Stengel
treiben z. B. die Sonnenblume (Helianthus annuus) und der Erd-Apfel oder
Erd-Artiſchocke (Helianthus tuberosus), und außer ihrer eigentlichen Frucht
eine große Menge Moder geben koͤnnen, welches bei ihrem Anbau allerdings
Ruͤckſicht verdient.

Das Kraut der ſalzigen ſowohl als der ſuͤßen Seen, von jenen beſonders die
Fucusarten, von dieſen der ſogenannte Poſt, Chara vulgaris, welcher immer mit
einem kalkigen Schleim uͤberzogen iſt, gehoͤren zu den wirkſamſten Duͤngungsmit-
teln, die fuͤr ſich oder mit thieriſchem Miſte verſetzt in Faͤulniß gebracht und auf-
gefahren werden.

§. 49.

Der Modder.Zu den vegetabiliſchen Duͤngungsmitteln gehoͤrt auch der Modder, welcher ſich
theils in Niederungen und Sinken, theils unter dem Waſſer in Teichen findet.
Denn wenn er gleich zuweilen und zwar um ſo beſſer mit thieriſchen Theilen ver-
miſcht iſt, und mehrentheils auch eine ſtarke Zumiſchung von Grunderden hat, die
ſich nach der Erdart der umliegenden Gegend richten, ſo hat doch die vermoderte
vegetabiliſche Subſtanz wo nicht quantitativ doch virtuel das Uebergewicht darin.

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[230/0278] Vegetabiliſche Duͤngungsmittel. Kalk verſetzt wird, zum Duͤnger dienen. Kuͤchenabfall, Unkraut, vermodertes Holz und Saͤgeſpaͤne, gebrauchte Gerberlohe tragen zur Vermehrung des Duͤnger- vorraths bei. Man bemerkt, daß alle diejenigen Vegetabilien, welche bei der Einaͤſcherung vieles Kali geben, beſonders duͤngend ſind, z. B. die Struͤnke der Tabackspflanzen und das Stroh des tuͤrkiſchen Weizens, wenn man ſie nicht vortheil- hafter benutzen kann. Eine vorzuͤglich duͤngende Eigenſchaft hat auch das Kartoffel- kraut, welches aber, wenn es ſich ſchnell aufloͤſen ſoll, in ſeinem gruͤnen Zuſtande zuſammengetreten oder aber ſogleich in den Miſt gebracht werden muß. Man hat es auch mit Raſenerde und etwas Kalk in Mengehaufen gebracht, und von dieſem Kompoſt eine ganz vorzuͤgliche Wirkung verſpuͤrt. Es iſt keinesweges unbedeu- tend, was ein Acker Kartoffeln an dieſem Dungmateriale wiedergiebt. Bleibt es auf dem Acker liegen und wird dann untergepfluͤgt, ſo zerſetzt es ſich freilich auch allmaͤhlig, und es laͤßt ſich daraus zum Theil die geringe Erſchoͤpfung erklaͤren, die manche vom Kartoffelbau bemerkt haben. Die Zerſetzung geſchieht aber langſam, und es iſt dann der Beſtellung im Wege. So giebt es auch manche andere nuͤtzliche Pflanzen, die ſehr hohe Stengel treiben z. B. die Sonnenblume (Helianthus annuus) und der Erd-Apfel oder Erd-Artiſchocke (Helianthus tuberosus), und außer ihrer eigentlichen Frucht eine große Menge Moder geben koͤnnen, welches bei ihrem Anbau allerdings Ruͤckſicht verdient. Das Kraut der ſalzigen ſowohl als der ſuͤßen Seen, von jenen beſonders die Fucusarten, von dieſen der ſogenannte Poſt, Chara vulgaris, welcher immer mit einem kalkigen Schleim uͤberzogen iſt, gehoͤren zu den wirkſamſten Duͤngungsmit- teln, die fuͤr ſich oder mit thieriſchem Miſte verſetzt in Faͤulniß gebracht und auf- gefahren werden. §. 49. Zu den vegetabiliſchen Duͤngungsmitteln gehoͤrt auch der Modder, welcher ſich theils in Niederungen und Sinken, theils unter dem Waſſer in Teichen findet. Denn wenn er gleich zuweilen und zwar um ſo beſſer mit thieriſchen Theilen ver- miſcht iſt, und mehrentheils auch eine ſtarke Zumiſchung von Grunderden hat, die ſich nach der Erdart der umliegenden Gegend richten, ſo hat doch die vermoderte vegetabiliſche Subſtanz wo nicht quantitativ doch virtuel das Uebergewicht darin. Der Modder.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/278>, abgerufen am 24.04.2024.