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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Vegetabilische Düngungsmittel.
§. 56.

Ausfahrung
des Modders.
Den Modder unmittelbar aus seiner Ablagerung auf den Acker zu fahren, ist
nur bei dem ganz trocknen rathsam. Den feuchten bringt man immer erst aufs
Trockne, und läßt ihn hier wenigstens so lange liegen, bis seine Feuchtigkeit völlig
verdunstet ist, weil er sodann sehr zusammenfällt, und der Transport leichter wird.
Das Ausbringen geschieht mit Hand- oder Pferdestürzkarren. Letztere nimmt man
gewöhnlich einspännig. Welches vortheilhafter sey, muß man sich nach den
Ortsverhältnissen berechnen. Wird er nur eine kurze Strecke fortgekarrt, so ist
in der Regel die Arbeit mit Menschen, bei einer weiteren, aber die mit Pferden
minder kostspielig. Zuweilen sind aber auch die Pferdekarren gar nicht anwend-
bar, wenn nämlich der Grund, worüber gekarrt werden muß, zu sumpfig ist, so
daß man Bretter über den Weg herlegen muß.

Man sucht die Arbeit in Verding zu betreiben, und macht diesen entweder
nach Schachruthen oder nach Stürzkarrenladungen. Ueber den Preis läßt sich nur
dies im allgemeinen sagen, daß die Arbeiter dabei mehr, als bei gewöhnlichen Ar-
beiten verdienen müssen, weil diese zu den beschwerlichen und ungesunden gehört.
Eine stärkere Branntweinsconsumtion ist ihnen dabei wirklich nützlich.

Vermengung
des Modders.
Ist es völlig zergangener Modder, so bringt man ihn in kleinere Haufen, da-
mit er um so eher abtrockne, und in der größten Oberfläche der atmosphärischen
Einwirkung ausgesetzt sey. Sind aber viele unzergangene Pflanzentheile darin,
Moos und andere Wasserpflanzen, so bringt man ihn, nachdem er etwas abge-
trocknet, in große Haufen, damit er sogleich in Gährung und Hitze komme, und
jene Vegetabilien verwesen. Man befördert dies sehr, wenn man ihm sogleich
etwas frisch gebrannten Kalk, Asche oder auch frischen Stallmist von Pferden zusetzt.

Diese Zusätze sind alsdann besonders nöthig, wenn der Modder Säure ent-
hält, und in dem Falle auch bei solchem, welcher schon völlig aufgelöst ist. Manch-
mal kann es rathsam seyn, mit diesen Zusätzen zu warten, bis man ihn auf den
Acker gefahren hat, wenn er anders daselbst nicht gleich verbreitet, sondern erst in
Haufen aufgesetzt werden soll, weil man sich dadurch die doppelte Fuhre der zuzu-
setzenden Materialien erspart. Es geschieht jedoch nur bei schnell abtrocknendem
Modder, den man bei dem Auskarren gar nicht in Haufen bringt, sondern bald
auf das Feld fährt, wo er gebraucht werden soll.


Will
Vegetabiliſche Duͤngungsmittel.
§. 56.

Ausfahrung
des Modders.
Den Modder unmittelbar aus ſeiner Ablagerung auf den Acker zu fahren, iſt
nur bei dem ganz trocknen rathſam. Den feuchten bringt man immer erſt aufs
Trockne, und laͤßt ihn hier wenigſtens ſo lange liegen, bis ſeine Feuchtigkeit voͤllig
verdunſtet iſt, weil er ſodann ſehr zuſammenfaͤllt, und der Transport leichter wird.
Das Ausbringen geſchieht mit Hand- oder Pferdeſtuͤrzkarren. Letztere nimmt man
gewoͤhnlich einſpaͤnnig. Welches vortheilhafter ſey, muß man ſich nach den
Ortsverhaͤltniſſen berechnen. Wird er nur eine kurze Strecke fortgekarrt, ſo iſt
in der Regel die Arbeit mit Menſchen, bei einer weiteren, aber die mit Pferden
minder koſtſpielig. Zuweilen ſind aber auch die Pferdekarren gar nicht anwend-
bar, wenn naͤmlich der Grund, woruͤber gekarrt werden muß, zu ſumpfig iſt, ſo
daß man Bretter uͤber den Weg herlegen muß.

Man ſucht die Arbeit in Verding zu betreiben, und macht dieſen entweder
nach Schachruthen oder nach Stuͤrzkarrenladungen. Ueber den Preis laͤßt ſich nur
dies im allgemeinen ſagen, daß die Arbeiter dabei mehr, als bei gewoͤhnlichen Ar-
beiten verdienen muͤſſen, weil dieſe zu den beſchwerlichen und ungeſunden gehoͤrt.
Eine ſtaͤrkere Branntweinsconſumtion iſt ihnen dabei wirklich nuͤtzlich.

Vermengung
des Modders.
Iſt es voͤllig zergangener Modder, ſo bringt man ihn in kleinere Haufen, da-
mit er um ſo eher abtrockne, und in der groͤßten Oberflaͤche der atmoſphaͤriſchen
Einwirkung ausgeſetzt ſey. Sind aber viele unzergangene Pflanzentheile darin,
Moos und andere Waſſerpflanzen, ſo bringt man ihn, nachdem er etwas abge-
trocknet, in große Haufen, damit er ſogleich in Gaͤhrung und Hitze komme, und
jene Vegetabilien verweſen. Man befoͤrdert dies ſehr, wenn man ihm ſogleich
etwas friſch gebrannten Kalk, Aſche oder auch friſchen Stallmiſt von Pferden zuſetzt.

Dieſe Zuſaͤtze ſind alsdann beſonders noͤthig, wenn der Modder Saͤure ent-
haͤlt, und in dem Falle auch bei ſolchem, welcher ſchon voͤllig aufgeloͤſt iſt. Manch-
mal kann es rathſam ſeyn, mit dieſen Zuſaͤtzen zu warten, bis man ihn auf den
Acker gefahren hat, wenn er anders daſelbſt nicht gleich verbreitet, ſondern erſt in
Haufen aufgeſetzt werden ſoll, weil man ſich dadurch die doppelte Fuhre der zuzu-
ſetzenden Materialien erſpart. Es geſchieht jedoch nur bei ſchnell abtrocknendem
Modder, den man bei dem Auskarren gar nicht in Haufen bringt, ſondern bald
auf das Feld faͤhrt, wo er gebraucht werden ſoll.


Will
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[232/0280] Vegetabiliſche Duͤngungsmittel. §. 56. Den Modder unmittelbar aus ſeiner Ablagerung auf den Acker zu fahren, iſt nur bei dem ganz trocknen rathſam. Den feuchten bringt man immer erſt aufs Trockne, und laͤßt ihn hier wenigſtens ſo lange liegen, bis ſeine Feuchtigkeit voͤllig verdunſtet iſt, weil er ſodann ſehr zuſammenfaͤllt, und der Transport leichter wird. Das Ausbringen geſchieht mit Hand- oder Pferdeſtuͤrzkarren. Letztere nimmt man gewoͤhnlich einſpaͤnnig. Welches vortheilhafter ſey, muß man ſich nach den Ortsverhaͤltniſſen berechnen. Wird er nur eine kurze Strecke fortgekarrt, ſo iſt in der Regel die Arbeit mit Menſchen, bei einer weiteren, aber die mit Pferden minder koſtſpielig. Zuweilen ſind aber auch die Pferdekarren gar nicht anwend- bar, wenn naͤmlich der Grund, woruͤber gekarrt werden muß, zu ſumpfig iſt, ſo daß man Bretter uͤber den Weg herlegen muß. Ausfahrung des Modders. Man ſucht die Arbeit in Verding zu betreiben, und macht dieſen entweder nach Schachruthen oder nach Stuͤrzkarrenladungen. Ueber den Preis laͤßt ſich nur dies im allgemeinen ſagen, daß die Arbeiter dabei mehr, als bei gewoͤhnlichen Ar- beiten verdienen muͤſſen, weil dieſe zu den beſchwerlichen und ungeſunden gehoͤrt. Eine ſtaͤrkere Branntweinsconſumtion iſt ihnen dabei wirklich nuͤtzlich. Iſt es voͤllig zergangener Modder, ſo bringt man ihn in kleinere Haufen, da- mit er um ſo eher abtrockne, und in der groͤßten Oberflaͤche der atmoſphaͤriſchen Einwirkung ausgeſetzt ſey. Sind aber viele unzergangene Pflanzentheile darin, Moos und andere Waſſerpflanzen, ſo bringt man ihn, nachdem er etwas abge- trocknet, in große Haufen, damit er ſogleich in Gaͤhrung und Hitze komme, und jene Vegetabilien verweſen. Man befoͤrdert dies ſehr, wenn man ihm ſogleich etwas friſch gebrannten Kalk, Aſche oder auch friſchen Stallmiſt von Pferden zuſetzt. Vermengung des Modders. Dieſe Zuſaͤtze ſind alsdann beſonders noͤthig, wenn der Modder Saͤure ent- haͤlt, und in dem Falle auch bei ſolchem, welcher ſchon voͤllig aufgeloͤſt iſt. Manch- mal kann es rathſam ſeyn, mit dieſen Zuſaͤtzen zu warten, bis man ihn auf den Acker gefahren hat, wenn er anders daſelbſt nicht gleich verbreitet, ſondern erſt in Haufen aufgeſetzt werden ſoll, weil man ſich dadurch die doppelte Fuhre der zuzu- ſetzenden Materialien erſpart. Es geſchieht jedoch nur bei ſchnell abtrocknendem Modder, den man bei dem Auskarren gar nicht in Haufen bringt, ſondern bald auf das Feld faͤhrt, wo er gebraucht werden ſoll. Will

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/280>, abgerufen am 28.03.2024.