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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Mineralische Düngungsmittel.
Humus und die vegetabilischen Theile zersetzt und zu einem gesunden Nahrungsstoff
für die Pflanzen umwandelt. Daher ist seine Wirkung groß, wenn er dieser Ma-
terie viel antrifft. Die Zerstörung des Unkrauts bei guter Behandlung ist schon
von großem Belange. Natürlich hat man daher von einer Kalkdüngung, manch-
mal sogar von einer wiederholten, so reiche Ernten gehabt, wie von keiner Mist-
düngung. Unverständige haben daher der ersteren vor der letzteren einen Vorzug
gegeben, und diese ganz entbehren zu können geglaubt. Aber die Erschöpfung des
Bodens zeigte sich dann früher oder später als abschreckendes Beispiel, und nun
hat man für die Gefahr einer jeden Kalkdüngung gewarnet. Der Verständige
aber, der einsah, daß der Kalk diesen Mist keinesweges entbehrlich mache, seine
Wirkung aber verstärke, benutzte die Fruchtbarkeit, welche der Kalk den ersten
Saaten gab, um desto mehr Material zu einer stärkern Mistdüngung zu gewin-
nen, und somit durch Mist dem Acker das wieder zu ersetzen, was der Kalk in die
üppige Vegetation übergetrieben hatte. Er bedient sich auch da des Kalks noch
fortdauernd auf eine mäßige Weise, wo andere gänzlich von dessen Auffuhr abge-
schreckt sind.

§. 59.

Kosten der
Kalkdüngung.
Die Anwendbarkeit der Kalkdüngung hängt hauptsächlich von den Kosten ab,
wofür man sie haben kann, und diese sind der Lokalität nach sehr verschieden.
Wenn man einen Winspel Kalk, welcher im Durchschnitt auf 1 Morgen urbares
Ackerland gehört, für 10 bis 12 Rthlr. auf den Acker bringen kann, so ist es die-
ser Ausgabe werth; besonders in dem Falle, wo der Boden in guter Dungkraft
steht, aber mit Unkraut so angefüllt ist, daß die Ernten deshalb seiner Kraft nicht
entsprechen, und unter der Voraussetzung, daß man doch eine reine Brache halten
will und muß. Hier wird sich diese Auslage in kurzer Zeit wieder bezahlen. Es
versteht sich, daß man statt des Kalkes kein anderes in seiner Wirkung ihm gleich-
kommendes Düngungsmittel, kalkreichen Mergel, Seifensieder- oder gute Torf-
asche mit geringeren Kosten haben könne. Die Kosten einer Kalkdüngung lassen
sich nach der Lokalität von jedem leicht berechnen.

Sie sind da am geringsten, wo man einen Kalksteinbruch in der Nähe hat,
oder in Kalksteingeschieben den Lesekalk in Menge findet, oder auch von dem soge-
nannten Mergelkalk leicht Kalkziegel streichen kann; wenn zugleich das Feuerma-

Mineraliſche Duͤngungsmittel.
Humus und die vegetabiliſchen Theile zerſetzt und zu einem geſunden Nahrungsſtoff
fuͤr die Pflanzen umwandelt. Daher iſt ſeine Wirkung groß, wenn er dieſer Ma-
terie viel antrifft. Die Zerſtoͤrung des Unkrauts bei guter Behandlung iſt ſchon
von großem Belange. Natuͤrlich hat man daher von einer Kalkduͤngung, manch-
mal ſogar von einer wiederholten, ſo reiche Ernten gehabt, wie von keiner Miſt-
duͤngung. Unverſtaͤndige haben daher der erſteren vor der letzteren einen Vorzug
gegeben, und dieſe ganz entbehren zu koͤnnen geglaubt. Aber die Erſchoͤpfung des
Bodens zeigte ſich dann fruͤher oder ſpaͤter als abſchreckendes Beiſpiel, und nun
hat man fuͤr die Gefahr einer jeden Kalkduͤngung gewarnet. Der Verſtaͤndige
aber, der einſah, daß der Kalk dieſen Miſt keinesweges entbehrlich mache, ſeine
Wirkung aber verſtaͤrke, benutzte die Fruchtbarkeit, welche der Kalk den erſten
Saaten gab, um deſto mehr Material zu einer ſtaͤrkern Miſtduͤngung zu gewin-
nen, und ſomit durch Miſt dem Acker das wieder zu erſetzen, was der Kalk in die
uͤppige Vegetation uͤbergetrieben hatte. Er bedient ſich auch da des Kalks noch
fortdauernd auf eine maͤßige Weiſe, wo andere gaͤnzlich von deſſen Auffuhr abge-
ſchreckt ſind.

§. 59.

Koſten der
Kalkduͤngung.
Die Anwendbarkeit der Kalkduͤngung haͤngt hauptſaͤchlich von den Koſten ab,
wofuͤr man ſie haben kann, und dieſe ſind der Lokalitaͤt nach ſehr verſchieden.
Wenn man einen Winſpel Kalk, welcher im Durchſchnitt auf 1 Morgen urbares
Ackerland gehoͤrt, fuͤr 10 bis 12 Rthlr. auf den Acker bringen kann, ſo iſt es die-
ſer Ausgabe werth; beſonders in dem Falle, wo der Boden in guter Dungkraft
ſteht, aber mit Unkraut ſo angefuͤllt iſt, daß die Ernten deshalb ſeiner Kraft nicht
entſprechen, und unter der Vorausſetzung, daß man doch eine reine Brache halten
will und muß. Hier wird ſich dieſe Auslage in kurzer Zeit wieder bezahlen. Es
verſteht ſich, daß man ſtatt des Kalkes kein anderes in ſeiner Wirkung ihm gleich-
kommendes Duͤngungsmittel, kalkreichen Mergel, Seifenſieder- oder gute Torf-
aſche mit geringeren Koſten haben koͤnne. Die Koſten einer Kalkduͤngung laſſen
ſich nach der Lokalitaͤt von jedem leicht berechnen.

Sie ſind da am geringſten, wo man einen Kalkſteinbruch in der Naͤhe hat,
oder in Kalkſteingeſchieben den Leſekalk in Menge findet, oder auch von dem ſoge-
nannten Mergelkalk leicht Kalkziegel ſtreichen kann; wenn zugleich das Feuerma-

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[244/0292] Mineraliſche Duͤngungsmittel. Humus und die vegetabiliſchen Theile zerſetzt und zu einem geſunden Nahrungsſtoff fuͤr die Pflanzen umwandelt. Daher iſt ſeine Wirkung groß, wenn er dieſer Ma- terie viel antrifft. Die Zerſtoͤrung des Unkrauts bei guter Behandlung iſt ſchon von großem Belange. Natuͤrlich hat man daher von einer Kalkduͤngung, manch- mal ſogar von einer wiederholten, ſo reiche Ernten gehabt, wie von keiner Miſt- duͤngung. Unverſtaͤndige haben daher der erſteren vor der letzteren einen Vorzug gegeben, und dieſe ganz entbehren zu koͤnnen geglaubt. Aber die Erſchoͤpfung des Bodens zeigte ſich dann fruͤher oder ſpaͤter als abſchreckendes Beiſpiel, und nun hat man fuͤr die Gefahr einer jeden Kalkduͤngung gewarnet. Der Verſtaͤndige aber, der einſah, daß der Kalk dieſen Miſt keinesweges entbehrlich mache, ſeine Wirkung aber verſtaͤrke, benutzte die Fruchtbarkeit, welche der Kalk den erſten Saaten gab, um deſto mehr Material zu einer ſtaͤrkern Miſtduͤngung zu gewin- nen, und ſomit durch Miſt dem Acker das wieder zu erſetzen, was der Kalk in die uͤppige Vegetation uͤbergetrieben hatte. Er bedient ſich auch da des Kalks noch fortdauernd auf eine maͤßige Weiſe, wo andere gaͤnzlich von deſſen Auffuhr abge- ſchreckt ſind. §. 59. Die Anwendbarkeit der Kalkduͤngung haͤngt hauptſaͤchlich von den Koſten ab, wofuͤr man ſie haben kann, und dieſe ſind der Lokalitaͤt nach ſehr verſchieden. Wenn man einen Winſpel Kalk, welcher im Durchſchnitt auf 1 Morgen urbares Ackerland gehoͤrt, fuͤr 10 bis 12 Rthlr. auf den Acker bringen kann, ſo iſt es die- ſer Ausgabe werth; beſonders in dem Falle, wo der Boden in guter Dungkraft ſteht, aber mit Unkraut ſo angefuͤllt iſt, daß die Ernten deshalb ſeiner Kraft nicht entſprechen, und unter der Vorausſetzung, daß man doch eine reine Brache halten will und muß. Hier wird ſich dieſe Auslage in kurzer Zeit wieder bezahlen. Es verſteht ſich, daß man ſtatt des Kalkes kein anderes in ſeiner Wirkung ihm gleich- kommendes Duͤngungsmittel, kalkreichen Mergel, Seifenſieder- oder gute Torf- aſche mit geringeren Koſten haben koͤnne. Die Koſten einer Kalkduͤngung laſſen ſich nach der Lokalitaͤt von jedem leicht berechnen. Koſten der Kalkduͤngung. Sie ſind da am geringſten, wo man einen Kalkſteinbruch in der Naͤhe hat, oder in Kalkſteingeſchieben den Leſekalk in Menge findet, oder auch von dem ſoge- nannten Mergelkalk leicht Kalkziegel ſtreichen kann; wenn zugleich das Feuerma-

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/292>, abgerufen am 23.04.2024.