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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Der Mergel.
diese Farben durch das im Thone befindliche Eisen oder Manganesoxyd hervorge-
bracht, theils rühren sie von brennbaren Materien, Erdharzen oder Humus her. Die
Mergelarten, welche mit letzterm allein vermischt sind, sind gemeiniglich grau, bläulich
oder schwarz, und sie brennen sich dann im Feuer weiß; der von Erdharzen durchdrun-
gene giebt, besonders wenn man ihn erwärmt, oder seine Stücke an einander reibt, einen
eigenthümlichen Geruch von sich. Aus der Farbe des Mergels kann man sehr wenig
schließen, etwa oberflächlich auf seinen Gehalt an Metalloxyd oder brennbaren Stof-
fen. Sie kann keinesweges dazu dienen, uns über die innere Beschaffenheit des
Mergels, über seinen Thon- und Kalkgehalt Aufschluß zu geben. Gleichgefärbte
Mergelarten sind oft in ihren Verhältnissen vom Thon und Kalk sehr verschieden, und
wiederum stimmen Mergelarten, die ganz abweichende Farben besitzen, in dieser Hin-
sicht völlig überein.

§. 95.

Kensistenz.In Ansehung des Zusammenhangs und Gefüges der einzelnen Theile weicht der
Mergel sehr von einander ab. Zuweilen ist er so weich und so zart, wie Pulver, oder
doch so wenig zusammenhängend, daß man ihn leicht zerdrücken kann. Dann ist er
wieder steinhart. Ersteren nennt man erdigen, letzteren Steinmergel. Dieser unter-
scheidet sich oft noch durch sein Gefüge. Er ist entweder von schieferartigem Bruche,
und besteht aus über einander liegenden Scheiben, die sich mit einem Messer von ein-
ander ablösen lassen, oder es zeigt sich keine bestimmte Lage, und er zerspringt beim
Zerschlagen in unregelmäßige Stücke. Jenen nennt man daher Schiefermergel, die-
sen schlechthin Steinmergel. Auch aus den Verschiedenheiten, die der Mergel in die-
ser Hinsicht zeigt, kann man nicht mit Sicherheit auf seine Vestandtheile schließen.
Zuweilen hat harter Mergel einen Ueberschuß von Thon, zuweilen auch von Kalk,
und er nähert sich dem Kalksteine, und bei erdigem Mergel kann man auch keines-
weges sagen, daß er einen Ueberschuß von Kalk besäße; denn der Thon konnte mager
seyn, so daß der Mergel nicht stark zusammenhängt. Wenn der Mergel mit Wasser
übergossen wird, so dringt dasselbe mehr oder weniger leicht in seine Poren ein. Es hebt
dann die Kohäsion der einzelnen Partikeln auf, treibt sie auseinander und verursacht,
daß die Stücke in ein feines Pulver zerfallen. Dies ist eine wesentliche Eigenschaft
des Mergels, wodurch man ihn vorläufig erkennt, und wodurch er seinen Nutzen auf
den Boden durch die innige Vermengung mit der Ackerkrume äußert. Die Luft ent-

Der Mergel.
dieſe Farben durch das im Thone befindliche Eiſen oder Manganesoxyd hervorge-
bracht, theils ruͤhren ſie von brennbaren Materien, Erdharzen oder Humus her. Die
Mergelarten, welche mit letzterm allein vermiſcht ſind, ſind gemeiniglich grau, blaͤulich
oder ſchwarz, und ſie brennen ſich dann im Feuer weiß; der von Erdharzen durchdrun-
gene giebt, beſonders wenn man ihn erwaͤrmt, oder ſeine Stuͤcke an einander reibt, einen
eigenthuͤmlichen Geruch von ſich. Aus der Farbe des Mergels kann man ſehr wenig
ſchließen, etwa oberflaͤchlich auf ſeinen Gehalt an Metalloxyd oder brennbaren Stof-
fen. Sie kann keinesweges dazu dienen, uns uͤber die innere Beſchaffenheit des
Mergels, uͤber ſeinen Thon- und Kalkgehalt Aufſchluß zu geben. Gleichgefaͤrbte
Mergelarten ſind oft in ihren Verhaͤltniſſen vom Thon und Kalk ſehr verſchieden, und
wiederum ſtimmen Mergelarten, die ganz abweichende Farben beſitzen, in dieſer Hin-
ſicht voͤllig uͤberein.

§. 95.

Kenſiſtenz.In Anſehung des Zuſammenhangs und Gefuͤges der einzelnen Theile weicht der
Mergel ſehr von einander ab. Zuweilen iſt er ſo weich und ſo zart, wie Pulver, oder
doch ſo wenig zuſammenhaͤngend, daß man ihn leicht zerdruͤcken kann. Dann iſt er
wieder ſteinhart. Erſteren nennt man erdigen, letzteren Steinmergel. Dieſer unter-
ſcheidet ſich oft noch durch ſein Gefuͤge. Er iſt entweder von ſchieferartigem Bruche,
und beſteht aus uͤber einander liegenden Scheiben, die ſich mit einem Meſſer von ein-
ander abloͤſen laſſen, oder es zeigt ſich keine beſtimmte Lage, und er zerſpringt beim
Zerſchlagen in unregelmaͤßige Stuͤcke. Jenen nennt man daher Schiefermergel, die-
ſen ſchlechthin Steinmergel. Auch aus den Verſchiedenheiten, die der Mergel in die-
ſer Hinſicht zeigt, kann man nicht mit Sicherheit auf ſeine Veſtandtheile ſchließen.
Zuweilen hat harter Mergel einen Ueberſchuß von Thon, zuweilen auch von Kalk,
und er naͤhert ſich dem Kalkſteine, und bei erdigem Mergel kann man auch keines-
weges ſagen, daß er einen Ueberſchuß von Kalk beſaͤße; denn der Thon konnte mager
ſeyn, ſo daß der Mergel nicht ſtark zuſammenhaͤngt. Wenn der Mergel mit Waſſer
uͤbergoſſen wird, ſo dringt daſſelbe mehr oder weniger leicht in ſeine Poren ein. Es hebt
dann die Kohaͤſion der einzelnen Partikeln auf, treibt ſie auseinander und verurſacht,
daß die Stuͤcke in ein feines Pulver zerfallen. Dies iſt eine weſentliche Eigenſchaft
des Mergels, wodurch man ihn vorlaͤufig erkennt, und wodurch er ſeinen Nutzen auf
den Boden durch die innige Vermengung mit der Ackerkrume aͤußert. Die Luft ent-

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[98/0142] Der Mergel. dieſe Farben durch das im Thone befindliche Eiſen oder Manganesoxyd hervorge- bracht, theils ruͤhren ſie von brennbaren Materien, Erdharzen oder Humus her. Die Mergelarten, welche mit letzterm allein vermiſcht ſind, ſind gemeiniglich grau, blaͤulich oder ſchwarz, und ſie brennen ſich dann im Feuer weiß; der von Erdharzen durchdrun- gene giebt, beſonders wenn man ihn erwaͤrmt, oder ſeine Stuͤcke an einander reibt, einen eigenthuͤmlichen Geruch von ſich. Aus der Farbe des Mergels kann man ſehr wenig ſchließen, etwa oberflaͤchlich auf ſeinen Gehalt an Metalloxyd oder brennbaren Stof- fen. Sie kann keinesweges dazu dienen, uns uͤber die innere Beſchaffenheit des Mergels, uͤber ſeinen Thon- und Kalkgehalt Aufſchluß zu geben. Gleichgefaͤrbte Mergelarten ſind oft in ihren Verhaͤltniſſen vom Thon und Kalk ſehr verſchieden, und wiederum ſtimmen Mergelarten, die ganz abweichende Farben beſitzen, in dieſer Hin- ſicht voͤllig uͤberein. §. 95. In Anſehung des Zuſammenhangs und Gefuͤges der einzelnen Theile weicht der Mergel ſehr von einander ab. Zuweilen iſt er ſo weich und ſo zart, wie Pulver, oder doch ſo wenig zuſammenhaͤngend, daß man ihn leicht zerdruͤcken kann. Dann iſt er wieder ſteinhart. Erſteren nennt man erdigen, letzteren Steinmergel. Dieſer unter- ſcheidet ſich oft noch durch ſein Gefuͤge. Er iſt entweder von ſchieferartigem Bruche, und beſteht aus uͤber einander liegenden Scheiben, die ſich mit einem Meſſer von ein- ander abloͤſen laſſen, oder es zeigt ſich keine beſtimmte Lage, und er zerſpringt beim Zerſchlagen in unregelmaͤßige Stuͤcke. Jenen nennt man daher Schiefermergel, die- ſen ſchlechthin Steinmergel. Auch aus den Verſchiedenheiten, die der Mergel in die- ſer Hinſicht zeigt, kann man nicht mit Sicherheit auf ſeine Veſtandtheile ſchließen. Zuweilen hat harter Mergel einen Ueberſchuß von Thon, zuweilen auch von Kalk, und er naͤhert ſich dem Kalkſteine, und bei erdigem Mergel kann man auch keines- weges ſagen, daß er einen Ueberſchuß von Kalk beſaͤße; denn der Thon konnte mager ſeyn, ſo daß der Mergel nicht ſtark zuſammenhaͤngt. Wenn der Mergel mit Waſſer uͤbergoſſen wird, ſo dringt daſſelbe mehr oder weniger leicht in ſeine Poren ein. Es hebt dann die Kohaͤſion der einzelnen Partikeln auf, treibt ſie auseinander und verurſacht, daß die Stuͤcke in ein feines Pulver zerfallen. Dies iſt eine weſentliche Eigenſchaft des Mergels, wodurch man ihn vorlaͤufig erkennt, und wodurch er ſeinen Nutzen auf den Boden durch die innige Vermengung mit der Ackerkrume aͤußert. Die Luft ent- Kenſiſtenz.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/142>, abgerufen am 29.03.2024.