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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Bestandtheile des Bodens.
§. 119.

Dieser saure Humus ist unfruchtbar, und der Vegetation nachtheilig. WennSaurer Hu-
mus.

die Säure stark ist, und den sämmtlichen Humus durchdrungen hat, so können nur
gewisse wenig nutzbare Gräser darauf fortkommen; die Riedgräser, Carices, die
Binsen, Junci, Dunggras, Eriophorum u. s. w. Diese, vorzüglich die Bin-
sen sind seine gewöhnliche und eigenthümliche Bewohner, und wo man sie findet, kann
man mit Sicherheit annehmen, daß der Boden vielen sauren Humus enthalte.

Wenn wir aber den Boden nur trocken legen, und von der schädlichen Feuchtig-
keit, welche die Entstehung der Säuren begünstigte, befreien können, so haben wir
Mittel, ihm diese schädliche Eigenschaft zu benehmen, und ihn in fruchtbaren Humus
zu verwandeln. Wir finden dann in ihm einen von der Natur uns aufbewahrten Schatz
von vegetabilischen Nahrungsstoffen, den wir auf das Vortheilhafteste auf der Stelle
selbst, oder indem wir ihn als Dünger auf andere Felder führen, benutzen können.
Wir wissen nämlich, daß er durch Alkali, Asche, Kalk und Mergel von seiner
Säure befreit, und schnell auflöslich gemacht werde. Wenn wir aber auch diese
Materien nicht anwenden können, so können wir doch aus ihm selbst ein wirksames
Gegenmittel bereiten, indem wir ihn nämlich brennen. Es wird dadurch nicht nur
aus ihm selbst das so wohlthätige Kali und Kalk erzeugt, sondern es hat auch das
Feuer an sich das Vermögen, seine Säure größtentheils zu vertilgen, weswegen
das Rasenbrennen am vortheilhaftesten auf solchem Boden angewandt wird.

§. 120.

Ein ähnlicher Humus erzeugt sich aus Gewächsen, die vielen Gerbestoff oder dochAdstringiren-
der Humus.

etwas ähnliches enthalten, besonders aus dem Heidekraut, selbst an trocknen Orten.
Man findet da, wo sich diese in Familien lebenden Pflanzen eingewuchert haben, oft
eine ganz schwarze Erde, woran zuweilen freilich das Eisen einigen Antheil hat, die
aber doch aus vielem Humus, der aber ganz unauflöslich ist, besteht. Dieser Humus
begünstigt nur die Vegetation derjenigen Gewächse, woraus er entstand, und diese Ge-
wächse gedeihen nur, wo sie ihn vorfinden. Das Heidekraut ist sehr schwer fortzubrin-
gen, wo sich dieser Humus nicht erzeugt hat. Wo er ist, läßt es wenig andere Pflanzen
aufkommen. Durch Mergel, Kalk und Ammonium enthaltenden Mist kann dieser
Humus umgewandelt werden, und somit wird dann auch jenes Heidekraut vertilgt.

P 2
Beſtandtheile des Bodens.
§. 119.

Dieſer ſaure Humus iſt unfruchtbar, und der Vegetation nachtheilig. WennSaurer Hu-
mus.

die Saͤure ſtark iſt, und den ſaͤmmtlichen Humus durchdrungen hat, ſo koͤnnen nur
gewiſſe wenig nutzbare Graͤſer darauf fortkommen; die Riedgraͤſer, Carices, die
Binſen, Junci, Dunggras, Eriophorum u. ſ. w. Dieſe, vorzuͤglich die Bin-
ſen ſind ſeine gewoͤhnliche und eigenthuͤmliche Bewohner, und wo man ſie findet, kann
man mit Sicherheit annehmen, daß der Boden vielen ſauren Humus enthalte.

Wenn wir aber den Boden nur trocken legen, und von der ſchaͤdlichen Feuchtig-
keit, welche die Entſtehung der Saͤuren beguͤnſtigte, befreien koͤnnen, ſo haben wir
Mittel, ihm dieſe ſchaͤdliche Eigenſchaft zu benehmen, und ihn in fruchtbaren Humus
zu verwandeln. Wir finden dann in ihm einen von der Natur uns aufbewahrten Schatz
von vegetabiliſchen Nahrungsſtoffen, den wir auf das Vortheilhafteſte auf der Stelle
ſelbſt, oder indem wir ihn als Duͤnger auf andere Felder fuͤhren, benutzen koͤnnen.
Wir wiſſen naͤmlich, daß er durch Alkali, Aſche, Kalk und Mergel von ſeiner
Saͤure befreit, und ſchnell aufloͤslich gemacht werde. Wenn wir aber auch dieſe
Materien nicht anwenden koͤnnen, ſo koͤnnen wir doch aus ihm ſelbſt ein wirkſames
Gegenmittel bereiten, indem wir ihn naͤmlich brennen. Es wird dadurch nicht nur
aus ihm ſelbſt das ſo wohlthaͤtige Kali und Kalk erzeugt, ſondern es hat auch das
Feuer an ſich das Vermoͤgen, ſeine Saͤure groͤßtentheils zu vertilgen, weswegen
das Raſenbrennen am vortheilhafteſten auf ſolchem Boden angewandt wird.

§. 120.

Ein aͤhnlicher Humus erzeugt ſich aus Gewaͤchſen, die vielen Gerbeſtoff oder dochAdſtringiren-
der Humus.

etwas aͤhnliches enthalten, beſonders aus dem Heidekraut, ſelbſt an trocknen Orten.
Man findet da, wo ſich dieſe in Familien lebenden Pflanzen eingewuchert haben, oft
eine ganz ſchwarze Erde, woran zuweilen freilich das Eiſen einigen Antheil hat, die
aber doch aus vielem Humus, der aber ganz unaufloͤslich iſt, beſteht. Dieſer Humus
beguͤnſtigt nur die Vegetation derjenigen Gewaͤchſe, woraus er entſtand, und dieſe Ge-
waͤchſe gedeihen nur, wo ſie ihn vorfinden. Das Heidekraut iſt ſehr ſchwer fortzubrin-
gen, wo ſich dieſer Humus nicht erzeugt hat. Wo er iſt, laͤßt es wenig andere Pflanzen
aufkommen. Durch Mergel, Kalk und Ammonium enthaltenden Miſt kann dieſer
Humus umgewandelt werden, und ſomit wird dann auch jenes Heidekraut vertilgt.

P 2
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[115/0159] Beſtandtheile des Bodens. §. 119. Dieſer ſaure Humus iſt unfruchtbar, und der Vegetation nachtheilig. Wenn die Saͤure ſtark iſt, und den ſaͤmmtlichen Humus durchdrungen hat, ſo koͤnnen nur gewiſſe wenig nutzbare Graͤſer darauf fortkommen; die Riedgraͤſer, Carices, die Binſen, Junci, Dunggras, Eriophorum u. ſ. w. Dieſe, vorzuͤglich die Bin- ſen ſind ſeine gewoͤhnliche und eigenthuͤmliche Bewohner, und wo man ſie findet, kann man mit Sicherheit annehmen, daß der Boden vielen ſauren Humus enthalte. Saurer Hu- mus. Wenn wir aber den Boden nur trocken legen, und von der ſchaͤdlichen Feuchtig- keit, welche die Entſtehung der Saͤuren beguͤnſtigte, befreien koͤnnen, ſo haben wir Mittel, ihm dieſe ſchaͤdliche Eigenſchaft zu benehmen, und ihn in fruchtbaren Humus zu verwandeln. Wir finden dann in ihm einen von der Natur uns aufbewahrten Schatz von vegetabiliſchen Nahrungsſtoffen, den wir auf das Vortheilhafteſte auf der Stelle ſelbſt, oder indem wir ihn als Duͤnger auf andere Felder fuͤhren, benutzen koͤnnen. Wir wiſſen naͤmlich, daß er durch Alkali, Aſche, Kalk und Mergel von ſeiner Saͤure befreit, und ſchnell aufloͤslich gemacht werde. Wenn wir aber auch dieſe Materien nicht anwenden koͤnnen, ſo koͤnnen wir doch aus ihm ſelbſt ein wirkſames Gegenmittel bereiten, indem wir ihn naͤmlich brennen. Es wird dadurch nicht nur aus ihm ſelbſt das ſo wohlthaͤtige Kali und Kalk erzeugt, ſondern es hat auch das Feuer an ſich das Vermoͤgen, ſeine Saͤure groͤßtentheils zu vertilgen, weswegen das Raſenbrennen am vortheilhafteſten auf ſolchem Boden angewandt wird. §. 120. Ein aͤhnlicher Humus erzeugt ſich aus Gewaͤchſen, die vielen Gerbeſtoff oder doch etwas aͤhnliches enthalten, beſonders aus dem Heidekraut, ſelbſt an trocknen Orten. Man findet da, wo ſich dieſe in Familien lebenden Pflanzen eingewuchert haben, oft eine ganz ſchwarze Erde, woran zuweilen freilich das Eiſen einigen Antheil hat, die aber doch aus vielem Humus, der aber ganz unaufloͤslich iſt, beſteht. Dieſer Humus beguͤnſtigt nur die Vegetation derjenigen Gewaͤchſe, woraus er entſtand, und dieſe Ge- waͤchſe gedeihen nur, wo ſie ihn vorfinden. Das Heidekraut iſt ſehr ſchwer fortzubrin- gen, wo ſich dieſer Humus nicht erzeugt hat. Wo er iſt, laͤßt es wenig andere Pflanzen aufkommen. Durch Mergel, Kalk und Ammonium enthaltenden Miſt kann dieſer Humus umgewandelt werden, und ſomit wird dann auch jenes Heidekraut vertilgt. Adſtringiren- der Humus. P 2

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/159>, abgerufen am 28.03.2024.