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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Die Bodenarten.
schaft ausgemittelten Ertragssätzen -- welche wenigstens noch immer die zuver-
lässigsten sind, die wir bis jetzt haben. -- Nur ist für die besseren Bodenarten
eine Benutzung der Brache -- obwohl schwache -- ein Brachjahr ums andere
berechnet, weil solche bei gutem Boden allgemein statt finden kann, und der
Kornpreis um ein Geringes gegen jene Taxprinzipien verändert. In der vorletzten
Kolumne ist der jährliche reine Ertrag, der daraus hervorgeht, in Gelde ausge-
mittelt, und in der letzten Kolumne danach das Verhältniß derselben berechnet,
wenn der beste Boden zu 100 angenommen wird. Beide Tabellen sind zu ver-
schiedenen Zeiten, ohne Rücksicht auf einander zu nehmen, und nach ganz ver-
schiedenen Prinzipien gemacht. Ich überlasse die Vergleichung jedem Leser. Das
Wirthschaftskorn ist bei letzterer so angenommen, daß die Kosten bei einer ge-
wöhnlichen Wirthschaft bei jeder Bodenart gedeckt werden können, zumal wenn
der Durchschnittspreis des Getreides etwas höher, wie der angenommene, stehet.

§. 150.

In dem
Sinne fallen-
de Kennzei-
chen der Bo-
denarten.
Wenn man den durch eine gehörige Zerlegung bekannten Gehalt eines Bo-
dens häufig mit seinen äußern in die Sinne fallenden Eigenschaften vergleicht, so
kann man die Uebung erlangen, jenen ziemlich richtig nach diesen zu bestimmen.
Nächst der Farbe entdeckt sich der Humusgehalt durch die Leichtigkeit der Erde,
durch einen eigenthümlichen schimmligen Geruch und durch den weißen Anflug des
Lichen humosus; der Thon durch die Zähigkeit und das fettige Gefühl; der
Sand durch das rauhe Gefühl zwischen den Fingern; noch bestimmter aber, wenn
man die zerkrümelte Erde durch ein mäßig vergrößerndes Glas betrachtet, wodurch
man die Quantität des Sandes gegen die der übrigen Erde sehr gut bestimmen
kann, auch den schwarzen Humus unterscheidet. Vom Daseyn des Kalks ver-
sichert man sich mehrentheils nur durch das Aufbrausen mit Säuren und von seiner
größeren und geringeren Quantität durch die mehrere oder mindere Heftigkeit dessel-
ben, wenn zu einer genaueren Untersuchung nicht Zeit und Gelegenheit ist.

§. 151.

Consistenz des
Bodens.
Die Consistenz des Bodens ergiebt sich aus den Eigenschaften und dem
quantitativen Verhältnisse der prädominirenden Erdart. Es bedarf also darüber
keiner weiteren Erörterung, als in sofern man die Grade dieser Consistenz (Bin-
digkeit) durch folgende Ausdrücke bezeichnet:


Die Bodenarten.
ſchaft ausgemittelten Ertragsſaͤtzen — welche wenigſtens noch immer die zuver-
laͤſſigſten ſind, die wir bis jetzt haben. — Nur iſt fuͤr die beſſeren Bodenarten
eine Benutzung der Brache — obwohl ſchwache — ein Brachjahr ums andere
berechnet, weil ſolche bei gutem Boden allgemein ſtatt finden kann, und der
Kornpreis um ein Geringes gegen jene Taxprinzipien veraͤndert. In der vorletzten
Kolumne iſt der jaͤhrliche reine Ertrag, der daraus hervorgeht, in Gelde ausge-
mittelt, und in der letzten Kolumne danach das Verhaͤltniß derſelben berechnet,
wenn der beſte Boden zu 100 angenommen wird. Beide Tabellen ſind zu ver-
ſchiedenen Zeiten, ohne Ruͤckſicht auf einander zu nehmen, und nach ganz ver-
ſchiedenen Prinzipien gemacht. Ich uͤberlaſſe die Vergleichung jedem Leſer. Das
Wirthſchaftskorn iſt bei letzterer ſo angenommen, daß die Koſten bei einer ge-
woͤhnlichen Wirthſchaft bei jeder Bodenart gedeckt werden koͤnnen, zumal wenn
der Durchſchnittspreis des Getreides etwas hoͤher, wie der angenommene, ſtehet.

§. 150.

In dem
Sinne fallen-
de Kennzei-
chen der Bo-
denarten.
Wenn man den durch eine gehoͤrige Zerlegung bekannten Gehalt eines Bo-
dens haͤufig mit ſeinen aͤußern in die Sinne fallenden Eigenſchaften vergleicht, ſo
kann man die Uebung erlangen, jenen ziemlich richtig nach dieſen zu beſtimmen.
Naͤchſt der Farbe entdeckt ſich der Humusgehalt durch die Leichtigkeit der Erde,
durch einen eigenthuͤmlichen ſchimmligen Geruch und durch den weißen Anflug des
Lichen humosus; der Thon durch die Zaͤhigkeit und das fettige Gefuͤhl; der
Sand durch das rauhe Gefuͤhl zwiſchen den Fingern; noch beſtimmter aber, wenn
man die zerkruͤmelte Erde durch ein maͤßig vergroͤßerndes Glas betrachtet, wodurch
man die Quantitaͤt des Sandes gegen die der uͤbrigen Erde ſehr gut beſtimmen
kann, auch den ſchwarzen Humus unterſcheidet. Vom Daſeyn des Kalks ver-
ſichert man ſich mehrentheils nur durch das Aufbrauſen mit Saͤuren und von ſeiner
groͤßeren und geringeren Quantitaͤt durch die mehrere oder mindere Heftigkeit deſſel-
ben, wenn zu einer genaueren Unterſuchung nicht Zeit und Gelegenheit iſt.

§. 151.

Conſiſtenz des
Bodens.
Die Conſiſtenz des Bodens ergiebt ſich aus den Eigenſchaften und dem
quantitativen Verhaͤltniſſe der praͤdominirenden Erdart. Es bedarf alſo daruͤber
keiner weiteren Eroͤrterung, als in ſofern man die Grade dieſer Conſiſtenz (Bin-
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[142/0186] Die Bodenarten. ſchaft ausgemittelten Ertragsſaͤtzen — welche wenigſtens noch immer die zuver- laͤſſigſten ſind, die wir bis jetzt haben. — Nur iſt fuͤr die beſſeren Bodenarten eine Benutzung der Brache — obwohl ſchwache — ein Brachjahr ums andere berechnet, weil ſolche bei gutem Boden allgemein ſtatt finden kann, und der Kornpreis um ein Geringes gegen jene Taxprinzipien veraͤndert. In der vorletzten Kolumne iſt der jaͤhrliche reine Ertrag, der daraus hervorgeht, in Gelde ausge- mittelt, und in der letzten Kolumne danach das Verhaͤltniß derſelben berechnet, wenn der beſte Boden zu 100 angenommen wird. Beide Tabellen ſind zu ver- ſchiedenen Zeiten, ohne Ruͤckſicht auf einander zu nehmen, und nach ganz ver- ſchiedenen Prinzipien gemacht. Ich uͤberlaſſe die Vergleichung jedem Leſer. Das Wirthſchaftskorn iſt bei letzterer ſo angenommen, daß die Koſten bei einer ge- woͤhnlichen Wirthſchaft bei jeder Bodenart gedeckt werden koͤnnen, zumal wenn der Durchſchnittspreis des Getreides etwas hoͤher, wie der angenommene, ſtehet. §. 150. Wenn man den durch eine gehoͤrige Zerlegung bekannten Gehalt eines Bo- dens haͤufig mit ſeinen aͤußern in die Sinne fallenden Eigenſchaften vergleicht, ſo kann man die Uebung erlangen, jenen ziemlich richtig nach dieſen zu beſtimmen. Naͤchſt der Farbe entdeckt ſich der Humusgehalt durch die Leichtigkeit der Erde, durch einen eigenthuͤmlichen ſchimmligen Geruch und durch den weißen Anflug des Lichen humosus; der Thon durch die Zaͤhigkeit und das fettige Gefuͤhl; der Sand durch das rauhe Gefuͤhl zwiſchen den Fingern; noch beſtimmter aber, wenn man die zerkruͤmelte Erde durch ein maͤßig vergroͤßerndes Glas betrachtet, wodurch man die Quantitaͤt des Sandes gegen die der uͤbrigen Erde ſehr gut beſtimmen kann, auch den ſchwarzen Humus unterſcheidet. Vom Daſeyn des Kalks ver- ſichert man ſich mehrentheils nur durch das Aufbrauſen mit Saͤuren und von ſeiner groͤßeren und geringeren Quantitaͤt durch die mehrere oder mindere Heftigkeit deſſel- ben, wenn zu einer genaueren Unterſuchung nicht Zeit und Gelegenheit iſt. In dem Sinne fallen- de Kennzei- chen der Bo- denarten. §. 151. Die Conſiſtenz des Bodens ergiebt ſich aus den Eigenſchaften und dem quantitativen Verhaͤltniſſe der praͤdominirenden Erdart. Es bedarf alſo daruͤber keiner weiteren Eroͤrterung, als in ſofern man die Grade dieſer Conſiſtenz (Bin- digkeit) durch folgende Ausdruͤcke bezeichnet: Conſiſtenz des Bodens.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/186>, abgerufen am 28.03.2024.