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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Die Bodenarten.

a) dürre, wenn er gar kein Gefühl von Feuchtigkeit, in der Hand ge.
drückt, giebt.

b) trocken, durstig, wenn er nur beim Zerreiben und starkem Drucke einige
Feuchtigkeit bemerken läßt.

c) frisch, wenn man seine Feuchtigkeit gleich fühlet.

d) feucht, wenn er bei einem gelinden Drucke die Hand naß macht.

e) naß, wenn sich tropfbares Wasser ausdrücken läßt, und eine ausgestochene
Scholle oder abgeschnittene Pflugfurche blänkert.

f) wassersüchtig oder sumpfigt, wenn Wasser darauf steht, oder in den
Fußtapfen gleich einquillt.

Die vier ersten Grade hängen von der Beschaffenheit seiner Erdmischung größ-
tentheils ab, jedoch hat auch die Lage einen Einfluß darauf; die beiden letzteren
allein von seiner Umgebung.

§. 156.

Temperatur
des Bodens.
Unter Temperatur, oder was man Wärme und Kälte des Bodens
nennt, verstehen wir nicht die, durch atmosphärische Wärme und Wirkung der Son-
nenstrahlen, nach Verschiedenheit des Klima und der Lage, ihm mitgetheilte Wärme,
wovon in der Folge geredet werden wird; sondern diejenige, welche von innern im
Boden selbst liegenden Ursachen abhängt.

Unsere Erdkugel scheint im Innern einen bestimmten Grad von Wärme zu ha-
ben, indem man in einer Tiefe von 10 Fuß unter der Oberfläche die Wärme fast
überall und zu jeder Jahreszeit sie gleich = 7 Grad Reaumur findet. Man hat
lange vermuthet, daß diese Wärme von einem im Innern der Erde vorhandenen
Centralfeuer, oder doch von einer großen von dem Zeitpunkte ihrer ersten Bildung
noch anhaltenden und nach ihrem Mittelpunkte sich immer vermehrenden Hitze her-
rühre. Allein diese Meinung ist schon dadurch widerlegt, daß man, so tief man im-
mer mit den Schachten der Bergwerke eingedrungen ist, in der Regel keine Vermeh-
rung der Wärme verspürt hat. Auf 1200 Fuß unter der Oberfläche blieb sie sich
völlig gleich, und nur in einigen ungarischen Bergwerken hat man einige Vermeh-
rung der Wärme verspürt, die man aber von Lokalursachen eben so ableiten muß,
wie die hohe Temperatur einiger Quellen, und zuweilen schon der Oberfläche des

Die Bodenarten.

a) duͤrre, wenn er gar kein Gefuͤhl von Feuchtigkeit, in der Hand ge.
druͤckt, giebt.

b) trocken, durſtig, wenn er nur beim Zerreiben und ſtarkem Drucke einige
Feuchtigkeit bemerken laͤßt.

c) friſch, wenn man ſeine Feuchtigkeit gleich fuͤhlet.

d) feucht, wenn er bei einem gelinden Drucke die Hand naß macht.

e) naß, wenn ſich tropfbares Waſſer ausdruͤcken laͤßt, und eine ausgeſtochene
Scholle oder abgeſchnittene Pflugfurche blaͤnkert.

f) waſſerſuͤchtig oder ſumpfigt, wenn Waſſer darauf ſteht, oder in den
Fußtapfen gleich einquillt.

Die vier erſten Grade haͤngen von der Beſchaffenheit ſeiner Erdmiſchung groͤß-
tentheils ab, jedoch hat auch die Lage einen Einfluß darauf; die beiden letzteren
allein von ſeiner Umgebung.

§. 156.

Temperatur
des Bodens.
Unter Temperatur, oder was man Waͤrme und Kaͤlte des Bodens
nennt, verſtehen wir nicht die, durch atmoſphaͤriſche Waͤrme und Wirkung der Son-
nenſtrahlen, nach Verſchiedenheit des Klima und der Lage, ihm mitgetheilte Waͤrme,
wovon in der Folge geredet werden wird; ſondern diejenige, welche von innern im
Boden ſelbſt liegenden Urſachen abhaͤngt.

Unſere Erdkugel ſcheint im Innern einen beſtimmten Grad von Waͤrme zu ha-
ben, indem man in einer Tiefe von 10 Fuß unter der Oberflaͤche die Waͤrme faſt
uͤberall und zu jeder Jahreszeit ſie gleich = 7 Grad Reaumur findet. Man hat
lange vermuthet, daß dieſe Waͤrme von einem im Innern der Erde vorhandenen
Centralfeuer, oder doch von einer großen von dem Zeitpunkte ihrer erſten Bildung
noch anhaltenden und nach ihrem Mittelpunkte ſich immer vermehrenden Hitze her-
ruͤhre. Allein dieſe Meinung iſt ſchon dadurch widerlegt, daß man, ſo tief man im-
mer mit den Schachten der Bergwerke eingedrungen iſt, in der Regel keine Vermeh-
rung der Waͤrme verſpuͤrt hat. Auf 1200 Fuß unter der Oberflaͤche blieb ſie ſich
voͤllig gleich, und nur in einigen ungariſchen Bergwerken hat man einige Vermeh-
rung der Waͤrme verſpuͤrt, die man aber von Lokalurſachen eben ſo ableiten muß,
wie die hohe Temperatur einiger Quellen, und zuweilen ſchon der Oberflaͤche des

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[150/0198] Die Bodenarten. a) duͤrre, wenn er gar kein Gefuͤhl von Feuchtigkeit, in der Hand ge. druͤckt, giebt. b) trocken, durſtig, wenn er nur beim Zerreiben und ſtarkem Drucke einige Feuchtigkeit bemerken laͤßt. c) friſch, wenn man ſeine Feuchtigkeit gleich fuͤhlet. d) feucht, wenn er bei einem gelinden Drucke die Hand naß macht. e) naß, wenn ſich tropfbares Waſſer ausdruͤcken laͤßt, und eine ausgeſtochene Scholle oder abgeſchnittene Pflugfurche blaͤnkert. f) waſſerſuͤchtig oder ſumpfigt, wenn Waſſer darauf ſteht, oder in den Fußtapfen gleich einquillt. Die vier erſten Grade haͤngen von der Beſchaffenheit ſeiner Erdmiſchung groͤß- tentheils ab, jedoch hat auch die Lage einen Einfluß darauf; die beiden letzteren allein von ſeiner Umgebung. §. 156. Unter Temperatur, oder was man Waͤrme und Kaͤlte des Bodens nennt, verſtehen wir nicht die, durch atmoſphaͤriſche Waͤrme und Wirkung der Son- nenſtrahlen, nach Verſchiedenheit des Klima und der Lage, ihm mitgetheilte Waͤrme, wovon in der Folge geredet werden wird; ſondern diejenige, welche von innern im Boden ſelbſt liegenden Urſachen abhaͤngt. Temperatur des Bodens. Unſere Erdkugel ſcheint im Innern einen beſtimmten Grad von Waͤrme zu ha- ben, indem man in einer Tiefe von 10 Fuß unter der Oberflaͤche die Waͤrme faſt uͤberall und zu jeder Jahreszeit ſie gleich = 7 Grad Reaumur findet. Man hat lange vermuthet, daß dieſe Waͤrme von einem im Innern der Erde vorhandenen Centralfeuer, oder doch von einer großen von dem Zeitpunkte ihrer erſten Bildung noch anhaltenden und nach ihrem Mittelpunkte ſich immer vermehrenden Hitze her- ruͤhre. Allein dieſe Meinung iſt ſchon dadurch widerlegt, daß man, ſo tief man im- mer mit den Schachten der Bergwerke eingedrungen iſt, in der Regel keine Vermeh- rung der Waͤrme verſpuͤrt hat. Auf 1200 Fuß unter der Oberflaͤche blieb ſie ſich voͤllig gleich, und nur in einigen ungariſchen Bergwerken hat man einige Vermeh- rung der Waͤrme verſpuͤrt, die man aber von Lokalurſachen eben ſo ableiten muß, wie die hohe Temperatur einiger Quellen, und zuweilen ſchon der Oberflaͤche des

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/198>, abgerufen am 24.04.2024.