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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Die Mistdüngung.
daß sich die Feuchtigkeit durch Einstreuung nicht dämpfen läßt, und daß das Vieh
dennoch durchtritt und im Moraste stehet.

Um die Vortheile dieser langen Aufbewahrung des Mistes im Stalle zu er-
reichen, und die Nachtheile desselben dennoch zu vermeiden, ist ohne Zweifel die-
jenige Einrichtung der Ställe, welche Schwerz im zweiten Bande seiner Bel-
gischen Landwirthschaft beschreibt, und mit Kupfertafeln erläutert, ungemein vor-
theilhaft. Es ist nämlich hinter dem Stande des Viehes ein anderer wenigstens
eben so breiter und vertiefter Raum angebracht, in welchem der Mist gelegt wird,
so wie man ihn unter dem Viehe wegnimmt, und in welchem sich auch die sämmt-
liche Feuchtigkeit herabzieht. Hier untergeht er seine Zersetzung, und wird alsdann
in der Regel sogleich auf den Acker abgefahren. Müßte nicht auf die Kostbarkeit
des Raums, indem nämlich die Ställe beinahe noch einmal so breit seyn müssen,
als ohne dies nöthig ist, unter den meisten wirthschaftlichen Verhältnissen Rücksicht
genommen werden, so verdiente diese Methode einen allgemeinen und entschiede-
nen Vorzug.

Haben die Stände nur eine ziemliche Breite, deren Raum es verstattet,
daß man den Mist vierzehn Tage bis drei Wochen lang hinter dem Viehe aufhäufe,
so ist hierdurch schon vieles gewonnen, indem der Zeitpunkt, wo die stärkste Ver-
dunstung des Mistes vorgeht, dann schon überstanden wird.

So lange es also möglich ist, wird es besser seyn, den Mist im Stalle zu er-
halten, weil er ohne allem Zweifel um so mehr gewinnt, je länger er hier liegt.
Aber immer ist dies bedingt durch die nothwendige Reinlichkeit und trockenes Lager
des Viehes. Stände es im Moraste, so würde man durch die ihm zugezogene
Kränklichkeit am Viehe doch ungleich mehr verlieren, wie man am Miste gewönne.
Von einem feuchten Stande entstehen bösartige Geschwülste und Entzündungen
des Schenkels, die sogar, wie die Erfahrung gelehrt hat, tödtlich werden. Auch
ist es unvermeidlich, daß bei einem schmutzigen Lager die Milch unrein werde.

Bleibt der Mist unter dem Viehe liegen, so muß dahin gesehen werden,
daß er sich hinten nicht mehr als vorne anhäufe, weil sonst die Thiere widernatür-
lich stehen müssen. Dies geschieht ohne besondere Aufmerksamkeit aber leicht, in-
dem die Excremente dahin fallen, und die Viehwärter solche dann mit desto mehre-
rem Strohe bedecken wollen. Nur bei einer durren strohigen Futterung wird es

Die Miſtduͤngung.
daß ſich die Feuchtigkeit durch Einſtreuung nicht daͤmpfen laͤßt, und daß das Vieh
dennoch durchtritt und im Moraſte ſtehet.

Um die Vortheile dieſer langen Aufbewahrung des Miſtes im Stalle zu er-
reichen, und die Nachtheile deſſelben dennoch zu vermeiden, iſt ohne Zweifel die-
jenige Einrichtung der Staͤlle, welche Schwerz im zweiten Bande ſeiner Bel-
giſchen Landwirthſchaft beſchreibt, und mit Kupfertafeln erlaͤutert, ungemein vor-
theilhaft. Es iſt naͤmlich hinter dem Stande des Viehes ein anderer wenigſtens
eben ſo breiter und vertiefter Raum angebracht, in welchem der Miſt gelegt wird,
ſo wie man ihn unter dem Viehe wegnimmt, und in welchem ſich auch die ſaͤmmt-
liche Feuchtigkeit herabzieht. Hier untergeht er ſeine Zerſetzung, und wird alsdann
in der Regel ſogleich auf den Acker abgefahren. Muͤßte nicht auf die Koſtbarkeit
des Raums, indem naͤmlich die Staͤlle beinahe noch einmal ſo breit ſeyn muͤſſen,
als ohne dies noͤthig iſt, unter den meiſten wirthſchaftlichen Verhaͤltniſſen Ruͤckſicht
genommen werden, ſo verdiente dieſe Methode einen allgemeinen und entſchiede-
nen Vorzug.

Haben die Staͤnde nur eine ziemliche Breite, deren Raum es verſtattet,
daß man den Miſt vierzehn Tage bis drei Wochen lang hinter dem Viehe aufhaͤufe,
ſo iſt hierdurch ſchon vieles gewonnen, indem der Zeitpunkt, wo die ſtaͤrkſte Ver-
dunſtung des Miſtes vorgeht, dann ſchon uͤberſtanden wird.

So lange es alſo moͤglich iſt, wird es beſſer ſeyn, den Miſt im Stalle zu er-
halten, weil er ohne allem Zweifel um ſo mehr gewinnt, je laͤnger er hier liegt.
Aber immer iſt dies bedingt durch die nothwendige Reinlichkeit und trockenes Lager
des Viehes. Staͤnde es im Moraſte, ſo wuͤrde man durch die ihm zugezogene
Kraͤnklichkeit am Viehe doch ungleich mehr verlieren, wie man am Miſte gewoͤnne.
Von einem feuchten Stande entſtehen boͤsartige Geſchwuͤlſte und Entzuͤndungen
des Schenkels, die ſogar, wie die Erfahrung gelehrt hat, toͤdtlich werden. Auch
iſt es unvermeidlich, daß bei einem ſchmutzigen Lager die Milch unrein werde.

Bleibt der Miſt unter dem Viehe liegen, ſo muß dahin geſehen werden,
daß er ſich hinten nicht mehr als vorne anhaͤufe, weil ſonſt die Thiere widernatuͤr-
lich ſtehen muͤſſen. Dies geſchieht ohne beſondere Aufmerkſamkeit aber leicht, in-
dem die Excremente dahin fallen, und die Viehwaͤrter ſolche dann mit deſto mehre-
rem Strohe bedecken wollen. Nur bei einer durren ſtrohigen Futterung wird es

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[186/0234] Die Miſtduͤngung. daß ſich die Feuchtigkeit durch Einſtreuung nicht daͤmpfen laͤßt, und daß das Vieh dennoch durchtritt und im Moraſte ſtehet. Um die Vortheile dieſer langen Aufbewahrung des Miſtes im Stalle zu er- reichen, und die Nachtheile deſſelben dennoch zu vermeiden, iſt ohne Zweifel die- jenige Einrichtung der Staͤlle, welche Schwerz im zweiten Bande ſeiner Bel- giſchen Landwirthſchaft beſchreibt, und mit Kupfertafeln erlaͤutert, ungemein vor- theilhaft. Es iſt naͤmlich hinter dem Stande des Viehes ein anderer wenigſtens eben ſo breiter und vertiefter Raum angebracht, in welchem der Miſt gelegt wird, ſo wie man ihn unter dem Viehe wegnimmt, und in welchem ſich auch die ſaͤmmt- liche Feuchtigkeit herabzieht. Hier untergeht er ſeine Zerſetzung, und wird alsdann in der Regel ſogleich auf den Acker abgefahren. Muͤßte nicht auf die Koſtbarkeit des Raums, indem naͤmlich die Staͤlle beinahe noch einmal ſo breit ſeyn muͤſſen, als ohne dies noͤthig iſt, unter den meiſten wirthſchaftlichen Verhaͤltniſſen Ruͤckſicht genommen werden, ſo verdiente dieſe Methode einen allgemeinen und entſchiede- nen Vorzug. Haben die Staͤnde nur eine ziemliche Breite, deren Raum es verſtattet, daß man den Miſt vierzehn Tage bis drei Wochen lang hinter dem Viehe aufhaͤufe, ſo iſt hierdurch ſchon vieles gewonnen, indem der Zeitpunkt, wo die ſtaͤrkſte Ver- dunſtung des Miſtes vorgeht, dann ſchon uͤberſtanden wird. So lange es alſo moͤglich iſt, wird es beſſer ſeyn, den Miſt im Stalle zu er- halten, weil er ohne allem Zweifel um ſo mehr gewinnt, je laͤnger er hier liegt. Aber immer iſt dies bedingt durch die nothwendige Reinlichkeit und trockenes Lager des Viehes. Staͤnde es im Moraſte, ſo wuͤrde man durch die ihm zugezogene Kraͤnklichkeit am Viehe doch ungleich mehr verlieren, wie man am Miſte gewoͤnne. Von einem feuchten Stande entſtehen boͤsartige Geſchwuͤlſte und Entzuͤndungen des Schenkels, die ſogar, wie die Erfahrung gelehrt hat, toͤdtlich werden. Auch iſt es unvermeidlich, daß bei einem ſchmutzigen Lager die Milch unrein werde. Bleibt der Miſt unter dem Viehe liegen, ſo muß dahin geſehen werden, daß er ſich hinten nicht mehr als vorne anhaͤufe, weil ſonſt die Thiere widernatuͤr- lich ſtehen muͤſſen. Dies geſchieht ohne beſondere Aufmerkſamkeit aber leicht, in- dem die Excremente dahin fallen, und die Viehwaͤrter ſolche dann mit deſto mehre- rem Strohe bedecken wollen. Nur bei einer durren ſtrohigen Futterung wird es

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/234>, abgerufen am 25.04.2024.