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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Die Mistdüngung.
Gespann den größten Theil des Jahres nur damit beschäftigt sind. Es ist gewiß meh-
rentheils schwieriger das zur Düngung eines Morgens nöthige Haidekraut herbeizu-
schaffen, als diesen Morgen mit Mergel oder Moder zu befahren. Dennoch scheuet
dort Niemand jene Arbeit und erschrickt für diese. So groß ist die Macht der Ge-
wohnheit.

Wenn dieser Haiddünger mit wenigen thierischen Exkrementen vermischt (denn
außer daß man dem Viehe das Haidekraut unterstreut, wird nun dieser Haidmist noch
mit andern Haidplaggen in Mieten auf dem Acker aufgesetzt, und bleibt darin, bis
er mürbe geworden, stehen) wohl zergangen und dick aufgebracht wird, so bringt er
oft sehr ansehnliche Ernten von Rocken und insbesondere von Haidekorn hervor. Da
sehr wenig Unkraut aufkommt, so bedarf der Acker keiner Brache, und trägt sechs bis
sieben Ernten ab, die freilich immer schlechter werden. Wer nicht weiß mit welchen
Schwierigkeiten diese Düngergewinnung verbunden ist, der ist leicht geneigt diese
Operation für etwas empfehlungswürdiges zu halten, und diesen Gegenden ihre Haid-
reviere zu beneiden. Unter andern ward der berühmte de Lüc auf seiner Reise durch
diese Gegenden dadurch veranlaßt, sich gegen die vorseyende Gemeinheitstheilung zu
deklariren.

Es giebt allerdings Fälle, wo der berechnende Landwirth sich dieser Aushülfe be-
dienen und insbesondere in die Schafställe Haidekraut einfahren lassen kann, indem es
durch dem Schafmist vorzüglich zersetzt wird.

§. 35.

Mancherlei andere vegetabilische Einstreuungsmittel: Schilf, Binsen, Wasser-Verschiedene
Vegetabilien
zur Ein-
streuung taug-
lich.

pflanzen, Pfriemenkraut, Moos, Farrenkraut u. s. w., können behufs der Ein-
streuung zuweilen gewonnen und mit Vortheil gebraucht werden. Einige, besonders
das Farrenkraut, so wie jedes Kraut, was bei der Einäscherung viel Kali giebt, ge-
ben einen vorzüglich fruchtbaren Moder. Sie vermodern um so schneller, je saftiger
sie noch sind, wenn man sie in den Mist bringt. Dann erreicht man aber den Zweck
nicht so gut, dem Viehe dadurch ein trocknes Lager zu geben. Einmal völlig ausge-
trocknet, zergehen solche Pflanzen schwer, und man muß den Mist lange aufbewahren.
Nur wenn das Rohr eine lange Zeit auf Dächern gelegen, und durch die Luft mürbe
geworden ist, zergeht es schnell, und scheint einen besonders fruchtbaren Dünger zu
erzeugen.


D d 2

Die Miſtduͤngung.
Geſpann den groͤßten Theil des Jahres nur damit beſchaͤftigt ſind. Es iſt gewiß meh-
rentheils ſchwieriger das zur Duͤngung eines Morgens noͤthige Haidekraut herbeizu-
ſchaffen, als dieſen Morgen mit Mergel oder Moder zu befahren. Dennoch ſcheuet
dort Niemand jene Arbeit und erſchrickt fuͤr dieſe. So groß iſt die Macht der Ge-
wohnheit.

Wenn dieſer Haidduͤnger mit wenigen thieriſchen Exkrementen vermiſcht (denn
außer daß man dem Viehe das Haidekraut unterſtreut, wird nun dieſer Haidmiſt noch
mit andern Haidplaggen in Mieten auf dem Acker aufgeſetzt, und bleibt darin, bis
er muͤrbe geworden, ſtehen) wohl zergangen und dick aufgebracht wird, ſo bringt er
oft ſehr anſehnliche Ernten von Rocken und insbeſondere von Haidekorn hervor. Da
ſehr wenig Unkraut aufkommt, ſo bedarf der Acker keiner Brache, und traͤgt ſechs bis
ſieben Ernten ab, die freilich immer ſchlechter werden. Wer nicht weiß mit welchen
Schwierigkeiten dieſe Duͤngergewinnung verbunden iſt, der iſt leicht geneigt dieſe
Operation fuͤr etwas empfehlungswuͤrdiges zu halten, und dieſen Gegenden ihre Haid-
reviere zu beneiden. Unter andern ward der beruͤhmte de Luͤc auf ſeiner Reiſe durch
dieſe Gegenden dadurch veranlaßt, ſich gegen die vorſeyende Gemeinheitstheilung zu
deklariren.

Es giebt allerdings Faͤlle, wo der berechnende Landwirth ſich dieſer Aushuͤlfe be-
dienen und insbeſondere in die Schafſtaͤlle Haidekraut einfahren laſſen kann, indem es
durch dem Schafmiſt vorzuͤglich zerſetzt wird.

§. 35.

Mancherlei andere vegetabiliſche Einſtreuungsmittel: Schilf, Binſen, Waſſer-Verſchiedene
Vegetabilien
zur Ein-
ſtreuung taug-
lich.

pflanzen, Pfriemenkraut, Moos, Farrenkraut u. ſ. w., koͤnnen behufs der Ein-
ſtreuung zuweilen gewonnen und mit Vortheil gebraucht werden. Einige, beſonders
das Farrenkraut, ſo wie jedes Kraut, was bei der Einaͤſcherung viel Kali giebt, ge-
ben einen vorzuͤglich fruchtbaren Moder. Sie vermodern um ſo ſchneller, je ſaftiger
ſie noch ſind, wenn man ſie in den Miſt bringt. Dann erreicht man aber den Zweck
nicht ſo gut, dem Viehe dadurch ein trocknes Lager zu geben. Einmal voͤllig ausge-
trocknet, zergehen ſolche Pflanzen ſchwer, und man muß den Miſt lange aufbewahren.
Nur wenn das Rohr eine lange Zeit auf Daͤchern gelegen, und durch die Luft muͤrbe
geworden iſt, zergeht es ſchnell, und ſcheint einen beſonders fruchtbaren Duͤnger zu
erzeugen.


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[211/0259] Die Miſtduͤngung. Geſpann den groͤßten Theil des Jahres nur damit beſchaͤftigt ſind. Es iſt gewiß meh- rentheils ſchwieriger das zur Duͤngung eines Morgens noͤthige Haidekraut herbeizu- ſchaffen, als dieſen Morgen mit Mergel oder Moder zu befahren. Dennoch ſcheuet dort Niemand jene Arbeit und erſchrickt fuͤr dieſe. So groß iſt die Macht der Ge- wohnheit. Wenn dieſer Haidduͤnger mit wenigen thieriſchen Exkrementen vermiſcht (denn außer daß man dem Viehe das Haidekraut unterſtreut, wird nun dieſer Haidmiſt noch mit andern Haidplaggen in Mieten auf dem Acker aufgeſetzt, und bleibt darin, bis er muͤrbe geworden, ſtehen) wohl zergangen und dick aufgebracht wird, ſo bringt er oft ſehr anſehnliche Ernten von Rocken und insbeſondere von Haidekorn hervor. Da ſehr wenig Unkraut aufkommt, ſo bedarf der Acker keiner Brache, und traͤgt ſechs bis ſieben Ernten ab, die freilich immer ſchlechter werden. Wer nicht weiß mit welchen Schwierigkeiten dieſe Duͤngergewinnung verbunden iſt, der iſt leicht geneigt dieſe Operation fuͤr etwas empfehlungswuͤrdiges zu halten, und dieſen Gegenden ihre Haid- reviere zu beneiden. Unter andern ward der beruͤhmte de Luͤc auf ſeiner Reiſe durch dieſe Gegenden dadurch veranlaßt, ſich gegen die vorſeyende Gemeinheitstheilung zu deklariren. Es giebt allerdings Faͤlle, wo der berechnende Landwirth ſich dieſer Aushuͤlfe be- dienen und insbeſondere in die Schafſtaͤlle Haidekraut einfahren laſſen kann, indem es durch dem Schafmiſt vorzuͤglich zerſetzt wird. §. 35. Mancherlei andere vegetabiliſche Einſtreuungsmittel: Schilf, Binſen, Waſſer- pflanzen, Pfriemenkraut, Moos, Farrenkraut u. ſ. w., koͤnnen behufs der Ein- ſtreuung zuweilen gewonnen und mit Vortheil gebraucht werden. Einige, beſonders das Farrenkraut, ſo wie jedes Kraut, was bei der Einaͤſcherung viel Kali giebt, ge- ben einen vorzuͤglich fruchtbaren Moder. Sie vermodern um ſo ſchneller, je ſaftiger ſie noch ſind, wenn man ſie in den Miſt bringt. Dann erreicht man aber den Zweck nicht ſo gut, dem Viehe dadurch ein trocknes Lager zu geben. Einmal voͤllig ausge- trocknet, zergehen ſolche Pflanzen ſchwer, und man muß den Miſt lange aufbewahren. Nur wenn das Rohr eine lange Zeit auf Daͤchern gelegen, und durch die Luft muͤrbe geworden iſt, zergeht es ſchnell, und ſcheint einen beſonders fruchtbaren Duͤnger zu erzeugen. Verſchiedene Vegetabilien zur Ein- ſtreuung taug- lich. D d 2

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/259>, abgerufen am 25.04.2024.