Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Mistdüngung.
nämlich die Auswürfe von der Nahrung abhängen, welche die Schafe auf der Weide
genießen. Bei einer reichen Weide kann dieselbe Anzahl von Schafen ihren Platz
in einer Nacht eben so stark bedüngen, wie bei einer kümmerlichen Weide in zwei
Nächten. Genauer läßt sich hierüber aber noch nichts angeben. Nur der Augen-
schein bestätigt einem jeden die Richtigkeit dieser schon a priori einleuchtenden Thatsache.

Man unterscheidet sonst einen ganzen, halben und starken Hordenschlag. Wenn
man eine mittelmäßige Weide voraussetzt, so nennt man es einen ganzen Horden-
schlag, wenn man mit 600 Schafen in 3 Nächten 1. Morgen bedüngt, oder was
einerlei ist, wenn 1800 Schafe in einer Nacht 1 Morgen bedüngen. Einen halben
oder schwachen Hordenschlag nennt man es, wenn 1200 Schafe auf 1 Morgen
kommen; einen starken Hordenschlag aber, wenn 2400 dazu gebraucht werden.

Bei gleicher Weide macht aber ferner die Länge der Nächte einen Unterschied. In
den kurzen Nächten bleiben sie etwa nur 8 Stunden, in den langen Nächten 12 und
mehrere Stunden darauf stehen. Hierzu kommt, daß in den gewöhnlichen Schaf-
wirthschaften die Thiere mehrentheils die knappste Weide haben, wenn die Nächte am
kürzesten sind, und dagegen eine weit bessere, wenn sie im Frühjahre die Wiesen und
die Brache vor ihrem Umbruche, nach der Ernte aber die Stoppel zu beweiden ha-
ben. Um hierin eine Gleichheit zu erhalten, schlägt man zuweilen die Horden in den
längeren Nächten um, so daß zwei Flecke in einer Nacht damit belegt werden. Wo
die Schäfer aber hieran nicht gewohnt sind, muß man es durch Verengerung des
Raums in den kurzen Nächten zu zwingen suchen. Es werden also nach Verhältniß
der Kürze der Nächte entweder weniger Hordenstücke genommen, oder sie werden auf
verschiedene Weise gesetzt. Im Quadrat umfaßt nämlich eine gleiche Zahl einen grö-
ßern, im Oblongum einen geringern Raum. 20 zwölffüßige Horden umschließen im
Quadrat 25 Quadratruthen; werden sie aber so gesetzt, daß auf jeder Seite 8 in die
Länge und 2 in die Breite kommen, so umfassen sie nur einen Raum von 16 Qua-
dratruthen. Um das Verhältniß dieses Raums zu der Länge der Nächte durch eine
verschiedene Setzung der Horden zu bestimmen, hatte der ältere Graf von Pode-
wils
eine Tabelle angefertigt, welche sich in dessen Nachrichten für die Gusowsche
Wirthschaft in den Annalen des Ackerbaues, Bd I. S. 466, befindet, und welche
die verschiedene Stärke der Düngung nach der Form, worin die Horden gesetzt wer-
den, sehr klar darstellt.


E e 2

Die Miſtduͤngung.
naͤmlich die Auswuͤrfe von der Nahrung abhaͤngen, welche die Schafe auf der Weide
genießen. Bei einer reichen Weide kann dieſelbe Anzahl von Schafen ihren Platz
in einer Nacht eben ſo ſtark beduͤngen, wie bei einer kuͤmmerlichen Weide in zwei
Naͤchten. Genauer laͤßt ſich hieruͤber aber noch nichts angeben. Nur der Augen-
ſchein beſtaͤtigt einem jeden die Richtigkeit dieſer ſchon a priori einleuchtenden Thatſache.

Man unterſcheidet ſonſt einen ganzen, halben und ſtarken Hordenſchlag. Wenn
man eine mittelmaͤßige Weide vorausſetzt, ſo nennt man es einen ganzen Horden-
ſchlag, wenn man mit 600 Schafen in 3 Naͤchten 1. Morgen beduͤngt, oder was
einerlei iſt, wenn 1800 Schafe in einer Nacht 1 Morgen beduͤngen. Einen halben
oder ſchwachen Hordenſchlag nennt man es, wenn 1200 Schafe auf 1 Morgen
kommen; einen ſtarken Hordenſchlag aber, wenn 2400 dazu gebraucht werden.

Bei gleicher Weide macht aber ferner die Laͤnge der Naͤchte einen Unterſchied. In
den kurzen Naͤchten bleiben ſie etwa nur 8 Stunden, in den langen Naͤchten 12 und
mehrere Stunden darauf ſtehen. Hierzu kommt, daß in den gewoͤhnlichen Schaf-
wirthſchaften die Thiere mehrentheils die knappſte Weide haben, wenn die Naͤchte am
kuͤrzeſten ſind, und dagegen eine weit beſſere, wenn ſie im Fruͤhjahre die Wieſen und
die Brache vor ihrem Umbruche, nach der Ernte aber die Stoppel zu beweiden ha-
ben. Um hierin eine Gleichheit zu erhalten, ſchlaͤgt man zuweilen die Horden in den
laͤngeren Naͤchten um, ſo daß zwei Flecke in einer Nacht damit belegt werden. Wo
die Schaͤfer aber hieran nicht gewohnt ſind, muß man es durch Verengerung des
Raums in den kurzen Naͤchten zu zwingen ſuchen. Es werden alſo nach Verhaͤltniß
der Kuͤrze der Naͤchte entweder weniger Hordenſtuͤcke genommen, oder ſie werden auf
verſchiedene Weiſe geſetzt. Im Quadrat umfaßt naͤmlich eine gleiche Zahl einen groͤ-
ßern, im Oblongum einen geringern Raum. 20 zwoͤlffuͤßige Horden umſchließen im
Quadrat 25 Quadratruthen; werden ſie aber ſo geſetzt, daß auf jeder Seite 8 in die
Laͤnge und 2 in die Breite kommen, ſo umfaſſen ſie nur einen Raum von 16 Qua-
dratruthen. Um das Verhaͤltniß dieſes Raums zu der Laͤnge der Naͤchte durch eine
verſchiedene Setzung der Horden zu beſtimmen, hatte der aͤltere Graf von Pode-
wils
eine Tabelle angefertigt, welche ſich in deſſen Nachrichten fuͤr die Guſowſche
Wirthſchaft in den Annalen des Ackerbaues, Bd I. S. 466, befindet, und welche
die verſchiedene Staͤrke der Duͤngung nach der Form, worin die Horden geſetzt wer-
den, ſehr klar darſtellt.


E e 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0267" n="219"/><fw place="top" type="header">Die Mi&#x017F;tdu&#x0364;ngung.</fw><lb/>
na&#x0364;mlich die Auswu&#x0364;rfe von der Nahrung abha&#x0364;ngen, welche die Schafe auf der Weide<lb/>
genießen. Bei einer reichen Weide kann die&#x017F;elbe Anzahl von Schafen ihren Platz<lb/>
in einer Nacht eben &#x017F;o &#x017F;tark bedu&#x0364;ngen, wie bei einer ku&#x0364;mmerlichen Weide in zwei<lb/>
Na&#x0364;chten. Genauer la&#x0364;ßt &#x017F;ich hieru&#x0364;ber aber noch nichts angeben. Nur der Augen-<lb/>
&#x017F;chein be&#x017F;ta&#x0364;tigt einem jeden die Richtigkeit die&#x017F;er &#x017F;chon <hi rendition="#aq">a priori</hi> einleuchtenden That&#x017F;ache.</p><lb/>
            <p>Man unter&#x017F;cheidet &#x017F;on&#x017F;t einen ganzen, halben und &#x017F;tarken Horden&#x017F;chlag. Wenn<lb/>
man eine mittelma&#x0364;ßige Weide voraus&#x017F;etzt, &#x017F;o nennt man es einen ganzen Horden-<lb/>
&#x017F;chlag, wenn man mit 600 Schafen in 3 Na&#x0364;chten 1. Morgen bedu&#x0364;ngt, oder was<lb/>
einerlei i&#x017F;t, wenn 1800 Schafe in einer Nacht 1 Morgen bedu&#x0364;ngen. Einen halben<lb/>
oder &#x017F;chwachen Horden&#x017F;chlag nennt man es, wenn 1200 Schafe auf 1 Morgen<lb/>
kommen; einen &#x017F;tarken Horden&#x017F;chlag aber, wenn 2400 dazu gebraucht werden.</p><lb/>
            <p>Bei gleicher Weide macht aber ferner die La&#x0364;nge der Na&#x0364;chte einen Unter&#x017F;chied. In<lb/>
den kurzen Na&#x0364;chten bleiben &#x017F;ie etwa nur 8 Stunden, in den langen Na&#x0364;chten 12 und<lb/>
mehrere Stunden darauf &#x017F;tehen. Hierzu kommt, daß in den gewo&#x0364;hnlichen Schaf-<lb/>
wirth&#x017F;chaften die Thiere mehrentheils die knapp&#x017F;te Weide haben, wenn die Na&#x0364;chte am<lb/>
ku&#x0364;rze&#x017F;ten &#x017F;ind, und dagegen eine weit be&#x017F;&#x017F;ere, wenn &#x017F;ie im Fru&#x0364;hjahre die Wie&#x017F;en und<lb/>
die Brache vor ihrem Umbruche, nach der Ernte aber die Stoppel zu beweiden ha-<lb/>
ben. Um hierin eine Gleichheit zu erhalten, &#x017F;chla&#x0364;gt man zuweilen die Horden in den<lb/>
la&#x0364;ngeren Na&#x0364;chten um, &#x017F;o daß zwei Flecke in einer Nacht damit belegt werden. Wo<lb/>
die Scha&#x0364;fer aber hieran nicht gewohnt &#x017F;ind, muß man es durch Verengerung des<lb/>
Raums in den kurzen Na&#x0364;chten zu zwingen &#x017F;uchen. Es werden al&#x017F;o nach Verha&#x0364;ltniß<lb/>
der Ku&#x0364;rze der Na&#x0364;chte entweder weniger Horden&#x017F;tu&#x0364;cke genommen, oder &#x017F;ie werden auf<lb/>
ver&#x017F;chiedene Wei&#x017F;e ge&#x017F;etzt. Im Quadrat umfaßt na&#x0364;mlich eine gleiche Zahl einen gro&#x0364;-<lb/>
ßern, im Oblongum einen geringern Raum. 20 zwo&#x0364;lffu&#x0364;ßige Horden um&#x017F;chließen im<lb/>
Quadrat 25 Quadratruthen; werden &#x017F;ie aber &#x017F;o ge&#x017F;etzt, daß auf jeder Seite 8 in die<lb/>
La&#x0364;nge und 2 in die Breite kommen, &#x017F;o umfa&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie nur einen Raum von 16 Qua-<lb/>
dratruthen. Um das Verha&#x0364;ltniß die&#x017F;es Raums zu der La&#x0364;nge der Na&#x0364;chte durch eine<lb/>
ver&#x017F;chiedene Setzung der Horden zu be&#x017F;timmen, hatte der a&#x0364;ltere <hi rendition="#g">Graf von Pode-<lb/>
wils</hi> eine Tabelle angefertigt, welche &#x017F;ich in de&#x017F;&#x017F;en Nachrichten fu&#x0364;r die Gu&#x017F;ow&#x017F;che<lb/>
Wirth&#x017F;chaft in den Annalen des Ackerbaues, Bd <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 466, befindet, und welche<lb/>
die ver&#x017F;chiedene Sta&#x0364;rke der Du&#x0364;ngung nach der Form, worin die Horden ge&#x017F;etzt wer-<lb/>
den, &#x017F;ehr klar dar&#x017F;tellt.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">E e 2</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[219/0267] Die Miſtduͤngung. naͤmlich die Auswuͤrfe von der Nahrung abhaͤngen, welche die Schafe auf der Weide genießen. Bei einer reichen Weide kann dieſelbe Anzahl von Schafen ihren Platz in einer Nacht eben ſo ſtark beduͤngen, wie bei einer kuͤmmerlichen Weide in zwei Naͤchten. Genauer laͤßt ſich hieruͤber aber noch nichts angeben. Nur der Augen- ſchein beſtaͤtigt einem jeden die Richtigkeit dieſer ſchon a priori einleuchtenden Thatſache. Man unterſcheidet ſonſt einen ganzen, halben und ſtarken Hordenſchlag. Wenn man eine mittelmaͤßige Weide vorausſetzt, ſo nennt man es einen ganzen Horden- ſchlag, wenn man mit 600 Schafen in 3 Naͤchten 1. Morgen beduͤngt, oder was einerlei iſt, wenn 1800 Schafe in einer Nacht 1 Morgen beduͤngen. Einen halben oder ſchwachen Hordenſchlag nennt man es, wenn 1200 Schafe auf 1 Morgen kommen; einen ſtarken Hordenſchlag aber, wenn 2400 dazu gebraucht werden. Bei gleicher Weide macht aber ferner die Laͤnge der Naͤchte einen Unterſchied. In den kurzen Naͤchten bleiben ſie etwa nur 8 Stunden, in den langen Naͤchten 12 und mehrere Stunden darauf ſtehen. Hierzu kommt, daß in den gewoͤhnlichen Schaf- wirthſchaften die Thiere mehrentheils die knappſte Weide haben, wenn die Naͤchte am kuͤrzeſten ſind, und dagegen eine weit beſſere, wenn ſie im Fruͤhjahre die Wieſen und die Brache vor ihrem Umbruche, nach der Ernte aber die Stoppel zu beweiden ha- ben. Um hierin eine Gleichheit zu erhalten, ſchlaͤgt man zuweilen die Horden in den laͤngeren Naͤchten um, ſo daß zwei Flecke in einer Nacht damit belegt werden. Wo die Schaͤfer aber hieran nicht gewohnt ſind, muß man es durch Verengerung des Raums in den kurzen Naͤchten zu zwingen ſuchen. Es werden alſo nach Verhaͤltniß der Kuͤrze der Naͤchte entweder weniger Hordenſtuͤcke genommen, oder ſie werden auf verſchiedene Weiſe geſetzt. Im Quadrat umfaßt naͤmlich eine gleiche Zahl einen groͤ- ßern, im Oblongum einen geringern Raum. 20 zwoͤlffuͤßige Horden umſchließen im Quadrat 25 Quadratruthen; werden ſie aber ſo geſetzt, daß auf jeder Seite 8 in die Laͤnge und 2 in die Breite kommen, ſo umfaſſen ſie nur einen Raum von 16 Qua- dratruthen. Um das Verhaͤltniß dieſes Raums zu der Laͤnge der Naͤchte durch eine verſchiedene Setzung der Horden zu beſtimmen, hatte der aͤltere Graf von Pode- wils eine Tabelle angefertigt, welche ſich in deſſen Nachrichten fuͤr die Guſowſche Wirthſchaft in den Annalen des Ackerbaues, Bd I. S. 466, befindet, und welche die verſchiedene Staͤrke der Duͤngung nach der Form, worin die Horden geſetzt wer- den, ſehr klar darſtellt. E e 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/267
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/267>, abgerufen am 19.04.2024.