Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

Düngung mit thierischen Abfällen.
die auf Schafpferch gewachsenen; vermuthlich wegen des vielen Azots, welches
in beiden enthalten ist. Man wende sie deshalb lieber zu andern Gewächsen an,
die eine geile Düngung besser ertragen können. Sind gröbere Hornstücke darun-
ter, oder nimmt man zerhackte Klauen, so geht die Zersetzung später vor sich; sie
thun ihre Wirkung minder im ersten Jahre, sind aber nachhaltig für die folgen-
den. Nach den Vorschriften der Engländer bringt man 5 bis 600 Pfund auf den
Morgen, und hält dies für eine starke Düngung. Ich habe 24 Scheffel solcher
Abfälle der Hornarbeiter aufbringen lassen, die theils aus feineren Spänen, theils
aus gröberen zurückgeworfenen Stücken bestanden. Je nachdem mehr oder weni-
ger von letzterem darunter war, wog der Scheffel 24 bis 32 Pfund. Das Quan-
tum nach dem Volumen zu bestimmen, ist hier wohl sicherer als nach dem Gewichte.
Denn die feinern Späne wiegen weniger, wie die groben Stücke, wirken dage-
gen schneller.

Die Klauen, welche die Schlächter zuweilen aufbewahren, müssen, um sie
auf dem Acker zu zertheilen, klein gehauen werden, was sehr schwierig ist, wenn
man sie nicht etwa lange im Wasser, dem etwas Kalk und Asche zugesetzt worden,
erweicht hat. Man kann sich ihrer aber mit großem Vortheil zur Düngung der
Wiesen bedienen. Man sticht nämlich in einer Entfernung von 11/2 bis 2 Fuß Löcher,
und in jedes Loch einen solchen sogenannten Ochsenpantoffel, in welchem sich das
Wasser sammelt. Im ersten Jahre zeigt sich nur um den Rand eines jeden Stücks
herum ein üppiger Graswuchs, im zweiten Jahre verbreitet er sich mehr, und im
dritten Jahre, wo sich die Substanz völlig aufgelöst hat, zeigt sich die lebhafteste
Vegetation über die ganze Wiese.

§. 45.

Aller Schlächterabfall, der in Gruben gesammelt wird, und aus Blut, HaarenSchlächter-
Abfall.

und andern Unreinigkeiten besteht, ist ebenfalls ein sehr wirksamer Dünger, der
mit Erde versetzt in kleinerer Quantität schnelle und große Wirkung hervorbringt.
Es ist fast Verschwendung ihn wie andern Mist aufzufahren und gleich unterzu-
pflügen, indem man als Kompost weit mehr damit ausrichten kann.

So ist auch der Abfall der Lohgerber -- ich meine den eigentlich thierischen,Lohaärber
Abfälle.

nicht die von ihnen gebrauchten Lohe -- eins der aller kräftigsten Düngungsmit-

Duͤngung mit thieriſchen Abfaͤllen.
die auf Schafpferch gewachſenen; vermuthlich wegen des vielen Azots, welches
in beiden enthalten iſt. Man wende ſie deshalb lieber zu andern Gewaͤchſen an,
die eine geile Duͤngung beſſer ertragen koͤnnen. Sind groͤbere Hornſtuͤcke darun-
ter, oder nimmt man zerhackte Klauen, ſo geht die Zerſetzung ſpaͤter vor ſich; ſie
thun ihre Wirkung minder im erſten Jahre, ſind aber nachhaltig fuͤr die folgen-
den. Nach den Vorſchriften der Englaͤnder bringt man 5 bis 600 Pfund auf den
Morgen, und haͤlt dies fuͤr eine ſtarke Duͤngung. Ich habe 24 Scheffel ſolcher
Abfaͤlle der Hornarbeiter aufbringen laſſen, die theils aus feineren Spaͤnen, theils
aus groͤberen zuruͤckgeworfenen Stuͤcken beſtanden. Je nachdem mehr oder weni-
ger von letzterem darunter war, wog der Scheffel 24 bis 32 Pfund. Das Quan-
tum nach dem Volumen zu beſtimmen, iſt hier wohl ſicherer als nach dem Gewichte.
Denn die feinern Spaͤne wiegen weniger, wie die groben Stuͤcke, wirken dage-
gen ſchneller.

Die Klauen, welche die Schlaͤchter zuweilen aufbewahren, muͤſſen, um ſie
auf dem Acker zu zertheilen, klein gehauen werden, was ſehr ſchwierig iſt, wenn
man ſie nicht etwa lange im Waſſer, dem etwas Kalk und Aſche zugeſetzt worden,
erweicht hat. Man kann ſich ihrer aber mit großem Vortheil zur Duͤngung der
Wieſen bedienen. Man ſticht naͤmlich in einer Entfernung von 1½ bis 2 Fuß Loͤcher,
und in jedes Loch einen ſolchen ſogenannten Ochſenpantoffel, in welchem ſich das
Waſſer ſammelt. Im erſten Jahre zeigt ſich nur um den Rand eines jeden Stuͤcks
herum ein uͤppiger Graswuchs, im zweiten Jahre verbreitet er ſich mehr, und im
dritten Jahre, wo ſich die Subſtanz voͤllig aufgeloͤſt hat, zeigt ſich die lebhafteſte
Vegetation uͤber die ganze Wieſe.

§. 45.

Aller Schlaͤchterabfall, der in Gruben geſammelt wird, und aus Blut, HaarenSchlaͤchter-
Abfall.

und andern Unreinigkeiten beſteht, iſt ebenfalls ein ſehr wirkſamer Duͤnger, der
mit Erde verſetzt in kleinerer Quantitaͤt ſchnelle und große Wirkung hervorbringt.
Es iſt faſt Verſchwendung ihn wie andern Miſt aufzufahren und gleich unterzu-
pfluͤgen, indem man als Kompoſt weit mehr damit ausrichten kann.

So iſt auch der Abfall der Lohgerber — ich meine den eigentlich thieriſchen,Lohaaͤrber
Abfaͤlle.

nicht die von ihnen gebrauchten Lohe — eins der aller kraͤftigſten Duͤngungsmit-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0271" n="223"/><fw place="top" type="header">Du&#x0364;ngung mit thieri&#x017F;chen Abfa&#x0364;llen.</fw><lb/>
die auf Schafpferch gewach&#x017F;enen; vermuthlich wegen des vielen Azots, welches<lb/>
in beiden enthalten i&#x017F;t. Man wende &#x017F;ie deshalb lieber zu andern Gewa&#x0364;ch&#x017F;en an,<lb/>
die eine geile Du&#x0364;ngung be&#x017F;&#x017F;er ertragen ko&#x0364;nnen. Sind gro&#x0364;bere Horn&#x017F;tu&#x0364;cke darun-<lb/>
ter, oder nimmt man zerhackte Klauen, &#x017F;o geht die Zer&#x017F;etzung &#x017F;pa&#x0364;ter vor &#x017F;ich; &#x017F;ie<lb/>
thun ihre Wirkung minder im er&#x017F;ten Jahre, &#x017F;ind aber nachhaltig fu&#x0364;r die folgen-<lb/>
den. Nach den Vor&#x017F;chriften der Engla&#x0364;nder bringt man 5 bis 600 Pfund auf den<lb/>
Morgen, und ha&#x0364;lt dies fu&#x0364;r eine &#x017F;tarke Du&#x0364;ngung. Ich habe 24 Scheffel &#x017F;olcher<lb/>
Abfa&#x0364;lle der Hornarbeiter aufbringen la&#x017F;&#x017F;en, die theils aus feineren Spa&#x0364;nen, theils<lb/>
aus gro&#x0364;beren zuru&#x0364;ckgeworfenen Stu&#x0364;cken be&#x017F;tanden. Je nachdem mehr oder weni-<lb/>
ger von letzterem darunter war, wog der Scheffel 24 bis 32 Pfund. Das Quan-<lb/>
tum nach dem Volumen zu be&#x017F;timmen, i&#x017F;t hier wohl &#x017F;icherer als nach dem Gewichte.<lb/>
Denn die feinern Spa&#x0364;ne wiegen weniger, wie die groben Stu&#x0364;cke, wirken dage-<lb/>
gen &#x017F;chneller.</p><lb/>
            <p>Die Klauen, welche die Schla&#x0364;chter zuweilen aufbewahren, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, um &#x017F;ie<lb/>
auf dem Acker zu zertheilen, klein gehauen werden, was &#x017F;ehr &#x017F;chwierig i&#x017F;t, wenn<lb/>
man &#x017F;ie nicht etwa lange im Wa&#x017F;&#x017F;er, dem etwas Kalk und A&#x017F;che zuge&#x017F;etzt worden,<lb/>
erweicht hat. Man kann &#x017F;ich ihrer aber mit großem Vortheil zur Du&#x0364;ngung der<lb/>
Wie&#x017F;en bedienen. Man &#x017F;ticht na&#x0364;mlich in einer Entfernung von 1½ bis 2 Fuß Lo&#x0364;cher,<lb/>
und in jedes Loch einen &#x017F;olchen &#x017F;ogenannten Och&#x017F;enpantoffel, in welchem &#x017F;ich das<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ammelt. Im er&#x017F;ten Jahre zeigt &#x017F;ich nur um den Rand eines jeden Stu&#x0364;cks<lb/>
herum ein u&#x0364;ppiger Graswuchs, im zweiten Jahre verbreitet er &#x017F;ich mehr, und im<lb/>
dritten Jahre, wo &#x017F;ich die Sub&#x017F;tanz vo&#x0364;llig aufgelo&#x0364;&#x017F;t hat, zeigt &#x017F;ich die lebhafte&#x017F;te<lb/>
Vegetation u&#x0364;ber die ganze Wie&#x017F;e.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 45.</head><lb/>
            <p>Aller Schla&#x0364;chterabfall, der in Gruben ge&#x017F;ammelt wird, und aus Blut, Haaren<note place="right">Schla&#x0364;chter-<lb/>
Abfall.</note><lb/>
und andern Unreinigkeiten be&#x017F;teht, i&#x017F;t ebenfalls ein &#x017F;ehr wirk&#x017F;amer Du&#x0364;nger, der<lb/>
mit Erde ver&#x017F;etzt in kleinerer Quantita&#x0364;t &#x017F;chnelle und große Wirkung hervorbringt.<lb/>
Es i&#x017F;t fa&#x017F;t Ver&#x017F;chwendung ihn wie andern Mi&#x017F;t aufzufahren und gleich unterzu-<lb/>
pflu&#x0364;gen, indem man als Kompo&#x017F;t weit mehr damit ausrichten kann.</p><lb/>
            <p>So i&#x017F;t auch der Abfall der Lohgerber &#x2014; ich meine den eigentlich thieri&#x017F;chen,<note place="right">Lohaa&#x0364;rber<lb/>
Abfa&#x0364;lle.</note><lb/>
nicht die von ihnen gebrauchten Lohe &#x2014; eins der aller kra&#x0364;ftig&#x017F;ten Du&#x0364;ngungsmit-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[223/0271] Duͤngung mit thieriſchen Abfaͤllen. die auf Schafpferch gewachſenen; vermuthlich wegen des vielen Azots, welches in beiden enthalten iſt. Man wende ſie deshalb lieber zu andern Gewaͤchſen an, die eine geile Duͤngung beſſer ertragen koͤnnen. Sind groͤbere Hornſtuͤcke darun- ter, oder nimmt man zerhackte Klauen, ſo geht die Zerſetzung ſpaͤter vor ſich; ſie thun ihre Wirkung minder im erſten Jahre, ſind aber nachhaltig fuͤr die folgen- den. Nach den Vorſchriften der Englaͤnder bringt man 5 bis 600 Pfund auf den Morgen, und haͤlt dies fuͤr eine ſtarke Duͤngung. Ich habe 24 Scheffel ſolcher Abfaͤlle der Hornarbeiter aufbringen laſſen, die theils aus feineren Spaͤnen, theils aus groͤberen zuruͤckgeworfenen Stuͤcken beſtanden. Je nachdem mehr oder weni- ger von letzterem darunter war, wog der Scheffel 24 bis 32 Pfund. Das Quan- tum nach dem Volumen zu beſtimmen, iſt hier wohl ſicherer als nach dem Gewichte. Denn die feinern Spaͤne wiegen weniger, wie die groben Stuͤcke, wirken dage- gen ſchneller. Die Klauen, welche die Schlaͤchter zuweilen aufbewahren, muͤſſen, um ſie auf dem Acker zu zertheilen, klein gehauen werden, was ſehr ſchwierig iſt, wenn man ſie nicht etwa lange im Waſſer, dem etwas Kalk und Aſche zugeſetzt worden, erweicht hat. Man kann ſich ihrer aber mit großem Vortheil zur Duͤngung der Wieſen bedienen. Man ſticht naͤmlich in einer Entfernung von 1½ bis 2 Fuß Loͤcher, und in jedes Loch einen ſolchen ſogenannten Ochſenpantoffel, in welchem ſich das Waſſer ſammelt. Im erſten Jahre zeigt ſich nur um den Rand eines jeden Stuͤcks herum ein uͤppiger Graswuchs, im zweiten Jahre verbreitet er ſich mehr, und im dritten Jahre, wo ſich die Subſtanz voͤllig aufgeloͤſt hat, zeigt ſich die lebhafteſte Vegetation uͤber die ganze Wieſe. §. 45. Aller Schlaͤchterabfall, der in Gruben geſammelt wird, und aus Blut, Haaren und andern Unreinigkeiten beſteht, iſt ebenfalls ein ſehr wirkſamer Duͤnger, der mit Erde verſetzt in kleinerer Quantitaͤt ſchnelle und große Wirkung hervorbringt. Es iſt faſt Verſchwendung ihn wie andern Miſt aufzufahren und gleich unterzu- pfluͤgen, indem man als Kompoſt weit mehr damit ausrichten kann. Schlaͤchter- Abfall. So iſt auch der Abfall der Lohgerber — ich meine den eigentlich thieriſchen, nicht die von ihnen gebrauchten Lohe — eins der aller kraͤftigſten Duͤngungsmit- Lohaaͤrber Abfaͤlle.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/271
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/271>, abgerufen am 19.04.2024.