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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Mineralische Düngungsmittel.
sich darin im freien und kohlensauren oder in schwefel-, phosphor- und essigsauren
Zustande. Sie enthält mehrentheils einen beträchtlichen Zusatz von Eisenoxyd und
zuweilen auch von Vitriol, wenn dieser durch heftige Glut nicht zersetzt ist.

Nach der Verschiedenheit dieser Bestandtheile richtet sich wahrscheinlich die Ver-
schiedenheit ihrer düngenden Kraft, die man von ihrer Aufbringung auf Aecker und
Wiesen hier und dort bemerkt hat. Allein wir haben noch zu wenig Analysen der
Torfasche mit Rücksicht auf diese düngende Kraft, als daß man etwas sicheres darüber
sagen könnte. Die leichte und lockere Asche hat man allgemein wirksamer wie die
schwere gefunden; ohne Zweifel, weil letztere zu viele Kieselerde hatte. Einige ge-
ben der weißen und grauen, andere der röthlichen einen Vorzug. Die letztere Farbe
rührt vom Eisenoxyd her. Ich habe von einer rothbraunen, sehr viel Eisen aber auch
viel Kieselerde enthaltenden Asche, fast mehr nachtheilige als vortheilhafte Wirkun-
gen gesehen (vergleich Hermbstädts Archiv der Agrikulturchemie, S. 354.), wes-
halb ich bisjetzt nicht glauben kann, daß dem Eisenoxyd eine vortheilhafte Wirkung
beizumessen sey. Es verdient die Sache aber noch genauere Aufmerksamkeit in Ge-
genden, wo vieler Torf gebrannt wird. Denn hier wendet man die Asche um so mehr
zum Dünger an, da sie zu andern Behuf nicht benutzt werden kann.

In einigen Gegenden von England und Holland brennt man aber auch den Torf
bloß um des Düngers willen zur Asche. Beträchtliche Torfmoore, die keinen Absatz
ihres Torfes als Feuermaterial haben, werden dazu benutzt. Man führt Oefen von
Steinen oder Lehm auf, legt unten auf den Rost erst trocknen Torf, darüber aber
frischen nassen Torf, so wie er aus dem Moore gestochen wird. Ersterer wird ange-
zündet, die Glut trocknet den nassen Torf aus, und theilt sich ihm bald mit, so daß
sie hernach beständig erhalten werden kann, fast ohne daß man [ - 2 Zeichen fehlen]ocknen Torf wieder
zuzulegen nöthig hätte. Man sucht nämlich diese Glut gehörig zu mäßigen, weil
Jedermann überzeugt ist, daß die Asche viel von ihrer düngenden Wirkung verliere,
wenn sie mit zu großer Heftigkeit gebrannt würde. Die Asche wird unter dem
Roste herausgezogen, und so dauert der fabrikmäßige Betrieb immer fort, indem
die bereitete Asche weithin geholt wird.

§. 94.

Verbrennung
der Stoppel
und des Stro-
hes auf dem
Acker.
Man hat der Asche, verbunden mit der Wirkung des Feuers, in England
neuerlich eine so große Kraft zugeschrieben, daß man den Rath gegeben, nicht nur
die hohe Stoppel, die man gewöhnlich vom Getreide stehen läßt, anzuzünden,
sondern auch das sämmtliche Stroh über den Acker gestreut zu verbrennen, und

Mineraliſche Duͤngungsmittel.
ſich darin im freien und kohlenſauren oder in ſchwefel-, phosphor- und eſſigſauren
Zuſtande. Sie enthaͤlt mehrentheils einen betraͤchtlichen Zuſatz von Eiſenoxyd und
zuweilen auch von Vitriol, wenn dieſer durch heftige Glut nicht zerſetzt iſt.

Nach der Verſchiedenheit dieſer Beſtandtheile richtet ſich wahrſcheinlich die Ver-
ſchiedenheit ihrer duͤngenden Kraft, die man von ihrer Aufbringung auf Aecker und
Wieſen hier und dort bemerkt hat. Allein wir haben noch zu wenig Analyſen der
Torfaſche mit Ruͤckſicht auf dieſe duͤngende Kraft, als daß man etwas ſicheres daruͤber
ſagen koͤnnte. Die leichte und lockere Aſche hat man allgemein wirkſamer wie die
ſchwere gefunden; ohne Zweifel, weil letztere zu viele Kieſelerde hatte. Einige ge-
ben der weißen und grauen, andere der roͤthlichen einen Vorzug. Die letztere Farbe
ruͤhrt vom Eiſenoxyd her. Ich habe von einer rothbraunen, ſehr viel Eiſen aber auch
viel Kieſelerde enthaltenden Aſche, faſt mehr nachtheilige als vortheilhafte Wirkun-
gen geſehen (vergleich Hermbſtaͤdts Archiv der Agrikulturchemie, S. 354.), wes-
halb ich bisjetzt nicht glauben kann, daß dem Eiſenoxyd eine vortheilhafte Wirkung
beizumeſſen ſey. Es verdient die Sache aber noch genauere Aufmerkſamkeit in Ge-
genden, wo vieler Torf gebrannt wird. Denn hier wendet man die Aſche um ſo mehr
zum Duͤnger an, da ſie zu andern Behuf nicht benutzt werden kann.

In einigen Gegenden von England und Holland brennt man aber auch den Torf
bloß um des Duͤngers willen zur Aſche. Betraͤchtliche Torfmoore, die keinen Abſatz
ihres Torfes als Feuermaterial haben, werden dazu benutzt. Man fuͤhrt Oefen von
Steinen oder Lehm auf, legt unten auf den Roſt erſt trocknen Torf, daruͤber aber
friſchen naſſen Torf, ſo wie er aus dem Moore geſtochen wird. Erſterer wird ange-
zuͤndet, die Glut trocknet den naſſen Torf aus, und theilt ſich ihm bald mit, ſo daß
ſie hernach beſtaͤndig erhalten werden kann, faſt ohne daß man [ – 2 Zeichen fehlen]ocknen Torf wieder
zuzulegen noͤthig haͤtte. Man ſucht naͤmlich dieſe Glut gehoͤrig zu maͤßigen, weil
Jedermann uͤberzeugt iſt, daß die Aſche viel von ihrer duͤngenden Wirkung verliere,
wenn ſie mit zu großer Heftigkeit gebrannt wuͤrde. Die Aſche wird unter dem
Roſte herausgezogen, und ſo dauert der fabrikmaͤßige Betrieb immer fort, indem
die bereitete Aſche weithin geholt wird.

§. 94.

Verbrennung
der Stoppel
und des Stro-
hes auf dem
Acker.
Man hat der Aſche, verbunden mit der Wirkung des Feuers, in England
neuerlich eine ſo große Kraft zugeſchrieben, daß man den Rath gegeben, nicht nur
die hohe Stoppel, die man gewoͤhnlich vom Getreide ſtehen laͤßt, anzuzuͤnden,
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[270/0318] Mineraliſche Duͤngungsmittel. ſich darin im freien und kohlenſauren oder in ſchwefel-, phosphor- und eſſigſauren Zuſtande. Sie enthaͤlt mehrentheils einen betraͤchtlichen Zuſatz von Eiſenoxyd und zuweilen auch von Vitriol, wenn dieſer durch heftige Glut nicht zerſetzt iſt. Nach der Verſchiedenheit dieſer Beſtandtheile richtet ſich wahrſcheinlich die Ver- ſchiedenheit ihrer duͤngenden Kraft, die man von ihrer Aufbringung auf Aecker und Wieſen hier und dort bemerkt hat. Allein wir haben noch zu wenig Analyſen der Torfaſche mit Ruͤckſicht auf dieſe duͤngende Kraft, als daß man etwas ſicheres daruͤber ſagen koͤnnte. Die leichte und lockere Aſche hat man allgemein wirkſamer wie die ſchwere gefunden; ohne Zweifel, weil letztere zu viele Kieſelerde hatte. Einige ge- ben der weißen und grauen, andere der roͤthlichen einen Vorzug. Die letztere Farbe ruͤhrt vom Eiſenoxyd her. Ich habe von einer rothbraunen, ſehr viel Eiſen aber auch viel Kieſelerde enthaltenden Aſche, faſt mehr nachtheilige als vortheilhafte Wirkun- gen geſehen (vergleich Hermbſtaͤdts Archiv der Agrikulturchemie, S. 354.), wes- halb ich bisjetzt nicht glauben kann, daß dem Eiſenoxyd eine vortheilhafte Wirkung beizumeſſen ſey. Es verdient die Sache aber noch genauere Aufmerkſamkeit in Ge- genden, wo vieler Torf gebrannt wird. Denn hier wendet man die Aſche um ſo mehr zum Duͤnger an, da ſie zu andern Behuf nicht benutzt werden kann. In einigen Gegenden von England und Holland brennt man aber auch den Torf bloß um des Duͤngers willen zur Aſche. Betraͤchtliche Torfmoore, die keinen Abſatz ihres Torfes als Feuermaterial haben, werden dazu benutzt. Man fuͤhrt Oefen von Steinen oder Lehm auf, legt unten auf den Roſt erſt trocknen Torf, daruͤber aber friſchen naſſen Torf, ſo wie er aus dem Moore geſtochen wird. Erſterer wird ange- zuͤndet, die Glut trocknet den naſſen Torf aus, und theilt ſich ihm bald mit, ſo daß ſie hernach beſtaͤndig erhalten werden kann, faſt ohne daß man __ocknen Torf wieder zuzulegen noͤthig haͤtte. Man ſucht naͤmlich dieſe Glut gehoͤrig zu maͤßigen, weil Jedermann uͤberzeugt iſt, daß die Aſche viel von ihrer duͤngenden Wirkung verliere, wenn ſie mit zu großer Heftigkeit gebrannt wuͤrde. Die Aſche wird unter dem Roſte herausgezogen, und ſo dauert der fabrikmaͤßige Betrieb immer fort, indem die bereitete Aſche weithin geholt wird. §. 94. Man hat der Aſche, verbunden mit der Wirkung des Feuers, in England neuerlich eine ſo große Kraft zugeſchrieben, daß man den Rath gegeben, nicht nur die hohe Stoppel, die man gewoͤhnlich vom Getreide ſtehen laͤßt, anzuzuͤnden, ſondern auch das ſaͤmmtliche Stroh uͤber den Acker geſtreut zu verbrennen, und Verbrennung der Stoppel und des Stro- hes auf dem Acker.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/318>, abgerufen am 28.03.2024.