Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

Chemie der Erden.
gesetzt seyn. Auch scheint es, daß Kalkerde und Kali sich in einander umwandle,
da man in der Asche derselben Pflanze Kali fand, wenn sie im grünen Zustande, aber
statt dessen Kalk, wenn sie im trocknen eingeäschert ward.

§. 8.

Verhalten der
Erden gegen
das Feuer und
gegen des
Oxygen.
Die Erden sind im Feuer unzerstörbar, und man kann sie der größten Glühhitze
aussetzen, ohne daß sie sich verflüchtigen. Auch sind sie für sich und jede beson-
ders
unschmelzbar; selbst das Feuer mit Oxygengas angefacht, kann sie nicht zum
Fluß bringen. Aber merkwürdig ist es, daß sie diesen Charakter verlieren, wenn ver-
schiedene untereinander gemengt werden. Kiesel-, Kalk- und Thon-Erde fließen ein-
zeln durchaus nicht, sind aber leicht zu schmelzen, wenn sie alle drei zusammenge-
mengt werden.

Zum Oxygen haben die Erden nach den meisten Erfahrungen überall keine An-
ziehung, weswegen sie unverbrennlich sind. Indessen glaubte doch von Hum-
bold
gesunden zu haben, daß verschiedene Erden, insbesondere die Thonerde, auch
in völlig reinem Zustande Oxygen anzöge. Andere haben dies geleugnet und ge-
glaubt, daß diese Erde noch Metalloxyd oder verbrennliche Materie enthalten haben
müsse. Bis jetzt hat sich der große Mann, dessen fernere Erklärung Jeder als ent-
scheidend annehmen würde, hierüber noch nicht weiter geäußert. Der Punkt ist in-
dessen in der Lehre von der Befruchtung des Erdbodens so wichtig nicht, als manche
glauben, da es keine Acker-Erde ohne Metalloxyd oder verbrennliche Materie
giebt.

Die Farbe aller Erden ist rein weiß, und diejenige, welche sie in ihrem natürli-
chen Zustande haben, rührt von andern Zumischungen hauptsächlich vom Eisenoxyd
in seinem mannigfaltigen Zustande her. Ohne dieses würde uns die ganze Oberfläche
unsers Erdballs weiß erscheinen.

§. 9.

Gegen das
Wasser.
Das Verhalten der Erden gegen das Wasser ist dagegen in den verschiedenen
Erden sehr verschieden. Wie schon gesagt, lösen sich nur die Kalk- und die neu
entdeckten kalischen Erden im Wasser auf. Jener erfordert indessen 680 Mal seines
Gewichts an Wasser, um völlig aufgelöst zu werden. Thon- und Kiesel-Erde sind
durchaus unauflöslich, und von der Bittererde kann höchstens äußerst wenig, etwa
der zehntausendste Theil sich im Wasser auflösen.


Chemie der Erden.
geſetzt ſeyn. Auch ſcheint es, daß Kalkerde und Kali ſich in einander umwandle,
da man in der Aſche derſelben Pflanze Kali fand, wenn ſie im gruͤnen Zuſtande, aber
ſtatt deſſen Kalk, wenn ſie im trocknen eingeaͤſchert ward.

§. 8.

Verhalten der
Erden gegen
das Feuer und
gegen des
Oxygen.
Die Erden ſind im Feuer unzerſtoͤrbar, und man kann ſie der groͤßten Gluͤhhitze
ausſetzen, ohne daß ſie ſich verfluͤchtigen. Auch ſind ſie fuͤr ſich und jede beſon-
ders
unſchmelzbar; ſelbſt das Feuer mit Oxygengas angefacht, kann ſie nicht zum
Fluß bringen. Aber merkwuͤrdig iſt es, daß ſie dieſen Charakter verlieren, wenn ver-
ſchiedene untereinander gemengt werden. Kieſel-, Kalk- und Thon-Erde fließen ein-
zeln durchaus nicht, ſind aber leicht zu ſchmelzen, wenn ſie alle drei zuſammenge-
mengt werden.

Zum Oxygen haben die Erden nach den meiſten Erfahrungen uͤberall keine An-
ziehung, weswegen ſie unverbrennlich ſind. Indeſſen glaubte doch von Hum-
bold
geſunden zu haben, daß verſchiedene Erden, insbeſondere die Thonerde, auch
in voͤllig reinem Zuſtande Oxygen anzoͤge. Andere haben dies geleugnet und ge-
glaubt, daß dieſe Erde noch Metalloxyd oder verbrennliche Materie enthalten haben
muͤſſe. Bis jetzt hat ſich der große Mann, deſſen fernere Erklaͤrung Jeder als ent-
ſcheidend annehmen wuͤrde, hieruͤber noch nicht weiter geaͤußert. Der Punkt iſt in-
deſſen in der Lehre von der Befruchtung des Erdbodens ſo wichtig nicht, als manche
glauben, da es keine Acker-Erde ohne Metalloxyd oder verbrennliche Materie
giebt.

Die Farbe aller Erden iſt rein weiß, und diejenige, welche ſie in ihrem natuͤrli-
chen Zuſtande haben, ruͤhrt von andern Zumiſchungen hauptſaͤchlich vom Eiſenoxyd
in ſeinem mannigfaltigen Zuſtande her. Ohne dieſes wuͤrde uns die ganze Oberflaͤche
unſers Erdballs weiß erſcheinen.

§. 9.

Gegen das
Waſſer.
Das Verhalten der Erden gegen das Waſſer iſt dagegen in den verſchiedenen
Erden ſehr verſchieden. Wie ſchon geſagt, loͤſen ſich nur die Kalk- und die neu
entdeckten kaliſchen Erden im Waſſer auf. Jener erfordert indeſſen 680 Mal ſeines
Gewichts an Waſſer, um voͤllig aufgeloͤſt zu werden. Thon- und Kieſel-Erde ſind
durchaus unaufloͤslich, und von der Bittererde kann hoͤchſtens aͤußerſt wenig, etwa
der zehntauſendſte Theil ſich im Waſſer aufloͤſen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0094" n="50"/><fw place="top" type="header">Chemie der Erden.</fw><lb/>
ge&#x017F;etzt &#x017F;eyn. Auch &#x017F;cheint es, daß Kalkerde und Kali &#x017F;ich in einander umwandle,<lb/>
da man in der A&#x017F;che der&#x017F;elben Pflanze Kali fand, wenn &#x017F;ie im gru&#x0364;nen Zu&#x017F;tande, aber<lb/>
&#x017F;tatt de&#x017F;&#x017F;en Kalk, wenn &#x017F;ie im trocknen eingea&#x0364;&#x017F;chert ward.</p>
        </div><lb/>
        <div n="3">
          <head>§. 8.</head><lb/>
          <p><note place="left">Verhalten der<lb/>
Erden gegen<lb/>
das Feuer und<lb/>
gegen des<lb/>
Oxygen.</note>Die Erden &#x017F;ind im Feuer unzer&#x017F;to&#x0364;rbar, und man kann &#x017F;ie der gro&#x0364;ßten Glu&#x0364;hhitze<lb/>
aus&#x017F;etzen, ohne daß &#x017F;ie &#x017F;ich verflu&#x0364;chtigen. Auch &#x017F;ind &#x017F;ie fu&#x0364;r &#x017F;ich und <hi rendition="#g">jede be&#x017F;on-<lb/>
ders</hi> un&#x017F;chmelzbar; &#x017F;elb&#x017F;t das Feuer mit Oxygengas angefacht, kann &#x017F;ie nicht zum<lb/>
Fluß bringen. Aber merkwu&#x0364;rdig i&#x017F;t es, daß &#x017F;ie die&#x017F;en Charakter verlieren, wenn ver-<lb/>
&#x017F;chiedene untereinander gemengt werden. Kie&#x017F;el-, Kalk- und Thon-Erde fließen ein-<lb/>
zeln durchaus nicht, &#x017F;ind aber leicht zu &#x017F;chmelzen, wenn &#x017F;ie alle drei zu&#x017F;ammenge-<lb/>
mengt werden.</p><lb/>
          <p>Zum Oxygen haben die Erden nach den mei&#x017F;ten Erfahrungen u&#x0364;berall keine An-<lb/>
ziehung, weswegen &#x017F;ie unverbrennlich &#x017F;ind. Inde&#x017F;&#x017F;en glaubte doch <hi rendition="#g">von Hum-<lb/>
bold</hi> ge&#x017F;unden zu haben, daß ver&#x017F;chiedene Erden, insbe&#x017F;ondere die Thonerde, auch<lb/><hi rendition="#g">in vo&#x0364;llig reinem</hi> Zu&#x017F;tande Oxygen anzo&#x0364;ge. Andere haben dies geleugnet und ge-<lb/>
glaubt, daß die&#x017F;e Erde noch Metalloxyd oder verbrennliche Materie enthalten haben<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Bis jetzt hat &#x017F;ich der große Mann, de&#x017F;&#x017F;en fernere Erkla&#x0364;rung Jeder als ent-<lb/>
&#x017F;cheidend annehmen wu&#x0364;rde, hieru&#x0364;ber noch nicht weiter gea&#x0364;ußert. Der Punkt i&#x017F;t in-<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en in der Lehre von der Befruchtung des Erdbodens &#x017F;o wichtig nicht, als manche<lb/>
glauben, da es keine Acker-Erde ohne Metalloxyd oder verbrennliche Materie<lb/>
giebt.</p><lb/>
          <p>Die Farbe aller Erden i&#x017F;t rein weiß, und diejenige, welche &#x017F;ie in ihrem natu&#x0364;rli-<lb/>
chen Zu&#x017F;tande haben, ru&#x0364;hrt von andern Zumi&#x017F;chungen haupt&#x017F;a&#x0364;chlich vom Ei&#x017F;enoxyd<lb/>
in &#x017F;einem mannigfaltigen Zu&#x017F;tande her. Ohne die&#x017F;es wu&#x0364;rde uns die ganze Oberfla&#x0364;che<lb/>
un&#x017F;ers Erdballs weiß er&#x017F;cheinen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="3">
          <head>§. 9.</head><lb/>
          <p><note place="left">Gegen das<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er.</note>Das Verhalten der Erden gegen das Wa&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t dagegen in den ver&#x017F;chiedenen<lb/>
Erden &#x017F;ehr ver&#x017F;chieden. Wie &#x017F;chon ge&#x017F;agt, lo&#x0364;&#x017F;en &#x017F;ich nur die Kalk- und die neu<lb/>
entdeckten kali&#x017F;chen Erden im Wa&#x017F;&#x017F;er auf. Jener erfordert inde&#x017F;&#x017F;en 680 Mal &#x017F;eines<lb/>
Gewichts an Wa&#x017F;&#x017F;er, um vo&#x0364;llig aufgelo&#x0364;&#x017F;t zu werden. Thon- und Kie&#x017F;el-Erde &#x017F;ind<lb/>
durchaus unauflo&#x0364;slich, und von der Bittererde kann ho&#x0364;ch&#x017F;tens a&#x0364;ußer&#x017F;t wenig, etwa<lb/>
der zehntau&#x017F;end&#x017F;te Theil &#x017F;ich im Wa&#x017F;&#x017F;er auflo&#x0364;&#x017F;en.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[50/0094] Chemie der Erden. geſetzt ſeyn. Auch ſcheint es, daß Kalkerde und Kali ſich in einander umwandle, da man in der Aſche derſelben Pflanze Kali fand, wenn ſie im gruͤnen Zuſtande, aber ſtatt deſſen Kalk, wenn ſie im trocknen eingeaͤſchert ward. §. 8. Die Erden ſind im Feuer unzerſtoͤrbar, und man kann ſie der groͤßten Gluͤhhitze ausſetzen, ohne daß ſie ſich verfluͤchtigen. Auch ſind ſie fuͤr ſich und jede beſon- ders unſchmelzbar; ſelbſt das Feuer mit Oxygengas angefacht, kann ſie nicht zum Fluß bringen. Aber merkwuͤrdig iſt es, daß ſie dieſen Charakter verlieren, wenn ver- ſchiedene untereinander gemengt werden. Kieſel-, Kalk- und Thon-Erde fließen ein- zeln durchaus nicht, ſind aber leicht zu ſchmelzen, wenn ſie alle drei zuſammenge- mengt werden. Verhalten der Erden gegen das Feuer und gegen des Oxygen. Zum Oxygen haben die Erden nach den meiſten Erfahrungen uͤberall keine An- ziehung, weswegen ſie unverbrennlich ſind. Indeſſen glaubte doch von Hum- bold geſunden zu haben, daß verſchiedene Erden, insbeſondere die Thonerde, auch in voͤllig reinem Zuſtande Oxygen anzoͤge. Andere haben dies geleugnet und ge- glaubt, daß dieſe Erde noch Metalloxyd oder verbrennliche Materie enthalten haben muͤſſe. Bis jetzt hat ſich der große Mann, deſſen fernere Erklaͤrung Jeder als ent- ſcheidend annehmen wuͤrde, hieruͤber noch nicht weiter geaͤußert. Der Punkt iſt in- deſſen in der Lehre von der Befruchtung des Erdbodens ſo wichtig nicht, als manche glauben, da es keine Acker-Erde ohne Metalloxyd oder verbrennliche Materie giebt. Die Farbe aller Erden iſt rein weiß, und diejenige, welche ſie in ihrem natuͤrli- chen Zuſtande haben, ruͤhrt von andern Zumiſchungen hauptſaͤchlich vom Eiſenoxyd in ſeinem mannigfaltigen Zuſtande her. Ohne dieſes wuͤrde uns die ganze Oberflaͤche unſers Erdballs weiß erſcheinen. §. 9. Das Verhalten der Erden gegen das Waſſer iſt dagegen in den verſchiedenen Erden ſehr verſchieden. Wie ſchon geſagt, loͤſen ſich nur die Kalk- und die neu entdeckten kaliſchen Erden im Waſſer auf. Jener erfordert indeſſen 680 Mal ſeines Gewichts an Waſſer, um voͤllig aufgeloͤſt zu werden. Thon- und Kieſel-Erde ſind durchaus unaufloͤslich, und von der Bittererde kann hoͤchſtens aͤußerſt wenig, etwa der zehntauſendſte Theil ſich im Waſſer aufloͤſen. Gegen das Waſſer.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/94
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/94>, abgerufen am 20.04.2024.