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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Die Arbeit der Beackerung.
§. 161.

Periodisches
tieferes Pflü-
gen des tiefen
Bodens.
Um sich die genannten Vortheile eines tiefen Bodens zu erhalten, ist es aber
nöthig, daß er von Zeit zu Zeit so tief als seine Ackerkrume gehet gepflüget, herum-
gewandt, locker gemacht und der Atmosphäre ausgesetzt werde. Denn wenn dieses
nicht geschiehet, sondern er nur flach bis zu einer bestimmten Tiefe gepflügt wird, so
werden alle jene Vorzüge allmählig verschwinden. Es wird eine feste Borke unter der
Pflugtiefe entstehen, welche der unterliegenden Erde alle Kommunikation mit der At-
mosphäre und mit der obern gelockerten Krume abschneidet, und sie selbst den Pflan-
zenwurzeln verschließt. Indessen ist dieses tiefere Pflügen, wie die Erfahrung mich
und andere belehrt hat, nicht jährlich nöthig, sondern es scheint zureichend zu seyn,
wenn es nur alle sechs oder sieben Jahre wiederholt wird, i[ - 5 Zeichen fehlen]ndere wenn man die
Pflugfurchen in diesen Jahren nicht in immer gleicher, sondern veränderter Tiefe
giebt; weil nichts den Boden so sehr zu verschließen und eine Borke zu bilden scheint,
als wenn der Pflug immer auf derselben Fläche herstreift. Auch eine Wechselung
solcher Früchte, die mit ihren stärkeren röhrigen Wurzeln tiefer als das Getreide ein-
dringen, scheint die Lockerung und die Verbindung der untern Erde mit der obern
zu erhalten.

Die Regel ist also, nach sechs oder sieben Jahren das Pflügen in derjenigen vol-
len Tiefe, bis zu welcher die fruchtbare Erde reicht, einmal vorzunehmen; bei
den übrigen Pflugarten kann man sich nach den Umständen mit einer geringern
Tiefe begnügen.

§. 162.

Neue Vertie-
fung des Bo-
dens durch das
Pflügen.
Etwas ganz verschiedenes aber ist es, durch tiefes Pflügen den Untergrund, der
von gleicher oder verschiedener Beschaffenheit in Ansehung seiner Grundmischung mit
der Oberfläche seyn kann, aber nur in höchst seltenen Fällen mit fruchtbarem Humus
durchdrungen und in keinem durch die Einwirkung der atmosphärischen Potenzen be-
lebt ist, heraufzubringen. Hier muß diese unfruchtbare mehrentheils nahrungslose
Erde erst befruchtet, mit Humus durchdrungen und von der Atmosphäre gesät-
tigt werden.

Man hat zwar einige Fälle, wo die durch das Rajolen heraufgebrachte Erde
ohne Düngung, und nachdem sie nur kurze Zeit an der Luft gelegen, eine auffallende
Fruchtbarkeit äußert. Bei einigen damit angestellten chemischen Analysen fanden

Die Arbeit der Beackerung.
§. 161.

Periodiſches
tieferes Pfluͤ-
gen des tiefen
Bodens.
Um ſich die genannten Vortheile eines tiefen Bodens zu erhalten, iſt es aber
noͤthig, daß er von Zeit zu Zeit ſo tief als ſeine Ackerkrume gehet gepfluͤget, herum-
gewandt, locker gemacht und der Atmoſphaͤre ausgeſetzt werde. Denn wenn dieſes
nicht geſchiehet, ſondern er nur flach bis zu einer beſtimmten Tiefe gepfluͤgt wird, ſo
werden alle jene Vorzuͤge allmaͤhlig verſchwinden. Es wird eine feſte Borke unter der
Pflugtiefe entſtehen, welche der unterliegenden Erde alle Kommunikation mit der At-
moſphaͤre und mit der obern gelockerten Krume abſchneidet, und ſie ſelbſt den Pflan-
zenwurzeln verſchließt. Indeſſen iſt dieſes tiefere Pfluͤgen, wie die Erfahrung mich
und andere belehrt hat, nicht jaͤhrlich noͤthig, ſondern es ſcheint zureichend zu ſeyn,
wenn es nur alle ſechs oder ſieben Jahre wiederholt wird, i[ – 5 Zeichen fehlen]ndere wenn man die
Pflugfurchen in dieſen Jahren nicht in immer gleicher, ſondern veraͤnderter Tiefe
giebt; weil nichts den Boden ſo ſehr zu verſchließen und eine Borke zu bilden ſcheint,
als wenn der Pflug immer auf derſelben Flaͤche herſtreift. Auch eine Wechſelung
ſolcher Fruͤchte, die mit ihren ſtaͤrkeren roͤhrigen Wurzeln tiefer als das Getreide ein-
dringen, ſcheint die Lockerung und die Verbindung der untern Erde mit der obern
zu erhalten.

Die Regel iſt alſo, nach ſechs oder ſieben Jahren das Pfluͤgen in derjenigen vol-
len Tiefe, bis zu welcher die fruchtbare Erde reicht, einmal vorzunehmen; bei
den uͤbrigen Pflugarten kann man ſich nach den Umſtaͤnden mit einer geringern
Tiefe begnuͤgen.

§. 162.

Neue Vertie-
fung des Bo-
dens durch das
Pfluͤgen.
Etwas ganz verſchiedenes aber iſt es, durch tiefes Pfluͤgen den Untergrund, der
von gleicher oder verſchiedener Beſchaffenheit in Anſehung ſeiner Grundmiſchung mit
der Oberflaͤche ſeyn kann, aber nur in hoͤchſt ſeltenen Faͤllen mit fruchtbarem Humus
durchdrungen und in keinem durch die Einwirkung der atmoſphaͤriſchen Potenzen be-
lebt iſt, heraufzubringen. Hier muß dieſe unfruchtbare mehrentheils nahrungsloſe
Erde erſt befruchtet, mit Humus durchdrungen und von der Atmoſphaͤre geſaͤt-
tigt werden.

Man hat zwar einige Faͤlle, wo die durch das Rajolen heraufgebrachte Erde
ohne Duͤngung, und nachdem ſie nur kurze Zeit an der Luft gelegen, eine auffallende
Fruchtbarkeit aͤußert. Bei einigen damit angeſtellten chemiſchen Analyſen fanden

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[86/0108] Die Arbeit der Beackerung. §. 161. Um ſich die genannten Vortheile eines tiefen Bodens zu erhalten, iſt es aber noͤthig, daß er von Zeit zu Zeit ſo tief als ſeine Ackerkrume gehet gepfluͤget, herum- gewandt, locker gemacht und der Atmoſphaͤre ausgeſetzt werde. Denn wenn dieſes nicht geſchiehet, ſondern er nur flach bis zu einer beſtimmten Tiefe gepfluͤgt wird, ſo werden alle jene Vorzuͤge allmaͤhlig verſchwinden. Es wird eine feſte Borke unter der Pflugtiefe entſtehen, welche der unterliegenden Erde alle Kommunikation mit der At- moſphaͤre und mit der obern gelockerten Krume abſchneidet, und ſie ſelbſt den Pflan- zenwurzeln verſchließt. Indeſſen iſt dieſes tiefere Pfluͤgen, wie die Erfahrung mich und andere belehrt hat, nicht jaͤhrlich noͤthig, ſondern es ſcheint zureichend zu ſeyn, wenn es nur alle ſechs oder ſieben Jahre wiederholt wird, i_____ndere wenn man die Pflugfurchen in dieſen Jahren nicht in immer gleicher, ſondern veraͤnderter Tiefe giebt; weil nichts den Boden ſo ſehr zu verſchließen und eine Borke zu bilden ſcheint, als wenn der Pflug immer auf derſelben Flaͤche herſtreift. Auch eine Wechſelung ſolcher Fruͤchte, die mit ihren ſtaͤrkeren roͤhrigen Wurzeln tiefer als das Getreide ein- dringen, ſcheint die Lockerung und die Verbindung der untern Erde mit der obern zu erhalten. Periodiſches tieferes Pfluͤ- gen des tiefen Bodens. Die Regel iſt alſo, nach ſechs oder ſieben Jahren das Pfluͤgen in derjenigen vol- len Tiefe, bis zu welcher die fruchtbare Erde reicht, einmal vorzunehmen; bei den uͤbrigen Pflugarten kann man ſich nach den Umſtaͤnden mit einer geringern Tiefe begnuͤgen. §. 162. Etwas ganz verſchiedenes aber iſt es, durch tiefes Pfluͤgen den Untergrund, der von gleicher oder verſchiedener Beſchaffenheit in Anſehung ſeiner Grundmiſchung mit der Oberflaͤche ſeyn kann, aber nur in hoͤchſt ſeltenen Faͤllen mit fruchtbarem Humus durchdrungen und in keinem durch die Einwirkung der atmoſphaͤriſchen Potenzen be- lebt iſt, heraufzubringen. Hier muß dieſe unfruchtbare mehrentheils nahrungsloſe Erde erſt befruchtet, mit Humus durchdrungen und von der Atmoſphaͤre geſaͤt- tigt werden. Neue Vertie- fung des Bo- dens durch das Pfluͤgen. Man hat zwar einige Faͤlle, wo die durch das Rajolen heraufgebrachte Erde ohne Duͤngung, und nachdem ſie nur kurze Zeit an der Luft gelegen, eine auffallende Fruchtbarkeit aͤußert. Bei einigen damit angeſtellten chemiſchen Analyſen fanden

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/108>, abgerufen am 28.03.2024.