Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Arbeit der Beackerung.
indem alsdann die Erdklöße durch keine Egge zu bezwingen sind. Auf der andern
Seite aber ist der rauhe Acker der Keimung des Saamenunkrauts, welches haupt-
sächlich in den Klößen eingeschlossen liegt, nicht so günstig, als ein klar geeggeter.
Und wenn man also mit Saamenunkraut viel zu schaffen hat, so ist es rathsam, das
Eggen doch so früh vorzunehmen, daß dieser in der jetzigen Oberfläche liegende Saa-
men noch vor dem nächsten Pflügen hervorkomme.

§. 175.

Die Ruhr-
furche.
Die dritte oder Ruhrfahre wird, wo es die Breiten erlauben, in die Quer gege-
ben. Diese veränderte Richtung des Pfluges bringt eine weit vollkommnere Zerthei-
lung der Erdschollen hervor, als wenn sie in gleicher Richtung nur hin und her ge-
wandt werden. Es hebt die in den Pflugstreifen fortrankenden Unkrautswurzeln her-
aus, oder macht sie doch los. Es faßt alle unter der Oberfläche stehend gebliebene
Erdkämme, weswegen auch ein an sich schlechtes Pflügen durch das Querpflügen
sehr verbessert wird. Diese Arbeit wird durch die Haaken vollkommener wie durch
den Pflug verrichtet, und jene Instrumente haben besonders in Ansehung der Heraus-
hebung der Unkrautswurzeln Verzüge vor diesem. Die größeren verhärteten Klum-
pen kommen nun an die Oberfläche, und werden der Wirkung der Egge ausgesetzt.

Das Eggen dieser Fahre muß mit besonderem Fleiße geschehen, denn es kann
hier am meisten wirken. Die Unkrautswurzeln sind nun lose genug um hervorgezo-
gen zu werden, und die Sonne hat in dieser Jahreszeit die Kraft, sie zu verdorren.
Bei wechselndem Sonnenschein und Gewitterregen werden die Erdklöße mürbe, und
jedes Partikelchen der Erde beschwängert sich mit atmosphärischen Stoffen. Ob
man das Eggen gleich nach dieser Fahre oder später vornehme, beruhet auf denselben
Gründen, die wir bei dem zweiten Eggen anführten. Indessen ist es doch hier we-
gen der Unkrautswurzeln rathsamer, früher zu eggen, damit sie herausgerissen, um so
länger der Luft ausgesetzt sind, eher sie wieder untergepflügt werden.

Mit dieser Furche wird in der Regel der Mist untergebracht, und da es nie rath-
sam ist, diesen tief unterzupflügen, so wird sie flacher als die zweite und vierte
Furche gegeben.

Eine günstige Witterung, welche diese Fahre trifft, nämlich anhaltender war-
mer Sonnenschein mit untermischten schnell vorübergehenden Regenschauern hat einen
auffallenden Einfluß, nicht nur auf das nächstfolgende Getreide, sondern auch auf

Die Arbeit der Beackerung.
indem alsdann die Erdkloͤße durch keine Egge zu bezwingen ſind. Auf der andern
Seite aber iſt der rauhe Acker der Keimung des Saamenunkrauts, welches haupt-
ſaͤchlich in den Kloͤßen eingeſchloſſen liegt, nicht ſo guͤnſtig, als ein klar geeggeter.
Und wenn man alſo mit Saamenunkraut viel zu ſchaffen hat, ſo iſt es rathſam, das
Eggen doch ſo fruͤh vorzunehmen, daß dieſer in der jetzigen Oberflaͤche liegende Saa-
men noch vor dem naͤchſten Pfluͤgen hervorkomme.

§. 175.

Die Ruhr-
furche.
Die dritte oder Ruhrfahre wird, wo es die Breiten erlauben, in die Quer gege-
ben. Dieſe veraͤnderte Richtung des Pfluges bringt eine weit vollkommnere Zerthei-
lung der Erdſchollen hervor, als wenn ſie in gleicher Richtung nur hin und her ge-
wandt werden. Es hebt die in den Pflugſtreifen fortrankenden Unkrautswurzeln her-
aus, oder macht ſie doch los. Es faßt alle unter der Oberflaͤche ſtehend gebliebene
Erdkaͤmme, weswegen auch ein an ſich ſchlechtes Pfluͤgen durch das Querpfluͤgen
ſehr verbeſſert wird. Dieſe Arbeit wird durch die Haaken vollkommener wie durch
den Pflug verrichtet, und jene Inſtrumente haben beſonders in Anſehung der Heraus-
hebung der Unkrautswurzeln Verzuͤge vor dieſem. Die groͤßeren verhaͤrteten Klum-
pen kommen nun an die Oberflaͤche, und werden der Wirkung der Egge ausgeſetzt.

Das Eggen dieſer Fahre muß mit beſonderem Fleiße geſchehen, denn es kann
hier am meiſten wirken. Die Unkrautswurzeln ſind nun loſe genug um hervorgezo-
gen zu werden, und die Sonne hat in dieſer Jahreszeit die Kraft, ſie zu verdorren.
Bei wechſelndem Sonnenſchein und Gewitterregen werden die Erdkloͤße muͤrbe, und
jedes Partikelchen der Erde beſchwaͤngert ſich mit atmoſphaͤriſchen Stoffen. Ob
man das Eggen gleich nach dieſer Fahre oder ſpaͤter vornehme, beruhet auf denſelben
Gruͤnden, die wir bei dem zweiten Eggen anfuͤhrten. Indeſſen iſt es doch hier we-
gen der Unkrautswurzeln rathſamer, fruͤher zu eggen, damit ſie herausgeriſſen, um ſo
laͤnger der Luft ausgeſetzt ſind, eher ſie wieder untergepfluͤgt werden.

Mit dieſer Furche wird in der Regel der Miſt untergebracht, und da es nie rath-
ſam iſt, dieſen tief unterzupfluͤgen, ſo wird ſie flacher als die zweite und vierte
Furche gegeben.

Eine guͤnſtige Witterung, welche dieſe Fahre trifft, naͤmlich anhaltender war-
mer Sonnenſchein mit untermiſchten ſchnell voruͤbergehenden Regenſchauern hat einen
auffallenden Einfluß, nicht nur auf das naͤchſtfolgende Getreide, ſondern auch auf

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0120" n="98"/><fw place="top" type="header">Die Arbeit der Beackerung.</fw><lb/>
indem alsdann die Erdklo&#x0364;ße durch keine Egge zu bezwingen &#x017F;ind. Auf der andern<lb/>
Seite aber i&#x017F;t der rauhe Acker der Keimung des Saamenunkrauts, welches haupt-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;chlich in den Klo&#x0364;ßen einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en liegt, nicht &#x017F;o gu&#x0364;n&#x017F;tig, als ein klar geeggeter.<lb/>
Und wenn man al&#x017F;o mit Saamenunkraut viel zu &#x017F;chaffen hat, &#x017F;o i&#x017F;t es rath&#x017F;am, das<lb/>
Eggen doch &#x017F;o fru&#x0364;h vorzunehmen, daß die&#x017F;er in der jetzigen Oberfla&#x0364;che liegende Saa-<lb/>
men noch vor dem na&#x0364;ch&#x017F;ten Pflu&#x0364;gen hervorkomme.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 175.</head><lb/>
              <p><note place="left">Die Ruhr-<lb/>
furche.</note>Die dritte oder Ruhrfahre wird, wo es die Breiten erlauben, in die Quer gege-<lb/>
ben. Die&#x017F;e vera&#x0364;nderte Richtung des Pfluges bringt eine weit vollkommnere Zerthei-<lb/>
lung der Erd&#x017F;chollen hervor, als wenn &#x017F;ie in gleicher Richtung nur hin und her ge-<lb/>
wandt werden. Es hebt die in den Pflug&#x017F;treifen fortrankenden Unkrautswurzeln her-<lb/>
aus, oder macht &#x017F;ie doch los. Es faßt alle unter der Oberfla&#x0364;che &#x017F;tehend gebliebene<lb/>
Erdka&#x0364;mme, weswegen auch ein an &#x017F;ich &#x017F;chlechtes Pflu&#x0364;gen durch das Querpflu&#x0364;gen<lb/>
&#x017F;ehr verbe&#x017F;&#x017F;ert wird. Die&#x017F;e Arbeit wird durch die Haaken vollkommener wie durch<lb/>
den Pflug verrichtet, und jene In&#x017F;trumente haben be&#x017F;onders in An&#x017F;ehung der Heraus-<lb/>
hebung der Unkrautswurzeln Verzu&#x0364;ge vor die&#x017F;em. Die gro&#x0364;ßeren verha&#x0364;rteten Klum-<lb/>
pen kommen nun an die Oberfla&#x0364;che, und werden der Wirkung der Egge ausge&#x017F;etzt.</p><lb/>
              <p>Das Eggen die&#x017F;er Fahre muß mit be&#x017F;onderem Fleiße ge&#x017F;chehen, denn es kann<lb/>
hier am mei&#x017F;ten wirken. Die Unkrautswurzeln &#x017F;ind nun lo&#x017F;e genug um hervorgezo-<lb/>
gen zu werden, und die Sonne hat in die&#x017F;er Jahreszeit die Kraft, &#x017F;ie zu verdorren.<lb/>
Bei wech&#x017F;elndem Sonnen&#x017F;chein und Gewitterregen werden die Erdklo&#x0364;ße mu&#x0364;rbe, und<lb/>
jedes Partikelchen der Erde be&#x017F;chwa&#x0364;ngert &#x017F;ich mit atmo&#x017F;pha&#x0364;ri&#x017F;chen Stoffen. Ob<lb/>
man das Eggen gleich nach die&#x017F;er Fahre oder &#x017F;pa&#x0364;ter vornehme, beruhet auf den&#x017F;elben<lb/>
Gru&#x0364;nden, die wir bei dem zweiten Eggen anfu&#x0364;hrten. Inde&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t es doch hier we-<lb/>
gen der Unkrautswurzeln rath&#x017F;amer, fru&#x0364;her zu eggen, damit &#x017F;ie herausgeri&#x017F;&#x017F;en, um &#x017F;o<lb/>
la&#x0364;nger der Luft ausge&#x017F;etzt &#x017F;ind, eher &#x017F;ie wieder untergepflu&#x0364;gt werden.</p><lb/>
              <p>Mit die&#x017F;er Furche wird in der Regel der Mi&#x017F;t untergebracht, und da es nie rath-<lb/>
&#x017F;am i&#x017F;t, die&#x017F;en tief unterzupflu&#x0364;gen, &#x017F;o wird &#x017F;ie flacher als die zweite und vierte<lb/>
Furche gegeben.</p><lb/>
              <p>Eine gu&#x0364;n&#x017F;tige Witterung, welche die&#x017F;e Fahre trifft, na&#x0364;mlich anhaltender war-<lb/>
mer Sonnen&#x017F;chein mit untermi&#x017F;chten &#x017F;chnell voru&#x0364;bergehenden Regen&#x017F;chauern hat einen<lb/>
auffallenden Einfluß, nicht nur auf das na&#x0364;ch&#x017F;tfolgende Getreide, &#x017F;ondern auch auf<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[98/0120] Die Arbeit der Beackerung. indem alsdann die Erdkloͤße durch keine Egge zu bezwingen ſind. Auf der andern Seite aber iſt der rauhe Acker der Keimung des Saamenunkrauts, welches haupt- ſaͤchlich in den Kloͤßen eingeſchloſſen liegt, nicht ſo guͤnſtig, als ein klar geeggeter. Und wenn man alſo mit Saamenunkraut viel zu ſchaffen hat, ſo iſt es rathſam, das Eggen doch ſo fruͤh vorzunehmen, daß dieſer in der jetzigen Oberflaͤche liegende Saa- men noch vor dem naͤchſten Pfluͤgen hervorkomme. §. 175. Die dritte oder Ruhrfahre wird, wo es die Breiten erlauben, in die Quer gege- ben. Dieſe veraͤnderte Richtung des Pfluges bringt eine weit vollkommnere Zerthei- lung der Erdſchollen hervor, als wenn ſie in gleicher Richtung nur hin und her ge- wandt werden. Es hebt die in den Pflugſtreifen fortrankenden Unkrautswurzeln her- aus, oder macht ſie doch los. Es faßt alle unter der Oberflaͤche ſtehend gebliebene Erdkaͤmme, weswegen auch ein an ſich ſchlechtes Pfluͤgen durch das Querpfluͤgen ſehr verbeſſert wird. Dieſe Arbeit wird durch die Haaken vollkommener wie durch den Pflug verrichtet, und jene Inſtrumente haben beſonders in Anſehung der Heraus- hebung der Unkrautswurzeln Verzuͤge vor dieſem. Die groͤßeren verhaͤrteten Klum- pen kommen nun an die Oberflaͤche, und werden der Wirkung der Egge ausgeſetzt. Die Ruhr- furche. Das Eggen dieſer Fahre muß mit beſonderem Fleiße geſchehen, denn es kann hier am meiſten wirken. Die Unkrautswurzeln ſind nun loſe genug um hervorgezo- gen zu werden, und die Sonne hat in dieſer Jahreszeit die Kraft, ſie zu verdorren. Bei wechſelndem Sonnenſchein und Gewitterregen werden die Erdkloͤße muͤrbe, und jedes Partikelchen der Erde beſchwaͤngert ſich mit atmoſphaͤriſchen Stoffen. Ob man das Eggen gleich nach dieſer Fahre oder ſpaͤter vornehme, beruhet auf denſelben Gruͤnden, die wir bei dem zweiten Eggen anfuͤhrten. Indeſſen iſt es doch hier we- gen der Unkrautswurzeln rathſamer, fruͤher zu eggen, damit ſie herausgeriſſen, um ſo laͤnger der Luft ausgeſetzt ſind, eher ſie wieder untergepfluͤgt werden. Mit dieſer Furche wird in der Regel der Miſt untergebracht, und da es nie rath- ſam iſt, dieſen tief unterzupfluͤgen, ſo wird ſie flacher als die zweite und vierte Furche gegeben. Eine guͤnſtige Witterung, welche dieſe Fahre trifft, naͤmlich anhaltender war- mer Sonnenſchein mit untermiſchten ſchnell voruͤbergehenden Regenſchauern hat einen auffallenden Einfluß, nicht nur auf das naͤchſtfolgende Getreide, ſondern auch auf

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/120
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/120>, abgerufen am 25.04.2024.