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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Abwässerung.
abzuleiten. Es kann hierdurch wenigstens ein beträchtlicher Theil der Nässe ge-
hoben werden.

Die dritte Hülfe in diesem Falle findet statt, wenn der Boden des Thales eine
nicht zu starke Schicht von undurchlassender Erde, darunter aber durchlassenden Kies
oder Sand hat. Hier legt man eine oder mehrere Fanggruben oder ausgepfählte
Brunnen an, welche entweder selbst durch die undurchlassende Schicht hindurchgehen,
oder man durchbohrt diese nur mit einem starken Erdbohrer, da denn das eindringende
Wasser diese Löcher offen erhält, und sich hinlänglich durch sie hindurch in die durch-
lassende Erde versenkt. Man hat auf diese Weise häufig Moräste ausgetrocknet,
Wasserpfuhle und Seen versenkt, und auf deren Grunde einen sehr fruchtbaren Bo-
den gewonnen. Es ist aber zuvor nöthig, die Sache genau zu untersuchen, und sich
zu überzeugen, daß wenn man auch auf Sand kommt, dieser das Wasser wirklich
verschlucke, und nicht im Gegentheil, wie zuweilen der Fall seyn kann, mit Wasser
schon angefüllt sey, welches durch die Verbindung, worin es mit höherem Wasser
steht, einen so starken Druck erhält, daß es aus der gemachten Oeffnung nur
noch mehr hervorsprudelt.

Eine partielle Hülfe kann man den Feldern in solchen Thälern dadurch geben,
daß man sie mit vielen Gräben durchschneidet, und sie durch die ausgeworfene Erde,
und vielleicht durch Sand, den man von den Anhöhen herabbringt, erhöht. Die
Fruchtbarkeit und der Reichthum des Thalbodens bezahlt oft die mühsame Arbeit.

§. 248.

C. Die Quellen und Quellgründe entstehen, wenigstens in den bei wei-C. Quellen.
tem meisten Fällen, auf folgende Weise. Das Wasser, welches sich auf den Gipfeln
der Berge und Anhöhen am stärksten aus der Atmosphäre niederschlägt, versenkt sich
nach dem Gesetze der Schwere perpendikulär in dem porösen Boden so tief es kann,
bis es nun durch eine undurchlassende Erdschicht daran verhindert wird. Wenn es
auf diese kommt, so gleitet es auf selbiger weiter fort, und bahnt sich dann einen Aus-
weg, wo diese Erdlage zu Tage kommt. Findet es hier einen freien Ausweg, so
kommt es als offene Quelle hervor, bahnt sich bei zureichendem Gefälle sein ferneres
Bette, und fließt als ein Bach der niederern Gegend zu, ohne das umliegende Land
auf eine weite Entfernung feucht zu machen. Wenn aber da, wo die undurchlassende
Erdschicht am Abhange oder Fuße einer Anhöhe zu Ende geht, ein poröser Erdboden
sich angehäuft hat, so durchzieht das Wasser denselben, macht ihn in einem weiten

Abwaͤſſerung.
abzuleiten. Es kann hierdurch wenigſtens ein betraͤchtlicher Theil der Naͤſſe ge-
hoben werden.

Die dritte Huͤlfe in dieſem Falle findet ſtatt, wenn der Boden des Thales eine
nicht zu ſtarke Schicht von undurchlaſſender Erde, darunter aber durchlaſſenden Kies
oder Sand hat. Hier legt man eine oder mehrere Fanggruben oder ausgepfaͤhlte
Brunnen an, welche entweder ſelbſt durch die undurchlaſſende Schicht hindurchgehen,
oder man durchbohrt dieſe nur mit einem ſtarken Erdbohrer, da denn das eindringende
Waſſer dieſe Loͤcher offen erhaͤlt, und ſich hinlaͤnglich durch ſie hindurch in die durch-
laſſende Erde verſenkt. Man hat auf dieſe Weiſe haͤufig Moraͤſte ausgetrocknet,
Waſſerpfuhle und Seen verſenkt, und auf deren Grunde einen ſehr fruchtbaren Bo-
den gewonnen. Es iſt aber zuvor noͤthig, die Sache genau zu unterſuchen, und ſich
zu uͤberzeugen, daß wenn man auch auf Sand kommt, dieſer das Waſſer wirklich
verſchlucke, und nicht im Gegentheil, wie zuweilen der Fall ſeyn kann, mit Waſſer
ſchon angefuͤllt ſey, welches durch die Verbindung, worin es mit hoͤherem Waſſer
ſteht, einen ſo ſtarken Druck erhaͤlt, daß es aus der gemachten Oeffnung nur
noch mehr hervorſprudelt.

Eine partielle Huͤlfe kann man den Feldern in ſolchen Thaͤlern dadurch geben,
daß man ſie mit vielen Graͤben durchſchneidet, und ſie durch die ausgeworfene Erde,
und vielleicht durch Sand, den man von den Anhoͤhen herabbringt, erhoͤht. Die
Fruchtbarkeit und der Reichthum des Thalbodens bezahlt oft die muͤhſame Arbeit.

§. 248.

C. Die Quellen und Quellgruͤnde entſtehen, wenigſtens in den bei wei-C. Quellen.
tem meiſten Faͤllen, auf folgende Weiſe. Das Waſſer, welches ſich auf den Gipfeln
der Berge und Anhoͤhen am ſtaͤrkſten aus der Atmoſphaͤre niederſchlaͤgt, verſenkt ſich
nach dem Geſetze der Schwere perpendikulaͤr in dem poroͤſen Boden ſo tief es kann,
bis es nun durch eine undurchlaſſende Erdſchicht daran verhindert wird. Wenn es
auf dieſe kommt, ſo gleitet es auf ſelbiger weiter fort, und bahnt ſich dann einen Aus-
weg, wo dieſe Erdlage zu Tage kommt. Findet es hier einen freien Ausweg, ſo
kommt es als offene Quelle hervor, bahnt ſich bei zureichendem Gefaͤlle ſein ferneres
Bette, und fließt als ein Bach der niederern Gegend zu, ohne das umliegende Land
auf eine weite Entfernung feucht zu machen. Wenn aber da, wo die undurchlaſſende
Erdſchicht am Abhange oder Fuße einer Anhoͤhe zu Ende geht, ein poroͤſer Erdboden
ſich angehaͤuft hat, ſo durchzieht das Waſſer denſelben, macht ihn in einem weiten

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[159/0181] Abwaͤſſerung. abzuleiten. Es kann hierdurch wenigſtens ein betraͤchtlicher Theil der Naͤſſe ge- hoben werden. Die dritte Huͤlfe in dieſem Falle findet ſtatt, wenn der Boden des Thales eine nicht zu ſtarke Schicht von undurchlaſſender Erde, darunter aber durchlaſſenden Kies oder Sand hat. Hier legt man eine oder mehrere Fanggruben oder ausgepfaͤhlte Brunnen an, welche entweder ſelbſt durch die undurchlaſſende Schicht hindurchgehen, oder man durchbohrt dieſe nur mit einem ſtarken Erdbohrer, da denn das eindringende Waſſer dieſe Loͤcher offen erhaͤlt, und ſich hinlaͤnglich durch ſie hindurch in die durch- laſſende Erde verſenkt. Man hat auf dieſe Weiſe haͤufig Moraͤſte ausgetrocknet, Waſſerpfuhle und Seen verſenkt, und auf deren Grunde einen ſehr fruchtbaren Bo- den gewonnen. Es iſt aber zuvor noͤthig, die Sache genau zu unterſuchen, und ſich zu uͤberzeugen, daß wenn man auch auf Sand kommt, dieſer das Waſſer wirklich verſchlucke, und nicht im Gegentheil, wie zuweilen der Fall ſeyn kann, mit Waſſer ſchon angefuͤllt ſey, welches durch die Verbindung, worin es mit hoͤherem Waſſer ſteht, einen ſo ſtarken Druck erhaͤlt, daß es aus der gemachten Oeffnung nur noch mehr hervorſprudelt. Eine partielle Huͤlfe kann man den Feldern in ſolchen Thaͤlern dadurch geben, daß man ſie mit vielen Graͤben durchſchneidet, und ſie durch die ausgeworfene Erde, und vielleicht durch Sand, den man von den Anhoͤhen herabbringt, erhoͤht. Die Fruchtbarkeit und der Reichthum des Thalbodens bezahlt oft die muͤhſame Arbeit. §. 248. C. Die Quellen und Quellgruͤnde entſtehen, wenigſtens in den bei wei- tem meiſten Faͤllen, auf folgende Weiſe. Das Waſſer, welches ſich auf den Gipfeln der Berge und Anhoͤhen am ſtaͤrkſten aus der Atmoſphaͤre niederſchlaͤgt, verſenkt ſich nach dem Geſetze der Schwere perpendikulaͤr in dem poroͤſen Boden ſo tief es kann, bis es nun durch eine undurchlaſſende Erdſchicht daran verhindert wird. Wenn es auf dieſe kommt, ſo gleitet es auf ſelbiger weiter fort, und bahnt ſich dann einen Aus- weg, wo dieſe Erdlage zu Tage kommt. Findet es hier einen freien Ausweg, ſo kommt es als offene Quelle hervor, bahnt ſich bei zureichendem Gefaͤlle ſein ferneres Bette, und fließt als ein Bach der niederern Gegend zu, ohne das umliegende Land auf eine weite Entfernung feucht zu machen. Wenn aber da, wo die undurchlaſſende Erdſchicht am Abhange oder Fuße einer Anhoͤhe zu Ende geht, ein poroͤſer Erdboden ſich angehaͤuft hat, ſo durchzieht das Waſſer denſelben, macht ihn in einem weiten C. Quellen.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/181>, abgerufen am 18.04.2024.