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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Die Bewässerung.

In Figur 1, Taf. VII., fließt das Wasser von a nach b herab, und hat auf
einer Distanz von etwa 800 Ruthen 40 Fuß Gefälle. So wie man den Fluß
heruntergeht, scheint sich die Anhöhe zwar immer mehr zu erheben, und sie ist bei
x 30 Fuß höher, als das Wasser bei b. Wenn man nun die Absicht hätte, die
ganze zwischen a d b liegende Fläche mit diesem Wasser zu beherrschen, um es
wechselsweise über diese ganze Fläche oder auch nur einzelne Theile derselben ver-
breiten zu können, so würde man den Kanal von a bis d zu ziehen haben, der ein
sehr geringes Gefälle zu haben braucht. Bei c würde sodann eine Schleuse in dem
Flusse angelegt, und vielleicht oberhalb derselben, wenn es nöthig wäre, das Was-
ser noch mehr zu heben, sein Ufer höher verwallt. Danach würde sich das Was-
ser in dem Kanale zu einer fast gleichen Höhe, wie es bei a steht, verbreiten, und
folglich bei d fast um 40 Fuß höher als bei b stehen, folglich noch um 10 Fuß hö-
her, als die Anhöhe x.

Wenn nun in dieser ganzen Fläche a d b keine Anhöhen vorkommen, welche
über den Wasserstand bei a emporragen, so kann die ganze Fläche oder jede ein-
zelne Stelle derselben durch Gräben, welche man aus dem Hauptkanale dahin ge-
zogen hat, bewässert werden. Ist die Fläche aber uneben, kommen Erhöhungen
und Vertiefungen vor, so können gewöhnlich nur einige Theile das Wasser erhal-
ten. In dem Falle müssen die Zuleitungsgräben aus dem Hauptkanale nach diesen
Stellen hin, oft in verschiedenen Richtungen und Wendungen um die Anhöhen
herumgezogen werden; wobei man jedoch die zu niedrigen Senkungen zu vermei-
den hat, um nicht genöthigt zu seyn, das Wasser durch Verwallungen empor zu
halten. Wenn die Oberfläche wie gewöhnlich in der Richtung von d nach b einen
lehnen, obwohl nicht ganz ununterbrochenen Abhang hat, so kann das aus dem
Kanale abgeleitete Wasser von einer Wässerungsfläche zur anderen hingeführt,
und der Abzugsgraben einer höheren Wässerungsfläche zum Zuleitungsgraben für
eine niedere dienen, das Wasser selbst aber mehrere Male gebraucht werden; wie
weiter unten in einem Beispiele gezeigt werden wird.

§. 276.

Nöthige Vor-
sicht bei Ent-
werfung eines
Planes.
Bevor man den Plan zu einer solchen ausgedehnteren Anlage entwirft, ist es
durchaus nöthig, nicht nur die Nivellirung mehrere Male und nach verschiedenen
Richtungen vorzunehmen, sondern sich auch in der ganzen Gegend, hier a d b,

auf
Die Bewaͤſſerung.

In Figur 1, Taf. VII., fließt das Waſſer von a nach b herab, und hat auf
einer Diſtanz von etwa 800 Ruthen 40 Fuß Gefaͤlle. So wie man den Fluß
heruntergeht, ſcheint ſich die Anhoͤhe zwar immer mehr zu erheben, und ſie iſt bei
x 30 Fuß hoͤher, als das Waſſer bei b. Wenn man nun die Abſicht haͤtte, die
ganze zwiſchen a d b liegende Flaͤche mit dieſem Waſſer zu beherrſchen, um es
wechſelsweiſe uͤber dieſe ganze Flaͤche oder auch nur einzelne Theile derſelben ver-
breiten zu koͤnnen, ſo wuͤrde man den Kanal von a bis d zu ziehen haben, der ein
ſehr geringes Gefaͤlle zu haben braucht. Bei c wuͤrde ſodann eine Schleuſe in dem
Fluſſe angelegt, und vielleicht oberhalb derſelben, wenn es noͤthig waͤre, das Waſ-
ſer noch mehr zu heben, ſein Ufer hoͤher verwallt. Danach wuͤrde ſich das Waſ-
ſer in dem Kanale zu einer faſt gleichen Hoͤhe, wie es bei a ſteht, verbreiten, und
folglich bei d faſt um 40 Fuß hoͤher als bei b ſtehen, folglich noch um 10 Fuß hoͤ-
her, als die Anhoͤhe x.

Wenn nun in dieſer ganzen Flaͤche a d b keine Anhoͤhen vorkommen, welche
uͤber den Waſſerſtand bei a emporragen, ſo kann die ganze Flaͤche oder jede ein-
zelne Stelle derſelben durch Graͤben, welche man aus dem Hauptkanale dahin ge-
zogen hat, bewaͤſſert werden. Iſt die Flaͤche aber uneben, kommen Erhoͤhungen
und Vertiefungen vor, ſo koͤnnen gewoͤhnlich nur einige Theile das Waſſer erhal-
ten. In dem Falle muͤſſen die Zuleitungsgraͤben aus dem Hauptkanale nach dieſen
Stellen hin, oft in verſchiedenen Richtungen und Wendungen um die Anhoͤhen
herumgezogen werden; wobei man jedoch die zu niedrigen Senkungen zu vermei-
den hat, um nicht genoͤthigt zu ſeyn, das Waſſer durch Verwallungen empor zu
halten. Wenn die Oberflaͤche wie gewoͤhnlich in der Richtung von d nach b einen
lehnen, obwohl nicht ganz ununterbrochenen Abhang hat, ſo kann das aus dem
Kanale abgeleitete Waſſer von einer Waͤſſerungsflaͤche zur anderen hingefuͤhrt,
und der Abzugsgraben einer hoͤheren Waͤſſerungsflaͤche zum Zuleitungsgraben fuͤr
eine niedere dienen, das Waſſer ſelbſt aber mehrere Male gebraucht werden; wie
weiter unten in einem Beiſpiele gezeigt werden wird.

§. 276.

Noͤthige Vor-
ſicht bei Ent-
werfung eines
Planes.
Bevor man den Plan zu einer ſolchen ausgedehnteren Anlage entwirft, iſt es
durchaus noͤthig, nicht nur die Nivellirung mehrere Male und nach verſchiedenen
Richtungen vorzunehmen, ſondern ſich auch in der ganzen Gegend, hier a d b,

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[184/0206] Die Bewaͤſſerung. In Figur 1, Taf. VII., fließt das Waſſer von a nach b herab, und hat auf einer Diſtanz von etwa 800 Ruthen 40 Fuß Gefaͤlle. So wie man den Fluß heruntergeht, ſcheint ſich die Anhoͤhe zwar immer mehr zu erheben, und ſie iſt bei x 30 Fuß hoͤher, als das Waſſer bei b. Wenn man nun die Abſicht haͤtte, die ganze zwiſchen a d b liegende Flaͤche mit dieſem Waſſer zu beherrſchen, um es wechſelsweiſe uͤber dieſe ganze Flaͤche oder auch nur einzelne Theile derſelben ver- breiten zu koͤnnen, ſo wuͤrde man den Kanal von a bis d zu ziehen haben, der ein ſehr geringes Gefaͤlle zu haben braucht. Bei c wuͤrde ſodann eine Schleuſe in dem Fluſſe angelegt, und vielleicht oberhalb derſelben, wenn es noͤthig waͤre, das Waſ- ſer noch mehr zu heben, ſein Ufer hoͤher verwallt. Danach wuͤrde ſich das Waſ- ſer in dem Kanale zu einer faſt gleichen Hoͤhe, wie es bei a ſteht, verbreiten, und folglich bei d faſt um 40 Fuß hoͤher als bei b ſtehen, folglich noch um 10 Fuß hoͤ- her, als die Anhoͤhe x. Wenn nun in dieſer ganzen Flaͤche a d b keine Anhoͤhen vorkommen, welche uͤber den Waſſerſtand bei a emporragen, ſo kann die ganze Flaͤche oder jede ein- zelne Stelle derſelben durch Graͤben, welche man aus dem Hauptkanale dahin ge- zogen hat, bewaͤſſert werden. Iſt die Flaͤche aber uneben, kommen Erhoͤhungen und Vertiefungen vor, ſo koͤnnen gewoͤhnlich nur einige Theile das Waſſer erhal- ten. In dem Falle muͤſſen die Zuleitungsgraͤben aus dem Hauptkanale nach dieſen Stellen hin, oft in verſchiedenen Richtungen und Wendungen um die Anhoͤhen herumgezogen werden; wobei man jedoch die zu niedrigen Senkungen zu vermei- den hat, um nicht genoͤthigt zu ſeyn, das Waſſer durch Verwallungen empor zu halten. Wenn die Oberflaͤche wie gewoͤhnlich in der Richtung von d nach b einen lehnen, obwohl nicht ganz ununterbrochenen Abhang hat, ſo kann das aus dem Kanale abgeleitete Waſſer von einer Waͤſſerungsflaͤche zur anderen hingefuͤhrt, und der Abzugsgraben einer hoͤheren Waͤſſerungsflaͤche zum Zuleitungsgraben fuͤr eine niedere dienen, das Waſſer ſelbſt aber mehrere Male gebraucht werden; wie weiter unten in einem Beiſpiele gezeigt werden wird. §. 276. Bevor man den Plan zu einer ſolchen ausgedehnteren Anlage entwirft, iſt es durchaus noͤthig, nicht nur die Nivellirung mehrere Male und nach verſchiedenen Richtungen vorzunehmen, ſondern ſich auch in der ganzen Gegend, hier a d b, auf Noͤthige Vor- ſicht bei Ent- werfung eines Planes.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/206>, abgerufen am 23.04.2024.