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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Die Bewässerung.
wässerungsanlage aufnimmt und abführt. Zuweilen ist dies das Bette desjenigen
Flusses, aus welchem man oberhalb das Wasser durch den Hauptzuleitungsgraben
genommen hatte. Die Nebenableitungsgräben sind diejenigen, die von
einem Theile das Wasser abführen, entweder unmittelbar nach dem Hauptent-
wässerungsgraben hin, oder einer andern Fläche zu, in welchem Falle sie dann
wieder Zuleitungs- oder Bewässerungsgräben werden. Nicht selten sind sie bei-
des zugleich, indem nämlich ein Graben das Wasser von einer höheren Fläche auf
der einen Seite aufnimmt, und es sogleich von der andern Seite durch die Ein-
lässe in seinem verwallten unteren Ufer einer niederern Fläche wieder zuflie-
ßen läßt.

Auch die Abwässerungsgräben sind zuweilen bewallt, damit das Wasser nicht
zu schnell abfließe, und sind sodann mit Auslässen durchstochen, die mehr oder
minder geöffnet und verschlossen werden können. Doch findet dies mehr bei Be-
stauungen als bei Berieselungen statt.

7) Fanggräben, Wasserfänge, Wasserhebungen nennt man
diejenige Vorrichtung, wo man das in einer Niederung von der höheren Gegend
herablaufende Wasser wieder sammelt, und indem man den Graben oder einen
größern Umfang -- in dem Falle einen Teich oder Wasserbehälter -- mit einer
hinreichend hohen Bewallung umgiebt, solches wieder emporhebt, um es von hier
ab abermals auf eine höhere Gegend zu bringen. Solche Fänge erschweren aller-
dings die Wasserableitung, und sind deshalb nur unter gewissen Umständen an-
zubringen.

§. 281.

Zu einer jeden erheblichen Bewässerungsanlage sind Wasserstaue undSchleusen
und Staue.

Schleusen mancher Art unumgänglich erforderlich. Die Anlage derselben ge-
hört in die Wasserbaukunst, und ich verweise deshalb auf die vom Schleusenbau
vorhandenen trefflichen Werke. Eine ziemlich deutliche Darstellung der bei kleine-
ren Bewässerungen erforderlichen Schleusen und andern Vorrichtungen findet man
in Jessens schätzbaren Abhandlung über eine Wiesenbewässerung in den Anna-
len des Ackerbaues, Bd. II. S. 529.

Die Hauptschleuse, wodurch das Wasser in dem Flusse abgefangen und
in den Hauptzuleitungsgraben gezwängt wird, pflegt immer die erheblichste und

Die Bewaͤſſerung.
waͤſſerungsanlage aufnimmt und abfuͤhrt. Zuweilen iſt dies das Bette desjenigen
Fluſſes, aus welchem man oberhalb das Waſſer durch den Hauptzuleitungsgraben
genommen hatte. Die Nebenableitungsgraͤben ſind diejenigen, die von
einem Theile das Waſſer abfuͤhren, entweder unmittelbar nach dem Hauptent-
waͤſſerungsgraben hin, oder einer andern Flaͤche zu, in welchem Falle ſie dann
wieder Zuleitungs- oder Bewaͤſſerungsgraͤben werden. Nicht ſelten ſind ſie bei-
des zugleich, indem naͤmlich ein Graben das Waſſer von einer hoͤheren Flaͤche auf
der einen Seite aufnimmt, und es ſogleich von der andern Seite durch die Ein-
laͤſſe in ſeinem verwallten unteren Ufer einer niederern Flaͤche wieder zuflie-
ßen laͤßt.

Auch die Abwaͤſſerungsgraͤben ſind zuweilen bewallt, damit das Waſſer nicht
zu ſchnell abfließe, und ſind ſodann mit Auslaͤſſen durchſtochen, die mehr oder
minder geoͤffnet und verſchloſſen werden koͤnnen. Doch findet dies mehr bei Be-
ſtauungen als bei Berieſelungen ſtatt.

7) Fanggraͤben, Waſſerfaͤnge, Waſſerhebungen nennt man
diejenige Vorrichtung, wo man das in einer Niederung von der hoͤheren Gegend
herablaufende Waſſer wieder ſammelt, und indem man den Graben oder einen
groͤßern Umfang — in dem Falle einen Teich oder Waſſerbehaͤlter — mit einer
hinreichend hohen Bewallung umgiebt, ſolches wieder emporhebt, um es von hier
ab abermals auf eine hoͤhere Gegend zu bringen. Solche Faͤnge erſchweren aller-
dings die Waſſerableitung, und ſind deshalb nur unter gewiſſen Umſtaͤnden an-
zubringen.

§. 281.

Zu einer jeden erheblichen Bewaͤſſerungsanlage ſind Waſſerſtaue undSchleuſen
und Staue.

Schleuſen mancher Art unumgaͤnglich erforderlich. Die Anlage derſelben ge-
hoͤrt in die Waſſerbaukunſt, und ich verweiſe deshalb auf die vom Schleuſenbau
vorhandenen trefflichen Werke. Eine ziemlich deutliche Darſtellung der bei kleine-
ren Bewaͤſſerungen erforderlichen Schleuſen und andern Vorrichtungen findet man
in Jeſſens ſchaͤtzbaren Abhandlung uͤber eine Wieſenbewaͤſſerung in den Anna-
len des Ackerbaues, Bd. II. S. 529.

Die Hauptſchleuſe, wodurch das Waſſer in dem Fluſſe abgefangen und
in den Hauptzuleitungsgraben gezwaͤngt wird, pflegt immer die erheblichſte und

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[191/0213] Die Bewaͤſſerung. waͤſſerungsanlage aufnimmt und abfuͤhrt. Zuweilen iſt dies das Bette desjenigen Fluſſes, aus welchem man oberhalb das Waſſer durch den Hauptzuleitungsgraben genommen hatte. Die Nebenableitungsgraͤben ſind diejenigen, die von einem Theile das Waſſer abfuͤhren, entweder unmittelbar nach dem Hauptent- waͤſſerungsgraben hin, oder einer andern Flaͤche zu, in welchem Falle ſie dann wieder Zuleitungs- oder Bewaͤſſerungsgraͤben werden. Nicht ſelten ſind ſie bei- des zugleich, indem naͤmlich ein Graben das Waſſer von einer hoͤheren Flaͤche auf der einen Seite aufnimmt, und es ſogleich von der andern Seite durch die Ein- laͤſſe in ſeinem verwallten unteren Ufer einer niederern Flaͤche wieder zuflie- ßen laͤßt. Auch die Abwaͤſſerungsgraͤben ſind zuweilen bewallt, damit das Waſſer nicht zu ſchnell abfließe, und ſind ſodann mit Auslaͤſſen durchſtochen, die mehr oder minder geoͤffnet und verſchloſſen werden koͤnnen. Doch findet dies mehr bei Be- ſtauungen als bei Berieſelungen ſtatt. 7) Fanggraͤben, Waſſerfaͤnge, Waſſerhebungen nennt man diejenige Vorrichtung, wo man das in einer Niederung von der hoͤheren Gegend herablaufende Waſſer wieder ſammelt, und indem man den Graben oder einen groͤßern Umfang — in dem Falle einen Teich oder Waſſerbehaͤlter — mit einer hinreichend hohen Bewallung umgiebt, ſolches wieder emporhebt, um es von hier ab abermals auf eine hoͤhere Gegend zu bringen. Solche Faͤnge erſchweren aller- dings die Waſſerableitung, und ſind deshalb nur unter gewiſſen Umſtaͤnden an- zubringen. §. 281. Zu einer jeden erheblichen Bewaͤſſerungsanlage ſind Waſſerſtaue und Schleuſen mancher Art unumgaͤnglich erforderlich. Die Anlage derſelben ge- hoͤrt in die Waſſerbaukunſt, und ich verweiſe deshalb auf die vom Schleuſenbau vorhandenen trefflichen Werke. Eine ziemlich deutliche Darſtellung der bei kleine- ren Bewaͤſſerungen erforderlichen Schleuſen und andern Vorrichtungen findet man in Jeſſens ſchaͤtzbaren Abhandlung uͤber eine Wieſenbewaͤſſerung in den Anna- len des Ackerbaues, Bd. II. S. 529. Schleuſen und Staue. Die Hauptſchleuſe, wodurch das Waſſer in dem Fluſſe abgefangen und in den Hauptzuleitungsgraben gezwaͤngt wird, pflegt immer die erheblichſte und

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/213>, abgerufen am 19.04.2024.