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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Die Abschwemmung oder Anlage der Schwemmwiesen.
wieder trocken, und wenn man ihn tränket, wird er sogleich davon durchdrungen.
Das Gras erfordert nur Feuchtigkeit, Wärme und Moder zu seinem Wachsthume,
und die Erde ist ihm gleichgültig, wenn sie nur die Feuchtigkeit in zureichendem
Maaße enthält. Die nachtheilige Dürre des Sandes kommt nicht weiter in Be-
tracht, wenn er in jedem Augenblicke angefeuchtet werden kann, und seine Losig-
keit ist durch die erzeugte Grasnarbe und das dichte Wurzelngewebe gehoben.

§. 307.

Benutzung des
geschwemmten
Grundes zum
Fruchthau.
Es hat keinen Zweifel, daß man auch solche abgeschwemmte Flächen, beson-
ders nachdem sich einmal eine bereichernde Grasnarbe und Moder darauf erzeugt,
umbrechen und zu anderen Früchten benutzen könne, denen dann die Berieselung
in trockenen Zeiten ebenfalls zu statten kommen könnte. Auf sandigem Boden
möchte hiervon aber wohl kein nachhaltiger Gewinn zu erwarten seyn, indem man
den Rasen zerstören und den Boden vorerst zu lose machen müßte. Auf lehmigem
Boden könnte es rathsamer seyn. Ich weiß, daß einige, wenn sie vieles Moos
durch die Wässerung erzeugt sahen, wo nämlich der Oberfläche kein Dünger gege-
ben war, hierauf verfielen, und es zur Vertilgung des Mooses nöthig hielten.
Aber die Moos-Erzeugung ist hier eine Wohlthat der Natur; es vergeht von
selbst, wenn das Gras erst mehrere Nahrung in dem erzeugten Moder findet,
und man die Wässerungen moderirter giebt. Es vergeht allerdings noch schnel-
ler, wenn man in der Folge einigen Dünger giebt, und dadurch den Gras-
wuchs verstärkt.

§. 308.

Die Be-
schlammung.
Etwas ähnliches mit der Abschwemmung oder vielmehr mit der Aufschwem-
mung hat die Aufschlammung; Warping der Engländer. Diese Operation ist
wohl nur da anwendbar, wo eine reguläre Fluth und Ebbe in die größeren Ströme
tritt, und hinter dem höheren Ufer in größerer oder geringerer Entfernung eine
Fläche niedriger liegt, als der Spiegel der Fluth. Das schlammige Fluthwasser
wird dann durch einen Kanal, dessen Schleuse geöffnet worden, nach der niederern
Fläche hingeführt, und dann durch Zusetzung der Schleuse darauf erhalten, bis
es seinen Schlamm abgesetzt hat. Dann wird es bei der Ebbe wieder abgelassen,

Die Abſchwemmung oder Anlage der Schwemmwieſen.
wieder trocken, und wenn man ihn traͤnket, wird er ſogleich davon durchdrungen.
Das Gras erfordert nur Feuchtigkeit, Waͤrme und Moder zu ſeinem Wachsthume,
und die Erde iſt ihm gleichguͤltig, wenn ſie nur die Feuchtigkeit in zureichendem
Maaße enthaͤlt. Die nachtheilige Duͤrre des Sandes kommt nicht weiter in Be-
tracht, wenn er in jedem Augenblicke angefeuchtet werden kann, und ſeine Loſig-
keit iſt durch die erzeugte Grasnarbe und das dichte Wurzelngewebe gehoben.

§. 307.

Benutzung des
geſchwemmten
Grundes zum
Fruchthau.
Es hat keinen Zweifel, daß man auch ſolche abgeſchwemmte Flaͤchen, beſon-
ders nachdem ſich einmal eine bereichernde Grasnarbe und Moder darauf erzeugt,
umbrechen und zu anderen Fruͤchten benutzen koͤnne, denen dann die Berieſelung
in trockenen Zeiten ebenfalls zu ſtatten kommen koͤnnte. Auf ſandigem Boden
moͤchte hiervon aber wohl kein nachhaltiger Gewinn zu erwarten ſeyn, indem man
den Raſen zerſtoͤren und den Boden vorerſt zu loſe machen muͤßte. Auf lehmigem
Boden koͤnnte es rathſamer ſeyn. Ich weiß, daß einige, wenn ſie vieles Moos
durch die Waͤſſerung erzeugt ſahen, wo naͤmlich der Oberflaͤche kein Duͤnger gege-
ben war, hierauf verfielen, und es zur Vertilgung des Mooſes noͤthig hielten.
Aber die Moos-Erzeugung iſt hier eine Wohlthat der Natur; es vergeht von
ſelbſt, wenn das Gras erſt mehrere Nahrung in dem erzeugten Moder findet,
und man die Waͤſſerungen moderirter giebt. Es vergeht allerdings noch ſchnel-
ler, wenn man in der Folge einigen Duͤnger giebt, und dadurch den Gras-
wuchs verſtaͤrkt.

§. 308.

Die Be-
ſchlammung.
Etwas aͤhnliches mit der Abſchwemmung oder vielmehr mit der Aufſchwem-
mung hat die Aufſchlammung; Warping der Englaͤnder. Dieſe Operation iſt
wohl nur da anwendbar, wo eine regulaͤre Fluth und Ebbe in die groͤßeren Stroͤme
tritt, und hinter dem hoͤheren Ufer in groͤßerer oder geringerer Entfernung eine
Flaͤche niedriger liegt, als der Spiegel der Fluth. Das ſchlammige Fluthwaſſer
wird dann durch einen Kanal, deſſen Schleuſe geoͤffnet worden, nach der niederern
Flaͤche hingefuͤhrt, und dann durch Zuſetzung der Schleuſe darauf erhalten, bis
es ſeinen Schlamm abgeſetzt hat. Dann wird es bei der Ebbe wieder abgelaſſen,

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[220/0242] Die Abſchwemmung oder Anlage der Schwemmwieſen. wieder trocken, und wenn man ihn traͤnket, wird er ſogleich davon durchdrungen. Das Gras erfordert nur Feuchtigkeit, Waͤrme und Moder zu ſeinem Wachsthume, und die Erde iſt ihm gleichguͤltig, wenn ſie nur die Feuchtigkeit in zureichendem Maaße enthaͤlt. Die nachtheilige Duͤrre des Sandes kommt nicht weiter in Be- tracht, wenn er in jedem Augenblicke angefeuchtet werden kann, und ſeine Loſig- keit iſt durch die erzeugte Grasnarbe und das dichte Wurzelngewebe gehoben. §. 307. Es hat keinen Zweifel, daß man auch ſolche abgeſchwemmte Flaͤchen, beſon- ders nachdem ſich einmal eine bereichernde Grasnarbe und Moder darauf erzeugt, umbrechen und zu anderen Fruͤchten benutzen koͤnne, denen dann die Berieſelung in trockenen Zeiten ebenfalls zu ſtatten kommen koͤnnte. Auf ſandigem Boden moͤchte hiervon aber wohl kein nachhaltiger Gewinn zu erwarten ſeyn, indem man den Raſen zerſtoͤren und den Boden vorerſt zu loſe machen muͤßte. Auf lehmigem Boden koͤnnte es rathſamer ſeyn. Ich weiß, daß einige, wenn ſie vieles Moos durch die Waͤſſerung erzeugt ſahen, wo naͤmlich der Oberflaͤche kein Duͤnger gege- ben war, hierauf verfielen, und es zur Vertilgung des Mooſes noͤthig hielten. Aber die Moos-Erzeugung iſt hier eine Wohlthat der Natur; es vergeht von ſelbſt, wenn das Gras erſt mehrere Nahrung in dem erzeugten Moder findet, und man die Waͤſſerungen moderirter giebt. Es vergeht allerdings noch ſchnel- ler, wenn man in der Folge einigen Duͤnger giebt, und dadurch den Gras- wuchs verſtaͤrkt. Benutzung des geſchwemmten Grundes zum Fruchthau. §. 308. Etwas aͤhnliches mit der Abſchwemmung oder vielmehr mit der Aufſchwem- mung hat die Aufſchlammung; Warping der Englaͤnder. Dieſe Operation iſt wohl nur da anwendbar, wo eine regulaͤre Fluth und Ebbe in die groͤßeren Stroͤme tritt, und hinter dem hoͤheren Ufer in groͤßerer oder geringerer Entfernung eine Flaͤche niedriger liegt, als der Spiegel der Fluth. Das ſchlammige Fluthwaſſer wird dann durch einen Kanal, deſſen Schleuſe geoͤffnet worden, nach der niederern Flaͤche hingefuͤhrt, und dann durch Zuſetzung der Schleuſe darauf erhalten, bis es ſeinen Schlamm abgeſetzt hat. Dann wird es bei der Ebbe wieder abgelaſſen, Die Be- ſchlammung.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/242>, abgerufen am 29.03.2024.