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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Der Wiesenbau.
stechung des niederen morastigen Grundes, besonders bei Grabenziehungen, kann oft
auf dem höheren trockneren Theil sehr vortheilhaft benutzt werden. Am nützlichsten
wird sie mit anderer, besonders merglichter Erde, versetzt und durchmengt, und so
über die Wiesen ausgestreuet. Nächst derselben ist Mergel jeder Art mit auffallen-
dem Nutzen anzuwenden.

§. 340.

Zeit der Auf-
führung des
Düngers.
Die Zeit der Aufführung des Düngers auf Wiesen erfordert Ueberlegung, und
muß nach den Umständen gewählt werden.

Die Düngung vor Winter findet nur bei solchen Wiesen statt, die weder von
Natur noch durch Kunst überstauet werden, weil sonst das Wasser einen großen Theil
des ausgezogenen Dungstoffes entführen würde. Befinden sich indessen in solchen
Wiesen Anhöhen, die vom Wasser nicht bedeckt werden, so fährt man auf diesen,
kurz vor Winter, den Dünger sehr stark auf, theils um ihnen den Abgang der Wäs-
serung zu ersetzen, theils um den übrigen Dünger, nach abgezogenem Wasser, auf
die niederern Stellen zu verbreiten.

Auf trockenen Wiesen hat die Düngung mit strohigem Miste, vor Winter auf-
gebracht, zuweilen sehr gute Wirkung gethan, indem sich die Dungtheile am besten
einzogen, und die Bedeckung die Wiesenpflanzen vor dem Froste schützte. Häufig
aber hat man auch Nachtheile davon bemerkt, indem der lange Mist den Mäusen und
den Insekten einen Zufluchtsort gewähret und sie heranlockt; dann aber auch, weil
diese erwärmende Bedeckung die Pflanzen verzärtelt, sie zu früh zum Austriebe reizt;
wo ihnen dann nach weggenommenem Miste die späteren Nachtfröste um so nachthei-
liger werden. Manche ziehen es daher vor, den langen Mist im ersten Frühjahre auf-
zubringen und ihn liegen zu lassen, bis das Gras hervorsticht.

Der zergangene und Mengedünger wird aber ohne Zweifel auf hohen Wiesen
am besten im Spätherbste aufgefahren, obwohl er auch noch im Frühjahre genug-
sam wirkt.

Die feuchten und überschwemmten Wiesen erschweren die Auffuhr des Düngers,
wenn man ihnen solchen geben will, aber auch im Frühjahre, indem sie noch zu naß
sind; deshalb ist es am rathsamsten, den Zeitpunkt unmittelbar nach der ersten Heu-
ernte wahrzunehmen. Der Dünger verbindet sich dann mit dem Boden genug, bevor

Der Wieſenbau.
ſtechung des niederen moraſtigen Grundes, beſonders bei Grabenziehungen, kann oft
auf dem hoͤheren trockneren Theil ſehr vortheilhaft benutzt werden. Am nuͤtzlichſten
wird ſie mit anderer, beſonders merglichter Erde, verſetzt und durchmengt, und ſo
uͤber die Wieſen ausgeſtreuet. Naͤchſt derſelben iſt Mergel jeder Art mit auffallen-
dem Nutzen anzuwenden.

§. 340.

Zeit der Auf-
fuͤhrung des
Duͤngers.
Die Zeit der Auffuͤhrung des Duͤngers auf Wieſen erfordert Ueberlegung, und
muß nach den Umſtaͤnden gewaͤhlt werden.

Die Duͤngung vor Winter findet nur bei ſolchen Wieſen ſtatt, die weder von
Natur noch durch Kunſt uͤberſtauet werden, weil ſonſt das Waſſer einen großen Theil
des ausgezogenen Dungſtoffes entfuͤhren wuͤrde. Befinden ſich indeſſen in ſolchen
Wieſen Anhoͤhen, die vom Waſſer nicht bedeckt werden, ſo faͤhrt man auf dieſen,
kurz vor Winter, den Duͤnger ſehr ſtark auf, theils um ihnen den Abgang der Waͤſ-
ſerung zu erſetzen, theils um den uͤbrigen Duͤnger, nach abgezogenem Waſſer, auf
die niederern Stellen zu verbreiten.

Auf trockenen Wieſen hat die Duͤngung mit ſtrohigem Miſte, vor Winter auf-
gebracht, zuweilen ſehr gute Wirkung gethan, indem ſich die Dungtheile am beſten
einzogen, und die Bedeckung die Wieſenpflanzen vor dem Froſte ſchuͤtzte. Haͤufig
aber hat man auch Nachtheile davon bemerkt, indem der lange Miſt den Maͤuſen und
den Inſekten einen Zufluchtsort gewaͤhret und ſie heranlockt; dann aber auch, weil
dieſe erwaͤrmende Bedeckung die Pflanzen verzaͤrtelt, ſie zu fruͤh zum Austriebe reizt;
wo ihnen dann nach weggenommenem Miſte die ſpaͤteren Nachtfroͤſte um ſo nachthei-
liger werden. Manche ziehen es daher vor, den langen Miſt im erſten Fruͤhjahre auf-
zubringen und ihn liegen zu laſſen, bis das Gras hervorſticht.

Der zergangene und Mengeduͤnger wird aber ohne Zweifel auf hohen Wieſen
am beſten im Spaͤtherbſte aufgefahren, obwohl er auch noch im Fruͤhjahre genug-
ſam wirkt.

Die feuchten und uͤberſchwemmten Wieſen erſchweren die Auffuhr des Duͤngers,
wenn man ihnen ſolchen geben will, aber auch im Fruͤhjahre, indem ſie noch zu naß
ſind; deshalb iſt es am rathſamſten, den Zeitpunkt unmittelbar nach der erſten Heu-
ernte wahrzunehmen. Der Duͤnger verbindet ſich dann mit dem Boden genug, bevor

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[250/0272] Der Wieſenbau. ſtechung des niederen moraſtigen Grundes, beſonders bei Grabenziehungen, kann oft auf dem hoͤheren trockneren Theil ſehr vortheilhaft benutzt werden. Am nuͤtzlichſten wird ſie mit anderer, beſonders merglichter Erde, verſetzt und durchmengt, und ſo uͤber die Wieſen ausgeſtreuet. Naͤchſt derſelben iſt Mergel jeder Art mit auffallen- dem Nutzen anzuwenden. §. 340. Die Zeit der Auffuͤhrung des Duͤngers auf Wieſen erfordert Ueberlegung, und muß nach den Umſtaͤnden gewaͤhlt werden. Zeit der Auf- fuͤhrung des Duͤngers. Die Duͤngung vor Winter findet nur bei ſolchen Wieſen ſtatt, die weder von Natur noch durch Kunſt uͤberſtauet werden, weil ſonſt das Waſſer einen großen Theil des ausgezogenen Dungſtoffes entfuͤhren wuͤrde. Befinden ſich indeſſen in ſolchen Wieſen Anhoͤhen, die vom Waſſer nicht bedeckt werden, ſo faͤhrt man auf dieſen, kurz vor Winter, den Duͤnger ſehr ſtark auf, theils um ihnen den Abgang der Waͤſ- ſerung zu erſetzen, theils um den uͤbrigen Duͤnger, nach abgezogenem Waſſer, auf die niederern Stellen zu verbreiten. Auf trockenen Wieſen hat die Duͤngung mit ſtrohigem Miſte, vor Winter auf- gebracht, zuweilen ſehr gute Wirkung gethan, indem ſich die Dungtheile am beſten einzogen, und die Bedeckung die Wieſenpflanzen vor dem Froſte ſchuͤtzte. Haͤufig aber hat man auch Nachtheile davon bemerkt, indem der lange Miſt den Maͤuſen und den Inſekten einen Zufluchtsort gewaͤhret und ſie heranlockt; dann aber auch, weil dieſe erwaͤrmende Bedeckung die Pflanzen verzaͤrtelt, ſie zu fruͤh zum Austriebe reizt; wo ihnen dann nach weggenommenem Miſte die ſpaͤteren Nachtfroͤſte um ſo nachthei- liger werden. Manche ziehen es daher vor, den langen Miſt im erſten Fruͤhjahre auf- zubringen und ihn liegen zu laſſen, bis das Gras hervorſticht. Der zergangene und Mengeduͤnger wird aber ohne Zweifel auf hohen Wieſen am beſten im Spaͤtherbſte aufgefahren, obwohl er auch noch im Fruͤhjahre genug- ſam wirkt. Die feuchten und uͤberſchwemmten Wieſen erſchweren die Auffuhr des Duͤngers, wenn man ihnen ſolchen geben will, aber auch im Fruͤhjahre, indem ſie noch zu naß ſind; deshalb iſt es am rathſamſten, den Zeitpunkt unmittelbar nach der erſten Heu- ernte wahrzunehmen. Der Duͤnger verbindet ſich dann mit dem Boden genug, bevor

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/272>, abgerufen am 28.03.2024.