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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Weiden und Hutungen.
Theilung des ganzen Areals, Aufhebung beschränkender Servitute und eine neue,
auf Dreeschweide oder Stallfutterung begründete Wirthschaftseinrichtung zu ver-
binden. Soll und kann letzteres nicht geschehen, so ist es für den Wohlstand der
Gemeinden ohne Zweifel besser, den Weideanger als solchen beizubehalten, aber
Einrichtungen zu treffen, wodurch seine Kultur als Weide befördert, und seine
möglich höchste und regelmäßige Benutzung gesichert wird.

§. 377.

Bei der Kultur der Weiden kommt hauptsächlich folgendes in Betracht:Kultur der
Weiden.

Sie müssen abgewässert werden, wenn irgendwo stauendes Wasser sie sum-
pfig macht, weil solche sumpfige Stellen einer jeden Viehart, hauptsächlich aber
den Schaafen, zum Verderben gereichen könne. Gräben, Wasserfänge und
Wasserfurchen müssen auch auf Weiden, es seyen beständige oder wechselnde,
offen gehalten werden.

Ebnung und Vertilgung der Maulwurfshügel ist für ihre höhere Benutzung
sehr wichtig.

Auf die Vertilgung schädlicher, giftiger oder auch nur den Raum wegneh-
mender Unkräuter muß geachtet werden. Insbesondere vermehren sich die Disteln
am stärksten auf fruchtbaren Weiden, weil das Vieh sie nicht anrührt und ihr
Saamen zur Reife kommt. Das Vieh läßt nicht nur diese Disteln selbst, son-
dern auch das unter ihnen hervorkommende Gras stehen, und man findet, daß
Weiden damit gänzlich überzogen und folglich wenig nutzbar werden. Die Hülfe
ist leicht, wenn man nur von Zeit zu Zeit und besonders in ihrer Blüthe den An-
ger mit der Sense übergeht, und sie abhaut. Wenn dieses wiederholt geschieht,
so gehen sie aus; auch werden sie vom Viehe gefressen, wenn sie, an der Erde lie-
gend, welk geworden sind. Auf gleiche Weise vertilgt man die Wolfsmilch, das
Bilsenkraut und mehrere andere schädliche Gewächse.

Endlich ist die Verbreitung des Weidedüngers dem Anger höchst vortheilhaft,
wogegen er, wenn er in Klumpen liegen bleibt, im ersten Jahre das Gras ganz
unterdrückt, und in dem folgenden Geilhörste macht, die das Vieh ohne Noth
nicht anrührt. Gehörig ausgestreut befördert er dagegen einen gleichmäßigen
Graswuchs, und sein dem Viehe anekelnder Geruch verliert sich bald. Man er-
laubt oft dem Hirten, diesen Weidedünger zusammen zu schlagen und zu verkaufen,

Weiden und Hutungen.
Theilung des ganzen Areals, Aufhebung beſchraͤnkender Servitute und eine neue,
auf Dreeſchweide oder Stallfutterung begruͤndete Wirthſchaftseinrichtung zu ver-
binden. Soll und kann letzteres nicht geſchehen, ſo iſt es fuͤr den Wohlſtand der
Gemeinden ohne Zweifel beſſer, den Weideanger als ſolchen beizubehalten, aber
Einrichtungen zu treffen, wodurch ſeine Kultur als Weide befoͤrdert, und ſeine
moͤglich hoͤchſte und regelmaͤßige Benutzung geſichert wird.

§. 377.

Bei der Kultur der Weiden kommt hauptſaͤchlich folgendes in Betracht:Kultur der
Weiden.

Sie muͤſſen abgewaͤſſert werden, wenn irgendwo ſtauendes Waſſer ſie ſum-
pfig macht, weil ſolche ſumpfige Stellen einer jeden Viehart, hauptſaͤchlich aber
den Schaafen, zum Verderben gereichen koͤnne. Graͤben, Waſſerfaͤnge und
Waſſerfurchen muͤſſen auch auf Weiden, es ſeyen beſtaͤndige oder wechſelnde,
offen gehalten werden.

Ebnung und Vertilgung der Maulwurfshuͤgel iſt fuͤr ihre hoͤhere Benutzung
ſehr wichtig.

Auf die Vertilgung ſchaͤdlicher, giftiger oder auch nur den Raum wegneh-
mender Unkraͤuter muß geachtet werden. Insbeſondere vermehren ſich die Diſteln
am ſtaͤrkſten auf fruchtbaren Weiden, weil das Vieh ſie nicht anruͤhrt und ihr
Saamen zur Reife kommt. Das Vieh laͤßt nicht nur dieſe Diſteln ſelbſt, ſon-
dern auch das unter ihnen hervorkommende Gras ſtehen, und man findet, daß
Weiden damit gaͤnzlich uͤberzogen und folglich wenig nutzbar werden. Die Huͤlfe
iſt leicht, wenn man nur von Zeit zu Zeit und beſonders in ihrer Bluͤthe den An-
ger mit der Senſe uͤbergeht, und ſie abhaut. Wenn dieſes wiederholt geſchieht,
ſo gehen ſie aus; auch werden ſie vom Viehe gefreſſen, wenn ſie, an der Erde lie-
gend, welk geworden ſind. Auf gleiche Weiſe vertilgt man die Wolfsmilch, das
Bilſenkraut und mehrere andere ſchaͤdliche Gewaͤchſe.

Endlich iſt die Verbreitung des Weideduͤngers dem Anger hoͤchſt vortheilhaft,
wogegen er, wenn er in Klumpen liegen bleibt, im erſten Jahre das Gras ganz
unterdruͤckt, und in dem folgenden Geilhoͤrſte macht, die das Vieh ohne Noth
nicht anruͤhrt. Gehoͤrig ausgeſtreut befoͤrdert er dagegen einen gleichmaͤßigen
Graswuchs, und ſein dem Viehe anekelnder Geruch verliert ſich bald. Man er-
laubt oft dem Hirten, dieſen Weideduͤnger zuſammen zu ſchlagen und zu verkaufen,

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[285/0307] Weiden und Hutungen. Theilung des ganzen Areals, Aufhebung beſchraͤnkender Servitute und eine neue, auf Dreeſchweide oder Stallfutterung begruͤndete Wirthſchaftseinrichtung zu ver- binden. Soll und kann letzteres nicht geſchehen, ſo iſt es fuͤr den Wohlſtand der Gemeinden ohne Zweifel beſſer, den Weideanger als ſolchen beizubehalten, aber Einrichtungen zu treffen, wodurch ſeine Kultur als Weide befoͤrdert, und ſeine moͤglich hoͤchſte und regelmaͤßige Benutzung geſichert wird. §. 377. Bei der Kultur der Weiden kommt hauptſaͤchlich folgendes in Betracht: Kultur der Weiden. Sie muͤſſen abgewaͤſſert werden, wenn irgendwo ſtauendes Waſſer ſie ſum- pfig macht, weil ſolche ſumpfige Stellen einer jeden Viehart, hauptſaͤchlich aber den Schaafen, zum Verderben gereichen koͤnne. Graͤben, Waſſerfaͤnge und Waſſerfurchen muͤſſen auch auf Weiden, es ſeyen beſtaͤndige oder wechſelnde, offen gehalten werden. Ebnung und Vertilgung der Maulwurfshuͤgel iſt fuͤr ihre hoͤhere Benutzung ſehr wichtig. Auf die Vertilgung ſchaͤdlicher, giftiger oder auch nur den Raum wegneh- mender Unkraͤuter muß geachtet werden. Insbeſondere vermehren ſich die Diſteln am ſtaͤrkſten auf fruchtbaren Weiden, weil das Vieh ſie nicht anruͤhrt und ihr Saamen zur Reife kommt. Das Vieh laͤßt nicht nur dieſe Diſteln ſelbſt, ſon- dern auch das unter ihnen hervorkommende Gras ſtehen, und man findet, daß Weiden damit gaͤnzlich uͤberzogen und folglich wenig nutzbar werden. Die Huͤlfe iſt leicht, wenn man nur von Zeit zu Zeit und beſonders in ihrer Bluͤthe den An- ger mit der Senſe uͤbergeht, und ſie abhaut. Wenn dieſes wiederholt geſchieht, ſo gehen ſie aus; auch werden ſie vom Viehe gefreſſen, wenn ſie, an der Erde lie- gend, welk geworden ſind. Auf gleiche Weiſe vertilgt man die Wolfsmilch, das Bilſenkraut und mehrere andere ſchaͤdliche Gewaͤchſe. Endlich iſt die Verbreitung des Weideduͤngers dem Anger hoͤchſt vortheilhaft, wogegen er, wenn er in Klumpen liegen bleibt, im erſten Jahre das Gras ganz unterdruͤckt, und in dem folgenden Geilhoͤrſte macht, die das Vieh ohne Noth nicht anruͤhrt. Gehoͤrig ausgeſtreut befoͤrdert er dagegen einen gleichmaͤßigen Graswuchs, und ſein dem Viehe anekelnder Geruch verliert ſich bald. Man er- laubt oft dem Hirten, dieſen Weideduͤnger zuſammen zu ſchlagen und zu verkaufen,

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/307>, abgerufen am 29.03.2024.