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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Die Ackerwerkzeuge.
den Boden um so mehr binden und ballen. Eben so sehr hat man sich aber auch
zu hüten, daß man einen zähen Boden nicht zu stark austrocknen und verhärten
lasse, eher man mit der Egge darauf kömmt, indem er alsdann gar nicht zu zwin-
gen ist. Wenn daher eine günstige Zeit und Witterung für das Eggen eintritt,
so müssen dieser Arbeit durchaus alle anderen nachstehen, und man muß daher in
seinem wöchentlichen oder monatlichen Arbeitsanschlage unter die Gespannarbeiten
das Eggen immer oben ansetzen.

Die Walze.
§. 139.

Die Walze gehört ebenfalls zu den höchst nützlichen, und bei dem vollkomm-
nern Ackerbau auf jedem Boden unentbehrlichen Instrumenten. Wir werden erst
von ihren verschiedenen Zwecken, und dann von ihrer Form reden, weil sich diese
nach jenem billig richten muß.

Der erste Zweck ist: die von der Egge unzermalmt gebliebenen Erdklöße zuZwecke des
Walzens.

zertrümmern, oder doch so in den Erdboden hineinzudrücken, daß sie durch ein
nochmaliges Eggen, indem sie nun nicht ausweichen können, nothwendig zerklei-
nert werden müssen. Deshalb wird in Gegenden von zähem Boden und höherer
Ackerkultur, selbst nach Vorbereitungsfurchen, erst geegget, dann gewalzt und
wieder geegget. Man würde einen Boden sehr unvollkommen bearbeitet glauben,
wenn man dieses verabsäumt hätte.

Die zweite Absicht ist: dem losern Boden dadurch eine Zusammendrückung und
Bindung zu geben. In dieser findet man die Walze weit seltener benutzt, obwohl
sie dazu ebenfalls höchst zweckmäßig und vortheilhaft ist, und die zu große Locker-
heit, welche solcher Boden durch das mehrmalige Pflügen erhält, sehr verbessert,
insbesondere aber auch die Feuchtigkeit darin erhalten kann. Am häufigsten wird
sie zu diesem Zwecke auf dem losen schwammigen Niederungsboden gebraucht, wo
sie fast unentbehrlich ist.

Der dritte Zweck ist: der Saat dadurch eine bessere Lage und Verbindung mit
dem Boden zugeben. Zuweilen ist es vortheilhaft, zu feinem Saamen den Boden
vor der Aussaat zu walzen und vollkommen zu ebnen, damit sich der Saamen ganz

Die Ackerwerkzeuge.
den Boden um ſo mehr binden und ballen. Eben ſo ſehr hat man ſich aber auch
zu huͤten, daß man einen zaͤhen Boden nicht zu ſtark austrocknen und verhaͤrten
laſſe, eher man mit der Egge darauf koͤmmt, indem er alsdann gar nicht zu zwin-
gen iſt. Wenn daher eine guͤnſtige Zeit und Witterung fuͤr das Eggen eintritt,
ſo muͤſſen dieſer Arbeit durchaus alle anderen nachſtehen, und man muß daher in
ſeinem woͤchentlichen oder monatlichen Arbeitsanſchlage unter die Geſpannarbeiten
das Eggen immer oben anſetzen.

Die Walze.
§. 139.

Die Walze gehoͤrt ebenfalls zu den hoͤchſt nuͤtzlichen, und bei dem vollkomm-
nern Ackerbau auf jedem Boden unentbehrlichen Inſtrumenten. Wir werden erſt
von ihren verſchiedenen Zwecken, und dann von ihrer Form reden, weil ſich dieſe
nach jenem billig richten muß.

Der erſte Zweck iſt: die von der Egge unzermalmt gebliebenen Erdkloͤße zuZwecke des
Walzens.

zertruͤmmern, oder doch ſo in den Erdboden hineinzudruͤcken, daß ſie durch ein
nochmaliges Eggen, indem ſie nun nicht ausweichen koͤnnen, nothwendig zerklei-
nert werden muͤſſen. Deshalb wird in Gegenden von zaͤhem Boden und hoͤherer
Ackerkultur, ſelbſt nach Vorbereitungsfurchen, erſt geegget, dann gewalzt und
wieder geegget. Man wuͤrde einen Boden ſehr unvollkommen bearbeitet glauben,
wenn man dieſes verabſaͤumt haͤtte.

Die zweite Abſicht iſt: dem loſern Boden dadurch eine Zuſammendruͤckung und
Bindung zu geben. In dieſer findet man die Walze weit ſeltener benutzt, obwohl
ſie dazu ebenfalls hoͤchſt zweckmaͤßig und vortheilhaft iſt, und die zu große Locker-
heit, welche ſolcher Boden durch das mehrmalige Pfluͤgen erhaͤlt, ſehr verbeſſert,
insbeſondere aber auch die Feuchtigkeit darin erhalten kann. Am haͤufigſten wird
ſie zu dieſem Zwecke auf dem loſen ſchwammigen Niederungsboden gebraucht, wo
ſie faſt unentbehrlich iſt.

Der dritte Zweck iſt: der Saat dadurch eine beſſere Lage und Verbindung mit
dem Boden zugeben. Zuweilen iſt es vortheilhaft, zu feinem Saamen den Boden
vor der Ausſaat zu walzen und vollkommen zu ebnen, damit ſich der Saamen ganz

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[61/0083] Die Ackerwerkzeuge. den Boden um ſo mehr binden und ballen. Eben ſo ſehr hat man ſich aber auch zu huͤten, daß man einen zaͤhen Boden nicht zu ſtark austrocknen und verhaͤrten laſſe, eher man mit der Egge darauf koͤmmt, indem er alsdann gar nicht zu zwin- gen iſt. Wenn daher eine guͤnſtige Zeit und Witterung fuͤr das Eggen eintritt, ſo muͤſſen dieſer Arbeit durchaus alle anderen nachſtehen, und man muß daher in ſeinem woͤchentlichen oder monatlichen Arbeitsanſchlage unter die Geſpannarbeiten das Eggen immer oben anſetzen. Die Walze. §. 139. Die Walze gehoͤrt ebenfalls zu den hoͤchſt nuͤtzlichen, und bei dem vollkomm- nern Ackerbau auf jedem Boden unentbehrlichen Inſtrumenten. Wir werden erſt von ihren verſchiedenen Zwecken, und dann von ihrer Form reden, weil ſich dieſe nach jenem billig richten muß. Der erſte Zweck iſt: die von der Egge unzermalmt gebliebenen Erdkloͤße zu zertruͤmmern, oder doch ſo in den Erdboden hineinzudruͤcken, daß ſie durch ein nochmaliges Eggen, indem ſie nun nicht ausweichen koͤnnen, nothwendig zerklei- nert werden muͤſſen. Deshalb wird in Gegenden von zaͤhem Boden und hoͤherer Ackerkultur, ſelbſt nach Vorbereitungsfurchen, erſt geegget, dann gewalzt und wieder geegget. Man wuͤrde einen Boden ſehr unvollkommen bearbeitet glauben, wenn man dieſes verabſaͤumt haͤtte. Zwecke des Walzens. Die zweite Abſicht iſt: dem loſern Boden dadurch eine Zuſammendruͤckung und Bindung zu geben. In dieſer findet man die Walze weit ſeltener benutzt, obwohl ſie dazu ebenfalls hoͤchſt zweckmaͤßig und vortheilhaft iſt, und die zu große Locker- heit, welche ſolcher Boden durch das mehrmalige Pfluͤgen erhaͤlt, ſehr verbeſſert, insbeſondere aber auch die Feuchtigkeit darin erhalten kann. Am haͤufigſten wird ſie zu dieſem Zwecke auf dem loſen ſchwammigen Niederungsboden gebraucht, wo ſie faſt unentbehrlich iſt. Der dritte Zweck iſt: der Saat dadurch eine beſſere Lage und Verbindung mit dem Boden zugeben. Zuweilen iſt es vortheilhaft, zu feinem Saamen den Boden vor der Ausſaat zu walzen und vollkommen zu ebnen, damit ſich der Saamen ganz

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/83>, abgerufen am 23.04.2024.