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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Abwässerung.
mischte Erden lassen nach Verhältniß ihrer Verbindung und der Größe ihrer Poren
das Wasser schwerer oder leichter durch.

Der abwechselnden und unterbrochenen Lage, der mannigfaltigen Schichtung
und Gängen dieser durchlassenden und undurchlassenden Körper, bis zu einer noch
nicht erreichten Tiefe unsers Erdbodens, haben wir alles Wasser auf dem festen Lande
zu verdanken. Wären die durchlassenden Lagen ununterbrochen, so würde sich das
Wasser in der Tiefe bis zum Mittelpunkt unseres Erdballes herabsenken, und selbst
Ströme und Meer verschwinden. Ueberzöge aber undurchlassender Boden die ganze
Oberfläche, so würde das Wasser unmittelbar dem Meere zueilen, so wie es sich aus
der Atmosphäre niederschlüge, und weder Brunnen noch Quellen statt finden. Nun
aber sind die undurchlassenden Erdarten mit durchlassenden durchwebt, wie der thieri-
sche Körper mit Adern, und man trifft nicht leicht auf eine Stelle, wo man nicht --
obgleich zuweilen erst sehr tief -- Wasser fände.

In den durchlassenden Körpern versenkt sich also das Wasser so tief, und ver-
breitet sich nach den Seiten, so weit es kann oder bis es von einem undurchlassenden
Körper an seiner Versenkung oder Verbreitung gehindert wird. Ein durchlassender
Körper also mit einem undurchlassenden am Boden und an den Seiten bis zu einer
gewissen Höhe umgeben, bildet einen Wasserbehälter, dessen sämmtliche Poren damit
angefüllt sind.

Ein solcher Wasserbehälter nimmt so viel Wasser auf, bis es über seine undurch-
lassenden Seitenwände überfließt, welches Ueberfließen also erfolgen muß, wenn er von
obenher stärkeren Zufluß erhält, als er fassen kann. Wären seine Seitenwände al-
lenthalben gleich hoch, und der Rand derselben völlig horizontal, so würde er an
allen Stellen gleich stark überfließen. Da dies aber wohl selten oder nie der Fall ist,
so fließt das Wasser an einer niedrigern Seite oder Stelle aus. Manchmal ist dieses
nur eine enge Stelle, wie bei einem ausgebrochenen oder mit einer Rinne versehenen
Becken, oder aber wie der Ausfluß eines Baches aus einem See. Durch selbige
entledigt sich der Wasserbehälter dann allein seines Ueberflusses; es sey denn, daß er
von oben so starken Zufluß und Druck habe, daß das Profil dieser Oeffnung zu klein
wird, um das Wasser allein auszulassen. In dem Falle kann es sich in dem Be-
hälter noch höher heben, als der Ausfluß liegt, und dann auch an andern höhern
Stellen überfließen.


Abwaͤſſerung.
miſchte Erden laſſen nach Verhaͤltniß ihrer Verbindung und der Groͤße ihrer Poren
das Waſſer ſchwerer oder leichter durch.

Der abwechſelnden und unterbrochenen Lage, der mannigfaltigen Schichtung
und Gaͤngen dieſer durchlaſſenden und undurchlaſſenden Koͤrper, bis zu einer noch
nicht erreichten Tiefe unſers Erdbodens, haben wir alles Waſſer auf dem feſten Lande
zu verdanken. Waͤren die durchlaſſenden Lagen ununterbrochen, ſo wuͤrde ſich das
Waſſer in der Tiefe bis zum Mittelpunkt unſeres Erdballes herabſenken, und ſelbſt
Stroͤme und Meer verſchwinden. Ueberzoͤge aber undurchlaſſender Boden die ganze
Oberflaͤche, ſo wuͤrde das Waſſer unmittelbar dem Meere zueilen, ſo wie es ſich aus
der Atmoſphaͤre niederſchluͤge, und weder Brunnen noch Quellen ſtatt finden. Nun
aber ſind die undurchlaſſenden Erdarten mit durchlaſſenden durchwebt, wie der thieri-
ſche Koͤrper mit Adern, und man trifft nicht leicht auf eine Stelle, wo man nicht —
obgleich zuweilen erſt ſehr tief — Waſſer faͤnde.

In den durchlaſſenden Koͤrpern verſenkt ſich alſo das Waſſer ſo tief, und ver-
breitet ſich nach den Seiten, ſo weit es kann oder bis es von einem undurchlaſſenden
Koͤrper an ſeiner Verſenkung oder Verbreitung gehindert wird. Ein durchlaſſender
Koͤrper alſo mit einem undurchlaſſenden am Boden und an den Seiten bis zu einer
gewiſſen Hoͤhe umgeben, bildet einen Waſſerbehaͤlter, deſſen ſaͤmmtliche Poren damit
angefuͤllt ſind.

Ein ſolcher Waſſerbehaͤlter nimmt ſo viel Waſſer auf, bis es uͤber ſeine undurch-
laſſenden Seitenwaͤnde uͤberfließt, welches Ueberfließen alſo erfolgen muß, wenn er von
obenher ſtaͤrkeren Zufluß erhaͤlt, als er faſſen kann. Waͤren ſeine Seitenwaͤnde al-
lenthalben gleich hoch, und der Rand derſelben voͤllig horizontal, ſo wuͤrde er an
allen Stellen gleich ſtark uͤberfließen. Da dies aber wohl ſelten oder nie der Fall iſt,
ſo fließt das Waſſer an einer niedrigern Seite oder Stelle aus. Manchmal iſt dieſes
nur eine enge Stelle, wie bei einem ausgebrochenen oder mit einer Rinne verſehenen
Becken, oder aber wie der Ausfluß eines Baches aus einem See. Durch ſelbige
entledigt ſich der Waſſerbehaͤlter dann allein ſeines Ueberfluſſes; es ſey denn, daß er
von oben ſo ſtarken Zufluß und Druck habe, daß das Profil dieſer Oeffnung zu klein
wird, um das Waſſer allein auszulaſſen. In dem Falle kann es ſich in dem Be-
haͤlter noch hoͤher heben, als der Ausfluß liegt, und dann auch an andern hoͤhern
Stellen uͤberfließen.


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[146/0168] Abwaͤſſerung. miſchte Erden laſſen nach Verhaͤltniß ihrer Verbindung und der Groͤße ihrer Poren das Waſſer ſchwerer oder leichter durch. Der abwechſelnden und unterbrochenen Lage, der mannigfaltigen Schichtung und Gaͤngen dieſer durchlaſſenden und undurchlaſſenden Koͤrper, bis zu einer noch nicht erreichten Tiefe unſers Erdbodens, haben wir alles Waſſer auf dem feſten Lande zu verdanken. Waͤren die durchlaſſenden Lagen ununterbrochen, ſo wuͤrde ſich das Waſſer in der Tiefe bis zum Mittelpunkt unſeres Erdballes herabſenken, und ſelbſt Stroͤme und Meer verſchwinden. Ueberzoͤge aber undurchlaſſender Boden die ganze Oberflaͤche, ſo wuͤrde das Waſſer unmittelbar dem Meere zueilen, ſo wie es ſich aus der Atmoſphaͤre niederſchluͤge, und weder Brunnen noch Quellen ſtatt finden. Nun aber ſind die undurchlaſſenden Erdarten mit durchlaſſenden durchwebt, wie der thieri- ſche Koͤrper mit Adern, und man trifft nicht leicht auf eine Stelle, wo man nicht — obgleich zuweilen erſt ſehr tief — Waſſer faͤnde. In den durchlaſſenden Koͤrpern verſenkt ſich alſo das Waſſer ſo tief, und ver- breitet ſich nach den Seiten, ſo weit es kann oder bis es von einem undurchlaſſenden Koͤrper an ſeiner Verſenkung oder Verbreitung gehindert wird. Ein durchlaſſender Koͤrper alſo mit einem undurchlaſſenden am Boden und an den Seiten bis zu einer gewiſſen Hoͤhe umgeben, bildet einen Waſſerbehaͤlter, deſſen ſaͤmmtliche Poren damit angefuͤllt ſind. Ein ſolcher Waſſerbehaͤlter nimmt ſo viel Waſſer auf, bis es uͤber ſeine undurch- laſſenden Seitenwaͤnde uͤberfließt, welches Ueberfließen alſo erfolgen muß, wenn er von obenher ſtaͤrkeren Zufluß erhaͤlt, als er faſſen kann. Waͤren ſeine Seitenwaͤnde al- lenthalben gleich hoch, und der Rand derſelben voͤllig horizontal, ſo wuͤrde er an allen Stellen gleich ſtark uͤberfließen. Da dies aber wohl ſelten oder nie der Fall iſt, ſo fließt das Waſſer an einer niedrigern Seite oder Stelle aus. Manchmal iſt dieſes nur eine enge Stelle, wie bei einem ausgebrochenen oder mit einer Rinne verſehenen Becken, oder aber wie der Ausfluß eines Baches aus einem See. Durch ſelbige entledigt ſich der Waſſerbehaͤlter dann allein ſeines Ueberfluſſes; es ſey denn, daß er von oben ſo ſtarken Zufluß und Druck habe, daß das Profil dieſer Oeffnung zu klein wird, um das Waſſer allein auszulaſſen. In dem Falle kann es ſich in dem Be- haͤlter noch hoͤher heben, als der Ausfluß liegt, und dann auch an andern hoͤhern Stellen uͤberfließen.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/168>, abgerufen am 28.03.2024.