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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Abwässerung.
§. 263.

Die Wiese B C stand vor dem Jahre 1779, wegen der beständigen Ueberströ-Crette's de
Paluel
erster
Fall, vergl.
Taf. III.

mung des Flusses More, fast immer im Wasser, weil der Grund nur um 5 bis
6 Zoll höher als der gewöhnliche Wasserspiegel war. Der Grund war beständig weich
und quebbigt, und trug nur Schilf und Binsen.

Der Fluß Croust hat eine hohe Bewallung K K, und trennt dadurch die
Wiese A von der Wiese B.

Wie Crette Eigenthümer dieser Grundstücke ward, war sein ersten Gedanke,
diese Sümpfe trocken zu legen. Der Augenschein und eine angestellte Nivellirung
zeigten bald, daß die Wiese A niedriger als die Wiese B liege, daß aber jene ungleich
besseres Heu gebe, weil sie einen natürlichen Abhang hatte, wodurch sie entwässert
werden konnte. Nachdem er sich also von dem Gefälle überzeugt hatte, ließ er an
der Stelle C unter dem Croust ein eichenes Siel 52 Fuß lang legen, welches
1 Fuß im Durchmesser hatte. Diese Vorrichtung gab dem Wasser der Wiese B ein
Gefälle von 2 Fuß.

Hierauf ließ er die Bewallung des More verstärken, von der Mühle ab bis
zu der Stelle M, welches der niedrigste Theil war. Bei F ließ er eine Schleuse an-
bringen, wodurch ein Ueberfluß des Wassers durch das Siel bei E unter dem Croust
abgeleitet werden kann.

Da er durch diese Bewallung F bis G das Wasser des More über 3 Fuß geho-
ben hatte, so ließ er eine Mühle anlegen mit zwei Rädern unter einem Dache, die
von zwei verschiedenen Flüssen getrieben werden.

Die Entwässerung der Wiese C ward mit wenigem Aufwande bewerkstelligt, wie
es der Augenschein zeigt. Der sich schlängelnde Fluß ist um vieles länger wie der
Graben O O, der in gerader Linie durch die Mitte der Wiese gezogen ist. Das
Wasser des oberen Theils kommt also weit schneller nach N, als das Wasser des Flus-
ses nach der Furth M. Ein bei N unter dem Damm durchgehendes Siel von 18 Fuß
Länge, und der Graben O O sind also die einzigen Kosten, welche diese Entwässerung
verursacht hat. Die Graben; welche vorher auf den Fluß zuliefen, sind an dieser
Seite zugemacht, und leeren sich in dem Hauptgraben aus. Die ganze Wiese liefert
jetzt ein vortrefliches Heu; der obere Theil R aber ist so abgetrocknet, daß er zum Ge-
müsebau hoch vermiethet wird.


Y 2
Abwaͤſſerung.
§. 263.

Die Wieſe B C ſtand vor dem Jahre 1779, wegen der beſtaͤndigen Ueberſtroͤ-Cretté’s de
Paluel
erſter
Fall, vergl.
Taf. III.

mung des Fluſſes More, faſt immer im Waſſer, weil der Grund nur um 5 bis
6 Zoll hoͤher als der gewoͤhnliche Waſſerſpiegel war. Der Grund war beſtaͤndig weich
und quebbigt, und trug nur Schilf und Binſen.

Der Fluß Crouſt hat eine hohe Bewallung K K, und trennt dadurch die
Wieſe A von der Wieſe B.

Wie Cretté Eigenthuͤmer dieſer Grundſtuͤcke ward, war ſein erſten Gedanke,
dieſe Suͤmpfe trocken zu legen. Der Augenſchein und eine angeſtellte Nivellirung
zeigten bald, daß die Wieſe A niedriger als die Wieſe B liege, daß aber jene ungleich
beſſeres Heu gebe, weil ſie einen natuͤrlichen Abhang hatte, wodurch ſie entwaͤſſert
werden konnte. Nachdem er ſich alſo von dem Gefaͤlle uͤberzeugt hatte, ließ er an
der Stelle C unter dem Crouſt ein eichenes Siel 52 Fuß lang legen, welches
1 Fuß im Durchmeſſer hatte. Dieſe Vorrichtung gab dem Waſſer der Wieſe B ein
Gefaͤlle von 2 Fuß.

Hierauf ließ er die Bewallung des More verſtaͤrken, von der Muͤhle ab bis
zu der Stelle M, welches der niedrigſte Theil war. Bei F ließ er eine Schleuſe an-
bringen, wodurch ein Ueberfluß des Waſſers durch das Siel bei E unter dem Crouſt
abgeleitet werden kann.

Da er durch dieſe Bewallung F bis G das Waſſer des More uͤber 3 Fuß geho-
ben hatte, ſo ließ er eine Muͤhle anlegen mit zwei Raͤdern unter einem Dache, die
von zwei verſchiedenen Fluͤſſen getrieben werden.

Die Entwaͤſſerung der Wieſe C ward mit wenigem Aufwande bewerkſtelligt, wie
es der Augenſchein zeigt. Der ſich ſchlaͤngelnde Fluß iſt um vieles laͤnger wie der
Graben O O, der in gerader Linie durch die Mitte der Wieſe gezogen iſt. Das
Waſſer des oberen Theils kommt alſo weit ſchneller nach N, als das Waſſer des Fluſ-
ſes nach der Furth M. Ein bei N unter dem Damm durchgehendes Siel von 18 Fuß
Laͤnge, und der Graben O O ſind alſo die einzigen Koſten, welche dieſe Entwaͤſſerung
verurſacht hat. Die Graben; welche vorher auf den Fluß zuliefen, ſind an dieſer
Seite zugemacht, und leeren ſich in dem Hauptgraben aus. Die ganze Wieſe liefert
jetzt ein vortrefliches Heu; der obere Theil R aber iſt ſo abgetrocknet, daß er zum Ge-
muͤſebau hoch vermiethet wird.


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[171/0193] Abwaͤſſerung. §. 263. Die Wieſe B C ſtand vor dem Jahre 1779, wegen der beſtaͤndigen Ueberſtroͤ- mung des Fluſſes More, faſt immer im Waſſer, weil der Grund nur um 5 bis 6 Zoll hoͤher als der gewoͤhnliche Waſſerſpiegel war. Der Grund war beſtaͤndig weich und quebbigt, und trug nur Schilf und Binſen. Cretté’s de Paluel erſter Fall, vergl. Taf. III. Der Fluß Crouſt hat eine hohe Bewallung K K, und trennt dadurch die Wieſe A von der Wieſe B. Wie Cretté Eigenthuͤmer dieſer Grundſtuͤcke ward, war ſein erſten Gedanke, dieſe Suͤmpfe trocken zu legen. Der Augenſchein und eine angeſtellte Nivellirung zeigten bald, daß die Wieſe A niedriger als die Wieſe B liege, daß aber jene ungleich beſſeres Heu gebe, weil ſie einen natuͤrlichen Abhang hatte, wodurch ſie entwaͤſſert werden konnte. Nachdem er ſich alſo von dem Gefaͤlle uͤberzeugt hatte, ließ er an der Stelle C unter dem Crouſt ein eichenes Siel 52 Fuß lang legen, welches 1 Fuß im Durchmeſſer hatte. Dieſe Vorrichtung gab dem Waſſer der Wieſe B ein Gefaͤlle von 2 Fuß. Hierauf ließ er die Bewallung des More verſtaͤrken, von der Muͤhle ab bis zu der Stelle M, welches der niedrigſte Theil war. Bei F ließ er eine Schleuſe an- bringen, wodurch ein Ueberfluß des Waſſers durch das Siel bei E unter dem Crouſt abgeleitet werden kann. Da er durch dieſe Bewallung F bis G das Waſſer des More uͤber 3 Fuß geho- ben hatte, ſo ließ er eine Muͤhle anlegen mit zwei Raͤdern unter einem Dache, die von zwei verſchiedenen Fluͤſſen getrieben werden. Die Entwaͤſſerung der Wieſe C ward mit wenigem Aufwande bewerkſtelligt, wie es der Augenſchein zeigt. Der ſich ſchlaͤngelnde Fluß iſt um vieles laͤnger wie der Graben O O, der in gerader Linie durch die Mitte der Wieſe gezogen iſt. Das Waſſer des oberen Theils kommt alſo weit ſchneller nach N, als das Waſſer des Fluſ- ſes nach der Furth M. Ein bei N unter dem Damm durchgehendes Siel von 18 Fuß Laͤnge, und der Graben O O ſind alſo die einzigen Koſten, welche dieſe Entwaͤſſerung verurſacht hat. Die Graben; welche vorher auf den Fluß zuliefen, ſind an dieſer Seite zugemacht, und leeren ſich in dem Hauptgraben aus. Die ganze Wieſe liefert jetzt ein vortrefliches Heu; der obere Theil R aber iſt ſo abgetrocknet, daß er zum Ge- muͤſebau hoch vermiethet wird. Y 2

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/193>, abgerufen am 29.03.2024.