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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Die Bewässerung.
wahrt, mit starken Rasen oder mit einer hölzernen Bekleidung versehen seyn.
Manchmal legt man auch eine hölzerne Röhre, wozu oftmals ein hohler Weiden-
baum genommen wird, durch diese kleine Verwallung, und läßt das Wasser da-
durch ein. Man muß den Wassereinlauf in selbige moderiren können, welches
bei den offenen Einlässen durch eingelegten Rasen oder auch wohl durch ein vor-
gesetztes Brett geschieht. Wenn die Wiese nicht allenthalben gleich hoch ist, so
wählt man die höchsten Stellen zu diesen Einlässen aus. Aus ihnen kommt das
Wasser, wenigstens bei den Berieselungswiesen, in

5) die Wassergrippen oder Rinnen. Diese sind nun hinter der Ver-
wallung entweder parallel mit dem Wässerungsgraben, oder aber fast vertikal auf
demselben zulaufend gezogen. Aus diesen Wasserrinnen verbreitet sich nun das
Wasser über die Fläche. Eine solche Wässerungsrinne darf nicht zu lang seyn, höch-
stens 20 Ruthen, indem sie sich sonst bei dem Wachsthume des Grases leicht verstopft,
und der äußerste Theil sodann kein Wasser erhält. Je länger sie ist, um desto breiter
muß sie in ihrem Anfange seyn, indem der Wässerungsplan (so nennt man die-
jenige Fläche, welche von einer Grippe oder Graben aus bewässert wird, oder zwi-
schen dieser und der Abwässerungsgrippe oder Graben liegt,) dann um so größer ist
und um so viel mehreres Wasser erfordert. Es versteht sich, daß die Einlässe mit
diesen Grippen im Verhältniß stehen müssen. Sie werden entweder mit dem Spaten
gestochen, oder mit einem Pfluge ausgeschnitten, wozu derjenige, welcher im drit-
ten Hefte meiner Beschreibung der nutzbarsten neuen Ackergeräthe, Taf. II. Fig. 2
und 3, und Taf. III. Fig. 1 und 2, abgebildet ist, gebraucht werden kann.

6) Die Abwässerungsgräben. Diese müssen durchaus mit den Be-
wässerungsgräben im Verhältniß stehen, und immer mit ihnen korrespondiren.
Es darf kein Fleck vorhanden seyn, wo das Wasser sich nicht wieder in eine
Abwässerungsgrippe ziehen, und durch selbige in den Abwässerungsgraben
geleitet werden kann. Denn diese vollkommene und schnell zu bewirkende Abwäs-
serung unterscheidet eine regelmäßige Bewässerungsfläche von einem feuchten und
wassersüchtigen Platze, und ist eine unerläßliche Bedingung, wenn man auf einen
hohen Ertrag und Benutzung einer solchen Anlage rechnen will. Die Ableitun-
gen
werden nun mit demselben Namen, wie die Zuleitungen unterschieden. Der
Hauptableitungsgraben ist der, welcher das Wasser von der ganzen Be-

Die Bewaͤſſerung.
wahrt, mit ſtarken Raſen oder mit einer hoͤlzernen Bekleidung verſehen ſeyn.
Manchmal legt man auch eine hoͤlzerne Roͤhre, wozu oftmals ein hohler Weiden-
baum genommen wird, durch dieſe kleine Verwallung, und laͤßt das Waſſer da-
durch ein. Man muß den Waſſereinlauf in ſelbige moderiren koͤnnen, welches
bei den offenen Einlaͤſſen durch eingelegten Raſen oder auch wohl durch ein vor-
geſetztes Brett geſchieht. Wenn die Wieſe nicht allenthalben gleich hoch iſt, ſo
waͤhlt man die hoͤchſten Stellen zu dieſen Einlaͤſſen aus. Aus ihnen kommt das
Waſſer, wenigſtens bei den Berieſelungswieſen, in

5) die Waſſergrippen oder Rinnen. Dieſe ſind nun hinter der Ver-
wallung entweder parallel mit dem Waͤſſerungsgraben, oder aber faſt vertikal auf
demſelben zulaufend gezogen. Aus dieſen Waſſerrinnen verbreitet ſich nun das
Waſſer uͤber die Flaͤche. Eine ſolche Waͤſſerungsrinne darf nicht zu lang ſeyn, hoͤch-
ſtens 20 Ruthen, indem ſie ſich ſonſt bei dem Wachsthume des Graſes leicht verſtopft,
und der aͤußerſte Theil ſodann kein Waſſer erhaͤlt. Je laͤnger ſie iſt, um deſto breiter
muß ſie in ihrem Anfange ſeyn, indem der Waͤſſerungsplan (ſo nennt man die-
jenige Flaͤche, welche von einer Grippe oder Graben aus bewaͤſſert wird, oder zwi-
ſchen dieſer und der Abwaͤſſerungsgrippe oder Graben liegt,) dann um ſo groͤßer iſt
und um ſo viel mehreres Waſſer erfordert. Es verſteht ſich, daß die Einlaͤſſe mit
dieſen Grippen im Verhaͤltniß ſtehen muͤſſen. Sie werden entweder mit dem Spaten
geſtochen, oder mit einem Pfluge ausgeſchnitten, wozu derjenige, welcher im drit-
ten Hefte meiner Beſchreibung der nutzbarſten neuen Ackergeraͤthe, Taf. II. Fig. 2
und 3, und Taf. III. Fig. 1 und 2, abgebildet iſt, gebraucht werden kann.

6) Die Abwaͤſſerungsgraͤben. Dieſe muͤſſen durchaus mit den Be-
waͤſſerungsgraͤben im Verhaͤltniß ſtehen, und immer mit ihnen korreſpondiren.
Es darf kein Fleck vorhanden ſeyn, wo das Waſſer ſich nicht wieder in eine
Abwaͤſſerungsgrippe ziehen, und durch ſelbige in den Abwaͤſſerungsgraben
geleitet werden kann. Denn dieſe vollkommene und ſchnell zu bewirkende Abwaͤſ-
ſerung unterſcheidet eine regelmaͤßige Bewaͤſſerungsflaͤche von einem feuchten und
waſſerſuͤchtigen Platze, und iſt eine unerlaͤßliche Bedingung, wenn man auf einen
hohen Ertrag und Benutzung einer ſolchen Anlage rechnen will. Die Ableitun-
gen
werden nun mit demſelben Namen, wie die Zuleitungen unterſchieden. Der
Hauptableitungsgraben iſt der, welcher das Waſſer von der ganzen Be-

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[190/0212] Die Bewaͤſſerung. wahrt, mit ſtarken Raſen oder mit einer hoͤlzernen Bekleidung verſehen ſeyn. Manchmal legt man auch eine hoͤlzerne Roͤhre, wozu oftmals ein hohler Weiden- baum genommen wird, durch dieſe kleine Verwallung, und laͤßt das Waſſer da- durch ein. Man muß den Waſſereinlauf in ſelbige moderiren koͤnnen, welches bei den offenen Einlaͤſſen durch eingelegten Raſen oder auch wohl durch ein vor- geſetztes Brett geſchieht. Wenn die Wieſe nicht allenthalben gleich hoch iſt, ſo waͤhlt man die hoͤchſten Stellen zu dieſen Einlaͤſſen aus. Aus ihnen kommt das Waſſer, wenigſtens bei den Berieſelungswieſen, in 5) die Waſſergrippen oder Rinnen. Dieſe ſind nun hinter der Ver- wallung entweder parallel mit dem Waͤſſerungsgraben, oder aber faſt vertikal auf demſelben zulaufend gezogen. Aus dieſen Waſſerrinnen verbreitet ſich nun das Waſſer uͤber die Flaͤche. Eine ſolche Waͤſſerungsrinne darf nicht zu lang ſeyn, hoͤch- ſtens 20 Ruthen, indem ſie ſich ſonſt bei dem Wachsthume des Graſes leicht verſtopft, und der aͤußerſte Theil ſodann kein Waſſer erhaͤlt. Je laͤnger ſie iſt, um deſto breiter muß ſie in ihrem Anfange ſeyn, indem der Waͤſſerungsplan (ſo nennt man die- jenige Flaͤche, welche von einer Grippe oder Graben aus bewaͤſſert wird, oder zwi- ſchen dieſer und der Abwaͤſſerungsgrippe oder Graben liegt,) dann um ſo groͤßer iſt und um ſo viel mehreres Waſſer erfordert. Es verſteht ſich, daß die Einlaͤſſe mit dieſen Grippen im Verhaͤltniß ſtehen muͤſſen. Sie werden entweder mit dem Spaten geſtochen, oder mit einem Pfluge ausgeſchnitten, wozu derjenige, welcher im drit- ten Hefte meiner Beſchreibung der nutzbarſten neuen Ackergeraͤthe, Taf. II. Fig. 2 und 3, und Taf. III. Fig. 1 und 2, abgebildet iſt, gebraucht werden kann. 6) Die Abwaͤſſerungsgraͤben. Dieſe muͤſſen durchaus mit den Be- waͤſſerungsgraͤben im Verhaͤltniß ſtehen, und immer mit ihnen korreſpondiren. Es darf kein Fleck vorhanden ſeyn, wo das Waſſer ſich nicht wieder in eine Abwaͤſſerungsgrippe ziehen, und durch ſelbige in den Abwaͤſſerungsgraben geleitet werden kann. Denn dieſe vollkommene und ſchnell zu bewirkende Abwaͤſ- ſerung unterſcheidet eine regelmaͤßige Bewaͤſſerungsflaͤche von einem feuchten und waſſerſuͤchtigen Platze, und iſt eine unerlaͤßliche Bedingung, wenn man auf einen hohen Ertrag und Benutzung einer ſolchen Anlage rechnen will. Die Ableitun- gen werden nun mit demſelben Namen, wie die Zuleitungen unterſchieden. Der Hauptableitungsgraben iſt der, welcher das Waſſer von der ganzen Be-

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/212>, abgerufen am 23.04.2024.