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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Die Heuernte.
fahrungen, besser und gesünder als in Gebäuden, indem der ausziehende Dunst, wel-
cher so leicht den Schimmel und das Dumpfigwerden verursacht, sogleich, wie er an
die Oberfläche kommt, abgeführt werden kann. In England glaubt man deshalb
das Feimenheu von dem Scheurenheu durch den Geruch unterscheiden zu können, und
der Vorzug des erstern ist so entschieden, daß es immer theurer bezahlt wird. Wenn
es gleich besser ist, das grüne Heu auch in diese Feimen völlig trocken zu bringen, so
braucht man sich doch bei einer mißlichen Witterung nicht so sehr für eine feuchte Ein-
bringung zu scheuen, wie in den Gebäuden. Man kann hier eine jede Heuart in einer
besonderen Feime aussetzen, und behält eine freie Wahl in Verwendung desselben.
Auch kann man das Heu von einem Jahre zum andern weit bequemer aufbewahren.

Die Heufeimen werden auf einem dazu errichtenden steinernen oder hölzernen Ge-
rüste, oder häufiger nur auf eine Unterlage von trockenem Reißwerk oder Stroh, je-
doch an einem trockenen und erhöheten Platze, errichtet. Das Heu wird mit der Hand
ausgestreut und regelmäßig in Schichten gelegt, wobei es immer möglichst fest getre-
ten wird. Von einer schmälern Basis nimmt die Heufeime mit der Höhe in ihrer
Breite zu, bis sie zu einer gewissen Höhe gekommen ist. Dann ziehet man die Heu-
lagen wieder ein, so daß der obere Theil die Form eines spitz zulaufenden Daches er-
halte. Dieser obere Theil wird dann mit Stroh belegt, und der Regen kann von
demselben ablaufen, ohne den eingezogenen unteren Theil zu berühren.

Die Form dieser Feimen ist verschieden, zuweilen rund, zuweilen viereckig, meh-
rentheils aber bilden sie ein Oblongum. Die letztere Form ist besonders deshalb vor-
züglicher, weil man dabei die Feime nach Gefallen verlängern, und wenn man will,
alles Heu in eine bringen kann. Die eine Giebelseite richtet man dann nach Nord-
west, um dieser Wind- und Regenseite die möglich geringste Oberfläche auszusetzen.
Der obere Theil oder das Dach wird auf dieser Giebelseite auch walmförmig
eingerichtet.

Wenn die Feime errichtet worden, wird sie an ihren Aussenwänden nicht bloß
abgeharkt, sondern auch sorgfältig beschnitten; etwanige Häker, die man jedoch bei
der Anlegung sorgfältig vermeidet, werden ausgeglichen, damit sich keine Feuchtig-
keit durch felbige einziehen könne. Die Strohbedachung wird zuletzt aufgesetzt, und
um die Feime herum sticht man auf allen Seiten eine Rinne aus, wodurch das ab-
träufelnde Wasser wegziehen kann.


Die Heuernte.
fahrungen, beſſer und geſuͤnder als in Gebaͤuden, indem der ausziehende Dunſt, wel-
cher ſo leicht den Schimmel und das Dumpfigwerden verurſacht, ſogleich, wie er an
die Oberflaͤche kommt, abgefuͤhrt werden kann. In England glaubt man deshalb
das Feimenheu von dem Scheurenheu durch den Geruch unterſcheiden zu koͤnnen, und
der Vorzug des erſtern iſt ſo entſchieden, daß es immer theurer bezahlt wird. Wenn
es gleich beſſer iſt, das gruͤne Heu auch in dieſe Feimen voͤllig trocken zu bringen, ſo
braucht man ſich doch bei einer mißlichen Witterung nicht ſo ſehr fuͤr eine feuchte Ein-
bringung zu ſcheuen, wie in den Gebaͤuden. Man kann hier eine jede Heuart in einer
beſonderen Feime auſſetzen, und behaͤlt eine freie Wahl in Verwendung deſſelben.
Auch kann man das Heu von einem Jahre zum andern weit bequemer aufbewahren.

Die Heufeimen werden auf einem dazu errichtenden ſteinernen oder hoͤlzernen Ge-
ruͤſte, oder haͤufiger nur auf eine Unterlage von trockenem Reißwerk oder Stroh, je-
doch an einem trockenen und erhoͤheten Platze, errichtet. Das Heu wird mit der Hand
ausgeſtreut und regelmaͤßig in Schichten gelegt, wobei es immer moͤglichſt feſt getre-
ten wird. Von einer ſchmaͤlern Baſis nimmt die Heufeime mit der Hoͤhe in ihrer
Breite zu, bis ſie zu einer gewiſſen Hoͤhe gekommen iſt. Dann ziehet man die Heu-
lagen wieder ein, ſo daß der obere Theil die Form eines ſpitz zulaufenden Daches er-
halte. Dieſer obere Theil wird dann mit Stroh belegt, und der Regen kann von
demſelben ablaufen, ohne den eingezogenen unteren Theil zu beruͤhren.

Die Form dieſer Feimen iſt verſchieden, zuweilen rund, zuweilen viereckig, meh-
rentheils aber bilden ſie ein Oblongum. Die letztere Form iſt beſonders deshalb vor-
zuͤglicher, weil man dabei die Feime nach Gefallen verlaͤngern, und wenn man will,
alles Heu in eine bringen kann. Die eine Giebelſeite richtet man dann nach Nord-
weſt, um dieſer Wind- und Regenſeite die moͤglich geringſte Oberflaͤche auszuſetzen.
Der obere Theil oder das Dach wird auf dieſer Giebelſeite auch walmfoͤrmig
eingerichtet.

Wenn die Feime errichtet worden, wird ſie an ihren Auſſenwaͤnden nicht bloß
abgeharkt, ſondern auch ſorgfaͤltig beſchnitten; etwanige Haͤker, die man jedoch bei
der Anlegung ſorgfaͤltig vermeidet, werden ausgeglichen, damit ſich keine Feuchtig-
keit durch felbige einziehen koͤnne. Die Strohbedachung wird zuletzt aufgeſetzt, und
um die Feime herum ſticht man auf allen Seiten eine Rinne aus, wodurch das ab-
traͤufelnde Waſſer wegziehen kann.


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[268/0290] Die Heuernte. fahrungen, beſſer und geſuͤnder als in Gebaͤuden, indem der ausziehende Dunſt, wel- cher ſo leicht den Schimmel und das Dumpfigwerden verurſacht, ſogleich, wie er an die Oberflaͤche kommt, abgefuͤhrt werden kann. In England glaubt man deshalb das Feimenheu von dem Scheurenheu durch den Geruch unterſcheiden zu koͤnnen, und der Vorzug des erſtern iſt ſo entſchieden, daß es immer theurer bezahlt wird. Wenn es gleich beſſer iſt, das gruͤne Heu auch in dieſe Feimen voͤllig trocken zu bringen, ſo braucht man ſich doch bei einer mißlichen Witterung nicht ſo ſehr fuͤr eine feuchte Ein- bringung zu ſcheuen, wie in den Gebaͤuden. Man kann hier eine jede Heuart in einer beſonderen Feime auſſetzen, und behaͤlt eine freie Wahl in Verwendung deſſelben. Auch kann man das Heu von einem Jahre zum andern weit bequemer aufbewahren. Die Heufeimen werden auf einem dazu errichtenden ſteinernen oder hoͤlzernen Ge- ruͤſte, oder haͤufiger nur auf eine Unterlage von trockenem Reißwerk oder Stroh, je- doch an einem trockenen und erhoͤheten Platze, errichtet. Das Heu wird mit der Hand ausgeſtreut und regelmaͤßig in Schichten gelegt, wobei es immer moͤglichſt feſt getre- ten wird. Von einer ſchmaͤlern Baſis nimmt die Heufeime mit der Hoͤhe in ihrer Breite zu, bis ſie zu einer gewiſſen Hoͤhe gekommen iſt. Dann ziehet man die Heu- lagen wieder ein, ſo daß der obere Theil die Form eines ſpitz zulaufenden Daches er- halte. Dieſer obere Theil wird dann mit Stroh belegt, und der Regen kann von demſelben ablaufen, ohne den eingezogenen unteren Theil zu beruͤhren. Die Form dieſer Feimen iſt verſchieden, zuweilen rund, zuweilen viereckig, meh- rentheils aber bilden ſie ein Oblongum. Die letztere Form iſt beſonders deshalb vor- zuͤglicher, weil man dabei die Feime nach Gefallen verlaͤngern, und wenn man will, alles Heu in eine bringen kann. Die eine Giebelſeite richtet man dann nach Nord- weſt, um dieſer Wind- und Regenſeite die moͤglich geringſte Oberflaͤche auszuſetzen. Der obere Theil oder das Dach wird auf dieſer Giebelſeite auch walmfoͤrmig eingerichtet. Wenn die Feime errichtet worden, wird ſie an ihren Auſſenwaͤnden nicht bloß abgeharkt, ſondern auch ſorgfaͤltig beſchnitten; etwanige Haͤker, die man jedoch bei der Anlegung ſorgfaͤltig vermeidet, werden ausgeglichen, damit ſich keine Feuchtig- keit durch felbige einziehen koͤnne. Die Strohbedachung wird zuletzt aufgeſetzt, und um die Feime herum ſticht man auf allen Seiten eine Rinne aus, wodurch das ab- traͤufelnde Waſſer wegziehen kann.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/290>, abgerufen am 29.03.2024.