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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Die Arbeit der Beackerung.
jedesmal frisch zusammengehäuft wird, geben, und ihnen also verstatten, mit
ihren Wurzeln tief einzudringen, und mittelst derselben mehr in der Tiefe als in
der Breite ihre Nahrung zu suchen.

Die Pflanzen leiden hier, wenn die Beete gut angelegt sind und die tiefen
Furchen sich des Wassers entledigen können, nie von überflüssiger Nässe, indem
diese abziehen kann, aber auch nicht leicht von der Dürre, weil die hier zusammen-
gepflügte mürbe Erde die Feuchtigkeit in der Tiefe lange anhält. Auf undurch-
lassendem Untergrunde werden die Pflanzen über das stauende Wasser genugsam er-
hoben, und selbst, wo die Furchen nicht zureichenden Abzug haben und voll
Wasser stehen, sieht man doch auf den Beeten manchmal die schönsten und ge-
sundesten Früchte. Man versichert deshalb, daß man auf diesen Beeten vom
Auswintern der Saat höchst selten etwas höre.

Die Einwirkung der Atmosphäre wird hier der Erde auch während des Wachs-
thums der Pflanzen durch die hohen Kanten beständig erhalten, welche in dem
lockern Zustande solche immerfort aufnehmen. Die Sonnenstrahlen werden von
ihnen aufgefangen, und die Einwirkung des Lichts wird nie ganz entzogen.

Auch den Pflanzen selbst geben sie Luft und Licht vermittelst der Zwischen-
räume, und befördern dadurch, wenn das Getreide in Aehren steht, das Ansetzen
und die Reifung der Körner, bewirken die Austrocknung bei nasser Witterung durch
den Luftzug, und verhüten somit das Lagern des starken Getreides bei anhalten-
dem Regen. Sie gestatten die Saaten zu jäten und zu behacken, und somit das
Unkraut vollständig zu vertilgen. Ueberhaupt haben sie die unwidersprechliche Er-
fahrung eines großen Ertrages bei den Belgen für sich.

§. 154.

Nachtheile
derselben.
Gegen diese schmalen, hohen Beete führen dagegen andere genaue Beobach-
ter folgende Gründe an, und wollen folgende Nachtheile von ihnen be-
merkt haben.

Es geht, da die Furchen nichts tragen, und beinahe die Hälfte oder doch
1/2 des Ackers einnehmen, viel Boden verloren.

Die Anlegung ist sehr schwierig, das Anpflügen nimmt sehr viel Zeit weg,
und erfordert einen großen Kraftaufwand.


Die Arbeit der Beackerung.
jedesmal friſch zuſammengehaͤuft wird, geben, und ihnen alſo verſtatten, mit
ihren Wurzeln tief einzudringen, und mittelſt derſelben mehr in der Tiefe als in
der Breite ihre Nahrung zu ſuchen.

Die Pflanzen leiden hier, wenn die Beete gut angelegt ſind und die tiefen
Furchen ſich des Waſſers entledigen koͤnnen, nie von uͤberfluͤſſiger Naͤſſe, indem
dieſe abziehen kann, aber auch nicht leicht von der Duͤrre, weil die hier zuſammen-
gepfluͤgte muͤrbe Erde die Feuchtigkeit in der Tiefe lange anhaͤlt. Auf undurch-
laſſendem Untergrunde werden die Pflanzen uͤber das ſtauende Waſſer genugſam er-
hoben, und ſelbſt, wo die Furchen nicht zureichenden Abzug haben und voll
Waſſer ſtehen, ſieht man doch auf den Beeten manchmal die ſchoͤnſten und ge-
ſundeſten Fruͤchte. Man verſichert deshalb, daß man auf dieſen Beeten vom
Auswintern der Saat hoͤchſt ſelten etwas hoͤre.

Die Einwirkung der Atmoſphaͤre wird hier der Erde auch waͤhrend des Wachs-
thums der Pflanzen durch die hohen Kanten beſtaͤndig erhalten, welche in dem
lockern Zuſtande ſolche immerfort aufnehmen. Die Sonnenſtrahlen werden von
ihnen aufgefangen, und die Einwirkung des Lichts wird nie ganz entzogen.

Auch den Pflanzen ſelbſt geben ſie Luft und Licht vermittelſt der Zwiſchen-
raͤume, und befoͤrdern dadurch, wenn das Getreide in Aehren ſteht, das Anſetzen
und die Reifung der Koͤrner, bewirken die Austrocknung bei naſſer Witterung durch
den Luftzug, und verhuͤten ſomit das Lagern des ſtarken Getreides bei anhalten-
dem Regen. Sie geſtatten die Saaten zu jaͤten und zu behacken, und ſomit das
Unkraut vollſtaͤndig zu vertilgen. Ueberhaupt haben ſie die unwiderſprechliche Er-
fahrung eines großen Ertrages bei den Belgen fuͤr ſich.

§. 154.

Nachtheile
derſelben.
Gegen dieſe ſchmalen, hohen Beete fuͤhren dagegen andere genaue Beobach-
ter folgende Gruͤnde an, und wollen folgende Nachtheile von ihnen be-
merkt haben.

Es geht, da die Furchen nichts tragen, und beinahe die Haͤlfte oder doch
½ des Ackers einnehmen, viel Boden verloren.

Die Anlegung iſt ſehr ſchwierig, das Anpfluͤgen nimmt ſehr viel Zeit weg,
und erfordert einen großen Kraftaufwand.


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[76/0098] Die Arbeit der Beackerung. jedesmal friſch zuſammengehaͤuft wird, geben, und ihnen alſo verſtatten, mit ihren Wurzeln tief einzudringen, und mittelſt derſelben mehr in der Tiefe als in der Breite ihre Nahrung zu ſuchen. Die Pflanzen leiden hier, wenn die Beete gut angelegt ſind und die tiefen Furchen ſich des Waſſers entledigen koͤnnen, nie von uͤberfluͤſſiger Naͤſſe, indem dieſe abziehen kann, aber auch nicht leicht von der Duͤrre, weil die hier zuſammen- gepfluͤgte muͤrbe Erde die Feuchtigkeit in der Tiefe lange anhaͤlt. Auf undurch- laſſendem Untergrunde werden die Pflanzen uͤber das ſtauende Waſſer genugſam er- hoben, und ſelbſt, wo die Furchen nicht zureichenden Abzug haben und voll Waſſer ſtehen, ſieht man doch auf den Beeten manchmal die ſchoͤnſten und ge- ſundeſten Fruͤchte. Man verſichert deshalb, daß man auf dieſen Beeten vom Auswintern der Saat hoͤchſt ſelten etwas hoͤre. Die Einwirkung der Atmoſphaͤre wird hier der Erde auch waͤhrend des Wachs- thums der Pflanzen durch die hohen Kanten beſtaͤndig erhalten, welche in dem lockern Zuſtande ſolche immerfort aufnehmen. Die Sonnenſtrahlen werden von ihnen aufgefangen, und die Einwirkung des Lichts wird nie ganz entzogen. Auch den Pflanzen ſelbſt geben ſie Luft und Licht vermittelſt der Zwiſchen- raͤume, und befoͤrdern dadurch, wenn das Getreide in Aehren ſteht, das Anſetzen und die Reifung der Koͤrner, bewirken die Austrocknung bei naſſer Witterung durch den Luftzug, und verhuͤten ſomit das Lagern des ſtarken Getreides bei anhalten- dem Regen. Sie geſtatten die Saaten zu jaͤten und zu behacken, und ſomit das Unkraut vollſtaͤndig zu vertilgen. Ueberhaupt haben ſie die unwiderſprechliche Er- fahrung eines großen Ertrages bei den Belgen fuͤr ſich. §. 154. Gegen dieſe ſchmalen, hohen Beete fuͤhren dagegen andere genaue Beobach- ter folgende Gruͤnde an, und wollen folgende Nachtheile von ihnen be- merkt haben. Nachtheile derſelben. Es geht, da die Furchen nichts tragen, und beinahe die Haͤlfte oder doch ½ des Ackers einnehmen, viel Boden verloren. Die Anlegung iſt ſehr ſchwierig, das Anpfluͤgen nimmt ſehr viel Zeit weg, und erfordert einen großen Kraftaufwand.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/98>, abgerufen am 28.03.2024.