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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Der Rocken.
und Boden, wo man dies nur als das gewöhnliche annehmen kann, bezahlt
seine Bestellungskosten kaum und hat als Ackerboden keinen Werth.

Das Gewicht eines Scheffels reinen Rockens ist zwischen 76 und 86 Pfd.

Nächst dem Weizen enthält der Rocken unter den gewöhnlichen Getreide-
arten die größte Quantität nahrhafter Substanzen. Er enthält eine aromatische
Substanz, welche besonders seinen Hülsen anzuhängen scheint, weil der eigen-
thümliche angenehme Geruch und Geschmack des Rockenbrodes bei dem aus fei-
nem gebeutelten Mehle bereiteten Brode verloren geht. Man kann diesem den
Geruch, zugleich aber die schwarze Farbe dem Brode wiedergeben, wenn man
einen heißen Aufguß der Kleye bereitet und sich dessen zum Einteigen bedient.
Diese Substanz scheint die Verdaulichkeit zu befördern und hat einen besonders
erfrischende und stärkende Einwirkung auf den thierischen Körper.

§. 84.

Der Preis des Rockens ist da, wo er die allgemeinste Nahrung der Men-Preis.
schen ausmacht, beständiger, wie der anderer Getreidearten; steht wenigstens
mehr mit dem Ertrage der heurigen Ernte in Verhältniß. Nachfrage vom Aus-
lande wirkt in unsren Gegenden nur indirect darauf ein. Auf die Dauer regulirt
er bei uns den Preis aller übrigen Produkte, und selbst durch den Arbeitslohn
den Preis der Fabrikate. Sein Absatz ist im Ganzen der sicherste, wenn man
gleich nach Orts- und Zeitverhältnissen durch andre Produkte mehr gewin-
nen kann.

§. 85.

Auf allem Boden, der ein Uebergewicht von Sande enthält und der Feuch-
tigkeit nicht zu sehr ausgesetzt ist, hat man bei guter Bestellung am wenigsten
Mißwachs von ihm zu besorgen.

Er erschöpft den Boden weniger als der Weizen. Wir haben in den Be-
merkungen, die dem zweiten Bande vorgedruckt sind, angenommen, daß eine
gehörige Ernte 30 Prozent von der im Boden befindlichen Kraft ausziehe.
Durch sein starkes Stroh, welches kein anderes Getreide in so großem Ver-
hältnisse iiefert, und welches zu allen wirthschaftlichen Bedürfnissen so beson-
ders geeignet ist, ersetzt er, wenn es gehörig zu Mist gemacht wird, die ausge-
sogene Kraft mehr wie anderes Getreide.


Der Rocken.
und Boden, wo man dies nur als das gewoͤhnliche annehmen kann, bezahlt
ſeine Beſtellungskoſten kaum und hat als Ackerboden keinen Werth.

Das Gewicht eines Scheffels reinen Rockens iſt zwiſchen 76 und 86 Pfd.

Naͤchſt dem Weizen enthaͤlt der Rocken unter den gewoͤhnlichen Getreide-
arten die groͤßte Quantitaͤt nahrhafter Subſtanzen. Er enthaͤlt eine aromatiſche
Subſtanz, welche beſonders ſeinen Huͤlſen anzuhaͤngen ſcheint, weil der eigen-
thuͤmliche angenehme Geruch und Geſchmack des Rockenbrodes bei dem aus fei-
nem gebeutelten Mehle bereiteten Brode verloren geht. Man kann dieſem den
Geruch, zugleich aber die ſchwarze Farbe dem Brode wiedergeben, wenn man
einen heißen Aufguß der Kleye bereitet und ſich deſſen zum Einteigen bedient.
Dieſe Subſtanz ſcheint die Verdaulichkeit zu befoͤrdern und hat einen beſonders
erfriſchende und ſtaͤrkende Einwirkung auf den thieriſchen Koͤrper.

§. 84.

Der Preis des Rockens iſt da, wo er die allgemeinſte Nahrung der Men-Preis.
ſchen ausmacht, beſtaͤndiger, wie der anderer Getreidearten; ſteht wenigſtens
mehr mit dem Ertrage der heurigen Ernte in Verhaͤltniß. Nachfrage vom Aus-
lande wirkt in unſren Gegenden nur indirect darauf ein. Auf die Dauer regulirt
er bei uns den Preis aller uͤbrigen Produkte, und ſelbſt durch den Arbeitslohn
den Preis der Fabrikate. Sein Abſatz iſt im Ganzen der ſicherſte, wenn man
gleich nach Orts- und Zeitverhaͤltniſſen durch andre Produkte mehr gewin-
nen kann.

§. 85.

Auf allem Boden, der ein Uebergewicht von Sande enthaͤlt und der Feuch-
tigkeit nicht zu ſehr ausgeſetzt iſt, hat man bei guter Beſtellung am wenigſten
Mißwachs von ihm zu beſorgen.

Er erſchoͤpft den Boden weniger als der Weizen. Wir haben in den Be-
merkungen, die dem zweiten Bande vorgedruckt ſind, angenommen, daß eine
gehoͤrige Ernte 30 Prozent von der im Boden befindlichen Kraft ausziehe.
Durch ſein ſtarkes Stroh, welches kein anderes Getreide in ſo großem Ver-
haͤltniſſe iiefert, und welches zu allen wirthſchaftlichen Beduͤrfniſſen ſo beſon-
ders geeignet iſt, erſetzt er, wenn es gehoͤrig zu Miſt gemacht wird, die ausge-
ſogene Kraft mehr wie anderes Getreide.


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[79/0103] Der Rocken. und Boden, wo man dies nur als das gewoͤhnliche annehmen kann, bezahlt ſeine Beſtellungskoſten kaum und hat als Ackerboden keinen Werth. Das Gewicht eines Scheffels reinen Rockens iſt zwiſchen 76 und 86 Pfd. Naͤchſt dem Weizen enthaͤlt der Rocken unter den gewoͤhnlichen Getreide- arten die groͤßte Quantitaͤt nahrhafter Subſtanzen. Er enthaͤlt eine aromatiſche Subſtanz, welche beſonders ſeinen Huͤlſen anzuhaͤngen ſcheint, weil der eigen- thuͤmliche angenehme Geruch und Geſchmack des Rockenbrodes bei dem aus fei- nem gebeutelten Mehle bereiteten Brode verloren geht. Man kann dieſem den Geruch, zugleich aber die ſchwarze Farbe dem Brode wiedergeben, wenn man einen heißen Aufguß der Kleye bereitet und ſich deſſen zum Einteigen bedient. Dieſe Subſtanz ſcheint die Verdaulichkeit zu befoͤrdern und hat einen beſonders erfriſchende und ſtaͤrkende Einwirkung auf den thieriſchen Koͤrper. §. 84. Der Preis des Rockens iſt da, wo er die allgemeinſte Nahrung der Men- ſchen ausmacht, beſtaͤndiger, wie der anderer Getreidearten; ſteht wenigſtens mehr mit dem Ertrage der heurigen Ernte in Verhaͤltniß. Nachfrage vom Aus- lande wirkt in unſren Gegenden nur indirect darauf ein. Auf die Dauer regulirt er bei uns den Preis aller uͤbrigen Produkte, und ſelbſt durch den Arbeitslohn den Preis der Fabrikate. Sein Abſatz iſt im Ganzen der ſicherſte, wenn man gleich nach Orts- und Zeitverhaͤltniſſen durch andre Produkte mehr gewin- nen kann. Preis. §. 85. Auf allem Boden, der ein Uebergewicht von Sande enthaͤlt und der Feuch- tigkeit nicht zu ſehr ausgeſetzt iſt, hat man bei guter Beſtellung am wenigſten Mißwachs von ihm zu beſorgen. Er erſchoͤpft den Boden weniger als der Weizen. Wir haben in den Be- merkungen, die dem zweiten Bande vorgedruckt ſind, angenommen, daß eine gehoͤrige Ernte 30 Prozent von der im Boden befindlichen Kraft ausziehe. Durch ſein ſtarkes Stroh, welches kein anderes Getreide in ſo großem Ver- haͤltniſſe iiefert, und welches zu allen wirthſchaftlichen Beduͤrfniſſen ſo beſon- ders geeignet iſt, erſetzt er, wenn es gehoͤrig zu Miſt gemacht wird, die ausge- ſogene Kraft mehr wie anderes Getreide.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/103>, abgerufen am 28.03.2024.