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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Der Hafer.
ben kann, und was sich sonst nur durch Zeit und Kultur für andre Pflanzen
aufgelöst hätte, sich aneignet. Aber auf fruchtbarem Boden lohnt er um so mehr.

In der Dreifelderwirthschaft säet man ihn in vierter und sechster Tracht;
überhaupt wo Gerste sich nicht mehr nähren kann. Man würde sich aber, vie-
len Erfahrungen nach, auf strengem Weizenboden besser beim Hafer stehen, wenn
man ihn statt der Gerste bauete.

In der Mecklenburgischen Koppelwirthschaft kommt er als letzte Frucht nach
der Gerste. Einen angemessenern Platz haben ihm die Hollsteiner angewiesen,
wenn sie ihn in die umgebrochenen Dreisch- oder Grasnarbe säen, und sie haben
diese Methode beibehalten, wenn sie auch im folgenden Jahre eine Brachbear-
beitung geben. Denn in umgebrochener noch nicht zersetzter Grasnarbe geräth
er vorzüglich, besonders wenn er möglichst früh gesäet wird.

So findet er auch einen vortrefflichen Platz auf einem zweijährigen Klee-
felde, welches man bis zum Herbst benutzen will, und daher zur Winterung nicht
vorbereiten kann. Früh genug im Herbste umgebrochen, im Frühjahr den Hafer
aufgesäet und untergepflügt, mit der Egge leicht überzogen, und dann nach dem
Auflaufen noch einmal geeget, was der Hafer weit besser als die Gerste verträgt,
wird man hier in der Regel einen höheren Werth an Hafer gewinnen, als wenn
man Gerste auch auf drei Furchen gesäet hätte, und oft einen höheren, als wenn
man das Kleefeld nach dem ersten Schnitte umgebrochen, dreimal gepflügt, und
mit Winterung besäet hätte.

§. 99.

Vorbereitung.Wenn der Hafer in die Stoppel eines andren Getreides gebauet wird, so
geben ihm einige nur eine, andre zwei, und noch andre, die den Hafer mehr
schätzen, drei Furchen. Daß der dreifurchige Hafer am besten gerathe, gestehen
zwar die meisten ein; aber man thut es aus Mangel an Zeit oder weil man ihn
der Mühe nicht werth hält, selten. Auch besorgt man, daß sich seine Aussaat
dadurch zu sehr verspäten werde; was doch in einem nicht besonders kalten Klima
überall nichts zu bedeuten hat. Nach der zweifurchigen Bestellung aber kommt
mehr Unkraut hervor, und in der That habe ich auf Acker, der mit vielem
Saamenunkraute angefüllet war, nicht selten den Hafer nach zwei Furchen des-
halb schlechter, wie nach einer, gerathen sehen. Ist dagegen mehr Wurzelun-

Der Hafer.
ben kann, und was ſich ſonſt nur durch Zeit und Kultur fuͤr andre Pflanzen
aufgeloͤſt haͤtte, ſich aneignet. Aber auf fruchtbarem Boden lohnt er um ſo mehr.

In der Dreifelderwirthſchaft ſaͤet man ihn in vierter und ſechſter Tracht;
uͤberhaupt wo Gerſte ſich nicht mehr naͤhren kann. Man wuͤrde ſich aber, vie-
len Erfahrungen nach, auf ſtrengem Weizenboden beſſer beim Hafer ſtehen, wenn
man ihn ſtatt der Gerſte bauete.

In der Mecklenburgiſchen Koppelwirthſchaft kommt er als letzte Frucht nach
der Gerſte. Einen angemeſſenern Platz haben ihm die Hollſteiner angewieſen,
wenn ſie ihn in die umgebrochenen Dreiſch- oder Grasnarbe ſaͤen, und ſie haben
dieſe Methode beibehalten, wenn ſie auch im folgenden Jahre eine Brachbear-
beitung geben. Denn in umgebrochener noch nicht zerſetzter Grasnarbe geraͤth
er vorzuͤglich, beſonders wenn er moͤglichſt fruͤh geſaͤet wird.

So findet er auch einen vortrefflichen Platz auf einem zweijaͤhrigen Klee-
felde, welches man bis zum Herbſt benutzen will, und daher zur Winterung nicht
vorbereiten kann. Fruͤh genug im Herbſte umgebrochen, im Fruͤhjahr den Hafer
aufgeſaͤet und untergepfluͤgt, mit der Egge leicht uͤberzogen, und dann nach dem
Auflaufen noch einmal geeget, was der Hafer weit beſſer als die Gerſte vertraͤgt,
wird man hier in der Regel einen hoͤheren Werth an Hafer gewinnen, als wenn
man Gerſte auch auf drei Furchen geſaͤet haͤtte, und oft einen hoͤheren, als wenn
man das Kleefeld nach dem erſten Schnitte umgebrochen, dreimal gepfluͤgt, und
mit Winterung beſaͤet haͤtte.

§. 99.

Vorbereitung.Wenn der Hafer in die Stoppel eines andren Getreides gebauet wird, ſo
geben ihm einige nur eine, andre zwei, und noch andre, die den Hafer mehr
ſchaͤtzen, drei Furchen. Daß der dreifurchige Hafer am beſten gerathe, geſtehen
zwar die meiſten ein; aber man thut es aus Mangel an Zeit oder weil man ihn
der Muͤhe nicht werth haͤlt, ſelten. Auch beſorgt man, daß ſich ſeine Ausſaat
dadurch zu ſehr verſpaͤten werde; was doch in einem nicht beſonders kalten Klima
uͤberall nichts zu bedeuten hat. Nach der zweifurchigen Beſtellung aber kommt
mehr Unkraut hervor, und in der That habe ich auf Acker, der mit vielem
Saamenunkraute angefuͤllet war, nicht ſelten den Hafer nach zwei Furchen des-
halb ſchlechter, wie nach einer, gerathen ſehen. Iſt dagegen mehr Wurzelun-

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[92/0116] Der Hafer. ben kann, und was ſich ſonſt nur durch Zeit und Kultur fuͤr andre Pflanzen aufgeloͤſt haͤtte, ſich aneignet. Aber auf fruchtbarem Boden lohnt er um ſo mehr. In der Dreifelderwirthſchaft ſaͤet man ihn in vierter und ſechſter Tracht; uͤberhaupt wo Gerſte ſich nicht mehr naͤhren kann. Man wuͤrde ſich aber, vie- len Erfahrungen nach, auf ſtrengem Weizenboden beſſer beim Hafer ſtehen, wenn man ihn ſtatt der Gerſte bauete. In der Mecklenburgiſchen Koppelwirthſchaft kommt er als letzte Frucht nach der Gerſte. Einen angemeſſenern Platz haben ihm die Hollſteiner angewieſen, wenn ſie ihn in die umgebrochenen Dreiſch- oder Grasnarbe ſaͤen, und ſie haben dieſe Methode beibehalten, wenn ſie auch im folgenden Jahre eine Brachbear- beitung geben. Denn in umgebrochener noch nicht zerſetzter Grasnarbe geraͤth er vorzuͤglich, beſonders wenn er moͤglichſt fruͤh geſaͤet wird. So findet er auch einen vortrefflichen Platz auf einem zweijaͤhrigen Klee- felde, welches man bis zum Herbſt benutzen will, und daher zur Winterung nicht vorbereiten kann. Fruͤh genug im Herbſte umgebrochen, im Fruͤhjahr den Hafer aufgeſaͤet und untergepfluͤgt, mit der Egge leicht uͤberzogen, und dann nach dem Auflaufen noch einmal geeget, was der Hafer weit beſſer als die Gerſte vertraͤgt, wird man hier in der Regel einen hoͤheren Werth an Hafer gewinnen, als wenn man Gerſte auch auf drei Furchen geſaͤet haͤtte, und oft einen hoͤheren, als wenn man das Kleefeld nach dem erſten Schnitte umgebrochen, dreimal gepfluͤgt, und mit Winterung beſaͤet haͤtte. §. 99. Wenn der Hafer in die Stoppel eines andren Getreides gebauet wird, ſo geben ihm einige nur eine, andre zwei, und noch andre, die den Hafer mehr ſchaͤtzen, drei Furchen. Daß der dreifurchige Hafer am beſten gerathe, geſtehen zwar die meiſten ein; aber man thut es aus Mangel an Zeit oder weil man ihn der Muͤhe nicht werth haͤlt, ſelten. Auch beſorgt man, daß ſich ſeine Ausſaat dadurch zu ſehr verſpaͤten werde; was doch in einem nicht beſonders kalten Klima uͤberall nichts zu bedeuten hat. Nach der zweifurchigen Beſtellung aber kommt mehr Unkraut hervor, und in der That habe ich auf Acker, der mit vielem Saamenunkraute angefuͤllet war, nicht ſelten den Hafer nach zwei Furchen des- halb ſchlechter, wie nach einer, gerathen ſehen. Iſt dagegen mehr Wurzelun- Vorbereitung.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/116>, abgerufen am 29.03.2024.