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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Buchweizen.
Ihr Anbau unterscheidet sich nicht von dem der Erbsen und Wicken, und mir
sind bisher keine zureichende Gründe bekannt, welche dieselben vor diesen em-
pfehlbar machten.

Der Buchweizen, das Haidekorn.
§. 155.

Diese Frucht nimmt mit Bodenarten vorlieb, die für jede andre Sommer-Boden.
frucht zu dürftig sind. Sie wächst auf dürrem Sandboden, in Jahren, wo es
zu rechter Zeit an Regen nicht fehlt, und giebt dann einen so reichlichen Ertrag
darauf, wie keine andre; hat aber der Boden eine feuchtere Lage, so ist sie um
so sichrer. Dann liebt sie den Haidboden, und hat daher ihren Namen erhal-
ten, so wie auch abgetrockneten Moorboden. Sie wird auf solchen Neubrüchen
mit großem Vortheile gebaut, und bereitet sie für andere Früchte besonders vor.
In sandigen Gegenden ist sie die einzige Zwischenfrucht zwischen den Rocken-
saaten und vertritt die Stelle aller andern Brachfrüchte, wird also in der Rok-
kenstoppel gebauet. Sichrer und besser gedeiht sie aber, wenn der Acker eine
Reihe von Jahren zur Weide gelegen hat, im aufgebrochenen Dreisch an der
Stelle der Brache.

Kräftiger und stärker wächst die Pflanze freilich auf besserem Boden, aber
nur im Kraute, und setzt hier selten viele Körner an. Eine schwache Düngung
bekommt ihr gut, eine kräftigere treibt sie zu sehr ins Kraut, Wenn der Acker
gedüngt werden soll, so bringt man gewöhnlich nur die Hälfte der Düngung
vor ihrer Aussaat auf, und die andere Hälfte nach ihrer Aberntung auf die
Stoppel. Der Haidepaltendünger, welcher in den Buchweizengegenden viel ge-
macht wird, ist dem Buchweizen besonders angemessen.

Es wird auch der loseste Boden zweimal dazu im Frühjahre gepflügt, be-
sonders wohl um des Unkrauts willen.

§. 156.

Dieses aus dem Oriente in den Zeiten der Kreuzzüge zu uns gebrachteAussaat.
Korn hat seine Empfindlichkeit gegen den Frost noch nicht abgelegt, und wird
durch den geringsten Morgenreif zerstört. Deshalb wagt man nie, es früher

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Buchweizen.
Ihr Anbau unterſcheidet ſich nicht von dem der Erbſen und Wicken, und mir
ſind bisher keine zureichende Gruͤnde bekannt, welche dieſelben vor dieſen em-
pfehlbar machten.

Der Buchweizen, das Haidekorn.
§. 155.

Dieſe Frucht nimmt mit Bodenarten vorlieb, die fuͤr jede andre Sommer-Boden.
frucht zu duͤrftig ſind. Sie waͤchſt auf duͤrrem Sandboden, in Jahren, wo es
zu rechter Zeit an Regen nicht fehlt, und giebt dann einen ſo reichlichen Ertrag
darauf, wie keine andre; hat aber der Boden eine feuchtere Lage, ſo iſt ſie um
ſo ſichrer. Dann liebt ſie den Haidboden, und hat daher ihren Namen erhal-
ten, ſo wie auch abgetrockneten Moorboden. Sie wird auf ſolchen Neubruͤchen
mit großem Vortheile gebaut, und bereitet ſie fuͤr andere Fruͤchte beſonders vor.
In ſandigen Gegenden iſt ſie die einzige Zwiſchenfrucht zwiſchen den Rocken-
ſaaten und vertritt die Stelle aller andern Brachfruͤchte, wird alſo in der Rok-
kenſtoppel gebauet. Sichrer und beſſer gedeiht ſie aber, wenn der Acker eine
Reihe von Jahren zur Weide gelegen hat, im aufgebrochenen Dreiſch an der
Stelle der Brache.

Kraͤftiger und ſtaͤrker waͤchſt die Pflanze freilich auf beſſerem Boden, aber
nur im Kraute, und ſetzt hier ſelten viele Koͤrner an. Eine ſchwache Duͤngung
bekommt ihr gut, eine kraͤftigere treibt ſie zu ſehr ins Kraut, Wenn der Acker
geduͤngt werden ſoll, ſo bringt man gewoͤhnlich nur die Haͤlfte der Duͤngung
vor ihrer Ausſaat auf, und die andere Haͤlfte nach ihrer Aberntung auf die
Stoppel. Der Haidepaltenduͤnger, welcher in den Buchweizengegenden viel ge-
macht wird, iſt dem Buchweizen beſonders angemeſſen.

Es wird auch der loſeſte Boden zweimal dazu im Fruͤhjahre gepfluͤgt, be-
ſonders wohl um des Unkrauts willen.

§. 156.

Dieſes aus dem Oriente in den Zeiten der Kreuzzuͤge zu uns gebrachteAusſaat.
Korn hat ſeine Empfindlichkeit gegen den Froſt noch nicht abgelegt, und wird
durch den geringſten Morgenreif zerſtoͤrt. Deshalb wagt man nie, es fruͤher

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[131/0155] Buchweizen. Ihr Anbau unterſcheidet ſich nicht von dem der Erbſen und Wicken, und mir ſind bisher keine zureichende Gruͤnde bekannt, welche dieſelben vor dieſen em- pfehlbar machten. Der Buchweizen, das Haidekorn. §. 155. Dieſe Frucht nimmt mit Bodenarten vorlieb, die fuͤr jede andre Sommer- frucht zu duͤrftig ſind. Sie waͤchſt auf duͤrrem Sandboden, in Jahren, wo es zu rechter Zeit an Regen nicht fehlt, und giebt dann einen ſo reichlichen Ertrag darauf, wie keine andre; hat aber der Boden eine feuchtere Lage, ſo iſt ſie um ſo ſichrer. Dann liebt ſie den Haidboden, und hat daher ihren Namen erhal- ten, ſo wie auch abgetrockneten Moorboden. Sie wird auf ſolchen Neubruͤchen mit großem Vortheile gebaut, und bereitet ſie fuͤr andere Fruͤchte beſonders vor. In ſandigen Gegenden iſt ſie die einzige Zwiſchenfrucht zwiſchen den Rocken- ſaaten und vertritt die Stelle aller andern Brachfruͤchte, wird alſo in der Rok- kenſtoppel gebauet. Sichrer und beſſer gedeiht ſie aber, wenn der Acker eine Reihe von Jahren zur Weide gelegen hat, im aufgebrochenen Dreiſch an der Stelle der Brache. Boden. Kraͤftiger und ſtaͤrker waͤchſt die Pflanze freilich auf beſſerem Boden, aber nur im Kraute, und ſetzt hier ſelten viele Koͤrner an. Eine ſchwache Duͤngung bekommt ihr gut, eine kraͤftigere treibt ſie zu ſehr ins Kraut, Wenn der Acker geduͤngt werden ſoll, ſo bringt man gewoͤhnlich nur die Haͤlfte der Duͤngung vor ihrer Ausſaat auf, und die andere Haͤlfte nach ihrer Aberntung auf die Stoppel. Der Haidepaltenduͤnger, welcher in den Buchweizengegenden viel ge- macht wird, iſt dem Buchweizen beſonders angemeſſen. Es wird auch der loſeſte Boden zweimal dazu im Fruͤhjahre gepfluͤgt, be- ſonders wohl um des Unkrauts willen. §. 156. Dieſes aus dem Oriente in den Zeiten der Kreuzzuͤge zu uns gebrachte Korn hat ſeine Empfindlichkeit gegen den Froſt noch nicht abgelegt, und wird durch den geringſten Morgenreif zerſtoͤrt. Deshalb wagt man nie, es fruͤher Ausſaat. R 2

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/155>, abgerufen am 29.03.2024.