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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Mengekorn.
kömmt von beiden einen mit der Einsaat in Verhältniß stehenden Ertrag.
Zuweilen geräth die eine Frucht vorzüglich, verdrängt die andre fast, und die
Ernte steht in keinem Verhältniß mit der von jeder Art gemachten Einsaat; je
nachdem nämlich die Witterung die eine oder die andere begünstigt. Darin
liegt eben der Hauptvortheil, daß wenn die Witterung der einen Frucht nach-
theilig ist, sie der andern mehr zusagt, und diese dann in dem gewonnenen
Raume sich mehr verbreitet und nährt; wenn man es auch nicht zugestehen wollte,
daß verschiedene Gewächse sich auch verschiedene Stoffe besonders aneignen.

Es versteht sich indessen, daß es Früchte seyn müssen, die fast gleichzeitig
reifen. Trifft ihre Reife nicht ganz genau zusammen, so richtet man sich bei
der Ernte nach der, welche die Oberhand hat, oder nach der zuerst reifenden,
da die andre nachreift oder auch unreif zu Nutzen kommt. Verschiedene Ge-
menge lassen sich, wenn es darauf ankommt, durch das Wurfeln und Sieben
wieder trennen; mehrentheils benutzt man sie aber in der Vermischung.

Gewiß richtig hat man aber bemerkt, daß die Gemenge den Boden stärker
angreifen; sie geben dagegen auch stärkeres Stroh für den Düngerhaufen.
Gegen das Unkraut glaubt man sich durch Mengekorn mehr zu schützen, was
auch in einigen Fällen so seyn kann.

§. 164.

Die gewöhnlichsten Gemenge sind: Weizen und Rocken untereinander.Weiz-Rocken.
Dies Gemenge ist unter dem Namen Meteil und Mäslin in manchen Ge-
genden sehr gebräuchlich, und kommt in diesen fast häufiger als bloßer Rocken
vor. Es wird daraus das gewöhnliche Brod gebacken und als vorzüglich nahr-
haft und schmackhaft gerühmt. Man behauptet in den Niederlanden, daß auf
Boden, der keinen Weizen mehr tragen wolle, der Weizen unter Rocken an
sich höheren Ertrag gebe, als wenn er allein gesäet werde, und daß man den
Rocken noch darüber habe. Man säet das Gemenge gewöhnlich in die Weizen-
stoppel. In andern Gegenden wird statt des Weizens Spelz mit dem Rocken
vermengt, die sich leichter von einander trennen lassen.

§. 165.

Gerste (die zweizeilige) und Hafer sind eben so gebräuchlich und nach mei-Gerste.
nen Versuchen sehr zweckmäßig. Ist der Boden angemessen, so wird die üppi-

Mengekorn.
koͤmmt von beiden einen mit der Einſaat in Verhaͤltniß ſtehenden Ertrag.
Zuweilen geraͤth die eine Frucht vorzuͤglich, verdraͤngt die andre faſt, und die
Ernte ſteht in keinem Verhaͤltniß mit der von jeder Art gemachten Einſaat; je
nachdem naͤmlich die Witterung die eine oder die andere beguͤnſtigt. Darin
liegt eben der Hauptvortheil, daß wenn die Witterung der einen Frucht nach-
theilig iſt, ſie der andern mehr zuſagt, und dieſe dann in dem gewonnenen
Raume ſich mehr verbreitet und naͤhrt; wenn man es auch nicht zugeſtehen wollte,
daß verſchiedene Gewaͤchſe ſich auch verſchiedene Stoffe beſonders aneignen.

Es verſteht ſich indeſſen, daß es Fruͤchte ſeyn muͤſſen, die faſt gleichzeitig
reifen. Trifft ihre Reife nicht ganz genau zuſammen, ſo richtet man ſich bei
der Ernte nach der, welche die Oberhand hat, oder nach der zuerſt reifenden,
da die andre nachreift oder auch unreif zu Nutzen kommt. Verſchiedene Ge-
menge laſſen ſich, wenn es darauf ankommt, durch das Wurfeln und Sieben
wieder trennen; mehrentheils benutzt man ſie aber in der Vermiſchung.

Gewiß richtig hat man aber bemerkt, daß die Gemenge den Boden ſtaͤrker
angreifen; ſie geben dagegen auch ſtaͤrkeres Stroh fuͤr den Duͤngerhaufen.
Gegen das Unkraut glaubt man ſich durch Mengekorn mehr zu ſchuͤtzen, was
auch in einigen Faͤllen ſo ſeyn kann.

§. 164.

Die gewoͤhnlichſten Gemenge ſind: Weizen und Rocken untereinander.Weiz-Rocken.
Dies Gemenge iſt unter dem Namen Meteil und Maͤslin in manchen Ge-
genden ſehr gebraͤuchlich, und kommt in dieſen faſt haͤufiger als bloßer Rocken
vor. Es wird daraus das gewoͤhnliche Brod gebacken und als vorzuͤglich nahr-
haft und ſchmackhaft geruͤhmt. Man behauptet in den Niederlanden, daß auf
Boden, der keinen Weizen mehr tragen wolle, der Weizen unter Rocken an
ſich hoͤheren Ertrag gebe, als wenn er allein geſaͤet werde, und daß man den
Rocken noch daruͤber habe. Man ſaͤet das Gemenge gewoͤhnlich in die Weizen-
ſtoppel. In andern Gegenden wird ſtatt des Weizens Spelz mit dem Rocken
vermengt, die ſich leichter von einander trennen laſſen.

§. 165.

Gerſte (die zweizeilige) und Hafer ſind eben ſo gebraͤuchlich und nach mei-Gerſte.
nen Verſuchen ſehr zweckmaͤßig. Iſt der Boden angemeſſen, ſo wird die uͤppi-

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[135/0159] Mengekorn. koͤmmt von beiden einen mit der Einſaat in Verhaͤltniß ſtehenden Ertrag. Zuweilen geraͤth die eine Frucht vorzuͤglich, verdraͤngt die andre faſt, und die Ernte ſteht in keinem Verhaͤltniß mit der von jeder Art gemachten Einſaat; je nachdem naͤmlich die Witterung die eine oder die andere beguͤnſtigt. Darin liegt eben der Hauptvortheil, daß wenn die Witterung der einen Frucht nach- theilig iſt, ſie der andern mehr zuſagt, und dieſe dann in dem gewonnenen Raume ſich mehr verbreitet und naͤhrt; wenn man es auch nicht zugeſtehen wollte, daß verſchiedene Gewaͤchſe ſich auch verſchiedene Stoffe beſonders aneignen. Es verſteht ſich indeſſen, daß es Fruͤchte ſeyn muͤſſen, die faſt gleichzeitig reifen. Trifft ihre Reife nicht ganz genau zuſammen, ſo richtet man ſich bei der Ernte nach der, welche die Oberhand hat, oder nach der zuerſt reifenden, da die andre nachreift oder auch unreif zu Nutzen kommt. Verſchiedene Ge- menge laſſen ſich, wenn es darauf ankommt, durch das Wurfeln und Sieben wieder trennen; mehrentheils benutzt man ſie aber in der Vermiſchung. Gewiß richtig hat man aber bemerkt, daß die Gemenge den Boden ſtaͤrker angreifen; ſie geben dagegen auch ſtaͤrkeres Stroh fuͤr den Duͤngerhaufen. Gegen das Unkraut glaubt man ſich durch Mengekorn mehr zu ſchuͤtzen, was auch in einigen Faͤllen ſo ſeyn kann. §. 164. Die gewoͤhnlichſten Gemenge ſind: Weizen und Rocken untereinander. Dies Gemenge iſt unter dem Namen Meteil und Maͤslin in manchen Ge- genden ſehr gebraͤuchlich, und kommt in dieſen faſt haͤufiger als bloßer Rocken vor. Es wird daraus das gewoͤhnliche Brod gebacken und als vorzuͤglich nahr- haft und ſchmackhaft geruͤhmt. Man behauptet in den Niederlanden, daß auf Boden, der keinen Weizen mehr tragen wolle, der Weizen unter Rocken an ſich hoͤheren Ertrag gebe, als wenn er allein geſaͤet werde, und daß man den Rocken noch daruͤber habe. Man ſaͤet das Gemenge gewoͤhnlich in die Weizen- ſtoppel. In andern Gegenden wird ſtatt des Weizens Spelz mit dem Rocken vermengt, die ſich leichter von einander trennen laſſen. Weiz-Rocken. §. 165. Gerſte (die zweizeilige) und Hafer ſind eben ſo gebraͤuchlich und nach mei- nen Verſuchen ſehr zweckmaͤßig. Iſt der Boden angemeſſen, ſo wird die uͤppi- Gerſte.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/159>, abgerufen am 29.03.2024.