Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite
Sommerrapps oder Sommerrübsen.
Der Sommerrapps oder Sommerrübsen.
§. 209.

Diese Namen nämlich sind gleichbedeutend und diese Pflanze ist spezifisch
vom Rapps und Rübsen verschieden, also nicht wie bei manchem Sommer- und
Wintergetreide, eine bloße durch die Kultur bewirkte Spielart. Es ist die Bras-
sica campestris
der Botaniker, die auch hin und wieder wild wächst. Sie ist
die einzige Pflanze dieses Geschlechts, welche es in der Art hat, sehr schnell in
die Höhe und Blüten zu treiben, und darin dem Senfe und dem Ackerrettig
gleichkommt. Sie ist also ein Sommergewächs, und kann von dem Zeitpunkte
an, wo man für Nachtfröste sicher ist, bis zu Ende des Junius gesäet werden,
und kommt auch in letzterem Falle völlig zur Reife.

§. 210.

Sie will einen kräftigen humusreichen und nicht zu dürren Boden haben,
und eine reine und klare Beackerung. In der Regel bringt man sie bei der
Dreifelderwirthschaft in das Brachfeld, und bauet dann nach der Aberntung, Win-
terung. Dies Gewächs ziehet zwar weniger Dungkraft aus dem Boden wie der
Winterrapps, jedoch im Verhältniß der kurzen Zeit, in welcher er seine Vegeta-
tion vollendet, merklich viele, und giebt in der Regel einen bei weitem geringe-
ren Ertrag, als die Winter-Oelsaaten.

§. 211.

Man muß nach geschehener Vorbereitung des Ackers eine günstige feuchte
Witterung zur Aussaat wahrnehmen, damit der Saame schnell keime, und dem
Unkraute sowohl, wie dem Erdfloh zuvorkomme. Von einer glücklichen Benutzung
der Witterung hängt das Gedeihen vorzüglich ab. Dann kömmt es darauf an,
ob er in der Blütezeit den kleinen Käfern und ihren Maden, auch einer gewissen
schwarzen Raupenart entgehe. Der spät gesäete Sommerraps reift um Michae-
lis -- der früher gesäete um so viel früher -- und es ist in den meisten Stük-
ken dasselbe wie bei dem Winterraps dabei zu beobachten; doch wird er wohl
selten auf dem Felde abgedroschen.


Vierter Theil. Y
Sommerrapps oder Sommerruͤbſen.
Der Sommerrapps oder Sommerruͤbſen.
§. 209.

Dieſe Namen naͤmlich ſind gleichbedeutend und dieſe Pflanze iſt ſpezifiſch
vom Rapps und Ruͤbſen verſchieden, alſo nicht wie bei manchem Sommer- und
Wintergetreide, eine bloße durch die Kultur bewirkte Spielart. Es iſt die Bras-
sica campestris
der Botaniker, die auch hin und wieder wild waͤchſt. Sie iſt
die einzige Pflanze dieſes Geſchlechts, welche es in der Art hat, ſehr ſchnell in
die Hoͤhe und Bluͤten zu treiben, und darin dem Senfe und dem Ackerrettig
gleichkommt. Sie iſt alſo ein Sommergewaͤchs, und kann von dem Zeitpunkte
an, wo man fuͤr Nachtfroͤſte ſicher iſt, bis zu Ende des Junius geſaͤet werden,
und kommt auch in letzterem Falle voͤllig zur Reife.

§. 210.

Sie will einen kraͤftigen humusreichen und nicht zu duͤrren Boden haben,
und eine reine und klare Beackerung. In der Regel bringt man ſie bei der
Dreifelderwirthſchaft in das Brachfeld, und bauet dann nach der Aberntung, Win-
terung. Dies Gewaͤchs ziehet zwar weniger Dungkraft aus dem Boden wie der
Winterrapps, jedoch im Verhaͤltniß der kurzen Zeit, in welcher er ſeine Vegeta-
tion vollendet, merklich viele, und giebt in der Regel einen bei weitem geringe-
ren Ertrag, als die Winter-Oelſaaten.

§. 211.

Man muß nach geſchehener Vorbereitung des Ackers eine guͤnſtige feuchte
Witterung zur Ausſaat wahrnehmen, damit der Saame ſchnell keime, und dem
Unkraute ſowohl, wie dem Erdfloh zuvorkomme. Von einer gluͤcklichen Benutzung
der Witterung haͤngt das Gedeihen vorzuͤglich ab. Dann koͤmmt es darauf an,
ob er in der Bluͤtezeit den kleinen Kaͤfern und ihren Maden, auch einer gewiſſen
ſchwarzen Raupenart entgehe. Der ſpaͤt geſaͤete Sommerraps reift um Michae-
lis — der fruͤher geſaͤete um ſo viel fruͤher — und es iſt in den meiſten Stuͤk-
ken daſſelbe wie bei dem Winterraps dabei zu beobachten; doch wird er wohl
ſelten auf dem Felde abgedroſchen.


Vierter Theil. Y
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0193" n="169"/>
          <fw place="top" type="header">Sommerrapps oder Sommerru&#x0364;b&#x017F;en.</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Der Sommerrapps oder Sommerru&#x0364;b&#x017F;en.</hi> </head><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 209.</head><lb/>
              <p>Die&#x017F;e Namen na&#x0364;mlich &#x017F;ind gleichbedeutend und die&#x017F;e Pflanze i&#x017F;t &#x017F;pezifi&#x017F;ch<lb/>
vom Rapps und Ru&#x0364;b&#x017F;en ver&#x017F;chieden, al&#x017F;o nicht wie bei manchem Sommer- und<lb/>
Wintergetreide, eine bloße durch die Kultur bewirkte Spielart. Es i&#x017F;t die <hi rendition="#aq">Bras-<lb/>
sica campestris</hi> der Botaniker, die auch hin und wieder wild wa&#x0364;ch&#x017F;t. Sie i&#x017F;t<lb/>
die einzige Pflanze die&#x017F;es Ge&#x017F;chlechts, welche es in der Art hat, &#x017F;ehr &#x017F;chnell in<lb/>
die Ho&#x0364;he und Blu&#x0364;ten zu treiben, und darin dem Senfe und dem Ackerrettig<lb/>
gleichkommt. Sie i&#x017F;t al&#x017F;o ein Sommergewa&#x0364;chs, und kann von dem Zeitpunkte<lb/>
an, wo man fu&#x0364;r Nachtfro&#x0364;&#x017F;te &#x017F;icher i&#x017F;t, bis zu Ende des Junius ge&#x017F;a&#x0364;et werden,<lb/>
und kommt auch in letzterem Falle vo&#x0364;llig zur Reife.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 210.</head><lb/>
              <p>Sie will einen kra&#x0364;ftigen humusreichen und nicht zu du&#x0364;rren Boden haben,<lb/>
und eine reine und klare Beackerung. In der Regel bringt man &#x017F;ie bei der<lb/>
Dreifelderwirth&#x017F;chaft in das Brachfeld, und bauet dann nach der Aberntung, Win-<lb/>
terung. Dies Gewa&#x0364;chs ziehet zwar weniger Dungkraft aus dem Boden wie der<lb/>
Winterrapps, jedoch im Verha&#x0364;ltniß der kurzen Zeit, in welcher er &#x017F;eine Vegeta-<lb/>
tion vollendet, merklich viele, und giebt in der Regel einen bei weitem geringe-<lb/>
ren Ertrag, als die Winter-Oel&#x017F;aaten.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 211.</head><lb/>
              <p>Man muß nach ge&#x017F;chehener Vorbereitung des Ackers eine gu&#x0364;n&#x017F;tige feuchte<lb/>
Witterung zur Aus&#x017F;aat wahrnehmen, damit der Saame &#x017F;chnell keime, und dem<lb/>
Unkraute &#x017F;owohl, wie dem Erdfloh zuvorkomme. Von einer glu&#x0364;cklichen Benutzung<lb/>
der Witterung ha&#x0364;ngt das Gedeihen vorzu&#x0364;glich ab. Dann ko&#x0364;mmt es darauf an,<lb/>
ob er in der Blu&#x0364;tezeit den kleinen Ka&#x0364;fern und ihren Maden, auch einer gewi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;chwarzen Raupenart entgehe. Der &#x017F;pa&#x0364;t ge&#x017F;a&#x0364;ete Sommerraps reift um Michae-<lb/>
lis &#x2014; der fru&#x0364;her ge&#x017F;a&#x0364;ete um &#x017F;o viel fru&#x0364;her &#x2014; und es i&#x017F;t in den mei&#x017F;ten Stu&#x0364;k-<lb/>
ken da&#x017F;&#x017F;elbe wie bei dem Winterraps dabei zu beobachten; doch wird er wohl<lb/>
&#x017F;elten auf dem Felde abgedro&#x017F;chen.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">Vierter Theil. Y</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[169/0193] Sommerrapps oder Sommerruͤbſen. Der Sommerrapps oder Sommerruͤbſen. §. 209. Dieſe Namen naͤmlich ſind gleichbedeutend und dieſe Pflanze iſt ſpezifiſch vom Rapps und Ruͤbſen verſchieden, alſo nicht wie bei manchem Sommer- und Wintergetreide, eine bloße durch die Kultur bewirkte Spielart. Es iſt die Bras- sica campestris der Botaniker, die auch hin und wieder wild waͤchſt. Sie iſt die einzige Pflanze dieſes Geſchlechts, welche es in der Art hat, ſehr ſchnell in die Hoͤhe und Bluͤten zu treiben, und darin dem Senfe und dem Ackerrettig gleichkommt. Sie iſt alſo ein Sommergewaͤchs, und kann von dem Zeitpunkte an, wo man fuͤr Nachtfroͤſte ſicher iſt, bis zu Ende des Junius geſaͤet werden, und kommt auch in letzterem Falle voͤllig zur Reife. §. 210. Sie will einen kraͤftigen humusreichen und nicht zu duͤrren Boden haben, und eine reine und klare Beackerung. In der Regel bringt man ſie bei der Dreifelderwirthſchaft in das Brachfeld, und bauet dann nach der Aberntung, Win- terung. Dies Gewaͤchs ziehet zwar weniger Dungkraft aus dem Boden wie der Winterrapps, jedoch im Verhaͤltniß der kurzen Zeit, in welcher er ſeine Vegeta- tion vollendet, merklich viele, und giebt in der Regel einen bei weitem geringe- ren Ertrag, als die Winter-Oelſaaten. §. 211. Man muß nach geſchehener Vorbereitung des Ackers eine guͤnſtige feuchte Witterung zur Ausſaat wahrnehmen, damit der Saame ſchnell keime, und dem Unkraute ſowohl, wie dem Erdfloh zuvorkomme. Von einer gluͤcklichen Benutzung der Witterung haͤngt das Gedeihen vorzuͤglich ab. Dann koͤmmt es darauf an, ob er in der Bluͤtezeit den kleinen Kaͤfern und ihren Maden, auch einer gewiſſen ſchwarzen Raupenart entgehe. Der ſpaͤt geſaͤete Sommerraps reift um Michae- lis — der fruͤher geſaͤete um ſo viel fruͤher — und es iſt in den meiſten Stuͤk- ken daſſelbe wie bei dem Winterraps dabei zu beobachten; doch wird er wohl ſelten auf dem Felde abgedroſchen. Vierter Theil. Y

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/193
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/193>, abgerufen am 23.04.2024.