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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Der Wau.

Die abgenommenen Pflanzentheile werden abgewaschen und schnell an der
Sonne getrocknet oder vielmehr nur abgewelkt. Sie kommen sodann gleich auf
die Waidmühle: einen Trog, in welchem ein starkes mit eisernen oder hölzernen
Kuppen versehenes Rad umläuft, und die Masse zerquetscht. -- Ist dies ge-
schehen, so bildet man im Freien Haufen daraus, die man bedeckt, um sie vor
dem Regen zu schützen. Nach 8 bis 12 Tagen öffnet man die Waidhaufen, zer-
reibt die Masse und mischt das Innere mit der äußern enstandenen Rinde durch-
einander. Darauf macht man runde Ballen daraus, und trocknet diese gewöhn-
lich auf Horden, die dem Winde aber nicht der Sonne ausgesetzt sind, und diese
werden dann verkauft. Dies ist das gewöhnliche Verfahren; es hat aber keinen
Zweifel, daß es ein besseres gebe.

Das Abschreckende beim Anbau dieser Pflanze für den Landwirth, wird im-
mer das seyn, daß er die Fabrikation zugleich mit der Produktion übernehmen
muß, indem jene nur im frischen Zustande der Blätter geschehen kann, und zu
einer Zeit vorgenommen werden muß, wo alle Hände des Landvolks dringend
beschäftigt sind.

Vom Anbau des Waidkrautes, dessen Zubereitung und Anleitung Indigo
daraus zu machen. Wien 1788.

Schrebers historisch-physische und ökonomische Beschreibung des Weides.
Halle 1752.

Der Wau (Reseda luteola).
§. 249.

Diese Färbepflanze hat für ihre Anbauer den großen Vorzug, daß sie bloß
getrocknet, und übrigens unbereitet verkauft werden kann.

Ein lehmiger Sandboden, der gut durchdüngt, und rein und klar vorberei-
tet worden, ist ihr am angemessensten. Der feine Saamen wird im August
dünn, etwa zu 8 Pfund per Morgen, ausgesäet, und erträgt nur eine sehr
schwache Bedeckung mit Erde. Wenn im August des folgenden Jahres der
Saamen reif ist, und die Pflanze gelb zu werden anfängt, so ziehet man ihn
aus, trocknet ihn und bindet ihn in Bündeln, die centnerweise verkauft werden.
Der Saamen kann auch zum Oele gebraucht werden.


Der Wau.

Die abgenommenen Pflanzentheile werden abgewaſchen und ſchnell an der
Sonne getrocknet oder vielmehr nur abgewelkt. Sie kommen ſodann gleich auf
die Waidmuͤhle: einen Trog, in welchem ein ſtarkes mit eiſernen oder hoͤlzernen
Kuppen verſehenes Rad umlaͤuft, und die Maſſe zerquetſcht. — Iſt dies ge-
ſchehen, ſo bildet man im Freien Haufen daraus, die man bedeckt, um ſie vor
dem Regen zu ſchuͤtzen. Nach 8 bis 12 Tagen oͤffnet man die Waidhaufen, zer-
reibt die Maſſe und miſcht das Innere mit der aͤußern enſtandenen Rinde durch-
einander. Darauf macht man runde Ballen daraus, und trocknet dieſe gewoͤhn-
lich auf Horden, die dem Winde aber nicht der Sonne ausgeſetzt ſind, und dieſe
werden dann verkauft. Dies iſt das gewoͤhnliche Verfahren; es hat aber keinen
Zweifel, daß es ein beſſeres gebe.

Das Abſchreckende beim Anbau dieſer Pflanze fuͤr den Landwirth, wird im-
mer das ſeyn, daß er die Fabrikation zugleich mit der Produktion uͤbernehmen
muß, indem jene nur im friſchen Zuſtande der Blaͤtter geſchehen kann, und zu
einer Zeit vorgenommen werden muß, wo alle Haͤnde des Landvolks dringend
beſchaͤftigt ſind.

Vom Anbau des Waidkrautes, deſſen Zubereitung und Anleitung Indigo
daraus zu machen. Wien 1788.

Schrebers hiſtoriſch-phyſiſche und oͤkonomiſche Beſchreibung des Weides.
Halle 1752.

Der Wau (Reseda luteola).
§. 249.

Dieſe Faͤrbepflanze hat fuͤr ihre Anbauer den großen Vorzug, daß ſie bloß
getrocknet, und uͤbrigens unbereitet verkauft werden kann.

Ein lehmiger Sandboden, der gut durchduͤngt, und rein und klar vorberei-
tet worden, iſt ihr am angemeſſenſten. Der feine Saamen wird im Auguſt
duͤnn, etwa zu 8 Pfund per Morgen, ausgeſaͤet, und ertraͤgt nur eine ſehr
ſchwache Bedeckung mit Erde. Wenn im Auguſt des folgenden Jahres der
Saamen reif iſt, und die Pflanze gelb zu werden anfaͤngt, ſo ziehet man ihn
aus, trocknet ihn und bindet ihn in Buͤndeln, die centnerweiſe verkauft werden.
Der Saamen kann auch zum Oele gebraucht werden.


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[191/0215] Der Wau. Die abgenommenen Pflanzentheile werden abgewaſchen und ſchnell an der Sonne getrocknet oder vielmehr nur abgewelkt. Sie kommen ſodann gleich auf die Waidmuͤhle: einen Trog, in welchem ein ſtarkes mit eiſernen oder hoͤlzernen Kuppen verſehenes Rad umlaͤuft, und die Maſſe zerquetſcht. — Iſt dies ge- ſchehen, ſo bildet man im Freien Haufen daraus, die man bedeckt, um ſie vor dem Regen zu ſchuͤtzen. Nach 8 bis 12 Tagen oͤffnet man die Waidhaufen, zer- reibt die Maſſe und miſcht das Innere mit der aͤußern enſtandenen Rinde durch- einander. Darauf macht man runde Ballen daraus, und trocknet dieſe gewoͤhn- lich auf Horden, die dem Winde aber nicht der Sonne ausgeſetzt ſind, und dieſe werden dann verkauft. Dies iſt das gewoͤhnliche Verfahren; es hat aber keinen Zweifel, daß es ein beſſeres gebe. Das Abſchreckende beim Anbau dieſer Pflanze fuͤr den Landwirth, wird im- mer das ſeyn, daß er die Fabrikation zugleich mit der Produktion uͤbernehmen muß, indem jene nur im friſchen Zuſtande der Blaͤtter geſchehen kann, und zu einer Zeit vorgenommen werden muß, wo alle Haͤnde des Landvolks dringend beſchaͤftigt ſind. Vom Anbau des Waidkrautes, deſſen Zubereitung und Anleitung Indigo daraus zu machen. Wien 1788. Schrebers hiſtoriſch-phyſiſche und oͤkonomiſche Beſchreibung des Weides. Halle 1752. Der Wau (Reseda luteola). §. 249. Dieſe Faͤrbepflanze hat fuͤr ihre Anbauer den großen Vorzug, daß ſie bloß getrocknet, und uͤbrigens unbereitet verkauft werden kann. Ein lehmiger Sandboden, der gut durchduͤngt, und rein und klar vorberei- tet worden, iſt ihr am angemeſſenſten. Der feine Saamen wird im Auguſt duͤnn, etwa zu 8 Pfund per Morgen, ausgeſaͤet, und ertraͤgt nur eine ſehr ſchwache Bedeckung mit Erde. Wenn im Auguſt des folgenden Jahres der Saamen reif iſt, und die Pflanze gelb zu werden anfaͤngt, ſo ziehet man ihn aus, trocknet ihn und bindet ihn in Buͤndeln, die centnerweiſe verkauft werden. Der Saamen kann auch zum Oele gebraucht werden.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/215>, abgerufen am 19.04.2024.