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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Der Hopfen.

Wenn man nicht Senker, sondern ganze Pflanzen aus etwa aufgenommenen
alten Hopfengärten nimmt, so macht man die Pflanzung im Herbst. Sie pflegt
dann im nächsten Jahre eine erheblichere Ernte zu geben.

Um Johannis wird der Hopfen angehäuft, die Erde wird aus den Zwi-
schenräumen herangezogen, und dadurch um jede Stange ein Hügel gebildet,
wobei man die Wurzeln des Hopfens zu berühren, sorgfältig vermeiden muß.
In diesem ersten Jahre, wo der Ertrag des Hopfens nicht groß ist, pflanzen
manche andre Gewächse, Kohl oder Runkelrüben, in den Zwischenräumen. Die
Ernte ist im ersten Jahre aber so unbedeutend, daß einige sie gar nicht nehmen,
sondern zu mehrerer Erstarkung der Pflanzen ihnen die Spitzen abschneiden.

Nachdem die etwanige erste Ernte geschehen ist, werden die Hopfenhügel
gedüngt, wozu ein Jahr ums andre etwa 5 vierspännige Fuder Mist auf den
Morgen erforderlich sind. Die Erde wird von den Hügeln etwas abgezogen
und der Mist auf selbige gelegt. Dieser Mist wird im März wieder abgezogen,
in den Zwischenräumen flach vergraben, und die Stangen wieder eingesteckt.
Man muß die Masse des Düngers aber nach dem Bedürfniß des Bodens ein-
richten; eine übermäßige Düngung kann den Pflanzen Krankheiten zuziehen.
Der Ueberfluß von Keimen wird nun weggestochen, und giebt eine besonders
angenehme Frühjahrsspeise ab; man läßt dann nur 6 bis 7 Ranken aufschießen,
die an den Stangen wieder angeheftet werden, verfährt übrigens in allen folgen-
den, wie im ersten Jahre.

§. 255.

Die Anschaffung der Stangen ist für manchen Landwirth das schwierigste,Die Hopfen-
stangen.

da sie wenigstens eine Länge von 14 bis 18 Fuß haben müssen. In den ersten
Jahren kann man sich mit kleineren Stangen behelfen. Andere setzen an einen
Hopfenhügel zwei oder drei Stangen, und vertheilen die aufschießenden Ran-
ken an selbige.

Man hat verschiedene Vorschläge gethan, die Hopfenstangen, welche einen
beträchtlichen Kostenartikel bei dem Hopfenbau ausmachen, zu ersparen: ihn, wie
in Italien die Weinreben, an aufgeschnatelten lombardischen Pappeln hinaufran-
ken zu lassen; wobei man allerdings Hopfen erbauen wird, aber wenigeren
und schlechteren, den Krankheiten mehr ausgesetzten, und folglich nicht wohl-

B b 2
Der Hopfen.

Wenn man nicht Senker, ſondern ganze Pflanzen aus etwa aufgenommenen
alten Hopfengaͤrten nimmt, ſo macht man die Pflanzung im Herbſt. Sie pflegt
dann im naͤchſten Jahre eine erheblichere Ernte zu geben.

Um Johannis wird der Hopfen angehaͤuft, die Erde wird aus den Zwi-
ſchenraͤumen herangezogen, und dadurch um jede Stange ein Huͤgel gebildet,
wobei man die Wurzeln des Hopfens zu beruͤhren, ſorgfaͤltig vermeiden muß.
In dieſem erſten Jahre, wo der Ertrag des Hopfens nicht groß iſt, pflanzen
manche andre Gewaͤchſe, Kohl oder Runkelruͤben, in den Zwiſchenraͤumen. Die
Ernte iſt im erſten Jahre aber ſo unbedeutend, daß einige ſie gar nicht nehmen,
ſondern zu mehrerer Erſtarkung der Pflanzen ihnen die Spitzen abſchneiden.

Nachdem die etwanige erſte Ernte geſchehen iſt, werden die Hopfenhuͤgel
geduͤngt, wozu ein Jahr ums andre etwa 5 vierſpaͤnnige Fuder Miſt auf den
Morgen erforderlich ſind. Die Erde wird von den Huͤgeln etwas abgezogen
und der Miſt auf ſelbige gelegt. Dieſer Miſt wird im Maͤrz wieder abgezogen,
in den Zwiſchenraͤumen flach vergraben, und die Stangen wieder eingeſteckt.
Man muß die Maſſe des Duͤngers aber nach dem Beduͤrfniß des Bodens ein-
richten; eine uͤbermaͤßige Duͤngung kann den Pflanzen Krankheiten zuziehen.
Der Ueberfluß von Keimen wird nun weggeſtochen, und giebt eine beſonders
angenehme Fruͤhjahrsſpeiſe ab; man laͤßt dann nur 6 bis 7 Ranken aufſchießen,
die an den Stangen wieder angeheftet werden, verfaͤhrt uͤbrigens in allen folgen-
den, wie im erſten Jahre.

§. 255.

Die Anſchaffung der Stangen iſt fuͤr manchen Landwirth das ſchwierigſte,Die Hopfen-
ſtangen.

da ſie wenigſtens eine Laͤnge von 14 bis 18 Fuß haben muͤſſen. In den erſten
Jahren kann man ſich mit kleineren Stangen behelfen. Andere ſetzen an einen
Hopfenhuͤgel zwei oder drei Stangen, und vertheilen die aufſchießenden Ran-
ken an ſelbige.

Man hat verſchiedene Vorſchlaͤge gethan, die Hopfenſtangen, welche einen
betraͤchtlichen Koſtenartikel bei dem Hopfenbau ausmachen, zu erſparen: ihn, wie
in Italien die Weinreben, an aufgeſchnatelten lombardiſchen Pappeln hinaufran-
ken zu laſſen; wobei man allerdings Hopfen erbauen wird, aber wenigeren
und ſchlechteren, den Krankheiten mehr ausgeſetzten, und folglich nicht wohl-

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[195/0219] Der Hopfen. Wenn man nicht Senker, ſondern ganze Pflanzen aus etwa aufgenommenen alten Hopfengaͤrten nimmt, ſo macht man die Pflanzung im Herbſt. Sie pflegt dann im naͤchſten Jahre eine erheblichere Ernte zu geben. Um Johannis wird der Hopfen angehaͤuft, die Erde wird aus den Zwi- ſchenraͤumen herangezogen, und dadurch um jede Stange ein Huͤgel gebildet, wobei man die Wurzeln des Hopfens zu beruͤhren, ſorgfaͤltig vermeiden muß. In dieſem erſten Jahre, wo der Ertrag des Hopfens nicht groß iſt, pflanzen manche andre Gewaͤchſe, Kohl oder Runkelruͤben, in den Zwiſchenraͤumen. Die Ernte iſt im erſten Jahre aber ſo unbedeutend, daß einige ſie gar nicht nehmen, ſondern zu mehrerer Erſtarkung der Pflanzen ihnen die Spitzen abſchneiden. Nachdem die etwanige erſte Ernte geſchehen iſt, werden die Hopfenhuͤgel geduͤngt, wozu ein Jahr ums andre etwa 5 vierſpaͤnnige Fuder Miſt auf den Morgen erforderlich ſind. Die Erde wird von den Huͤgeln etwas abgezogen und der Miſt auf ſelbige gelegt. Dieſer Miſt wird im Maͤrz wieder abgezogen, in den Zwiſchenraͤumen flach vergraben, und die Stangen wieder eingeſteckt. Man muß die Maſſe des Duͤngers aber nach dem Beduͤrfniß des Bodens ein- richten; eine uͤbermaͤßige Duͤngung kann den Pflanzen Krankheiten zuziehen. Der Ueberfluß von Keimen wird nun weggeſtochen, und giebt eine beſonders angenehme Fruͤhjahrsſpeiſe ab; man laͤßt dann nur 6 bis 7 Ranken aufſchießen, die an den Stangen wieder angeheftet werden, verfaͤhrt uͤbrigens in allen folgen- den, wie im erſten Jahre. §. 255. Die Anſchaffung der Stangen iſt fuͤr manchen Landwirth das ſchwierigſte, da ſie wenigſtens eine Laͤnge von 14 bis 18 Fuß haben muͤſſen. In den erſten Jahren kann man ſich mit kleineren Stangen behelfen. Andere ſetzen an einen Hopfenhuͤgel zwei oder drei Stangen, und vertheilen die aufſchießenden Ran- ken an ſelbige. Die Hopfen- ſtangen. Man hat verſchiedene Vorſchlaͤge gethan, die Hopfenſtangen, welche einen betraͤchtlichen Koſtenartikel bei dem Hopfenbau ausmachen, zu erſparen: ihn, wie in Italien die Weinreben, an aufgeſchnatelten lombardiſchen Pappeln hinaufran- ken zu laſſen; wobei man allerdings Hopfen erbauen wird, aber wenigeren und ſchlechteren, den Krankheiten mehr ausgeſetzten, und folglich nicht wohl- B b 2

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/219>, abgerufen am 29.03.2024.