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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Die Runkelrübe.
gung hat. Daß diese Neigung zum Theil in der Art liege, glaube ich nach
meinen Beobachtungen zwar; es hat aber auch der Boden gewiß einen beträcht-
lichen Einfluß darauf, indem ich einmal mit einem Freunde Saamen theilte,
den ich als eine herauswachsende Art erhalten hatte, und meine daraus erzoge-
nen Pflanzen sämmtlich in der Erde blieben, die seinigen aber herauswuchsen.
Mein Boden war auf 10 Zoll, der seinige nur flach gepflügt. Ohne Zweifel
wird sich auf einem seichten Boden die herauswachsende Art besser passen und
einträglicher seyn, wogegen ich auf tiefem Boden, die nicht herauswachsende, be-
sonders aus der Ursache, vorziehe, weil sie von den Herbstfrösten weniger ver-
letzt wird.

Die gelben und weißen Runkelrüben haben dagegen den Vorzug, daß sie
konsistenter und gegen den Frost etwas härter sind, besonders aber daß sie nach
der Versicherung aller derer, die mit der Zuckerausscheidung Versuche gemacht
haben, mehreren Zuckerstoff enthalten. Zur Zucker- und Syrupsfafrikation, viel-
leicht auch zum Branntweinbrennen, sind sie daher jetzt allgemeiner beliebter; zum
wirthschaftlichen Gebrauch aber wiegen sie doch durch jene Qualitäten die größere
Masse nicht auf, die jene röthlichen Arten geben.

§. 288.

Die Runkelrübe wächst zwar auf jedem mäßig feuchten, in starker Düng-Boden.
kraft stehenden Boden, allein auf sandigem Boden bleibt sie, wenn in ihrer Ve-
getationsperiode nicht vieler Regen fällt, klein, und auf einem lockern humosen
feucht liegenden Boden wird sie wäßrig, sehr groß, aber inwendig hohl, und man
kann sie gegen ein schnelles Anfaulen fast gar nicht retten. Der am meisten für
sie geeignete Boden ist daher ein ziemlich gebundener Lehmboden, wo sie fast im-
mer gedeiht und mehrere Konsistenz behält. Ich mache es mir daher zur Regel,
wenn ich mit meinem Hackfruchtbau auf gebundenern Boden komme, mehr
Runkelrüben, auf sandigerm aber mehr Rotabaga zu bauen.

Sie erfordern, um zu einer beträchtlichen Stärke zu gelangen, einen stark
gedüngten Boden, gleichviel ob unmittelbar für sie gedüngt sey, oder ob die vor-
hergehende Frucht den Acker noch reich hinterlassen habe. Frischer Dünger muß
wenigstens durch zweimaliges Pflügen mit der Ackerkrume gut vermengt seyn.


F f 2

Die Runkelruͤbe.
gung hat. Daß dieſe Neigung zum Theil in der Art liege, glaube ich nach
meinen Beobachtungen zwar; es hat aber auch der Boden gewiß einen betraͤcht-
lichen Einfluß darauf, indem ich einmal mit einem Freunde Saamen theilte,
den ich als eine herauswachſende Art erhalten hatte, und meine daraus erzoge-
nen Pflanzen ſaͤmmtlich in der Erde blieben, die ſeinigen aber herauswuchſen.
Mein Boden war auf 10 Zoll, der ſeinige nur flach gepfluͤgt. Ohne Zweifel
wird ſich auf einem ſeichten Boden die herauswachſende Art beſſer paſſen und
eintraͤglicher ſeyn, wogegen ich auf tiefem Boden, die nicht herauswachſende, be-
ſonders aus der Urſache, vorziehe, weil ſie von den Herbſtfroͤſten weniger ver-
letzt wird.

Die gelben und weißen Runkelruͤben haben dagegen den Vorzug, daß ſie
konſiſtenter und gegen den Froſt etwas haͤrter ſind, beſonders aber daß ſie nach
der Verſicherung aller derer, die mit der Zuckerausſcheidung Verſuche gemacht
haben, mehreren Zuckerſtoff enthalten. Zur Zucker- und Syrupsfafrikation, viel-
leicht auch zum Branntweinbrennen, ſind ſie daher jetzt allgemeiner beliebter; zum
wirthſchaftlichen Gebrauch aber wiegen ſie doch durch jene Qualitaͤten die groͤßere
Maſſe nicht auf, die jene roͤthlichen Arten geben.

§. 288.

Die Runkelruͤbe waͤchſt zwar auf jedem maͤßig feuchten, in ſtarker Duͤng-Boden.
kraft ſtehenden Boden, allein auf ſandigem Boden bleibt ſie, wenn in ihrer Ve-
getationsperiode nicht vieler Regen faͤllt, klein, und auf einem lockern humoſen
feucht liegenden Boden wird ſie waͤßrig, ſehr groß, aber inwendig hohl, und man
kann ſie gegen ein ſchnelles Anfaulen faſt gar nicht retten. Der am meiſten fuͤr
ſie geeignete Boden iſt daher ein ziemlich gebundener Lehmboden, wo ſie faſt im-
mer gedeiht und mehrere Konſiſtenz behaͤlt. Ich mache es mir daher zur Regel,
wenn ich mit meinem Hackfruchtbau auf gebundenern Boden komme, mehr
Runkelruͤben, auf ſandigerm aber mehr Rotabaga zu bauen.

Sie erfordern, um zu einer betraͤchtlichen Staͤrke zu gelangen, einen ſtark
geduͤngten Boden, gleichviel ob unmittelbar fuͤr ſie geduͤngt ſey, oder ob die vor-
hergehende Frucht den Acker noch reich hinterlaſſen habe. Friſcher Duͤnger muß
wenigſtens durch zweimaliges Pfluͤgen mit der Ackerkrume gut vermengt ſeyn.


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[227/0251] Die Runkelruͤbe. gung hat. Daß dieſe Neigung zum Theil in der Art liege, glaube ich nach meinen Beobachtungen zwar; es hat aber auch der Boden gewiß einen betraͤcht- lichen Einfluß darauf, indem ich einmal mit einem Freunde Saamen theilte, den ich als eine herauswachſende Art erhalten hatte, und meine daraus erzoge- nen Pflanzen ſaͤmmtlich in der Erde blieben, die ſeinigen aber herauswuchſen. Mein Boden war auf 10 Zoll, der ſeinige nur flach gepfluͤgt. Ohne Zweifel wird ſich auf einem ſeichten Boden die herauswachſende Art beſſer paſſen und eintraͤglicher ſeyn, wogegen ich auf tiefem Boden, die nicht herauswachſende, be- ſonders aus der Urſache, vorziehe, weil ſie von den Herbſtfroͤſten weniger ver- letzt wird. Die gelben und weißen Runkelruͤben haben dagegen den Vorzug, daß ſie konſiſtenter und gegen den Froſt etwas haͤrter ſind, beſonders aber daß ſie nach der Verſicherung aller derer, die mit der Zuckerausſcheidung Verſuche gemacht haben, mehreren Zuckerſtoff enthalten. Zur Zucker- und Syrupsfafrikation, viel- leicht auch zum Branntweinbrennen, ſind ſie daher jetzt allgemeiner beliebter; zum wirthſchaftlichen Gebrauch aber wiegen ſie doch durch jene Qualitaͤten die groͤßere Maſſe nicht auf, die jene roͤthlichen Arten geben. §. 288. Die Runkelruͤbe waͤchſt zwar auf jedem maͤßig feuchten, in ſtarker Duͤng- kraft ſtehenden Boden, allein auf ſandigem Boden bleibt ſie, wenn in ihrer Ve- getationsperiode nicht vieler Regen faͤllt, klein, und auf einem lockern humoſen feucht liegenden Boden wird ſie waͤßrig, ſehr groß, aber inwendig hohl, und man kann ſie gegen ein ſchnelles Anfaulen faſt gar nicht retten. Der am meiſten fuͤr ſie geeignete Boden iſt daher ein ziemlich gebundener Lehmboden, wo ſie faſt im- mer gedeiht und mehrere Konſiſtenz behaͤlt. Ich mache es mir daher zur Regel, wenn ich mit meinem Hackfruchtbau auf gebundenern Boden komme, mehr Runkelruͤben, auf ſandigerm aber mehr Rotabaga zu bauen. Boden. Sie erfordern, um zu einer betraͤchtlichen Staͤrke zu gelangen, einen ſtark geduͤngten Boden, gleichviel ob unmittelbar fuͤr ſie geduͤngt ſey, oder ob die vor- hergehende Frucht den Acker noch reich hinterlaſſen habe. Friſcher Duͤnger muß wenigſtens durch zweimaliges Pfluͤgen mit der Ackerkrume gut vermengt ſeyn. F f 2

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/251>, abgerufen am 29.03.2024.