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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Die Pastinaken. Der Mais.
Die Pastinaken.
§. 329.

Sie erfordern zu ihrem vollkommenen Gedeihen einen noch reicheren und
noch etwas feuchteren Boden wie die Möhren. Ihr Anbau kommt dem der
letzteren fast völlig gleich; doch sind sie, weil die Pflanze schneller erstarkt,
und sich in breitern Blättern zeigt, auch vom Unkraute nicht leicht unterdrückt
wird, leichter zu bearbeiten, und könnten auch, da ihr Saamen glatter ist,
vielleicht besser in Reihen gesäet werden. Vereinzelt müssen sie aber durchaus
stehen, sonst erlangen sie keine Stärke.

Auf einem reichen humosen Boden übertrifft ihr Ertrag noch den der
Möhren, und in der Nahrungskraft stehen sie diesen wohl gleich, übertreffen
sie nach der Meinung einiger sogar.

Einen Hauptvorzug vor allen Wurzelgewächsen aber haben sie darin, daß
sie den Frost in der Erde ohne alle Beschädigung jedesmal aushalten, und
also im Frühjahr erst verbraucht werden können. Sie verdienen daher, daß
man ihnen eine größere Aufmerksamkeit widme, als bisher geschehen ist. (Vergl.
Annalen des Ackerbaues Bd. III. S. 294.

Sie können auch, wie die Möhren, unter andere Früchten gesäet werden.

Ihr starkes Kraut ist dem Viehe sehr angenehm, und nach den kleinen
Versuchen, die ich darüber gemacht habe, sehr milchergiebig, so daß man sie
vielleicht bloß um des Krautes willen, welches immer wieder ausschlägt, und
sich sogar wie Unkraut leicht einwurzelt, anbauen könnte.

Der Mais (Zea Mais), türkscher Weizen, Welschkorn,
Kukuruts u. s. f.
§. 330.

Er gehört seiner Natur nach unter die Getreidearten, in Ansehung sei-
nes Anbaues aber unter die Hackfrüchte, weswegen wir hier von ihm reden.

Der Mais erfordert einen warmen und kräftigen Boden, und zwar erste-
ren um so mehr, je kälter das Klima ist, wo man seinen Anbau betreiben

Die Paſtinaken. Der Mais.
Die Paſtinaken.
§. 329.

Sie erfordern zu ihrem vollkommenen Gedeihen einen noch reicheren und
noch etwas feuchteren Boden wie die Moͤhren. Ihr Anbau kommt dem der
letzteren faſt voͤllig gleich; doch ſind ſie, weil die Pflanze ſchneller erſtarkt,
und ſich in breitern Blaͤttern zeigt, auch vom Unkraute nicht leicht unterdruͤckt
wird, leichter zu bearbeiten, und koͤnnten auch, da ihr Saamen glatter iſt,
vielleicht beſſer in Reihen geſaͤet werden. Vereinzelt muͤſſen ſie aber durchaus
ſtehen, ſonſt erlangen ſie keine Staͤrke.

Auf einem reichen humoſen Boden uͤbertrifft ihr Ertrag noch den der
Moͤhren, und in der Nahrungskraft ſtehen ſie dieſen wohl gleich, uͤbertreffen
ſie nach der Meinung einiger ſogar.

Einen Hauptvorzug vor allen Wurzelgewaͤchſen aber haben ſie darin, daß
ſie den Froſt in der Erde ohne alle Beſchaͤdigung jedesmal aushalten, und
alſo im Fruͤhjahr erſt verbraucht werden koͤnnen. Sie verdienen daher, daß
man ihnen eine groͤßere Aufmerkſamkeit widme, als bisher geſchehen iſt. (Vergl.
Annalen des Ackerbaues Bd. III. S. 294.

Sie koͤnnen auch, wie die Moͤhren, unter andere Fruͤchten geſaͤet werden.

Ihr ſtarkes Kraut iſt dem Viehe ſehr angenehm, und nach den kleinen
Verſuchen, die ich daruͤber gemacht habe, ſehr milchergiebig, ſo daß man ſie
vielleicht bloß um des Krautes willen, welches immer wieder ausſchlaͤgt, und
ſich ſogar wie Unkraut leicht einwurzelt, anbauen koͤnnte.

Der Mais (Zea Mais), tuͤrkſcher Weizen, Welſchkorn,
Kukuruts u. ſ. f.
§. 330.

Er gehoͤrt ſeiner Natur nach unter die Getreidearten, in Anſehung ſei-
nes Anbaues aber unter die Hackfruͤchte, weswegen wir hier von ihm reden.

Der Mais erfordert einen warmen und kraͤftigen Boden, und zwar erſte-
ren um ſo mehr, je kaͤlter das Klima iſt, wo man ſeinen Anbau betreiben

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[247/0271] Die Paſtinaken. Der Mais. Die Paſtinaken. §. 329. Sie erfordern zu ihrem vollkommenen Gedeihen einen noch reicheren und noch etwas feuchteren Boden wie die Moͤhren. Ihr Anbau kommt dem der letzteren faſt voͤllig gleich; doch ſind ſie, weil die Pflanze ſchneller erſtarkt, und ſich in breitern Blaͤttern zeigt, auch vom Unkraute nicht leicht unterdruͤckt wird, leichter zu bearbeiten, und koͤnnten auch, da ihr Saamen glatter iſt, vielleicht beſſer in Reihen geſaͤet werden. Vereinzelt muͤſſen ſie aber durchaus ſtehen, ſonſt erlangen ſie keine Staͤrke. Auf einem reichen humoſen Boden uͤbertrifft ihr Ertrag noch den der Moͤhren, und in der Nahrungskraft ſtehen ſie dieſen wohl gleich, uͤbertreffen ſie nach der Meinung einiger ſogar. Einen Hauptvorzug vor allen Wurzelgewaͤchſen aber haben ſie darin, daß ſie den Froſt in der Erde ohne alle Beſchaͤdigung jedesmal aushalten, und alſo im Fruͤhjahr erſt verbraucht werden koͤnnen. Sie verdienen daher, daß man ihnen eine groͤßere Aufmerkſamkeit widme, als bisher geſchehen iſt. (Vergl. Annalen des Ackerbaues Bd. III. S. 294. Sie koͤnnen auch, wie die Moͤhren, unter andere Fruͤchten geſaͤet werden. Ihr ſtarkes Kraut iſt dem Viehe ſehr angenehm, und nach den kleinen Verſuchen, die ich daruͤber gemacht habe, ſehr milchergiebig, ſo daß man ſie vielleicht bloß um des Krautes willen, welches immer wieder ausſchlaͤgt, und ſich ſogar wie Unkraut leicht einwurzelt, anbauen koͤnnte. Der Mais (Zea Mais), tuͤrkſcher Weizen, Welſchkorn, Kukuruts u. ſ. f. §. 330. Er gehoͤrt ſeiner Natur nach unter die Getreidearten, in Anſehung ſei- nes Anbaues aber unter die Hackfruͤchte, weswegen wir hier von ihm reden. Der Mais erfordert einen warmen und kraͤftigen Boden, und zwar erſte- ren um ſo mehr, je kaͤlter das Klima iſt, wo man ſeinen Anbau betreiben

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/271>, abgerufen am 29.03.2024.