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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Der rothe Klee.
Schnitten geben könne. Ich habe nachher zwar nur einmal Klee gesehen,
der jenem gleich kam, ihn vielleicht übertreffen konnte; aber der Beschreibung
nach, die mir vom Klee in den fruchtbarsten Gegenden, z. B. im Altenburgi-
schen, gemacht worden ist, giebt es solchen, der ihn weit übertrifft. Ich habe
eine Kleepflanze von daher vor mir, die nach Versicherung der Augenzeugen
nicht ausgesucht, sondern als Durchschnittspflanze aufgezogen worden, die eben
aufblühend 3 rheinländische Fuß mißt, und zwölf vollkommene Stengel hat.
Ihre unteren Blätter sind getrocknet, 5/4 Zoll breit und 2 Zoll lang. Ich
gebe also zu, daß der Kleeertrag weit über 40 Ctr. gehen könne, es ist aber
etwas außerordentliches.

Ich habe im ersten Theile Seite 264. auf sandigem Lehmboden (gutem
Gerstboden) 2400 Pfd. Kleeheu als Mittelertrag angenommen, unter der Be-
dingung, daß der Klee einen guten und noch kraftvollen Platz in der Feldro-
tation bekomme. Dies scheint mir auf diesem Boden der Wahrheit am näch-
sten zu kommen.

§. 354.

Eine Wirthschaft die einmal in Ordnung ist, muß ihren Kleesaamen selbstAufnehmen
des Saamens.

gewinnen, weil der Ankauf desselben nicht nur kostbar, sondern auch mißlich
ist. Es ist zwar gewiß richtig, daß der Saamenbau den Boden aussauge.
Nicht immer ist dies sehr auffallend; aber wer sich davon überzeugen will, der
nehme nur den Saamen zwei Jahre an einer Stelle, und er wird es, wenn
anders diese Stelle nicht durch Dünger wieder mehr begünstigt wird, lange
am Zurückschlagen der Früchte verspüren. Der Nachtheil ist aber nicht so
groß, daß er nicht reichlich ersetzt würde.

Gewöhnlich wird der Saamen vom zweiten Wuchse genommen, und man
schneidet den Klee zum ersten Male wohl etwas früher, damit er um so eher
und stärker wieder in Blüte trete. Doch muß man dies auch nicht zu früh
thun, weil sonst zurückgebliebene Stengel, die eigentlich noch zum ersten Triebe
gehören, dem zweiten Wuchse vorkommen, und zu früh reifen. Da indessen
ein ungünstiger atmosphärischer Zustand zuweilen das Taubblühen des Klees
veranlassen kann, so ist es, um sicher zu gehen, rathsam, einen Theil des
Saamens schon vom ersten Wuchse zu nehmen, wenn man verspüret, daß die

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Der rothe Klee.
Schnitten geben koͤnne. Ich habe nachher zwar nur einmal Klee geſehen,
der jenem gleich kam, ihn vielleicht uͤbertreffen konnte; aber der Beſchreibung
nach, die mir vom Klee in den fruchtbarſten Gegenden, z. B. im Altenburgi-
ſchen, gemacht worden iſt, giebt es ſolchen, der ihn weit uͤbertrifft. Ich habe
eine Kleepflanze von daher vor mir, die nach Verſicherung der Augenzeugen
nicht ausgeſucht, ſondern als Durchſchnittspflanze aufgezogen worden, die eben
aufbluͤhend 3 rheinlaͤndiſche Fuß mißt, und zwoͤlf vollkommene Stengel hat.
Ihre unteren Blaͤtter ſind getrocknet, 5/4 Zoll breit und 2 Zoll lang. Ich
gebe alſo zu, daß der Kleeertrag weit uͤber 40 Ctr. gehen koͤnne, es iſt aber
etwas außerordentliches.

Ich habe im erſten Theile Seite 264. auf ſandigem Lehmboden (gutem
Gerſtboden) 2400 Pfd. Kleeheu als Mittelertrag angenommen, unter der Be-
dingung, daß der Klee einen guten und noch kraftvollen Platz in der Feldro-
tation bekomme. Dies ſcheint mir auf dieſem Boden der Wahrheit am naͤch-
ſten zu kommen.

§. 354.

Eine Wirthſchaft die einmal in Ordnung iſt, muß ihren Kleeſaamen ſelbſtAufnehmen
des Saamens.

gewinnen, weil der Ankauf deſſelben nicht nur koſtbar, ſondern auch mißlich
iſt. Es iſt zwar gewiß richtig, daß der Saamenbau den Boden ausſauge.
Nicht immer iſt dies ſehr auffallend; aber wer ſich davon uͤberzeugen will, der
nehme nur den Saamen zwei Jahre an einer Stelle, und er wird es, wenn
anders dieſe Stelle nicht durch Duͤnger wieder mehr beguͤnſtigt wird, lange
am Zuruͤckſchlagen der Fruͤchte verſpuͤren. Der Nachtheil iſt aber nicht ſo
groß, daß er nicht reichlich erſetzt wuͤrde.

Gewoͤhnlich wird der Saamen vom zweiten Wuchſe genommen, und man
ſchneidet den Klee zum erſten Male wohl etwas fruͤher, damit er um ſo eher
und ſtaͤrker wieder in Bluͤte trete. Doch muß man dies auch nicht zu fruͤh
thun, weil ſonſt zuruͤckgebliebene Stengel, die eigentlich noch zum erſten Triebe
gehoͤren, dem zweiten Wuchſe vorkommen, und zu fruͤh reifen. Da indeſſen
ein unguͤnſtiger atmoſphaͤriſcher Zuſtand zuweilen das Taubbluͤhen des Klees
veranlaſſen kann, ſo iſt es, um ſicher zu gehen, rathſam, einen Theil des
Saamens ſchon vom erſten Wuchſe zu nehmen, wenn man verſpuͤret, daß die

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[267/0291] Der rothe Klee. Schnitten geben koͤnne. Ich habe nachher zwar nur einmal Klee geſehen, der jenem gleich kam, ihn vielleicht uͤbertreffen konnte; aber der Beſchreibung nach, die mir vom Klee in den fruchtbarſten Gegenden, z. B. im Altenburgi- ſchen, gemacht worden iſt, giebt es ſolchen, der ihn weit uͤbertrifft. Ich habe eine Kleepflanze von daher vor mir, die nach Verſicherung der Augenzeugen nicht ausgeſucht, ſondern als Durchſchnittspflanze aufgezogen worden, die eben aufbluͤhend 3 rheinlaͤndiſche Fuß mißt, und zwoͤlf vollkommene Stengel hat. Ihre unteren Blaͤtter ſind getrocknet, 5/4 Zoll breit und 2 Zoll lang. Ich gebe alſo zu, daß der Kleeertrag weit uͤber 40 Ctr. gehen koͤnne, es iſt aber etwas außerordentliches. Ich habe im erſten Theile Seite 264. auf ſandigem Lehmboden (gutem Gerſtboden) 2400 Pfd. Kleeheu als Mittelertrag angenommen, unter der Be- dingung, daß der Klee einen guten und noch kraftvollen Platz in der Feldro- tation bekomme. Dies ſcheint mir auf dieſem Boden der Wahrheit am naͤch- ſten zu kommen. §. 354. Eine Wirthſchaft die einmal in Ordnung iſt, muß ihren Kleeſaamen ſelbſt gewinnen, weil der Ankauf deſſelben nicht nur koſtbar, ſondern auch mißlich iſt. Es iſt zwar gewiß richtig, daß der Saamenbau den Boden ausſauge. Nicht immer iſt dies ſehr auffallend; aber wer ſich davon uͤberzeugen will, der nehme nur den Saamen zwei Jahre an einer Stelle, und er wird es, wenn anders dieſe Stelle nicht durch Duͤnger wieder mehr beguͤnſtigt wird, lange am Zuruͤckſchlagen der Fruͤchte verſpuͤren. Der Nachtheil iſt aber nicht ſo groß, daß er nicht reichlich erſetzt wuͤrde. Aufnehmen des Saamens. Gewoͤhnlich wird der Saamen vom zweiten Wuchſe genommen, und man ſchneidet den Klee zum erſten Male wohl etwas fruͤher, damit er um ſo eher und ſtaͤrker wieder in Bluͤte trete. Doch muß man dies auch nicht zu fruͤh thun, weil ſonſt zuruͤckgebliebene Stengel, die eigentlich noch zum erſten Triebe gehoͤren, dem zweiten Wuchſe vorkommen, und zu fruͤh reifen. Da indeſſen ein unguͤnſtiger atmoſphaͤriſcher Zuſtand zuweilen das Taubbluͤhen des Klees veranlaſſen kann, ſo iſt es, um ſicher zu gehen, rathſam, einen Theil des Saamens ſchon vom erſten Wuchſe zu nehmen, wenn man verſpuͤret, daß die L l 2

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/291>, abgerufen am 23.04.2024.