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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Die Luzerne.
Düngung nicht versäumt wird. Wenn auch die ältere Luzerne nicht so hoch
wird wie die jüngere, so gewinnt sie dagegen an Dichtigkeit. Ihr Ertrag
übertrifft wohl jedes andre Futterkraut. 40 Centner Heu vom Morgen nimmt
man als das gewöhnliche an, man behauptet aber häufig 80 Centner vom
Morgen erhalten zu haben. Die Quantität hängt hauptsächlich von der ge-
gebenen Düngung ab, doch hat auch die Jahreswitterung einen großen Ein-
fluß darauf. Je wärmer der Sommer, desto größer ist er in der Regel.

§. 371.

Die Luzerne wird theils grün mit allen Vieharten verfüttert, theils zuGebrauch.
Heu gemacht, welches letztere auf eben die Weise, wie beim Klee, geschiehet.
Grün giebt man sie besonders gern den Pferden, die, wenn sie täglich einmal
den dritten Theil ihrer gewöhnlichen Ration Hafer dabei bekommen, in Kraft
mehr zu- als abnehmen. Bei den Kühen scheint sie die Milch stärker wie der
Klee zu vermehren; doch wollen einige bemerkt haben, daß die Milch dünner
danach werde und die Butter früher einen bitterlichen Geschmack bekomme.
Ich habe es noch nicht bemerkt.

§. 372.

Die Luzerne kann sehr lange ausdauern. Ich habe auf einem Garten-Ausdauer.
stücke, welches ehemals Luzerne trug, nachher ein Paarmal gegraben und dar-
auf zu Rasen wieder niedergelegt wurde, einzelne Luzernepflanzen gesehen, die
wenigstens 30 Jahr alt seyn mußten. Funfzehn Jahre lang hat man ein Lu-
zernefeld nicht selten erhalten, und auf 7 bis 8 Jahre rechnet man gewöhnlich.
Einige lassen die Luzerne nur 4 bis 5 Jahre stehen, nicht sowohl weil sie dann
ausginge und sich vermindere, sondern weil man das Land durch schnellere
Wechselung höher zu benutzen glaubt.

§. 373.

Wenn die Luzerne in eine ordentliche Feldrotation aufgenommen werdenPlatz im Feld-
systeme.

soll, so muß diese viele Schläge haben; theils um die Luzerne lange genug zu
benutzen, theils weil man auch in Ansehung ihrer beobachtet haben will, daß
sie erst nach 9 Jahren auf denselben Platz wieder kommen dürfe. Bei weni-
geren Schlägen -- wir wollen 7 annehmen -- wird es am zweckmäßigsten
seyn, von jedem Schlage gewisse Morgen zur Luzerne zu bestimmen, jährlich

Die Luzerne.
Duͤngung nicht verſaͤumt wird. Wenn auch die aͤltere Luzerne nicht ſo hoch
wird wie die juͤngere, ſo gewinnt ſie dagegen an Dichtigkeit. Ihr Ertrag
uͤbertrifft wohl jedes andre Futterkraut. 40 Centner Heu vom Morgen nimmt
man als das gewoͤhnliche an, man behauptet aber haͤufig 80 Centner vom
Morgen erhalten zu haben. Die Quantitaͤt haͤngt hauptſaͤchlich von der ge-
gebenen Duͤngung ab, doch hat auch die Jahreswitterung einen großen Ein-
fluß darauf. Je waͤrmer der Sommer, deſto groͤßer iſt er in der Regel.

§. 371.

Die Luzerne wird theils gruͤn mit allen Vieharten verfuͤttert, theils zuGebrauch.
Heu gemacht, welches letztere auf eben die Weiſe, wie beim Klee, geſchiehet.
Gruͤn giebt man ſie beſonders gern den Pferden, die, wenn ſie taͤglich einmal
den dritten Theil ihrer gewoͤhnlichen Ration Hafer dabei bekommen, in Kraft
mehr zu- als abnehmen. Bei den Kuͤhen ſcheint ſie die Milch ſtaͤrker wie der
Klee zu vermehren; doch wollen einige bemerkt haben, daß die Milch duͤnner
danach werde und die Butter fruͤher einen bitterlichen Geſchmack bekomme.
Ich habe es noch nicht bemerkt.

§. 372.

Die Luzerne kann ſehr lange ausdauern. Ich habe auf einem Garten-Ausdauer.
ſtuͤcke, welches ehemals Luzerne trug, nachher ein Paarmal gegraben und dar-
auf zu Raſen wieder niedergelegt wurde, einzelne Luzernepflanzen geſehen, die
wenigſtens 30 Jahr alt ſeyn mußten. Funfzehn Jahre lang hat man ein Lu-
zernefeld nicht ſelten erhalten, und auf 7 bis 8 Jahre rechnet man gewoͤhnlich.
Einige laſſen die Luzerne nur 4 bis 5 Jahre ſtehen, nicht ſowohl weil ſie dann
ausginge und ſich vermindere, ſondern weil man das Land durch ſchnellere
Wechſelung hoͤher zu benutzen glaubt.

§. 373.

Wenn die Luzerne in eine ordentliche Feldrotation aufgenommen werdenPlatz im Feld-
ſyſteme.

ſoll, ſo muß dieſe viele Schlaͤge haben; theils um die Luzerne lange genug zu
benutzen, theils weil man auch in Anſehung ihrer beobachtet haben will, daß
ſie erſt nach 9 Jahren auf denſelben Platz wieder kommen duͤrfe. Bei weni-
geren Schlaͤgen — wir wollen 7 annehmen — wird es am zweckmaͤßigſten
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[279/0303] Die Luzerne. Duͤngung nicht verſaͤumt wird. Wenn auch die aͤltere Luzerne nicht ſo hoch wird wie die juͤngere, ſo gewinnt ſie dagegen an Dichtigkeit. Ihr Ertrag uͤbertrifft wohl jedes andre Futterkraut. 40 Centner Heu vom Morgen nimmt man als das gewoͤhnliche an, man behauptet aber haͤufig 80 Centner vom Morgen erhalten zu haben. Die Quantitaͤt haͤngt hauptſaͤchlich von der ge- gebenen Duͤngung ab, doch hat auch die Jahreswitterung einen großen Ein- fluß darauf. Je waͤrmer der Sommer, deſto groͤßer iſt er in der Regel. §. 371. Die Luzerne wird theils gruͤn mit allen Vieharten verfuͤttert, theils zu Heu gemacht, welches letztere auf eben die Weiſe, wie beim Klee, geſchiehet. Gruͤn giebt man ſie beſonders gern den Pferden, die, wenn ſie taͤglich einmal den dritten Theil ihrer gewoͤhnlichen Ration Hafer dabei bekommen, in Kraft mehr zu- als abnehmen. Bei den Kuͤhen ſcheint ſie die Milch ſtaͤrker wie der Klee zu vermehren; doch wollen einige bemerkt haben, daß die Milch duͤnner danach werde und die Butter fruͤher einen bitterlichen Geſchmack bekomme. Ich habe es noch nicht bemerkt. Gebrauch. §. 372. Die Luzerne kann ſehr lange ausdauern. Ich habe auf einem Garten- ſtuͤcke, welches ehemals Luzerne trug, nachher ein Paarmal gegraben und dar- auf zu Raſen wieder niedergelegt wurde, einzelne Luzernepflanzen geſehen, die wenigſtens 30 Jahr alt ſeyn mußten. Funfzehn Jahre lang hat man ein Lu- zernefeld nicht ſelten erhalten, und auf 7 bis 8 Jahre rechnet man gewoͤhnlich. Einige laſſen die Luzerne nur 4 bis 5 Jahre ſtehen, nicht ſowohl weil ſie dann ausginge und ſich vermindere, ſondern weil man das Land durch ſchnellere Wechſelung hoͤher zu benutzen glaubt. Ausdauer. §. 373. Wenn die Luzerne in eine ordentliche Feldrotation aufgenommen werden ſoll, ſo muß dieſe viele Schlaͤge haben; theils um die Luzerne lange genug zu benutzen, theils weil man auch in Anſehung ihrer beobachtet haben will, daß ſie erſt nach 9 Jahren auf denſelben Platz wieder kommen duͤrfe. Bei weni- geren Schlaͤgen — wir wollen 7 annehmen — wird es am zweckmaͤßigſten ſeyn, von jedem Schlage gewiſſe Morgen zur Luzerne zu beſtimmen, jaͤhrlich Platz im Feld- ſyſteme.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/303>, abgerufen am 23.04.2024.