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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Futterkräuter.

Er wird in der Regel allein gesäet; doch habe ich ihn wohl mit Klee aus-
gesäet, dessen hervorkommende Pflanzen unter dem schnell heranwachsenden
Spörgel einen sehr guten Schutz und Decke finden, und nach abgemähetem
Spörgel besonders dicht und kräftig hervorkommen. Auch hat man ihn mit
Buchweizen zum grünen Abmähen ausgesäet. Vielleicht könnte es in gewissen
Fällen wirthschaftlich seyn, ihn unter eben schossendes Getreide auszusäen, um
dann in der Stoppel eine reichliche Weide von ihm zu haben. In die umge-
brochene Stoppel eines Getreides wird er häufig gesäet, zur späten Weide oder
zum Abmähen im Herbst; denn gelinde Fröste schaden ihm im Herbst nicht leicht.

§. 390.

Benutzung.Der Spörgel wird zum Grünfutter oder zum Heumachen gemähet, wenn
er in voller Blüte stehet. Seine unteren Blüten brechen indessen manchmal
sehr früh auf, und er fängt dann erst an, recht stark zu wachsen. Man richtet
sich also nicht nach jenen ersten voreilenden Blüten, wenn man nur einen Schnitt
davon nehmen will. Mähet man ihn sehr jung, so schlägt er wieder aus, und
man kann einen zweiten Schnitt davon nehmen, der oft stärker, wie der erste
ist. Indessen verlohnt sich dann der erste Schnitt kaum der Mühe, und es
wird mehrentheils rathsamer seyn ihn zum ersten Male abweiden zu lassen, wel-
ches aber schnell und durch eine beträchtliche Kopfzahl aufgetriebenen Viehes ge-
schehen muß. Dann schadet ihm dieses Abweiden durchaus nicht, sondern er
kommt um so dichter und stärker wieder hervor.

§. 391.

Ertrag.Der Ertrag des Spörgels ist sehr verschieden; wie sich versteht, nach der
Kraft des Bodens, aber auch nach der Witterung; denn er verlangt Wärme
und öftere Regenschauer, steht bei ungünstiger Witterung still, erhebt sich dann
aber schnell bei einer günstigeren. Man kann ihn in Ansehung der Quantität
etwa zur Hälfte eines Kleeschnitts auf demselben Boden annehmen. Er fällt
im Volum sehr zusammen, wenn er liegt, hat dann aber eine beträchtliche
Schwere, und in gleichem Gewichte ist er bei weitem nahrhafter wie jedes an-
dere Futterkraut, wovon sich jeder, der ihn anbauet, leicht überzeugt. Die
Milchvermehrung und die Zunahme des Viehes ist bei der Fütterung mit Spör-

gel,
Futterkraͤuter.

Er wird in der Regel allein geſaͤet; doch habe ich ihn wohl mit Klee aus-
geſaͤet, deſſen hervorkommende Pflanzen unter dem ſchnell heranwachſenden
Spoͤrgel einen ſehr guten Schutz und Decke finden, und nach abgemaͤhetem
Spoͤrgel beſonders dicht und kraͤftig hervorkommen. Auch hat man ihn mit
Buchweizen zum gruͤnen Abmaͤhen ausgeſaͤet. Vielleicht koͤnnte es in gewiſſen
Faͤllen wirthſchaftlich ſeyn, ihn unter eben ſchoſſendes Getreide auszuſaͤen, um
dann in der Stoppel eine reichliche Weide von ihm zu haben. In die umge-
brochene Stoppel eines Getreides wird er haͤufig geſaͤet, zur ſpaͤten Weide oder
zum Abmaͤhen im Herbſt; denn gelinde Froͤſte ſchaden ihm im Herbſt nicht leicht.

§. 390.

Benutzung.Der Spoͤrgel wird zum Gruͤnfutter oder zum Heumachen gemaͤhet, wenn
er in voller Bluͤte ſtehet. Seine unteren Bluͤten brechen indeſſen manchmal
ſehr fruͤh auf, und er faͤngt dann erſt an, recht ſtark zu wachſen. Man richtet
ſich alſo nicht nach jenen erſten voreilenden Bluͤten, wenn man nur einen Schnitt
davon nehmen will. Maͤhet man ihn ſehr jung, ſo ſchlaͤgt er wieder aus, und
man kann einen zweiten Schnitt davon nehmen, der oft ſtaͤrker, wie der erſte
iſt. Indeſſen verlohnt ſich dann der erſte Schnitt kaum der Muͤhe, und es
wird mehrentheils rathſamer ſeyn ihn zum erſten Male abweiden zu laſſen, wel-
ches aber ſchnell und durch eine betraͤchtliche Kopfzahl aufgetriebenen Viehes ge-
ſchehen muß. Dann ſchadet ihm dieſes Abweiden durchaus nicht, ſondern er
kommt um ſo dichter und ſtaͤrker wieder hervor.

§. 391.

Ertrag.Der Ertrag des Spoͤrgels iſt ſehr verſchieden; wie ſich verſteht, nach der
Kraft des Bodens, aber auch nach der Witterung; denn er verlangt Waͤrme
und oͤftere Regenſchauer, ſteht bei unguͤnſtiger Witterung ſtill, erhebt ſich dann
aber ſchnell bei einer guͤnſtigeren. Man kann ihn in Anſehung der Quantitaͤt
etwa zur Haͤlfte eines Kleeſchnitts auf demſelben Boden annehmen. Er faͤllt
im Volum ſehr zuſammen, wenn er liegt, hat dann aber eine betraͤchtliche
Schwere, und in gleichem Gewichte iſt er bei weitem nahrhafter wie jedes an-
dere Futterkraut, wovon ſich jeder, der ihn anbauet, leicht uͤberzeugt. Die
Milchvermehrung und die Zunahme des Viehes iſt bei der Fuͤtterung mit Spoͤr-

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[288/0312] Futterkraͤuter. Er wird in der Regel allein geſaͤet; doch habe ich ihn wohl mit Klee aus- geſaͤet, deſſen hervorkommende Pflanzen unter dem ſchnell heranwachſenden Spoͤrgel einen ſehr guten Schutz und Decke finden, und nach abgemaͤhetem Spoͤrgel beſonders dicht und kraͤftig hervorkommen. Auch hat man ihn mit Buchweizen zum gruͤnen Abmaͤhen ausgeſaͤet. Vielleicht koͤnnte es in gewiſſen Faͤllen wirthſchaftlich ſeyn, ihn unter eben ſchoſſendes Getreide auszuſaͤen, um dann in der Stoppel eine reichliche Weide von ihm zu haben. In die umge- brochene Stoppel eines Getreides wird er haͤufig geſaͤet, zur ſpaͤten Weide oder zum Abmaͤhen im Herbſt; denn gelinde Froͤſte ſchaden ihm im Herbſt nicht leicht. §. 390. Der Spoͤrgel wird zum Gruͤnfutter oder zum Heumachen gemaͤhet, wenn er in voller Bluͤte ſtehet. Seine unteren Bluͤten brechen indeſſen manchmal ſehr fruͤh auf, und er faͤngt dann erſt an, recht ſtark zu wachſen. Man richtet ſich alſo nicht nach jenen erſten voreilenden Bluͤten, wenn man nur einen Schnitt davon nehmen will. Maͤhet man ihn ſehr jung, ſo ſchlaͤgt er wieder aus, und man kann einen zweiten Schnitt davon nehmen, der oft ſtaͤrker, wie der erſte iſt. Indeſſen verlohnt ſich dann der erſte Schnitt kaum der Muͤhe, und es wird mehrentheils rathſamer ſeyn ihn zum erſten Male abweiden zu laſſen, wel- ches aber ſchnell und durch eine betraͤchtliche Kopfzahl aufgetriebenen Viehes ge- ſchehen muß. Dann ſchadet ihm dieſes Abweiden durchaus nicht, ſondern er kommt um ſo dichter und ſtaͤrker wieder hervor. Benutzung. §. 391. Der Ertrag des Spoͤrgels iſt ſehr verſchieden; wie ſich verſteht, nach der Kraft des Bodens, aber auch nach der Witterung; denn er verlangt Waͤrme und oͤftere Regenſchauer, ſteht bei unguͤnſtiger Witterung ſtill, erhebt ſich dann aber ſchnell bei einer guͤnſtigeren. Man kann ihn in Anſehung der Quantitaͤt etwa zur Haͤlfte eines Kleeſchnitts auf demſelben Boden annehmen. Er faͤllt im Volum ſehr zuſammen, wenn er liegt, hat dann aber eine betraͤchtliche Schwere, und in gleichem Gewichte iſt er bei weitem nahrhafter wie jedes an- dere Futterkraut, wovon ſich jeder, der ihn anbauet, leicht uͤberzeugt. Die Milchvermehrung und die Zunahme des Viehes iſt bei der Fuͤtterung mit Spoͤr- gel, Ertrag.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/312>, abgerufen am 28.03.2024.