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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Ernährung des Rindviehes.

Nur wird durch die Stallfütterung wohl 2/3 Dünger mehr gewonnen, da von
dem durch das Tüdern auf dem Lande gelassenen Dünger wahrscheinlich nur 1/3 zu
gute kommt. Dagegen macht die Stallfütterung durch das Mähen und Anfah-
ren des Klees mehrere Kosten.

Es kann wohl nicht rathsam seyn, denselben Platz zweimal abtüdern zu lassen,
weil der grüne Klee, des Mistens wegen, dem Vieh unangenehm seyn würde.
Man macht also den folgenden Wuchs lieber zu Heu.

§. 37.

Die Sommer-
Stallfütte-
rung.
Ueber die Vortheile und Verhältnisse der Stallfütterung, in Hinsicht des
Ganzen der Wirthschaft, ist Bd. 1. §. 374 -- 394. geredet, und über den An-
bau und die fernere Behandlung der Futtergewächse im 4ten Bd. §. 271. u. f.
Es bleibt hier nur übrig, über das Verfahren bei der Futterung selbst und über
die Wartung zu reden.

Ein zur Sommerfütterung bequem eingerichteter Stall erleichtert die Sache
sehr, und diejenige Einrichtung, welche ich in Bergens Anleitung zur Viehzucht
empfohlen habe, scheint mir noch immer die zweckmäßigste zu seyn; indem das
grüne Futter dabei sehr verbreitet liegt, und dem Vieh auf die bequemste Weise
in kleinen Portionen herabgeworfen werden kann.

Einige haben die grüne Sommerfütterung dem Viehe im Freien zu geben
angemessener gehalten, und deshalb einen Hof eingezäunt, der rings umher mit
Krippen und Raufen versehen war, in welchem das Vieh frei herumging. Sie
meinten die freie Luft und Bewegung würde dem Vieh zuträglicher seyn, als
das beständige Stehen im Stalle. Die Erfahrung aber hat diese Methode nicht
bewährt, keine Vortheile, aber manche Nachtheile gezeigt. Letztere bestanden
hauptsächlich darin, daß das Vieh sich zu heftig zum Futter drängte, sich stieß
und daß die schwächeren und furchtsameren Thiere von den andern ganz abge-
stoßen wurden. Auch verlor der Mist. Daß die Stallluft und das beständige
Stillstehen der Gesundheit des Viehes nachtheilig seyn möchte, konnte man der
Theorie nach mit Recht besorgen. Die Erfahrung aber hat es nun genugsam
gelehrt, daß dies keinesweges der Fall sey, sondern daß das Vieh bei einer ge-
hörigen Behandlung beständig gesund und sehr milchreich bleibe und ein hohes
Alter erreiche, selbst in einigen Fällen, wo es durchaus nicht aus dem Stalle

kam.
Ernaͤhrung des Rindviehes.

Nur wird durch die Stallfuͤtterung wohl ⅔ Duͤnger mehr gewonnen, da von
dem durch das Tuͤdern auf dem Lande gelaſſenen Duͤnger wahrſcheinlich nur ⅓ zu
gute kommt. Dagegen macht die Stallfuͤtterung durch das Maͤhen und Anfah-
ren des Klees mehrere Koſten.

Es kann wohl nicht rathſam ſeyn, denſelben Platz zweimal abtuͤdern zu laſſen,
weil der gruͤne Klee, des Miſtens wegen, dem Vieh unangenehm ſeyn wuͤrde.
Man macht alſo den folgenden Wuchs lieber zu Heu.

§. 37.

Die Sommer-
Stallfuͤtte-
rung.
Ueber die Vortheile und Verhaͤltniſſe der Stallfuͤtterung, in Hinſicht des
Ganzen der Wirthſchaft, iſt Bd. 1. §. 374 — 394. geredet, und uͤber den An-
bau und die fernere Behandlung der Futtergewaͤchſe im 4ten Bd. §. 271. u. f.
Es bleibt hier nur uͤbrig, uͤber das Verfahren bei der Futterung ſelbſt und uͤber
die Wartung zu reden.

Ein zur Sommerfuͤtterung bequem eingerichteter Stall erleichtert die Sache
ſehr, und diejenige Einrichtung, welche ich in Bergens Anleitung zur Viehzucht
empfohlen habe, ſcheint mir noch immer die zweckmaͤßigſte zu ſeyn; indem das
gruͤne Futter dabei ſehr verbreitet liegt, und dem Vieh auf die bequemſte Weiſe
in kleinen Portionen herabgeworfen werden kann.

Einige haben die gruͤne Sommerfuͤtterung dem Viehe im Freien zu geben
angemeſſener gehalten, und deshalb einen Hof eingezaͤunt, der rings umher mit
Krippen und Raufen verſehen war, in welchem das Vieh frei herumging. Sie
meinten die freie Luft und Bewegung wuͤrde dem Vieh zutraͤglicher ſeyn, als
das beſtaͤndige Stehen im Stalle. Die Erfahrung aber hat dieſe Methode nicht
bewaͤhrt, keine Vortheile, aber manche Nachtheile gezeigt. Letztere beſtanden
hauptſaͤchlich darin, daß das Vieh ſich zu heftig zum Futter draͤngte, ſich ſtieß
und daß die ſchwaͤcheren und furchtſameren Thiere von den andern ganz abge-
ſtoßen wurden. Auch verlor der Miſt. Daß die Stallluft und das beſtaͤndige
Stillſtehen der Geſundheit des Viehes nachtheilig ſeyn moͤchte, konnte man der
Theorie nach mit Recht beſorgen. Die Erfahrung aber hat es nun genugſam
gelehrt, daß dies keinesweges der Fall ſey, ſondern daß das Vieh bei einer ge-
hoͤrigen Behandlung beſtaͤndig geſund und ſehr milchreich bleibe und ein hohes
Alter erreiche, ſelbſt in einigen Faͤllen, wo es durchaus nicht aus dem Stalle

kam.
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[336/0360] Ernaͤhrung des Rindviehes. Nur wird durch die Stallfuͤtterung wohl ⅔ Duͤnger mehr gewonnen, da von dem durch das Tuͤdern auf dem Lande gelaſſenen Duͤnger wahrſcheinlich nur ⅓ zu gute kommt. Dagegen macht die Stallfuͤtterung durch das Maͤhen und Anfah- ren des Klees mehrere Koſten. Es kann wohl nicht rathſam ſeyn, denſelben Platz zweimal abtuͤdern zu laſſen, weil der gruͤne Klee, des Miſtens wegen, dem Vieh unangenehm ſeyn wuͤrde. Man macht alſo den folgenden Wuchs lieber zu Heu. §. 37. Ueber die Vortheile und Verhaͤltniſſe der Stallfuͤtterung, in Hinſicht des Ganzen der Wirthſchaft, iſt Bd. 1. §. 374 — 394. geredet, und uͤber den An- bau und die fernere Behandlung der Futtergewaͤchſe im 4ten Bd. §. 271. u. f. Es bleibt hier nur uͤbrig, uͤber das Verfahren bei der Futterung ſelbſt und uͤber die Wartung zu reden. Die Sommer- Stallfuͤtte- rung. Ein zur Sommerfuͤtterung bequem eingerichteter Stall erleichtert die Sache ſehr, und diejenige Einrichtung, welche ich in Bergens Anleitung zur Viehzucht empfohlen habe, ſcheint mir noch immer die zweckmaͤßigſte zu ſeyn; indem das gruͤne Futter dabei ſehr verbreitet liegt, und dem Vieh auf die bequemſte Weiſe in kleinen Portionen herabgeworfen werden kann. Einige haben die gruͤne Sommerfuͤtterung dem Viehe im Freien zu geben angemeſſener gehalten, und deshalb einen Hof eingezaͤunt, der rings umher mit Krippen und Raufen verſehen war, in welchem das Vieh frei herumging. Sie meinten die freie Luft und Bewegung wuͤrde dem Vieh zutraͤglicher ſeyn, als das beſtaͤndige Stehen im Stalle. Die Erfahrung aber hat dieſe Methode nicht bewaͤhrt, keine Vortheile, aber manche Nachtheile gezeigt. Letztere beſtanden hauptſaͤchlich darin, daß das Vieh ſich zu heftig zum Futter draͤngte, ſich ſtieß und daß die ſchwaͤcheren und furchtſameren Thiere von den andern ganz abge- ſtoßen wurden. Auch verlor der Miſt. Daß die Stallluft und das beſtaͤndige Stillſtehen der Geſundheit des Viehes nachtheilig ſeyn moͤchte, konnte man der Theorie nach mit Recht beſorgen. Die Erfahrung aber hat es nun genugſam gelehrt, daß dies keinesweges der Fall ſey, ſondern daß das Vieh bei einer ge- hoͤrigen Behandlung beſtaͤndig geſund und ſehr milchreich bleibe und ein hohes Alter erreiche, ſelbſt in einigen Faͤllen, wo es durchaus nicht aus dem Stalle kam.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/360>, abgerufen am 25.04.2024.