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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Mastung des Rindviehes.

Hier geben 20 Pfd. 10 5/7. Bei etwas fettern Ochsen hat man aber mehrentheils
gefunden, daß 20 Pfd. 11. Pfd. geben, und bei ganz voll ausgemästeten Ochsen
12 bis 121/2 Pfd.; denn so wie der Ochse fetter wird, vergrößert sich das Verhält-
niß der Fleischtheile gegen die sogenannten Abfallstheile.

Endlich muß man bei der Mastung mit der größten Sorgfalt Futterordnung,
Reinlichkeit u. s. f. beobachten, wovon ich bei jeder Mastungsart besonders reden
werde. Hier warne ich nur, sich nicht mit einer erheblichen Mastung abzugeben,
wenn man nicht selbst sein Auge darauf richten kann, oder einen höchst zuverlässi-
gen und für die Sache passionirten Viehwärter hat.

§. 67.

Die Sommermastung unterscheidet sich in Weide und grüne Stallfütterung.

Die Weidemastung findet nur auf sehr reichen Weiden statt, die man des-Weidema-
stung.

halb Fettweiden zu nennen pflegt. In Ansehung der Fettweiden ist es beson-
ders unter den Engländern streitig gewesen, ob es rathsamer sey, das Vieh das
ganze Weiderevier, was man für den Stapel bestimmt, frei überlaufen zu lassen,
oder aber ob man das Weideland in mehrere kleine Koppeln trennen, in jede nur
einige Stücke einlassen, mit diesen Koppeln auch wechseln, und dem Grase eine
Zwischenzeit zum Heranwachsen geben solle Vergl. Annalen des Ackerb. V. 112.
Die meisten Stimmen und die stärksten Gründe sind für das letztere. In den Mar-
schen der Niederelbe findet man mehrentheils den Gebrauch, das Grasland einmal
zu weiden, und einmal mähen zu lassen. Eine Koppel oder durch Gräben abge-
sondertes Stück wird dem Mastvieh im Frühjahr eingegeben, von einem andern
nimmt man erst eine Heuernte. Dann kommt das Vieh von jener auf diese, und
jene wird nun geschont und gemäht. Zuweilen wird aber auch ein Stück allein
zur Weide bestimmt, und das Vieh erhält dann noch das andere Stück hinzu,
wenn eine Heuernte davon genommen worden, um die Abnahme des Graswuch-
ses im Nachsommer zu ersetzen.

In diesen Marschgegenden rechnet man auf einen großen Marschochsen, wel-
cher bis 1000 Pfund Fleischergewicht bekommt, einen dortigen Marschmorgen von
450 sechzehnfüßigen Quadratruthen, welcher 33/4 hiesige Morgen enthält. Von
den kleineren Jütischen Ochsen können aber 11/2 auf jener Fläche gemästet werden.
Man nimmt gewöhnlich an, daß ein großer Ochse seine Weide mit 8 Friedrichsdor,

Maſtung des Rindviehes.

Hier geben 20 Pfd. 10 5/7. Bei etwas fettern Ochſen hat man aber mehrentheils
gefunden, daß 20 Pfd. 11. Pfd. geben, und bei ganz voll ausgemaͤſteten Ochſen
12 bis 12½ Pfd.; denn ſo wie der Ochſe fetter wird, vergroͤßert ſich das Verhaͤlt-
niß der Fleiſchtheile gegen die ſogenannten Abfallstheile.

Endlich muß man bei der Maſtung mit der groͤßten Sorgfalt Futterordnung,
Reinlichkeit u. ſ. f. beobachten, wovon ich bei jeder Maſtungsart beſonders reden
werde. Hier warne ich nur, ſich nicht mit einer erheblichen Maſtung abzugeben,
wenn man nicht ſelbſt ſein Auge darauf richten kann, oder einen hoͤchſt zuverlaͤſſi-
gen und fuͤr die Sache paſſionirten Viehwaͤrter hat.

§. 67.

Die Sommermaſtung unterſcheidet ſich in Weide und gruͤne Stallfuͤtterung.

Die Weidemaſtung findet nur auf ſehr reichen Weiden ſtatt, die man des-Weidema-
ſtung.

halb Fettweiden zu nennen pflegt. In Anſehung der Fettweiden iſt es beſon-
ders unter den Englaͤndern ſtreitig geweſen, ob es rathſamer ſey, das Vieh das
ganze Weiderevier, was man fuͤr den Stapel beſtimmt, frei uͤberlaufen zu laſſen,
oder aber ob man das Weideland in mehrere kleine Koppeln trennen, in jede nur
einige Stuͤcke einlaſſen, mit dieſen Koppeln auch wechſeln, und dem Graſe eine
Zwiſchenzeit zum Heranwachſen geben ſolle Vergl. Annalen des Ackerb. V. 112.
Die meiſten Stimmen und die ſtaͤrkſten Gruͤnde ſind fuͤr das letztere. In den Mar-
ſchen der Niederelbe findet man mehrentheils den Gebrauch, das Grasland einmal
zu weiden, und einmal maͤhen zu laſſen. Eine Koppel oder durch Graͤben abge-
ſondertes Stuͤck wird dem Maſtvieh im Fruͤhjahr eingegeben, von einem andern
nimmt man erſt eine Heuernte. Dann kommt das Vieh von jener auf dieſe, und
jene wird nun geſchont und gemaͤht. Zuweilen wird aber auch ein Stuͤck allein
zur Weide beſtimmt, und das Vieh erhaͤlt dann noch das andere Stuͤck hinzu,
wenn eine Heuernte davon genommen worden, um die Abnahme des Graswuch-
ſes im Nachſommer zu erſetzen.

In dieſen Marſchgegenden rechnet man auf einen großen Marſchochſen, wel-
cher bis 1000 Pfund Fleiſchergewicht bekommt, einen dortigen Marſchmorgen von
450 ſechzehnfuͤßigen Quadratruthen, welcher 3¾ hieſige Morgen enthaͤlt. Von
den kleineren Juͤtiſchen Ochſen koͤnnen aber 1½ auf jener Flaͤche gemaͤſtet werden.
Man nimmt gewoͤhnlich an, daß ein großer Ochſe ſeine Weide mit 8 Friedrichsdor,

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[365/0389] Maſtung des Rindviehes. Hier geben 20 Pfd. 10 5/7. Bei etwas fettern Ochſen hat man aber mehrentheils gefunden, daß 20 Pfd. 11. Pfd. geben, und bei ganz voll ausgemaͤſteten Ochſen 12 bis 12½ Pfd.; denn ſo wie der Ochſe fetter wird, vergroͤßert ſich das Verhaͤlt- niß der Fleiſchtheile gegen die ſogenannten Abfallstheile. Endlich muß man bei der Maſtung mit der groͤßten Sorgfalt Futterordnung, Reinlichkeit u. ſ. f. beobachten, wovon ich bei jeder Maſtungsart beſonders reden werde. Hier warne ich nur, ſich nicht mit einer erheblichen Maſtung abzugeben, wenn man nicht ſelbſt ſein Auge darauf richten kann, oder einen hoͤchſt zuverlaͤſſi- gen und fuͤr die Sache paſſionirten Viehwaͤrter hat. §. 67. Die Sommermaſtung unterſcheidet ſich in Weide und gruͤne Stallfuͤtterung. Die Weidemaſtung findet nur auf ſehr reichen Weiden ſtatt, die man des- halb Fettweiden zu nennen pflegt. In Anſehung der Fettweiden iſt es beſon- ders unter den Englaͤndern ſtreitig geweſen, ob es rathſamer ſey, das Vieh das ganze Weiderevier, was man fuͤr den Stapel beſtimmt, frei uͤberlaufen zu laſſen, oder aber ob man das Weideland in mehrere kleine Koppeln trennen, in jede nur einige Stuͤcke einlaſſen, mit dieſen Koppeln auch wechſeln, und dem Graſe eine Zwiſchenzeit zum Heranwachſen geben ſolle Vergl. Annalen des Ackerb. V. 112. Die meiſten Stimmen und die ſtaͤrkſten Gruͤnde ſind fuͤr das letztere. In den Mar- ſchen der Niederelbe findet man mehrentheils den Gebrauch, das Grasland einmal zu weiden, und einmal maͤhen zu laſſen. Eine Koppel oder durch Graͤben abge- ſondertes Stuͤck wird dem Maſtvieh im Fruͤhjahr eingegeben, von einem andern nimmt man erſt eine Heuernte. Dann kommt das Vieh von jener auf dieſe, und jene wird nun geſchont und gemaͤht. Zuweilen wird aber auch ein Stuͤck allein zur Weide beſtimmt, und das Vieh erhaͤlt dann noch das andere Stuͤck hinzu, wenn eine Heuernte davon genommen worden, um die Abnahme des Graswuch- ſes im Nachſommer zu erſetzen. Weidema- ſtung. In dieſen Marſchgegenden rechnet man auf einen großen Marſchochſen, wel- cher bis 1000 Pfund Fleiſchergewicht bekommt, einen dortigen Marſchmorgen von 450 ſechzehnfuͤßigen Quadratruthen, welcher 3¾ hieſige Morgen enthaͤlt. Von den kleineren Juͤtiſchen Ochſen koͤnnen aber 1½ auf jener Flaͤche gemaͤſtet werden. Man nimmt gewoͤhnlich an, daß ein großer Ochſe ſeine Weide mit 8 Friedrichsdor,

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/389>, abgerufen am 29.03.2024.