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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Mastung des Rindviehes.
ein kleiner Ochse mit 6 Friedrichsdor bezahle, und hält daher letztere mehrentheils
für vortheilhafter. Nicht selten findet man zwischen dem Rindvieh ein oder ande-
res Pferd und auch einige Marschschaafe, wovon diese das feinere Gras, jene das
gröbere und was auf den Geilstellen wächst, abfressen sollen, und hält dies für
wirthschaftlich.

Auf solchen Weiden nehmen gewöhnlich die Disteln sehr schnell überhand, und
sind nicht nur für das Vieh, selbst in älterem Zustande ungenießbar, sondern ver-
hindern auch das Abfressen des dazwischen aufwachsenden Grases. Jeder aufmerk-
same Wirth hauet also mit der Sense diese Disteln weg, und sie werden, wenn sie
welk und halb trocken geworden sind, von dem Viehe gern gefressen.

Eine Entfernung alles dessen, was das Weidevieh beunruhigen kann, ist von
großer Wichtigkeit. Man leidet daher ungern den Zutritt eines Menschen auf die-
sen Koppeln, mit großer Sorgfalt sucht man aber alle Hunde zu entfernen.

Wenn keine Bäume auf den Koppeln stehen, so richtet man Pfähle auf,
die an den Kanten eingekerbt sind, damit sich das Vieh daran reiben könne. Für
bequeme und gesunde Tränken muß gesorgt seyn. Zuweilen ist man jedoch genöthigt,
dem Viehe geschöpftes Wasser nur in Trögen zu geben.

§. 68.

Bei dem Mastvieh kann auch das Tüdern statt finden, und zwar auf angebauten
Futterfeldern; so wie es oben bei den Kühen beschrieben worden.

§. 69.

Grüne Stall-
mastung.
Die grüne Stallfütterung des Mastviehes wird nicht häufig betrieben. Ich
kenne jedoch verschiedene Beispiele, wo es mit gutem Erfolge geschah. Die Och-
sen können bei grünem Klee sehr fett werden, wenn er ihnen in reichlichem Maaße
gegeben wird. Ein Ochse frißt aber 200 bis 250 Pfd. grünen Klee täglich, wobei
er gutes Stroh, was er zwischen durch gerne frißt, haben muß. Kann man ihm
einen Theil seiner Nahrung in Heu oder trocknem Klee geben, so wird ihm die
grüne Fütterung ohne Zweifel noch gedeihlicher, und der gar zu dünne Durchlauf
dadurch gemindert. Mit besonders guter Wirkung hat man ihm, vorzüglich gegen
Ende der Mastzeit, einen Trank von Leinkuchen oder etwas Schrot daneben gegeben.

Diese Sommer-Stallmastung kann indessen nur in wenigen Fällen wirthschaft-
lich seyn, weil zu der Zeit, wo sie vollendet ist, mehrentheils auch eine starke Konkur-

Maſtung des Rindviehes.
ein kleiner Ochſe mit 6 Friedrichsdor bezahle, und haͤlt daher letztere mehrentheils
fuͤr vortheilhafter. Nicht ſelten findet man zwiſchen dem Rindvieh ein oder ande-
res Pferd und auch einige Marſchſchaafe, wovon dieſe das feinere Gras, jene das
groͤbere und was auf den Geilſtellen waͤchſt, abfreſſen ſollen, und haͤlt dies fuͤr
wirthſchaftlich.

Auf ſolchen Weiden nehmen gewoͤhnlich die Diſteln ſehr ſchnell uͤberhand, und
ſind nicht nur fuͤr das Vieh, ſelbſt in aͤlterem Zuſtande ungenießbar, ſondern ver-
hindern auch das Abfreſſen des dazwiſchen aufwachſenden Graſes. Jeder aufmerk-
ſame Wirth hauet alſo mit der Senſe dieſe Diſteln weg, und ſie werden, wenn ſie
welk und halb trocken geworden ſind, von dem Viehe gern gefreſſen.

Eine Entfernung alles deſſen, was das Weidevieh beunruhigen kann, iſt von
großer Wichtigkeit. Man leidet daher ungern den Zutritt eines Menſchen auf die-
ſen Koppeln, mit großer Sorgfalt ſucht man aber alle Hunde zu entfernen.

Wenn keine Baͤume auf den Koppeln ſtehen, ſo richtet man Pfaͤhle auf,
die an den Kanten eingekerbt ſind, damit ſich das Vieh daran reiben koͤnne. Fuͤr
bequeme und geſunde Traͤnken muß geſorgt ſeyn. Zuweilen iſt man jedoch genoͤthigt,
dem Viehe geſchoͤpftes Waſſer nur in Troͤgen zu geben.

§. 68.

Bei dem Maſtvieh kann auch das Tuͤdern ſtatt finden, und zwar auf angebauten
Futterfeldern; ſo wie es oben bei den Kuͤhen beſchrieben worden.

§. 69.

Gruͤne Stall-
maſtung.
Die gruͤne Stallfuͤtterung des Maſtviehes wird nicht haͤufig betrieben. Ich
kenne jedoch verſchiedene Beiſpiele, wo es mit gutem Erfolge geſchah. Die Och-
ſen koͤnnen bei gruͤnem Klee ſehr fett werden, wenn er ihnen in reichlichem Maaße
gegeben wird. Ein Ochſe frißt aber 200 bis 250 Pfd. gruͤnen Klee taͤglich, wobei
er gutes Stroh, was er zwiſchen durch gerne frißt, haben muß. Kann man ihm
einen Theil ſeiner Nahrung in Heu oder trocknem Klee geben, ſo wird ihm die
gruͤne Fuͤtterung ohne Zweifel noch gedeihlicher, und der gar zu duͤnne Durchlauf
dadurch gemindert. Mit beſonders guter Wirkung hat man ihm, vorzuͤglich gegen
Ende der Maſtzeit, einen Trank von Leinkuchen oder etwas Schrot daneben gegeben.

Dieſe Sommer-Stallmaſtung kann indeſſen nur in wenigen Faͤllen wirthſchaft-
lich ſeyn, weil zu der Zeit, wo ſie vollendet iſt, mehrentheils auch eine ſtarke Konkur-

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[366/0390] Maſtung des Rindviehes. ein kleiner Ochſe mit 6 Friedrichsdor bezahle, und haͤlt daher letztere mehrentheils fuͤr vortheilhafter. Nicht ſelten findet man zwiſchen dem Rindvieh ein oder ande- res Pferd und auch einige Marſchſchaafe, wovon dieſe das feinere Gras, jene das groͤbere und was auf den Geilſtellen waͤchſt, abfreſſen ſollen, und haͤlt dies fuͤr wirthſchaftlich. Auf ſolchen Weiden nehmen gewoͤhnlich die Diſteln ſehr ſchnell uͤberhand, und ſind nicht nur fuͤr das Vieh, ſelbſt in aͤlterem Zuſtande ungenießbar, ſondern ver- hindern auch das Abfreſſen des dazwiſchen aufwachſenden Graſes. Jeder aufmerk- ſame Wirth hauet alſo mit der Senſe dieſe Diſteln weg, und ſie werden, wenn ſie welk und halb trocken geworden ſind, von dem Viehe gern gefreſſen. Eine Entfernung alles deſſen, was das Weidevieh beunruhigen kann, iſt von großer Wichtigkeit. Man leidet daher ungern den Zutritt eines Menſchen auf die- ſen Koppeln, mit großer Sorgfalt ſucht man aber alle Hunde zu entfernen. Wenn keine Baͤume auf den Koppeln ſtehen, ſo richtet man Pfaͤhle auf, die an den Kanten eingekerbt ſind, damit ſich das Vieh daran reiben koͤnne. Fuͤr bequeme und geſunde Traͤnken muß geſorgt ſeyn. Zuweilen iſt man jedoch genoͤthigt, dem Viehe geſchoͤpftes Waſſer nur in Troͤgen zu geben. §. 68. Bei dem Maſtvieh kann auch das Tuͤdern ſtatt finden, und zwar auf angebauten Futterfeldern; ſo wie es oben bei den Kuͤhen beſchrieben worden. §. 69. Die gruͤne Stallfuͤtterung des Maſtviehes wird nicht haͤufig betrieben. Ich kenne jedoch verſchiedene Beiſpiele, wo es mit gutem Erfolge geſchah. Die Och- ſen koͤnnen bei gruͤnem Klee ſehr fett werden, wenn er ihnen in reichlichem Maaße gegeben wird. Ein Ochſe frißt aber 200 bis 250 Pfd. gruͤnen Klee taͤglich, wobei er gutes Stroh, was er zwiſchen durch gerne frißt, haben muß. Kann man ihm einen Theil ſeiner Nahrung in Heu oder trocknem Klee geben, ſo wird ihm die gruͤne Fuͤtterung ohne Zweifel noch gedeihlicher, und der gar zu duͤnne Durchlauf dadurch gemindert. Mit beſonders guter Wirkung hat man ihm, vorzuͤglich gegen Ende der Maſtzeit, einen Trank von Leinkuchen oder etwas Schrot daneben gegeben. Gruͤne Stall- maſtung. Dieſe Sommer-Stallmaſtung kann indeſſen nur in wenigen Faͤllen wirthſchaft- lich ſeyn, weil zu der Zeit, wo ſie vollendet iſt, mehrentheils auch eine ſtarke Konkur-

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/390>, abgerufen am 28.03.2024.