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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Die Schweinezucht.
§. 91.

Milchmast.Bei großen Molkereien findet die Milchmast statt, oft ohne Zuzucht. Man
giebt theils die saure Milch, theils die Waddig, und manche sind entschieden der
Meinung, daß jene vortheilhafter auch zur Mastung als zum Käsemachen benutzt
werde. Es ist gewiß, daß Schweine dabei schnell zu einem großen Gewicht kom-
men können, wenn man zuletzt noch etwas Gerstenschrot, um die mit Wasser ver-
dünnte Milch zu verdicken, hinzuthut. Das Fleisch solcher Schweine ist von vor-
züglicher Güte. Man macht es sich aber zur Regel, ein mit Milch angemäste-
tes Schwein auch völlig damit auszumästen, weil es bei jedem andren Futter
danach abfallen würde. Schrot kann ihm nur als Zusatz gegeben werden.

§. 92.

Wurzelmast.Ein starker Wurzel- oder Hackfruchtbau kann oft sehr vortheilhaft durch
Schweinemastung benutzt werden. Am häufigsten werden jetzt die Kartoffeln dazu
gebraucht, die aber den Mastschweinen gekocht, und zwar am besten im Dampfe,
und dann zerklein[ - 2 Zeichen fehlen]t, mit Wasser angerührt, gegeben werden müssen. So gern
sie rohe Kartoffeln eine Zeitlang und mäßig fressen, so werden sie ihnen doch bei
der Mastung bald zuwider. Zur Vollendung der Mast rührt man ihnen zuletzt
etwas Körnerschrot unter den Kartoffelnbrei. Noch vortheilhafter zur Mastung
halten manche die Möhren, welche die Schweine auch ungekocht vorzüglich lieben,
und sich immer sehr dabei aufnehmen. Sie sollen ein ausgezeichnet festes und
derbes Fleisch danach erhalten.

§. 93.

Brauereimast.Die Bierträbern müssen sehr reichlich gefüttert werden, wenn Schweine
vollkommen fett dabei werden sollen. Anfänglich setzen sie sehr gutes Fleisch, aber
zu starkem Speck bringt man es nicht damit; weshalb sie zuletzt mit kräftigerm
Futter vermischt werden müssen. Wenn kein Nachbier von den Träbern (Seyhe)
gezogen worden, sind sie nahrhafter. Sie müssen unter Wasser aufbewahrt wer=
den, weil sie sich sonst brennen.

§. 94.

Branntwein-
spülichtmast.
Der Branntweinspülicht ist ein weit kräftigeres Mastfutter als die Bier-
träbern. Auf 8 Nordhäuser Scheffel, circa 6 Berliner, täglicher Brennsatz, kön-
nen nach Neuenhahn 50 Schweine gehalten werden; indessen fügt er hinzu,

Die Schweinezucht.
§. 91.

Milchmaſt.Bei großen Molkereien findet die Milchmaſt ſtatt, oft ohne Zuzucht. Man
giebt theils die ſaure Milch, theils die Waddig, und manche ſind entſchieden der
Meinung, daß jene vortheilhafter auch zur Maſtung als zum Kaͤſemachen benutzt
werde. Es iſt gewiß, daß Schweine dabei ſchnell zu einem großen Gewicht kom-
men koͤnnen, wenn man zuletzt noch etwas Gerſtenſchrot, um die mit Waſſer ver-
duͤnnte Milch zu verdicken, hinzuthut. Das Fleiſch ſolcher Schweine iſt von vor-
zuͤglicher Guͤte. Man macht es ſich aber zur Regel, ein mit Milch angemaͤſte-
tes Schwein auch voͤllig damit auszumaͤſten, weil es bei jedem andren Futter
danach abfallen wuͤrde. Schrot kann ihm nur als Zuſatz gegeben werden.

§. 92.

Wurzelmaſt.Ein ſtarker Wurzel- oder Hackfruchtbau kann oft ſehr vortheilhaft durch
Schweinemaſtung benutzt werden. Am haͤufigſten werden jetzt die Kartoffeln dazu
gebraucht, die aber den Maſtſchweinen gekocht, und zwar am beſten im Dampfe,
und dann zerklein[ – 2 Zeichen fehlen]t, mit Waſſer angeruͤhrt, gegeben werden muͤſſen. So gern
ſie rohe Kartoffeln eine Zeitlang und maͤßig freſſen, ſo werden ſie ihnen doch bei
der Maſtung bald zuwider. Zur Vollendung der Maſt ruͤhrt man ihnen zuletzt
etwas Koͤrnerſchrot unter den Kartoffelnbrei. Noch vortheilhafter zur Maſtung
halten manche die Moͤhren, welche die Schweine auch ungekocht vorzuͤglich lieben,
und ſich immer ſehr dabei aufnehmen. Sie ſollen ein ausgezeichnet feſtes und
derbes Fleiſch danach erhalten.

§. 93.

Brauereimaſt.Die Biertraͤbern muͤſſen ſehr reichlich gefuͤttert werden, wenn Schweine
vollkommen fett dabei werden ſollen. Anfaͤnglich ſetzen ſie ſehr gutes Fleiſch, aber
zu ſtarkem Speck bringt man es nicht damit; weshalb ſie zuletzt mit kraͤftigerm
Futter vermiſcht werden muͤſſen. Wenn kein Nachbier von den Traͤbern (Seyhe)
gezogen worden, ſind ſie nahrhafter. Sie muͤſſen unter Waſſer aufbewahrt wer=
den, weil ſie ſich ſonſt brennen.

§. 94.

Branntwein-
ſpuͤlichtmaſt.
Der Branntweinſpuͤlicht iſt ein weit kraͤftigeres Maſtfutter als die Bier-
traͤbern. Auf 8 Nordhaͤuſer Scheffel, circa 6 Berliner, taͤglicher Brennſatz, koͤn-
nen nach Neuenhahn 50 Schweine gehalten werden; indeſſen fuͤgt er hinzu,

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[386/0410] Die Schweinezucht. §. 91. Bei großen Molkereien findet die Milchmaſt ſtatt, oft ohne Zuzucht. Man giebt theils die ſaure Milch, theils die Waddig, und manche ſind entſchieden der Meinung, daß jene vortheilhafter auch zur Maſtung als zum Kaͤſemachen benutzt werde. Es iſt gewiß, daß Schweine dabei ſchnell zu einem großen Gewicht kom- men koͤnnen, wenn man zuletzt noch etwas Gerſtenſchrot, um die mit Waſſer ver- duͤnnte Milch zu verdicken, hinzuthut. Das Fleiſch ſolcher Schweine iſt von vor- zuͤglicher Guͤte. Man macht es ſich aber zur Regel, ein mit Milch angemaͤſte- tes Schwein auch voͤllig damit auszumaͤſten, weil es bei jedem andren Futter danach abfallen wuͤrde. Schrot kann ihm nur als Zuſatz gegeben werden. Milchmaſt. §. 92. Ein ſtarker Wurzel- oder Hackfruchtbau kann oft ſehr vortheilhaft durch Schweinemaſtung benutzt werden. Am haͤufigſten werden jetzt die Kartoffeln dazu gebraucht, die aber den Maſtſchweinen gekocht, und zwar am beſten im Dampfe, und dann zerklein__t, mit Waſſer angeruͤhrt, gegeben werden muͤſſen. So gern ſie rohe Kartoffeln eine Zeitlang und maͤßig freſſen, ſo werden ſie ihnen doch bei der Maſtung bald zuwider. Zur Vollendung der Maſt ruͤhrt man ihnen zuletzt etwas Koͤrnerſchrot unter den Kartoffelnbrei. Noch vortheilhafter zur Maſtung halten manche die Moͤhren, welche die Schweine auch ungekocht vorzuͤglich lieben, und ſich immer ſehr dabei aufnehmen. Sie ſollen ein ausgezeichnet feſtes und derbes Fleiſch danach erhalten. Wurzelmaſt. §. 93. Die Biertraͤbern muͤſſen ſehr reichlich gefuͤttert werden, wenn Schweine vollkommen fett dabei werden ſollen. Anfaͤnglich ſetzen ſie ſehr gutes Fleiſch, aber zu ſtarkem Speck bringt man es nicht damit; weshalb ſie zuletzt mit kraͤftigerm Futter vermiſcht werden muͤſſen. Wenn kein Nachbier von den Traͤbern (Seyhe) gezogen worden, ſind ſie nahrhafter. Sie muͤſſen unter Waſſer aufbewahrt wer= den, weil ſie ſich ſonſt brennen. Brauereimaſt. §. 94. Der Branntweinſpuͤlicht iſt ein weit kraͤftigeres Maſtfutter als die Bier- traͤbern. Auf 8 Nordhaͤuſer Scheffel, circa 6 Berliner, taͤglicher Brennſatz, koͤn- nen nach Neuenhahn 50 Schweine gehalten werden; indeſſen fuͤgt er hinzu, Branntwein- ſpuͤlichtmaſt.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/410>, abgerufen am 19.04.2024.