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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Die Pferde.
den nicht anzubringen. Indessen muß darauf gehalten werden, daß die Knechte
sie jedesmal des Morgens striegeln, und Abends, wenn ihnen die Fuß- und Knie-
gelenke schmutzig geworden sind, solche auswaschen. Ein glänzendes glattes Haar,
welches träge Knechte bloß durch Waschen geben können, verbirgt manchmal vielen
Schmutz der auf der Haut sitzt; wenn man aber mit den Fingern scharf gegen das
Haar streicht, entdeckt er sich. Da ein vollkommnes Putzen der Ackerpferde täg-
lich nicht wohl zu erreichen steht, so muß man darauf halten, daß es doch wö-
chentlich einmal recht gründlich geschehe, und zwar am Sonntagmorgen. Das
Schwemmen ist bei den Pferden allerdings sehr nützlich, aber nicht, wenn sie Abends
erhitzt und ermüdet von der Arbeit zurückkommen, sondern des Morgens.

§. 145.

Hufbeschlag.Der Hufbeschlag an den Vorderfüßen kann nur in sandigen Gegenden und bei
einem besonders harten Hufe, der eine sehr gute und forterbende Eigenschaft gewisser
Pferde ist, entbehrt werden. Den Beschlag der Hinterfüße erspart man sich oft,
wo es nicht steinige Wege giebt. Der Hufbeschlag ist auf dem Lande, wo man
unter den Schmieden keine Wahl hat, oft ein sehr verdrießliches Ding. Ein
Landwirth muß daher die Gelegenheit wahrnehmen, den Hufbeschlag selbst praktisch
kennen zu lernen, damit er den Schmidt controlliren und zurecht weisen könne.
Das Hufeisen muß ganz genau dem Hufe anpassend gemacht, und dann mit einge-
senkten Nägeln gut befestigt werden, nachdem der Huf gehörig ausgewirkt worden.
Vor allem muß man auf das Vernageln aufmerksam seyn, welches, wenn das Pferd
bei dem Auftreten oder beim Aufschlagen auf einen Nagel zuckt, zu besorgen ist,
und sogleich genauer erforscht werden muß. Junge Pferde muß man früh daran
gewöhnen, sich den Fuß willig behandeln und klopfen zu lassen, doch werden sie
nicht eher beschlagen, als bis sie ordentlich gebraucht werden. Durchbrochene oder
beschädigte Eisen darf man nie sitzen lassen, auch müssen sie abgenommen werden,
sobald das Horn das Eisen überwächst, und können wieder aufgeschlagen werden,
wenn sie noch stark genug sind, weswegen in der Regel die Pferde alle 4 bis 5 Wo-
chen zum Schmidt gebracht werden müssen.

§. 146.

Stallung.Wenn es gleich keiner so geräumigen, hohen und hellen Ställe für Arbeits-
pferde, welche fast den ganzen Tag draußen sind, bedarf, wie für andre Pferde, die

Die Pferde.
den nicht anzubringen. Indeſſen muß darauf gehalten werden, daß die Knechte
ſie jedesmal des Morgens ſtriegeln, und Abends, wenn ihnen die Fuß- und Knie-
gelenke ſchmutzig geworden ſind, ſolche auswaſchen. Ein glaͤnzendes glattes Haar,
welches traͤge Knechte bloß durch Waſchen geben koͤnnen, verbirgt manchmal vielen
Schmutz der auf der Haut ſitzt; wenn man aber mit den Fingern ſcharf gegen das
Haar ſtreicht, entdeckt er ſich. Da ein vollkommnes Putzen der Ackerpferde taͤg-
lich nicht wohl zu erreichen ſteht, ſo muß man darauf halten, daß es doch woͤ-
chentlich einmal recht gruͤndlich geſchehe, und zwar am Sonntagmorgen. Das
Schwemmen iſt bei den Pferden allerdings ſehr nuͤtzlich, aber nicht, wenn ſie Abends
erhitzt und ermuͤdet von der Arbeit zuruͤckkommen, ſondern des Morgens.

§. 145.

Hufbeſchlag.Der Hufbeſchlag an den Vorderfuͤßen kann nur in ſandigen Gegenden und bei
einem beſonders harten Hufe, der eine ſehr gute und forterbende Eigenſchaft gewiſſer
Pferde iſt, entbehrt werden. Den Beſchlag der Hinterfuͤße erſpart man ſich oft,
wo es nicht ſteinige Wege giebt. Der Hufbeſchlag iſt auf dem Lande, wo man
unter den Schmieden keine Wahl hat, oft ein ſehr verdrießliches Ding. Ein
Landwirth muß daher die Gelegenheit wahrnehmen, den Hufbeſchlag ſelbſt praktiſch
kennen zu lernen, damit er den Schmidt controlliren und zurecht weiſen koͤnne.
Das Hufeiſen muß ganz genau dem Hufe anpaſſend gemacht, und dann mit einge-
ſenkten Naͤgeln gut befeſtigt werden, nachdem der Huf gehoͤrig ausgewirkt worden.
Vor allem muß man auf das Vernageln aufmerkſam ſeyn, welches, wenn das Pferd
bei dem Auftreten oder beim Aufſchlagen auf einen Nagel zuckt, zu beſorgen iſt,
und ſogleich genauer erforſcht werden muß. Junge Pferde muß man fruͤh daran
gewoͤhnen, ſich den Fuß willig behandeln und klopfen zu laſſen, doch werden ſie
nicht eher beſchlagen, als bis ſie ordentlich gebraucht werden. Durchbrochene oder
beſchaͤdigte Eiſen darf man nie ſitzen laſſen, auch muͤſſen ſie abgenommen werden,
ſobald das Horn das Eiſen uͤberwaͤchſt, und koͤnnen wieder aufgeſchlagen werden,
wenn ſie noch ſtark genug ſind, weswegen in der Regel die Pferde alle 4 bis 5 Wo-
chen zum Schmidt gebracht werden muͤſſen.

§. 146.

Stallung.Wenn es gleich keiner ſo geraͤumigen, hohen und hellen Staͤlle fuͤr Arbeits-
pferde, welche faſt den ganzen Tag draußen ſind, bedarf, wie fuͤr andre Pferde, die

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[444/0468] Die Pferde. den nicht anzubringen. Indeſſen muß darauf gehalten werden, daß die Knechte ſie jedesmal des Morgens ſtriegeln, und Abends, wenn ihnen die Fuß- und Knie- gelenke ſchmutzig geworden ſind, ſolche auswaſchen. Ein glaͤnzendes glattes Haar, welches traͤge Knechte bloß durch Waſchen geben koͤnnen, verbirgt manchmal vielen Schmutz der auf der Haut ſitzt; wenn man aber mit den Fingern ſcharf gegen das Haar ſtreicht, entdeckt er ſich. Da ein vollkommnes Putzen der Ackerpferde taͤg- lich nicht wohl zu erreichen ſteht, ſo muß man darauf halten, daß es doch woͤ- chentlich einmal recht gruͤndlich geſchehe, und zwar am Sonntagmorgen. Das Schwemmen iſt bei den Pferden allerdings ſehr nuͤtzlich, aber nicht, wenn ſie Abends erhitzt und ermuͤdet von der Arbeit zuruͤckkommen, ſondern des Morgens. §. 145. Der Hufbeſchlag an den Vorderfuͤßen kann nur in ſandigen Gegenden und bei einem beſonders harten Hufe, der eine ſehr gute und forterbende Eigenſchaft gewiſſer Pferde iſt, entbehrt werden. Den Beſchlag der Hinterfuͤße erſpart man ſich oft, wo es nicht ſteinige Wege giebt. Der Hufbeſchlag iſt auf dem Lande, wo man unter den Schmieden keine Wahl hat, oft ein ſehr verdrießliches Ding. Ein Landwirth muß daher die Gelegenheit wahrnehmen, den Hufbeſchlag ſelbſt praktiſch kennen zu lernen, damit er den Schmidt controlliren und zurecht weiſen koͤnne. Das Hufeiſen muß ganz genau dem Hufe anpaſſend gemacht, und dann mit einge- ſenkten Naͤgeln gut befeſtigt werden, nachdem der Huf gehoͤrig ausgewirkt worden. Vor allem muß man auf das Vernageln aufmerkſam ſeyn, welches, wenn das Pferd bei dem Auftreten oder beim Aufſchlagen auf einen Nagel zuckt, zu beſorgen iſt, und ſogleich genauer erforſcht werden muß. Junge Pferde muß man fruͤh daran gewoͤhnen, ſich den Fuß willig behandeln und klopfen zu laſſen, doch werden ſie nicht eher beſchlagen, als bis ſie ordentlich gebraucht werden. Durchbrochene oder beſchaͤdigte Eiſen darf man nie ſitzen laſſen, auch muͤſſen ſie abgenommen werden, ſobald das Horn das Eiſen uͤberwaͤchſt, und koͤnnen wieder aufgeſchlagen werden, wenn ſie noch ſtark genug ſind, weswegen in der Regel die Pferde alle 4 bis 5 Wo- chen zum Schmidt gebracht werden muͤſſen. Hufbeſchlag. §. 146. Wenn es gleich keiner ſo geraͤumigen, hohen und hellen Staͤlle fuͤr Arbeits- pferde, welche faſt den ganzen Tag draußen ſind, bedarf, wie fuͤr andre Pferde, die Stallung.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/468>, abgerufen am 29.03.2024.