Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Ernte.
Arbeitsersparung. Es hat wohl keinen Zweifel, daß besonders bei starkem, halb-
gelagerten und verworrenen Getreide jener diesen überwiege und die Ersparung
des Ausfalles die mehreren Kosten reichlich decke, wenn man Schnitter genug
hat und das Abbringen so schnell als es nöthig ist, und als es mit der Sense
geschehen könnte, vollführen kann. Allein wo man, um des Schneidens willen,
eine oder andre Getreideart überreif werden lassen muß, da geht dieser Vortheil
ganz verloren, und der Ausfall wird oft stärker, als bein: Mähen, wenn dieses
in gerechter Zeit schnell vollführt wäre. Auch kommt allerdings beim Schneiden
die zurückbleibende höhere Stoppel und der Verlust an Stroh in Betracht; we-
niger jedoch auf starkem und schwerem Boden, wo reichlich Stroh gewonnen
wird, und wo die untergepflügte starke Stoppel für die Lockerung des Bodens
nützlich ist.

Das Mähen mit der Sense geschiehet auf zweierlei Art: mit der Gestell-
sense, womit von der rechten Seite eingehauen und das Getreide zur linken Seite
in Schwaden gelegt wird, oder mit der einfachen Sense, wo der Mäher das
Getreide zur linken Hand nimmt und solches beim Abhauen an das stehende Ge-
treide anlegt; wo dem Mäher dann sogleich ein Abnehmer folgt, der es abnimmt
und es in Fröschen zur Seite legt, manchmal auch sogleich bindet. Die zweite
Methode findet nur bei stärkerem Getreide statt, und hat den Vorzug, daß dem-
selben weit weniger Gewalt geschiehet, beim Hauen sowohl, als durch die Erspa-
rung des Harkens, und das folglich zum Ausfall geneigtes Korn weit weniger
verliert. Die Arbeit ist nur um ein Geringes größer, als bei der ersten Me-
thode, weil der Abnehmer das Harken aus den Schwaden größtentheils erspart.

Man hat auch zum Abbringen des Getreides Maschinen erfinden wollen,
und auch in der That solche zu Stande gebracht, die es bewirkten. Es fand
sich aber, daß die Arbeit dadurch so wenig erleichtert, das Getreide aber so sehr
beschädigt wurde, daß sie auf keine Weise mit Vortheil angewandt werden konnten.

§. 37.

Das Sammlen und Binden des Getreides geschiehet gleich hinter der Sense,Das Samm-
len und Bin-
den.

oder nachdem es in Schwaden oder Fröschen abgetrocknet ist. Jenes findet nur
bei wenig krautigem Getreide statt. Man läßt es dann in Haufen, auf verschie-
dene Weise zusammengesetzt, noch auf dem Felde stehen, und einige machen es sich

Vierter Theil. F

Die Ernte.
Arbeitserſparung. Es hat wohl keinen Zweifel, daß beſonders bei ſtarkem, halb-
gelagerten und verworrenen Getreide jener dieſen uͤberwiege und die Erſparung
des Ausfalles die mehreren Koſten reichlich decke, wenn man Schnitter genug
hat und das Abbringen ſo ſchnell als es noͤthig iſt, und als es mit der Senſe
geſchehen koͤnnte, vollfuͤhren kann. Allein wo man, um des Schneidens willen,
eine oder andre Getreideart uͤberreif werden laſſen muß, da geht dieſer Vortheil
ganz verloren, und der Ausfall wird oft ſtaͤrker, als bein: Maͤhen, wenn dieſes
in gerechter Zeit ſchnell vollfuͤhrt waͤre. Auch kommt allerdings beim Schneiden
die zuruͤckbleibende hoͤhere Stoppel und der Verluſt an Stroh in Betracht; we-
niger jedoch auf ſtarkem und ſchwerem Boden, wo reichlich Stroh gewonnen
wird, und wo die untergepfluͤgte ſtarke Stoppel fuͤr die Lockerung des Bodens
nuͤtzlich iſt.

Das Maͤhen mit der Senſe geſchiehet auf zweierlei Art: mit der Geſtell-
ſenſe, womit von der rechten Seite eingehauen und das Getreide zur linken Seite
in Schwaden gelegt wird, oder mit der einfachen Senſe, wo der Maͤher das
Getreide zur linken Hand nimmt und ſolches beim Abhauen an das ſtehende Ge-
treide anlegt; wo dem Maͤher dann ſogleich ein Abnehmer folgt, der es abnimmt
und es in Froͤſchen zur Seite legt, manchmal auch ſogleich bindet. Die zweite
Methode findet nur bei ſtaͤrkerem Getreide ſtatt, und hat den Vorzug, daß dem-
ſelben weit weniger Gewalt geſchiehet, beim Hauen ſowohl, als durch die Erſpa-
rung des Harkens, und das folglich zum Ausfall geneigtes Korn weit weniger
verliert. Die Arbeit iſt nur um ein Geringes groͤßer, als bei der erſten Me-
thode, weil der Abnehmer das Harken aus den Schwaden groͤßtentheils erſpart.

Man hat auch zum Abbringen des Getreides Maſchinen erfinden wollen,
und auch in der That ſolche zu Stande gebracht, die es bewirkten. Es fand
ſich aber, daß die Arbeit dadurch ſo wenig erleichtert, das Getreide aber ſo ſehr
beſchaͤdigt wurde, daß ſie auf keine Weiſe mit Vortheil angewandt werden konnten.

§. 37.

Das Sammlen und Binden des Getreides geſchiehet gleich hinter der Senſe,Das Samm-
len und Bin-
den.

oder nachdem es in Schwaden oder Froͤſchen abgetrocknet iſt. Jenes findet nur
bei wenig krautigem Getreide ſtatt. Man laͤßt es dann in Haufen, auf verſchie-
dene Weiſe zuſammengeſetzt, noch auf dem Felde ſtehen, und einige machen es ſich

Vierter Theil. F
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0065" n="41"/><fw place="top" type="header">Die Ernte.</fw><lb/>
Arbeitser&#x017F;parung. Es hat wohl keinen Zweifel, daß be&#x017F;onders bei &#x017F;tarkem, halb-<lb/>
gelagerten und verworrenen Getreide jener die&#x017F;en u&#x0364;berwiege und die Er&#x017F;parung<lb/>
des Ausfalles die mehreren Ko&#x017F;ten reichlich decke, wenn man Schnitter genug<lb/>
hat und das Abbringen &#x017F;o &#x017F;chnell als es no&#x0364;thig i&#x017F;t, und als es mit der Sen&#x017F;e<lb/>
ge&#x017F;chehen ko&#x0364;nnte, vollfu&#x0364;hren kann. Allein wo man, um des Schneidens willen,<lb/>
eine oder andre Getreideart u&#x0364;berreif werden la&#x017F;&#x017F;en muß, da geht die&#x017F;er Vortheil<lb/>
ganz verloren, und der Ausfall wird oft &#x017F;ta&#x0364;rker, als bein: Ma&#x0364;hen, wenn die&#x017F;es<lb/>
in gerechter Zeit &#x017F;chnell vollfu&#x0364;hrt wa&#x0364;re. Auch kommt allerdings beim Schneiden<lb/>
die zuru&#x0364;ckbleibende ho&#x0364;here Stoppel und der Verlu&#x017F;t an Stroh in Betracht; we-<lb/>
niger jedoch auf &#x017F;tarkem und &#x017F;chwerem Boden, wo reichlich Stroh gewonnen<lb/>
wird, und wo die untergepflu&#x0364;gte &#x017F;tarke Stoppel fu&#x0364;r die Lockerung des Bodens<lb/>
nu&#x0364;tzlich i&#x017F;t.</p><lb/>
            <p>Das Ma&#x0364;hen mit der Sen&#x017F;e ge&#x017F;chiehet auf zweierlei Art: mit der Ge&#x017F;tell-<lb/>
&#x017F;en&#x017F;e, womit von der rechten Seite eingehauen und das Getreide zur linken Seite<lb/>
in Schwaden gelegt wird, oder mit der einfachen Sen&#x017F;e, wo der Ma&#x0364;her das<lb/>
Getreide zur linken Hand nimmt und &#x017F;olches beim Abhauen an das &#x017F;tehende Ge-<lb/>
treide anlegt; wo dem Ma&#x0364;her dann &#x017F;ogleich ein Abnehmer folgt, der es abnimmt<lb/>
und es in Fro&#x0364;&#x017F;chen zur Seite legt, manchmal auch &#x017F;ogleich bindet. Die zweite<lb/>
Methode findet nur bei &#x017F;ta&#x0364;rkerem Getreide &#x017F;tatt, und hat den Vorzug, daß dem-<lb/>
&#x017F;elben weit weniger Gewalt ge&#x017F;chiehet, beim Hauen &#x017F;owohl, als durch die Er&#x017F;pa-<lb/>
rung des Harkens, und das folglich zum Ausfall geneigtes Korn weit weniger<lb/>
verliert. Die Arbeit i&#x017F;t nur um ein Geringes gro&#x0364;ßer, als bei der er&#x017F;ten Me-<lb/>
thode, weil der Abnehmer das Harken aus den Schwaden gro&#x0364;ßtentheils er&#x017F;part.</p><lb/>
            <p> <hi rendition="#et">Man hat auch zum Abbringen des Getreides Ma&#x017F;chinen erfinden wollen,<lb/>
und auch in der That &#x017F;olche zu Stande gebracht, die es bewirkten. Es fand<lb/>
&#x017F;ich aber, daß die Arbeit dadurch &#x017F;o wenig erleichtert, das Getreide aber &#x017F;o &#x017F;ehr<lb/>
be&#x017F;cha&#x0364;digt wurde, daß &#x017F;ie auf keine Wei&#x017F;e mit Vortheil angewandt werden konnten.</hi> </p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 37.</head><lb/>
            <p>Das Sammlen und Binden des Getreides ge&#x017F;chiehet gleich hinter der Sen&#x017F;e,<note place="right">Das Samm-<lb/>
len und Bin-<lb/>
den.</note><lb/>
oder nachdem es in Schwaden oder Fro&#x0364;&#x017F;chen abgetrocknet i&#x017F;t. Jenes findet nur<lb/>
bei wenig krautigem Getreide &#x017F;tatt. Man la&#x0364;ßt es dann in Haufen, auf ver&#x017F;chie-<lb/>
dene Wei&#x017F;e zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzt, noch auf dem Felde &#x017F;tehen, und einige machen es &#x017F;ich<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Vierter Theil. F</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[41/0065] Die Ernte. Arbeitserſparung. Es hat wohl keinen Zweifel, daß beſonders bei ſtarkem, halb- gelagerten und verworrenen Getreide jener dieſen uͤberwiege und die Erſparung des Ausfalles die mehreren Koſten reichlich decke, wenn man Schnitter genug hat und das Abbringen ſo ſchnell als es noͤthig iſt, und als es mit der Senſe geſchehen koͤnnte, vollfuͤhren kann. Allein wo man, um des Schneidens willen, eine oder andre Getreideart uͤberreif werden laſſen muß, da geht dieſer Vortheil ganz verloren, und der Ausfall wird oft ſtaͤrker, als bein: Maͤhen, wenn dieſes in gerechter Zeit ſchnell vollfuͤhrt waͤre. Auch kommt allerdings beim Schneiden die zuruͤckbleibende hoͤhere Stoppel und der Verluſt an Stroh in Betracht; we- niger jedoch auf ſtarkem und ſchwerem Boden, wo reichlich Stroh gewonnen wird, und wo die untergepfluͤgte ſtarke Stoppel fuͤr die Lockerung des Bodens nuͤtzlich iſt. Das Maͤhen mit der Senſe geſchiehet auf zweierlei Art: mit der Geſtell- ſenſe, womit von der rechten Seite eingehauen und das Getreide zur linken Seite in Schwaden gelegt wird, oder mit der einfachen Senſe, wo der Maͤher das Getreide zur linken Hand nimmt und ſolches beim Abhauen an das ſtehende Ge- treide anlegt; wo dem Maͤher dann ſogleich ein Abnehmer folgt, der es abnimmt und es in Froͤſchen zur Seite legt, manchmal auch ſogleich bindet. Die zweite Methode findet nur bei ſtaͤrkerem Getreide ſtatt, und hat den Vorzug, daß dem- ſelben weit weniger Gewalt geſchiehet, beim Hauen ſowohl, als durch die Erſpa- rung des Harkens, und das folglich zum Ausfall geneigtes Korn weit weniger verliert. Die Arbeit iſt nur um ein Geringes groͤßer, als bei der erſten Me- thode, weil der Abnehmer das Harken aus den Schwaden groͤßtentheils erſpart. Man hat auch zum Abbringen des Getreides Maſchinen erfinden wollen, und auch in der That ſolche zu Stande gebracht, die es bewirkten. Es fand ſich aber, daß die Arbeit dadurch ſo wenig erleichtert, das Getreide aber ſo ſehr beſchaͤdigt wurde, daß ſie auf keine Weiſe mit Vortheil angewandt werden konnten. §. 37. Das Sammlen und Binden des Getreides geſchiehet gleich hinter der Senſe, oder nachdem es in Schwaden oder Froͤſchen abgetrocknet iſt. Jenes findet nur bei wenig krautigem Getreide ſtatt. Man laͤßt es dann in Haufen, auf verſchie- dene Weiſe zuſammengeſetzt, noch auf dem Felde ſtehen, und einige machen es ſich Das Samm- len und Bin- den. Vierter Theil. F

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/65
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/65>, abgerufen am 19.04.2024.