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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Die Ernte.
Wird das Getreide gleich gebunden, so darf man nur in trocknen Stunden mä-
hen und dann ist die Aufsetzung in kleinen Haufen, und die Bedeckung mit einer
ausgespreitzten Garbe allerdings das sicherste, indem man nun das Getreide
bis zu besserer Witterung stehen lassen kann, ohne Auswachsen zu besorgen. Ei-
nige setzen Haufen, ohne das Getreide zu binden, und legen es nur armvoll bei
armvoll an einander, und setzen dann eine ausgespreitzte Garbe darüber. Wo man
das Bedecken mit Garben wegen Ungeschicklichkeit der Arbeiter nicht bewürken
zu können glaubt, da muß man sehr schwache Garben von 8 bis 10 Pfund bin-
den, und diese aufrecht gegen einander setzen lassen, so daß der Wind durchgehen
kann; weil in diesem luftigen Stande das Getreide viel Regen aushalten kann.

Einiges hierüber Annalen des Ackerbaues. Bd. IV. S. 82.

Anzeigen der Leipziger ökonomischen Societät, Michaelis-Messe 1785. S. 50.

Untrügliche Weise bei regnigter Witterung die Feldfrüchte in Sicherheit zu
bringen. Weimar, 1801.

§. 39.

Bei uns wird das Getreide in der Regel in Scheuren, bis es ausgedroschenScheuren und
Feimen.

worden, aufbewahrt, und man errichtet nur Noth-Feimen, wenn es an Scheu-
renraum fehlt. Von diesen unsern Noth-Feimen, welche große Unbequemlichkei-
ten und Verlust nach sich ziehen, muß man die regelmäßig und mit großer Vor-
sicht angelegten Feimen der Engländer wohl unterscheiden, welche in meiner engli-
schen Landwirthschaft Bd. II. Th. 1. beschrieben worden. In diesen wird in Eng-
land in der Regel alles Getreide unbeschädigt und unverdorben aufbewahrt. Ihre
Einführung würde jedoch bei uns große Schwierigkeiten machen, und sie findet
auch nur bei Schnittergarben statt. Ein, meiner Ansicht nach zweckmäßiges, zwi-
schen Scheuren und Felmen mitten innen stehendes Gebäude hat der Regierungs-
rath Triest dargestellt.

Anleitung zu einer holzersparenden, raumgewinnenden und wohlfeilen Kon-
struktion bei den Scheuren. Berlin, 1808. Mit 4 Kupfertafeln.

Ueber die beste Form der Scheuren und besonders ob die in der Mitte oder
an den Seiten langlaufenden, oder aber die Quertennen den Vorzug verdienen,
sind die Meinungen getheilt. Diese Form der Scheuren modificirt aber schon den
Gang des Erntegeschäftes, und dieses muß sich, besonders in Ansehung des Ein-

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Die Ernte.
Wird das Getreide gleich gebunden, ſo darf man nur in trocknen Stunden maͤ-
hen und dann iſt die Aufſetzung in kleinen Haufen, und die Bedeckung mit einer
ausgeſpreitzten Garbe allerdings das ſicherſte, indem man nun das Getreide
bis zu beſſerer Witterung ſtehen laſſen kann, ohne Auswachſen zu beſorgen. Ei-
nige ſetzen Haufen, ohne das Getreide zu binden, und legen es nur armvoll bei
armvoll an einander, und ſetzen dann eine ausgeſpreitzte Garbe daruͤber. Wo man
das Bedecken mit Garben wegen Ungeſchicklichkeit der Arbeiter nicht bewuͤrken
zu koͤnnen glaubt, da muß man ſehr ſchwache Garben von 8 bis 10 Pfund bin-
den, und dieſe aufrecht gegen einander ſetzen laſſen, ſo daß der Wind durchgehen
kann; weil in dieſem luftigen Stande das Getreide viel Regen aushalten kann.

Einiges hieruͤber Annalen des Ackerbaues. Bd. IV. S. 82.

Anzeigen der Leipziger oͤkonomiſchen Societaͤt, Michaelis-Meſſe 1785. S. 50.

Untruͤgliche Weiſe bei regnigter Witterung die Feldfruͤchte in Sicherheit zu
bringen. Weimar, 1801.

§. 39.

Bei uns wird das Getreide in der Regel in Scheuren, bis es ausgedroſchenScheuren und
Feimen.

worden, aufbewahrt, und man errichtet nur Noth-Feimen, wenn es an Scheu-
renraum fehlt. Von dieſen unſern Noth-Feimen, welche große Unbequemlichkei-
ten und Verluſt nach ſich ziehen, muß man die regelmaͤßig und mit großer Vor-
ſicht angelegten Feimen der Englaͤnder wohl unterſcheiden, welche in meiner engli-
ſchen Landwirthſchaft Bd. II. Th. 1. beſchrieben worden. In dieſen wird in Eng-
land in der Regel alles Getreide unbeſchaͤdigt und unverdorben aufbewahrt. Ihre
Einfuͤhrung wuͤrde jedoch bei uns große Schwierigkeiten machen, und ſie findet
auch nur bei Schnittergarben ſtatt. Ein, meiner Anſicht nach zweckmaͤßiges, zwi-
ſchen Scheuren und Felmen mitten innen ſtehendes Gebaͤude hat der Regierungs-
rath Trieſt dargeſtellt.

Anleitung zu einer holzerſparenden, raumgewinnenden und wohlfeilen Kon-
ſtruktion bei den Scheuren. Berlin, 1808. Mit 4 Kupfertafeln.

Ueber die beſte Form der Scheuren und beſonders ob die in der Mitte oder
an den Seiten langlaufenden, oder aber die Quertennen den Vorzug verdienen,
ſind die Meinungen getheilt. Dieſe Form der Scheuren modificirt aber ſchon den
Gang des Erntegeſchaͤftes, und dieſes muß ſich, beſonders in Anſehung des Ein-

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[43/0067] Die Ernte. Wird das Getreide gleich gebunden, ſo darf man nur in trocknen Stunden maͤ- hen und dann iſt die Aufſetzung in kleinen Haufen, und die Bedeckung mit einer ausgeſpreitzten Garbe allerdings das ſicherſte, indem man nun das Getreide bis zu beſſerer Witterung ſtehen laſſen kann, ohne Auswachſen zu beſorgen. Ei- nige ſetzen Haufen, ohne das Getreide zu binden, und legen es nur armvoll bei armvoll an einander, und ſetzen dann eine ausgeſpreitzte Garbe daruͤber. Wo man das Bedecken mit Garben wegen Ungeſchicklichkeit der Arbeiter nicht bewuͤrken zu koͤnnen glaubt, da muß man ſehr ſchwache Garben von 8 bis 10 Pfund bin- den, und dieſe aufrecht gegen einander ſetzen laſſen, ſo daß der Wind durchgehen kann; weil in dieſem luftigen Stande das Getreide viel Regen aushalten kann. Einiges hieruͤber Annalen des Ackerbaues. Bd. IV. S. 82. Anzeigen der Leipziger oͤkonomiſchen Societaͤt, Michaelis-Meſſe 1785. S. 50. Untruͤgliche Weiſe bei regnigter Witterung die Feldfruͤchte in Sicherheit zu bringen. Weimar, 1801. §. 39. Bei uns wird das Getreide in der Regel in Scheuren, bis es ausgedroſchen worden, aufbewahrt, und man errichtet nur Noth-Feimen, wenn es an Scheu- renraum fehlt. Von dieſen unſern Noth-Feimen, welche große Unbequemlichkei- ten und Verluſt nach ſich ziehen, muß man die regelmaͤßig und mit großer Vor- ſicht angelegten Feimen der Englaͤnder wohl unterſcheiden, welche in meiner engli- ſchen Landwirthſchaft Bd. II. Th. 1. beſchrieben worden. In dieſen wird in Eng- land in der Regel alles Getreide unbeſchaͤdigt und unverdorben aufbewahrt. Ihre Einfuͤhrung wuͤrde jedoch bei uns große Schwierigkeiten machen, und ſie findet auch nur bei Schnittergarben ſtatt. Ein, meiner Anſicht nach zweckmaͤßiges, zwi- ſchen Scheuren und Felmen mitten innen ſtehendes Gebaͤude hat der Regierungs- rath Trieſt dargeſtellt. Scheuren und Feimen. Anleitung zu einer holzerſparenden, raumgewinnenden und wohlfeilen Kon- ſtruktion bei den Scheuren. Berlin, 1808. Mit 4 Kupfertafeln. Ueber die beſte Form der Scheuren und beſonders ob die in der Mitte oder an den Seiten langlaufenden, oder aber die Quertennen den Vorzug verdienen, ſind die Meinungen getheilt. Dieſe Form der Scheuren modificirt aber ſchon den Gang des Erntegeſchaͤftes, und dieſes muß ſich, beſonders in Anſehung des Ein- F 2

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/67>, abgerufen am 28.03.2024.