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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Drillkultur.
lich abgetrocknet ist. Mehrentheils ist es rathsam, das Feld zuvor mit der eiser-
nen Egge quer durch die Reihen zu durchziehen. Hierdurch wird die Winter-
borke des Erdreichs gebrochen, welche sonst von den Hackeisen leicht über die
Saatreihen geschoben wird, und diese verschüttet. Zerfällt zähe Erde dann nicht
von selbst, so läßt man bei trockner Witterung der abschaufelnden Pferdehacke
noch die Walze folgen, denn es ist sehr wichtig, daß diese obere Erde, welche
nachher an die Pflanzen gebracht wird, völlig gepulvert werde.

Die anhäufende Pferdehacke folgt dann, wenn die Saat sich zu heben und
zu schossen anfängt. Dieser Zeitpunkt muß genau wahrgenommen werden. Es
schadet zwar nicht, wenn die Halme auch schon ausgetrieben wären, indessen ist
es doch rathsam, es vollendet zu haben, bevor sich die Aehre entwickelt. Man
muß früh darauf denken, um den gerechten Feuchtigkeitszustand des Bodens wahr-
zunehmen, wo er weder zu hart von Dürre, noch zu klebricht von Feuchtigkeit
ist. Man muß bei ungünstiger Witterung die Stellen, wo man anfangen will,
oft heraussuchen. Dies ist wirklich der kritische Zeitpunkt für die Drillkultur;
wenn man aber nur aufmerksam und thätig ist, so gehet es immer. Freilich
ließe sich eine so ungünstige Witterung denken, daß man mit diesem zweiten Pfer-
dehacken nicht zu Stande kommen könnte. In dem Falle dürfte man auf keine
ausgezeichnete Ernte rechnen; wenn indessen das erste Pferdehacken gut vollführt
war, so wird das gedrillte Getreide noch immer das breitwürfige übertreffen.

Der Sömmerrung wird häufig nur eine Pferdehacke gegeben, und zwar mit
dem anhäufenden Eisen, in dem Zeitpunkte, wo sie bald schossen will. Wenn sie
aber in ihrem jüngern Zustande schon geschaufelt wird, so ist ihr dies um so
wohlthätiger, besonders wenn vieles Unkraut in den Reihen aufläuft. Nur darf
es doch nicht so früh geschehen, daß ihre Spitzen mit Erde überschüttet werden.
Will man sie früh schaufeln, so dürfen die Eisen durchaus nicht conver, sondern
müssen ganz flach seyn, damit sie die Erde nicht seitwärts schieben, sondern sie
über sich weggleiten lassen.

§. 121.

Einige haben das Stecken des Getreides mit der Hand (das Dibbeln derPflanzen des
Getreides.

Engländer) der Drillkultur noch vorgezogen. Die Pflanzen kommen dadurch nicht
bloß in gleich entfernten Reihen, sondern auch in diesen in gleicher Entfernung

O 2

Drillkultur.
lich abgetrocknet iſt. Mehrentheils iſt es rathſam, das Feld zuvor mit der eiſer-
nen Egge quer durch die Reihen zu durchziehen. Hierdurch wird die Winter-
borke des Erdreichs gebrochen, welche ſonſt von den Hackeiſen leicht uͤber die
Saatreihen geſchoben wird, und dieſe verſchuͤttet. Zerfaͤllt zaͤhe Erde dann nicht
von ſelbſt, ſo laͤßt man bei trockner Witterung der abſchaufelnden Pferdehacke
noch die Walze folgen, denn es iſt ſehr wichtig, daß dieſe obere Erde, welche
nachher an die Pflanzen gebracht wird, voͤllig gepulvert werde.

Die anhaͤufende Pferdehacke folgt dann, wenn die Saat ſich zu heben und
zu ſchoſſen anfaͤngt. Dieſer Zeitpunkt muß genau wahrgenommen werden. Es
ſchadet zwar nicht, wenn die Halme auch ſchon ausgetrieben waͤren, indeſſen iſt
es doch rathſam, es vollendet zu haben, bevor ſich die Aehre entwickelt. Man
muß fruͤh darauf denken, um den gerechten Feuchtigkeitszuſtand des Bodens wahr-
zunehmen, wo er weder zu hart von Duͤrre, noch zu klebricht von Feuchtigkeit
iſt. Man muß bei unguͤnſtiger Witterung die Stellen, wo man anfangen will,
oft herausſuchen. Dies iſt wirklich der kritiſche Zeitpunkt fuͤr die Drillkultur;
wenn man aber nur aufmerkſam und thaͤtig iſt, ſo gehet es immer. Freilich
ließe ſich eine ſo unguͤnſtige Witterung denken, daß man mit dieſem zweiten Pfer-
dehacken nicht zu Stande kommen koͤnnte. In dem Falle duͤrfte man auf keine
ausgezeichnete Ernte rechnen; wenn indeſſen das erſte Pferdehacken gut vollfuͤhrt
war, ſo wird das gedrillte Getreide noch immer das breitwuͤrfige uͤbertreffen.

Der Soͤmmerrung wird haͤufig nur eine Pferdehacke gegeben, und zwar mit
dem anhaͤufenden Eiſen, in dem Zeitpunkte, wo ſie bald ſchoſſen will. Wenn ſie
aber in ihrem juͤngern Zuſtande ſchon geſchaufelt wird, ſo iſt ihr dies um ſo
wohlthaͤtiger, beſonders wenn vieles Unkraut in den Reihen auflaͤuft. Nur darf
es doch nicht ſo fruͤh geſchehen, daß ihre Spitzen mit Erde uͤberſchuͤttet werden.
Will man ſie fruͤh ſchaufeln, ſo duͤrfen die Eiſen durchaus nicht conver, ſondern
muͤſſen ganz flach ſeyn, damit ſie die Erde nicht ſeitwaͤrts ſchieben, ſondern ſie
uͤber ſich weggleiten laſſen.

§. 121.

Einige haben das Stecken des Getreides mit der Hand (das Dibbeln derPflanzen des
Getreides.

Englaͤnder) der Drillkultur noch vorgezogen. Die Pflanzen kommen dadurch nicht
bloß in gleich entfernten Reihen, ſondern auch in dieſen in gleicher Entfernung

O 2
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[107/0131] Drillkultur. lich abgetrocknet iſt. Mehrentheils iſt es rathſam, das Feld zuvor mit der eiſer- nen Egge quer durch die Reihen zu durchziehen. Hierdurch wird die Winter- borke des Erdreichs gebrochen, welche ſonſt von den Hackeiſen leicht uͤber die Saatreihen geſchoben wird, und dieſe verſchuͤttet. Zerfaͤllt zaͤhe Erde dann nicht von ſelbſt, ſo laͤßt man bei trockner Witterung der abſchaufelnden Pferdehacke noch die Walze folgen, denn es iſt ſehr wichtig, daß dieſe obere Erde, welche nachher an die Pflanzen gebracht wird, voͤllig gepulvert werde. Die anhaͤufende Pferdehacke folgt dann, wenn die Saat ſich zu heben und zu ſchoſſen anfaͤngt. Dieſer Zeitpunkt muß genau wahrgenommen werden. Es ſchadet zwar nicht, wenn die Halme auch ſchon ausgetrieben waͤren, indeſſen iſt es doch rathſam, es vollendet zu haben, bevor ſich die Aehre entwickelt. Man muß fruͤh darauf denken, um den gerechten Feuchtigkeitszuſtand des Bodens wahr- zunehmen, wo er weder zu hart von Duͤrre, noch zu klebricht von Feuchtigkeit iſt. Man muß bei unguͤnſtiger Witterung die Stellen, wo man anfangen will, oft herausſuchen. Dies iſt wirklich der kritiſche Zeitpunkt fuͤr die Drillkultur; wenn man aber nur aufmerkſam und thaͤtig iſt, ſo gehet es immer. Freilich ließe ſich eine ſo unguͤnſtige Witterung denken, daß man mit dieſem zweiten Pfer- dehacken nicht zu Stande kommen koͤnnte. In dem Falle duͤrfte man auf keine ausgezeichnete Ernte rechnen; wenn indeſſen das erſte Pferdehacken gut vollfuͤhrt war, ſo wird das gedrillte Getreide noch immer das breitwuͤrfige uͤbertreffen. Der Soͤmmerrung wird haͤufig nur eine Pferdehacke gegeben, und zwar mit dem anhaͤufenden Eiſen, in dem Zeitpunkte, wo ſie bald ſchoſſen will. Wenn ſie aber in ihrem juͤngern Zuſtande ſchon geſchaufelt wird, ſo iſt ihr dies um ſo wohlthaͤtiger, beſonders wenn vieles Unkraut in den Reihen auflaͤuft. Nur darf es doch nicht ſo fruͤh geſchehen, daß ihre Spitzen mit Erde uͤberſchuͤttet werden. Will man ſie fruͤh ſchaufeln, ſo duͤrfen die Eiſen durchaus nicht conver, ſondern muͤſſen ganz flach ſeyn, damit ſie die Erde nicht ſeitwaͤrts ſchieben, ſondern ſie uͤber ſich weggleiten laſſen. §. 121. Einige haben das Stecken des Getreides mit der Hand (das Dibbeln der Englaͤnder) der Drillkultur noch vorgezogen. Die Pflanzen kommen dadurch nicht bloß in gleich entfernten Reihen, ſondern auch in dieſen in gleicher Entfernung Pflanzen des Getreides. O 2

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/131>, abgerufen am 20.04.2024.