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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Hülsenfrüchte.
daß dünner stehende Erbsen bei feuchter Witterung in der Blütezeit besser wie
dichtstehende ansetzen; wogegen diese mehr Stroh geben und den Boden in einem
mürberen Zustande hinterlassen. Es kommt also auf die Nebenzwecke an, die man
bei dem Erbsenbau hat. Einige wollen durch eine sehr dichte Saat das Unkraut
unterdrücken, und säen deshalb bis 2 Scheffel auf den Morgen. Ich habe aber
noch nicht bemerkt, daß man diese Absicht dadurch erreicht habe, indem das Unkraut,
besonders der Hederich, früher empor und zur Blüte kommt, wie die Erbsen, wenn
nicht eine sehr fruchtbare Witterung den Wachsthum der letztern begünstigt.

§. 129.

Vegetations-
periode.
Einige haben gegen das Eggen der aufgelaufenen Erbsen sehr gewarnt, an-
dere dagegen, besonders Dullo in seinem schätzbaren Werke über die kurlän-
dische Landwirthschaft haben es zur Vertilgung des jungen Unkrauts sehr empfoh-
len, jedoch nicht früher, als bis die Erbsen ihre Blätter entwickelt haben. Ich
habe bei einigen damit gemachten Versuchen in der That nicht gefunden, daß es
der jungen Erbsenpflanze geschadet hätte; aber das Unkraut hatte sich auch schon
zu stark bewurzelt, um dadurch erheblich zu leiden. Vielleicht müßte man, um
diesen Zweck zu ereichen, die untergepflügten Erbsen vor dem Auflaufen gar nicht
eggen, sondern damit warten, bis sie hervorgekommen und sich entwickelt haben,
wo dann die Egge auf der rauhen Furche zur Vertilgung des jungen Unkrauts
wirksamer seyn könnte. Ich habe aber den Versuch bisjetzt verabsäumt. Dullo
sagt in seiner Beschreibung der kurländischen Landwirthschaft, daß er Erbsen acht
bis zehn Tage nach der Saat, also wohl nachdem sie ihren Keim schon hervorge-
trieben hatten, mit dem besten Erfolge untergepflügt habe, und daß solche dann
schnell und rein vom Unkraute hervorgekommen seyen.

In England ist es nicht ungebräuchlich, selbst die breitwürfig gesäeten Erbsen
mit der Hand zu behacken und zu vereinzeln, und fleißige kleine Wirthe jäten sie.
Beides ist bei einer großen Erbsenaussaat für uns nicht anwendbar.

Wenn der Hederich die Erbsen überwächst und in voller Blüte steht, habe
ich nach mehreren andern das Abmähen desselben versucht, wobei die obern Spitzen
der Erbsen aber doch mitgefaßt werden müssen. Auf kräftigem Boden, und bei
günstiger Witterung schadete es den Erbsen nicht; im entgegengesetzten Falle litten
sie aber merklich dadurch, und der Hederich überwuchs sie zum zweitenmale.


Huͤlſenfruͤchte.
daß duͤnner ſtehende Erbſen bei feuchter Witterung in der Bluͤtezeit beſſer wie
dichtſtehende anſetzen; wogegen dieſe mehr Stroh geben und den Boden in einem
muͤrberen Zuſtande hinterlaſſen. Es kommt alſo auf die Nebenzwecke an, die man
bei dem Erbſenbau hat. Einige wollen durch eine ſehr dichte Saat das Unkraut
unterdruͤcken, und ſaͤen deshalb bis 2 Scheffel auf den Morgen. Ich habe aber
noch nicht bemerkt, daß man dieſe Abſicht dadurch erreicht habe, indem das Unkraut,
beſonders der Hederich, fruͤher empor und zur Bluͤte kommt, wie die Erbſen, wenn
nicht eine ſehr fruchtbare Witterung den Wachsthum der letztern beguͤnſtigt.

§. 129.

Vegetations-
periode.
Einige haben gegen das Eggen der aufgelaufenen Erbſen ſehr gewarnt, an-
dere dagegen, beſonders Dullo in ſeinem ſchaͤtzbaren Werke uͤber die kurlaͤn-
diſche Landwirthſchaft haben es zur Vertilgung des jungen Unkrauts ſehr empfoh-
len, jedoch nicht fruͤher, als bis die Erbſen ihre Blaͤtter entwickelt haben. Ich
habe bei einigen damit gemachten Verſuchen in der That nicht gefunden, daß es
der jungen Erbſenpflanze geſchadet haͤtte; aber das Unkraut hatte ſich auch ſchon
zu ſtark bewurzelt, um dadurch erheblich zu leiden. Vielleicht muͤßte man, um
dieſen Zweck zu ereichen, die untergepfluͤgten Erbſen vor dem Auflaufen gar nicht
eggen, ſondern damit warten, bis ſie hervorgekommen und ſich entwickelt haben,
wo dann die Egge auf der rauhen Furche zur Vertilgung des jungen Unkrauts
wirkſamer ſeyn koͤnnte. Ich habe aber den Verſuch bisjetzt verabſaͤumt. Dullo
ſagt in ſeiner Beſchreibung der kurlaͤndiſchen Landwirthſchaft, daß er Erbſen acht
bis zehn Tage nach der Saat, alſo wohl nachdem ſie ihren Keim ſchon hervorge-
trieben hatten, mit dem beſten Erfolge untergepfluͤgt habe, und daß ſolche dann
ſchnell und rein vom Unkraute hervorgekommen ſeyen.

In England iſt es nicht ungebraͤuchlich, ſelbſt die breitwuͤrfig geſaͤeten Erbſen
mit der Hand zu behacken und zu vereinzeln, und fleißige kleine Wirthe jaͤten ſie.
Beides iſt bei einer großen Erbſenausſaat fuͤr uns nicht anwendbar.

Wenn der Hederich die Erbſen uͤberwaͤchſt und in voller Bluͤte ſteht, habe
ich nach mehreren andern das Abmaͤhen deſſelben verſucht, wobei die obern Spitzen
der Erbſen aber doch mitgefaßt werden muͤſſen. Auf kraͤftigem Boden, und bei
guͤnſtiger Witterung ſchadete es den Erbſen nicht; im entgegengeſetzten Falle litten
ſie aber merklich dadurch, und der Hederich uͤberwuchs ſie zum zweitenmale.


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[116/0140] Huͤlſenfruͤchte. daß duͤnner ſtehende Erbſen bei feuchter Witterung in der Bluͤtezeit beſſer wie dichtſtehende anſetzen; wogegen dieſe mehr Stroh geben und den Boden in einem muͤrberen Zuſtande hinterlaſſen. Es kommt alſo auf die Nebenzwecke an, die man bei dem Erbſenbau hat. Einige wollen durch eine ſehr dichte Saat das Unkraut unterdruͤcken, und ſaͤen deshalb bis 2 Scheffel auf den Morgen. Ich habe aber noch nicht bemerkt, daß man dieſe Abſicht dadurch erreicht habe, indem das Unkraut, beſonders der Hederich, fruͤher empor und zur Bluͤte kommt, wie die Erbſen, wenn nicht eine ſehr fruchtbare Witterung den Wachsthum der letztern beguͤnſtigt. §. 129. Einige haben gegen das Eggen der aufgelaufenen Erbſen ſehr gewarnt, an- dere dagegen, beſonders Dullo in ſeinem ſchaͤtzbaren Werke uͤber die kurlaͤn- diſche Landwirthſchaft haben es zur Vertilgung des jungen Unkrauts ſehr empfoh- len, jedoch nicht fruͤher, als bis die Erbſen ihre Blaͤtter entwickelt haben. Ich habe bei einigen damit gemachten Verſuchen in der That nicht gefunden, daß es der jungen Erbſenpflanze geſchadet haͤtte; aber das Unkraut hatte ſich auch ſchon zu ſtark bewurzelt, um dadurch erheblich zu leiden. Vielleicht muͤßte man, um dieſen Zweck zu ereichen, die untergepfluͤgten Erbſen vor dem Auflaufen gar nicht eggen, ſondern damit warten, bis ſie hervorgekommen und ſich entwickelt haben, wo dann die Egge auf der rauhen Furche zur Vertilgung des jungen Unkrauts wirkſamer ſeyn koͤnnte. Ich habe aber den Verſuch bisjetzt verabſaͤumt. Dullo ſagt in ſeiner Beſchreibung der kurlaͤndiſchen Landwirthſchaft, daß er Erbſen acht bis zehn Tage nach der Saat, alſo wohl nachdem ſie ihren Keim ſchon hervorge- trieben hatten, mit dem beſten Erfolge untergepfluͤgt habe, und daß ſolche dann ſchnell und rein vom Unkraute hervorgekommen ſeyen. Vegetations- periode. In England iſt es nicht ungebraͤuchlich, ſelbſt die breitwuͤrfig geſaͤeten Erbſen mit der Hand zu behacken und zu vereinzeln, und fleißige kleine Wirthe jaͤten ſie. Beides iſt bei einer großen Erbſenausſaat fuͤr uns nicht anwendbar. Wenn der Hederich die Erbſen uͤberwaͤchſt und in voller Bluͤte ſteht, habe ich nach mehreren andern das Abmaͤhen deſſelben verſucht, wobei die obern Spitzen der Erbſen aber doch mitgefaßt werden muͤſſen. Auf kraͤftigem Boden, und bei guͤnſtiger Witterung ſchadete es den Erbſen nicht; im entgegengeſetzten Falle litten ſie aber merklich dadurch, und der Hederich uͤberwuchs ſie zum zweitenmale.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/140>, abgerufen am 19.04.2024.