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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Hackfruchtbau.
§. 175.

Wichtigkeit
derselben bei
diesem Bau.
Es kommt bei dem Anbau dieser Gewächse im Großen oft nicht so sehr
darauf an, den möglichst Ertrag von einer Erdfläche zu gewinnen, als darauf,
daß das Gewonnene die geringsten Arbeitskosten mache. Die Landrente beträgt
weit weniger als die Arbeit, und da sie statt der Brache gebauet werden, und
die Zwecke dieser erfüllen, so kann ihnen die Landrente kaum zur Last geschrie-
ben werden. Benn ich 200 Ctr. von 1 Morgen mit dem Arbeitsaufwande von
12 rthlr. und 150 Ctr. mit dem Arbeitsaufwande von 3 rthlr. gewinnen kann,
so ist der Vortheil oft auf Seiten des letztern, um so mehr, wenn es mir
nicht an Acker, den ich dazu benutzen und dadurch verbessern kann, wohl aber
an Arbeitern, um eine größere Fläche mit Sorgfalt zu bestellen, fehlet. Die
entfernter stehenden Gewächse können wirksamer als die dichtstehenden bear-
beitet werden.

§. 176.

Vorbereitung
des Ackers.
Es ist von Wichtigkeit, daß man kurz vor dem Pflanzen oder Reihen-
säen dieser Gewächse, das hervorkeimende Unkraut völlig zerstört habe, damit
keine Bearbeitung früher nöthig werde, bevor die Pflanzen etwas emporge-
wachsen sind. Die gehörige Vorbereitung des Bodens mit dem Pfluge ver-
steht sich von selbst; aber nach der letzten Furche thut man wohl, den Acker
gleich zu eggen, dann bei trocknem Wetter die Klöße mit der Walze zu pul-
vern, und darauf wieder recht klar zu eggen. Hierdurch befördert man die
schnellere Keimung des Saamenunkrauts, und wenn diese geschehen ist, über-
zieht man den Acker unmittelbar vor der Bestellung mit dem Exstirpator und
egget ihn wieder, wodurch das abermalige Hervorkommen des Unkrauts, wo
nicht völlig verhütet, doch auf längere Zeit zurückgehalten seyn wird, so daß
man ohne zu schaufeln oft unmittelbar zum Anhäufeln schreiten kann. Diese
Arbeit verlohnt sich vielfach durch Ersparung der folgenden.

§. 177.

Der Mar-
queur oder
Reihenzieher.
Ein Werkzeug, welches bei dem Bau dieser Früchte höchst nutzbar wird,
ist ein Linien- oder Furchenzieher, den man auch Marqueur nennt, der aber
doch mehrentheils tiefer furchen muß, als andre beim Gartenbau gebräuchliche
Instrumente dieses Namens thun. Man kann die Furchenzieher von Eisen

Hackfruchtbau.
§. 175.

Wichtigkeit
derſelben bei
dieſem Bau.
Es kommt bei dem Anbau dieſer Gewaͤchſe im Großen oft nicht ſo ſehr
darauf an, den moͤglichſt Ertrag von einer Erdflaͤche zu gewinnen, als darauf,
daß das Gewonnene die geringſten Arbeitskoſten mache. Die Landrente betraͤgt
weit weniger als die Arbeit, und da ſie ſtatt der Brache gebauet werden, und
die Zwecke dieſer erfuͤllen, ſo kann ihnen die Landrente kaum zur Laſt geſchrie-
ben werden. Benn ich 200 Ctr. von 1 Morgen mit dem Arbeitsaufwande von
12 rthlr. und 150 Ctr. mit dem Arbeitsaufwande von 3 rthlr. gewinnen kann,
ſo iſt der Vortheil oft auf Seiten des letztern, um ſo mehr, wenn es mir
nicht an Acker, den ich dazu benutzen und dadurch verbeſſern kann, wohl aber
an Arbeitern, um eine groͤßere Flaͤche mit Sorgfalt zu beſtellen, fehlet. Die
entfernter ſtehenden Gewaͤchſe koͤnnen wirkſamer als die dichtſtehenden bear-
beitet werden.

§. 176.

Vorbereitung
des Ackers.
Es iſt von Wichtigkeit, daß man kurz vor dem Pflanzen oder Reihen-
ſaͤen dieſer Gewaͤchſe, das hervorkeimende Unkraut voͤllig zerſtoͤrt habe, damit
keine Bearbeitung fruͤher noͤthig werde, bevor die Pflanzen etwas emporge-
wachſen ſind. Die gehoͤrige Vorbereitung des Bodens mit dem Pfluge ver-
ſteht ſich von ſelbſt; aber nach der letzten Furche thut man wohl, den Acker
gleich zu eggen, dann bei trocknem Wetter die Kloͤße mit der Walze zu pul-
vern, und darauf wieder recht klar zu eggen. Hierdurch befoͤrdert man die
ſchnellere Keimung des Saamenunkrauts, und wenn dieſe geſchehen iſt, uͤber-
zieht man den Acker unmittelbar vor der Beſtellung mit dem Exſtirpator und
egget ihn wieder, wodurch das abermalige Hervorkommen des Unkrauts, wo
nicht voͤllig verhuͤtet, doch auf laͤngere Zeit zuruͤckgehalten ſeyn wird, ſo daß
man ohne zu ſchaufeln oft unmittelbar zum Anhaͤufeln ſchreiten kann. Dieſe
Arbeit verlohnt ſich vielfach durch Erſparung der folgenden.

§. 177.

Der Mar-
queur oder
Reihenzieher.
Ein Werkzeug, welches bei dem Bau dieſer Fruͤchte hoͤchſt nutzbar wird,
iſt ein Linien- oder Furchenzieher, den man auch Marqueur nennt, der aber
doch mehrentheils tiefer furchen muß, als andre beim Gartenbau gebraͤuchliche
Inſtrumente dieſes Namens thun. Man kann die Furchenzieher von Eiſen

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[142/0166] Hackfruchtbau. §. 175. Es kommt bei dem Anbau dieſer Gewaͤchſe im Großen oft nicht ſo ſehr darauf an, den moͤglichſt Ertrag von einer Erdflaͤche zu gewinnen, als darauf, daß das Gewonnene die geringſten Arbeitskoſten mache. Die Landrente betraͤgt weit weniger als die Arbeit, und da ſie ſtatt der Brache gebauet werden, und die Zwecke dieſer erfuͤllen, ſo kann ihnen die Landrente kaum zur Laſt geſchrie- ben werden. Benn ich 200 Ctr. von 1 Morgen mit dem Arbeitsaufwande von 12 rthlr. und 150 Ctr. mit dem Arbeitsaufwande von 3 rthlr. gewinnen kann, ſo iſt der Vortheil oft auf Seiten des letztern, um ſo mehr, wenn es mir nicht an Acker, den ich dazu benutzen und dadurch verbeſſern kann, wohl aber an Arbeitern, um eine groͤßere Flaͤche mit Sorgfalt zu beſtellen, fehlet. Die entfernter ſtehenden Gewaͤchſe koͤnnen wirkſamer als die dichtſtehenden bear- beitet werden. Wichtigkeit derſelben bei dieſem Bau. §. 176. Es iſt von Wichtigkeit, daß man kurz vor dem Pflanzen oder Reihen- ſaͤen dieſer Gewaͤchſe, das hervorkeimende Unkraut voͤllig zerſtoͤrt habe, damit keine Bearbeitung fruͤher noͤthig werde, bevor die Pflanzen etwas emporge- wachſen ſind. Die gehoͤrige Vorbereitung des Bodens mit dem Pfluge ver- ſteht ſich von ſelbſt; aber nach der letzten Furche thut man wohl, den Acker gleich zu eggen, dann bei trocknem Wetter die Kloͤße mit der Walze zu pul- vern, und darauf wieder recht klar zu eggen. Hierdurch befoͤrdert man die ſchnellere Keimung des Saamenunkrauts, und wenn dieſe geſchehen iſt, uͤber- zieht man den Acker unmittelbar vor der Beſtellung mit dem Exſtirpator und egget ihn wieder, wodurch das abermalige Hervorkommen des Unkrauts, wo nicht voͤllig verhuͤtet, doch auf laͤngere Zeit zuruͤckgehalten ſeyn wird, ſo daß man ohne zu ſchaufeln oft unmittelbar zum Anhaͤufeln ſchreiten kann. Dieſe Arbeit verlohnt ſich vielfach durch Erſparung der folgenden. Vorbereitung des Ackers. §. 177. Ein Werkzeug, welches bei dem Bau dieſer Fruͤchte hoͤchſt nutzbar wird, iſt ein Linien- oder Furchenzieher, den man auch Marqueur nennt, der aber doch mehrentheils tiefer furchen muß, als andre beim Gartenbau gebraͤuchliche Inſtrumente dieſes Namens thun. Man kann die Furchenzieher von Eiſen Der Mar- queur oder Reihenzieher.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/166>, abgerufen am 23.04.2024.