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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Futtergewächse.
§. 273.

Erziehung
aus Saamen.
Die Erziehung der Kartoffeln aus Saamen habe ich vormals häufig ver-
sucht. Sie ist interessant für einen Gartenliebhaber, und man kann sich durch
zufällige Erzeugung einer neuen guten Art verdient machen. Aber ökonomisch
ist sie nicht, indem es, wenn man sie nicht auf Mistbeeten treibt, zu lange
dauert, bevor die Bollen zu ihrer vollen Größe kommen; besonders aber weil
man fast immer eine gemischte Art erhält, die man schwer aussondern kann,
und die, wenn sie zusammenbleibt, ein unangenehmes Gemenge von verschie-
dener Natur abgiebt. Es ist wichtig, daß man jede Sorte rein erhalte, weil
sie sonst ungleich keimen und reifen. Ich rede hier nicht von der Gartenkul-
tur der Kartoffeln.

§. 274.

Boden.Die Kartoffeln wachsen auf jedem Boden, und wenn die Witterung gün-
stig ist, geben sie sogar auf gedüngtem Flugsande einen ziemlichen Ertrag.
Wenn strenger Lehmboden gut vorbereitet und durch strohigen Mist gelockert
ist, so ist ihr Gedeihen auch auf solchem ganz sicher. Vor allem sagt ihnen
aber doch der sandige Lehmboden zu.

Im Neubruch und auf abgewässertem, besonders gebrannten Moorboden,
gerathen sie auch vorzüglich und geben zuweilen einen enormen Ertrag.

§. 275.

Platz im
Felde.
Bis jetzt sind die Kartoffeln in offenem Felde größtentheils in der Brache
gebauet worden, und es ist ausgemacht, daß sie gut bearbeitet die mehrsten
Zwecke der Brache erfüllen. Allein die Winterung schlägt darauf nach über-
wiegenden Erfahrungen und mit Ausnahme weniger einzelnen Fälle zurück.
Da man nun die Winterung in der Brache so ungern aufopfert, so haben-
manche gute Dreifelder-Wirthe die Kartoffeln in das zweite oder Sommer-
feld gebracht, vielleicht etwas dazu nachgedüngt, und auf selbige Erbsen fol-
gen lassen, die allerdings hier sehr gut gerathen; womit sie dann wieder in
den gewöhnlichen Turnus übergegangen sind.

§. 276.

Dünger.Daß die Kartoffeln in frischem Dünger stärker werden, ist allgemein an-
erkannt; indessen können sie in zweiter und dritter Tracht noch einen annehm-

Futtergewaͤchſe.
§. 273.

Erziehung
aus Saamen.
Die Erziehung der Kartoffeln aus Saamen habe ich vormals haͤufig ver-
ſucht. Sie iſt intereſſant fuͤr einen Gartenliebhaber, und man kann ſich durch
zufaͤllige Erzeugung einer neuen guten Art verdient machen. Aber oͤkonomiſch
iſt ſie nicht, indem es, wenn man ſie nicht auf Miſtbeeten treibt, zu lange
dauert, bevor die Bollen zu ihrer vollen Groͤße kommen; beſonders aber weil
man faſt immer eine gemiſchte Art erhaͤlt, die man ſchwer ausſondern kann,
und die, wenn ſie zuſammenbleibt, ein unangenehmes Gemenge von verſchie-
dener Natur abgiebt. Es iſt wichtig, daß man jede Sorte rein erhalte, weil
ſie ſonſt ungleich keimen und reifen. Ich rede hier nicht von der Gartenkul-
tur der Kartoffeln.

§. 274.

Boden.Die Kartoffeln wachſen auf jedem Boden, und wenn die Witterung guͤn-
ſtig iſt, geben ſie ſogar auf geduͤngtem Flugſande einen ziemlichen Ertrag.
Wenn ſtrenger Lehmboden gut vorbereitet und durch ſtrohigen Miſt gelockert
iſt, ſo iſt ihr Gedeihen auch auf ſolchem ganz ſicher. Vor allem ſagt ihnen
aber doch der ſandige Lehmboden zu.

Im Neubruch und auf abgewaͤſſertem, beſonders gebrannten Moorboden,
gerathen ſie auch vorzuͤglich und geben zuweilen einen enormen Ertrag.

§. 275.

Platz im
Felde.
Bis jetzt ſind die Kartoffeln in offenem Felde groͤßtentheils in der Brache
gebauet worden, und es iſt ausgemacht, daß ſie gut bearbeitet die mehrſten
Zwecke der Brache erfuͤllen. Allein die Winterung ſchlaͤgt darauf nach uͤber-
wiegenden Erfahrungen und mit Ausnahme weniger einzelnen Faͤlle zuruͤck.
Da man nun die Winterung in der Brache ſo ungern aufopfert, ſo haben-
manche gute Dreifelder-Wirthe die Kartoffeln in das zweite oder Sommer-
feld gebracht, vielleicht etwas dazu nachgeduͤngt, und auf ſelbige Erbſen fol-
gen laſſen, die allerdings hier ſehr gut gerathen; womit ſie dann wieder in
den gewoͤhnlichen Turnus uͤbergegangen ſind.

§. 276.

Duͤnger.Daß die Kartoffeln in friſchem Duͤnger ſtaͤrker werden, iſt allgemein an-
erkannt; indeſſen koͤnnen ſie in zweiter und dritter Tracht noch einen annehm-

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[210/0234] Futtergewaͤchſe. §. 273. Die Erziehung der Kartoffeln aus Saamen habe ich vormals haͤufig ver- ſucht. Sie iſt intereſſant fuͤr einen Gartenliebhaber, und man kann ſich durch zufaͤllige Erzeugung einer neuen guten Art verdient machen. Aber oͤkonomiſch iſt ſie nicht, indem es, wenn man ſie nicht auf Miſtbeeten treibt, zu lange dauert, bevor die Bollen zu ihrer vollen Groͤße kommen; beſonders aber weil man faſt immer eine gemiſchte Art erhaͤlt, die man ſchwer ausſondern kann, und die, wenn ſie zuſammenbleibt, ein unangenehmes Gemenge von verſchie- dener Natur abgiebt. Es iſt wichtig, daß man jede Sorte rein erhalte, weil ſie ſonſt ungleich keimen und reifen. Ich rede hier nicht von der Gartenkul- tur der Kartoffeln. Erziehung aus Saamen. §. 274. Die Kartoffeln wachſen auf jedem Boden, und wenn die Witterung guͤn- ſtig iſt, geben ſie ſogar auf geduͤngtem Flugſande einen ziemlichen Ertrag. Wenn ſtrenger Lehmboden gut vorbereitet und durch ſtrohigen Miſt gelockert iſt, ſo iſt ihr Gedeihen auch auf ſolchem ganz ſicher. Vor allem ſagt ihnen aber doch der ſandige Lehmboden zu. Boden. Im Neubruch und auf abgewaͤſſertem, beſonders gebrannten Moorboden, gerathen ſie auch vorzuͤglich und geben zuweilen einen enormen Ertrag. §. 275. Bis jetzt ſind die Kartoffeln in offenem Felde groͤßtentheils in der Brache gebauet worden, und es iſt ausgemacht, daß ſie gut bearbeitet die mehrſten Zwecke der Brache erfuͤllen. Allein die Winterung ſchlaͤgt darauf nach uͤber- wiegenden Erfahrungen und mit Ausnahme weniger einzelnen Faͤlle zuruͤck. Da man nun die Winterung in der Brache ſo ungern aufopfert, ſo haben- manche gute Dreifelder-Wirthe die Kartoffeln in das zweite oder Sommer- feld gebracht, vielleicht etwas dazu nachgeduͤngt, und auf ſelbige Erbſen fol- gen laſſen, die allerdings hier ſehr gut gerathen; womit ſie dann wieder in den gewoͤhnlichen Turnus uͤbergegangen ſind. Platz im Felde. §. 276. Daß die Kartoffeln in friſchem Duͤnger ſtaͤrker werden, iſt allgemein an- erkannt; indeſſen koͤnnen ſie in zweiter und dritter Tracht noch einen annehm- Duͤnger.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/234>, abgerufen am 28.03.2024.